Post by Petra RuettigerAh, aber sie hatte heute in der Mitte einer Unterhaltung
versehentlich gesagt, daß sie den Trainer C gemacht hat (in 1999).
Da man den C ein Jahr haben muss, um den B zu machen, und sie den B
NICHT gemacht hat, kann sie sich nicht Reitwart FN nennen - oder ?
Sie hatte den Reitwart natürlich vor dem Trainer C NICHT.....
1999 gab es u.a. noch den Fachuebungsleiter Reiten und den Reitwart. Damals
konnte man - klugerweise, denn das bisschen Reiten, welches fuer das eine
wie das andere erforderlich ist, faellt fuer beide Praedikate in die
Kategorie "ambitionierter Anfaenger" - bei Interesse (bzw. Sachzwang, i.d.R.
geht's dabei um versicherungsrechtliche Fragen und/oder kommunale
Sportfoerderung im Vereinsumfeld fuer Leute, die sowieso schon laengst
Unterricht gegeben haben) und Faehigkeit auch direkt zum Lehrgang Reitwart
antanzen, ohne sich Vorpruefung und Wartezeit anzutun.
Vor allem letztere ist sowieso reine Augenwischerei mit dem einzigen Ziel,
das (kostenguenstigere) Ablegen beider Pruefungen in einem Aufwasch zu
verhindern. Dabei ist nach wie vor *nur* die Pruefung aussagekraeftig:
entweder legt einer diejenige zum Reitwart (vulgo Trainer B) ab oder eben
nicht; eine Bescheinigung, soundsolange *irgendwo* Unterricht gegeben zu
haben, besagt rein gar nichts und wird sowieso in 99 von 100 Faellen als
Gefaelligkeitsbriefchen ausgestellt.
Um auf die Eingangsfrage zurueckzukommen: Wenn jemand 1999 den
Fachuebungsleiter *und* den Reitwart gemacht hat (was ohne weiteres möglich
war), und sich im Bewusstsein der Gleichwertigkeit der aktuellen
"Trainer"-Begriffe bedient (auch quasi vermischt), kann er sich sowohl
Trainer B als auch Reitwart FN nennen.
Oder von mir aus auch Raeuber Hotzenplotz. Denn ab einem gewissen Level,
i.d.R. wenn es um mehr als z.B. das Abspulen des Anfaenger-Schulunterrichts
in einem Verein (der das wegen der Gemeinnuetzigkeit etc. betreibt) durch
billigste Arbeitskraefte geht, interessiert sich nach meiner Erfahrung kaum
noch wer fuer die seit 2000 eingefuehrten "Trainer"-Praedikate. Wie bei der
Rechtschreibreform; die hat auch keiner so recht durchdacht bzw. verstanden,
und infolgedessen schreibt heutzutage jeder, wie er will.
Auch versicherungstechnisch verliert die Amateurausbildersystematik an
Bedeutung, seit sich jeder Reitunterrichtgebende privat hinreichend
absichern kann. Das kostet ca.150 Euro im Jahr, die ein gesuchter Trainer K
(="kann einfach was") in 1-2 Wochen wieder drin hat. Nur fuer die
Sportfoerderung von Vereinen und fuer die automatische Versicherung von
Unterrichtnehmern in Vereinen ueber den Landessportbund besteht eine gewisse
Restbedeutung.
Nichts gegen die "Ausbilder-Ausbildung" der FN; die schaetze ich
ausgesprochen positiv ein und habe das auch schon vielfach klargemacht. Aber
die Bedeutung des "Titels" braucht nicht ueberschaetzt zu werden (um
allerdings Missverstaendnisse zu vermeiden: *keinen* solchen, bzw. keine
Pruefung, vorzuweisen ist erst recht wertlos). Denn irgendwann ueberholt,
entsprechende Aktivitaeten und Weiterentwicklung vorausgesetzt, die
Realitaet i.d.R. die Einstiegsqualifikationen um Laengen.
Mein Fachuebungsleiter beispielsweise ist bereits seit 10 Jahren mangels
Interesses an den alle zwei Jahre vorgeschriebenen Auffrischungskursen
verfallen. Nun ist es zwar schon fuer an Unterricht Interessierte wichtig,
zu wissen, ob eine solche Qualifikation ueberhaupt irgendwann mal bestanden
hat - ob sie allerdings brav "weitergeklebt" oder kostenpflichtig in neue
Schlaeuche umgefuellt wurde, ist vergleichsweise nebensaechlich. Ob es um
die Durchfuehrung eines Reitabzeichenkurses oder um die Unterrichtserteilung
fuer Fortgeschrittene geht: die zustaendigen Ansprechpartner (die LK im
ersten, Stallbetreiber und Kunden im zweiten Fall) zeigen sich hier
erfreulich pragmatisch: nicht mal die LK wollte fuer den erstgenannten Fall
nach entsprechender Rueckfrage der Veranstalter immer noch darauf bestehen,
ich solle das mittlerweile angeschimmelte Trainerscheinchen ein zweites Mal
ganz von vorne ablegen und zu diesem Behufe, um zusammen mit einer Handvoll
Reitabzeichenabsolventen einem interessierten Breitensportrichtergremium
eine Handvoll E- und A-Lektionen vorzureiten, ausgebuchte Unterrichts- oder
auch Turnierwochenenden in richtig hohen Klassen sausen lassen. Ab einem
gewissen Niveau ist sogar die FN wieder so vernuenftig, gewisse Faehigkeiten
einfach mal als bewiesen zu akzeptieren, indem sie beim Vorhandensein
entsprechender Erfolge nach einer einfachen Sichtung die direkte Zulassung
zur Bereiterpruefung gestattet!
Auf dem Papier zaehlt der aktuelle Trainer XYZ zwar tatsaechlich mehr als
eine selbst die der Lehrgangsveranstalter um ein Vielfaches uebersteigende
Leistungsklasse und/oder Unterrichtspraxis - in Wirklichkeit lachen sich
aber sowohl die Vereine als auch die Schueler und Privatpersonen, fuer die
ich taetig bin, einen Ast, wenn gelegentlich ein engagiertes Maedel mit
einem druckfrischen Trainer B oder so am Hof aufkreuzt und statt meiner den
Ausbilder mimen will. Gegen einen etablierten Ruf und die entsprechende
Mundpropaganda kommt der Hinweis auf ein neudefiniertes "Verfallsdatum" der
zugrundeliegenden Ausbildung jedenfalls nicht an, und das ist auch gut so.
Gruss
Stefan
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Stefan Ungemach (www.ungemachdata.de)
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."