Post by s***@isf.rwth-aachen.deDu kannst kaum die Hinterbeine des Menschen mit den Vorderbeinen des
Pferdes vergleichen...
Das brauche ich auch gar nicht. Es reicht hier voellig aus, den
Unterschied zwischen Weiterlaufen und Abbremsen auf der *gleichen*
(beliebigen) Gliedmasse des *gleichen* Individuums zu beobachten bzw. -
deshalb das Angebot einer fuer Nichtreiter und NIchtphysiker
nachvollziehbaren Versuchsanordnung - zu erfuehlen.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deannähernd statthaft. Nicht desto trotz, eine prinzipiell andere Form
der Belastung zwischen Weiterlaufen und Abremsen findet !!nicht!!
statt.
Nicht eine "prinzipiell andere Form" - nur eine Umverteilung der
vektoriellen Komponenten der beim Auffussen wirksamen Kraft, bezogen
auf die Strukturen im Tragapparat (um die Sache noch komplizierter zu
machen, ist das auch noch in Vorder- und Hinterbeinen unterschiedlich).
Selbst wenn die Lastspitzen auf die Sehnen in den beiden Situationen
gleich hoch waeren - was sie nicht sind - bedeutet das, dass diese beim
Abbremsen sehr viel *laenger* etwas zu tun haben. Sie messen nun mal,
wenngleich nicht alleine, beim Abbremsen sehr viel mehr kinetische
Energie umwandeln.
Bei einem Motorrad waere dieser Umstand kinderleicht festzustellen.
Wenn man zum Behufe des Stehenbleibens mit der Vorderradbremse
arbeitet, wird diese warm; tritt man stattdessen auf die
Hinterradbremse, bleibt sie kalt. Aber wenn man *ueberhaupt* nicht
bremst, bleiben *beide* kalt.
Nun willst Du mit Deinen Hinweisen auf richtig gerittene Pferde, vom
Menschen verdorbene Bewegungsmuster etc. zwar suggerieren, dass die
Hinterbeine des Pferdes quasi wie eine allein betaetigte
Hinterradbremse die ganze Arbeit tun (in der Tat sind sie erheblich
beteiligt, was man bei einem Stop wie auch bei einem Steher vorm
Hindernis gut beobachten kann) - aber das stimmt nicht so ganz. Die
"Bremsarbeit" wird auf Vorder- *und* Hinterbeine verteilt, und wenn's
von 100 auf Null schneller als umgekehrt geht, werden eben auch *alle*
beteiligten Beine schon mal staerker belastet.
Natuerlich verlagert ein Pferd einen Grossteil der Bremsarbeit auf die
Hinterhand. Die hat ja auch ueber die rein quantitativen Unterschiede
hinaus einen grossen Vorteil: sie kann, durch starke Muskeln
unterstuetzt, einfedern. Das nennt man Hankenbeugung. Waehrend das z.B.
beim versammelten Pferd nahezu senkrecht geschieht, wird beim Bremsen
die ganze Stellung der Hinterhand - dem angreifenden Vektor
entsprechend - veraendert: dann setzt es naemlich seine Beine noch viel
weiter nach vorne, um den ganzen Tragapparat zum Einsatz zu bringen.
Mit den Vorderbeinen kann es Derartiges nicht, da muessen alleine
Sehnen und Baender herhalten.
Daraus allerdings nun zu schliessen, dass Pferde dies wuessten bzw.
automatisch in einer Weise beim Bremsen mit den Vorderbeinen mitliefen,
die groessere Kraefte als beim normalen Vortritt ausschloesse, ist ein
Irrtum. Wenn sie so schlau waeren, wuerden sie auch keine senkrechten
Bockspruenge fabrizieren, die nun wirklich *voll* auf die Sehnen und
Baender gehen. In der Praxis (beispielsweise auf der Fohlenkoppel, was
der These von der von Natur aus optimierten Bewegung, die nur der
Mensch verdirbt, den Wind ausd den Segeln nimmt), findet natuerlich all
das statt - Vollbremsungen mit gestreckten Vorderbeinen, Bockspruenge
und "kaltgestartete" Hakenschlaege.
Da ist so ein Pferd auch nicht anders als ein haltungsgeschaedigter
Couch-Potato: erst wenn was verschlissen oder sonstwie geschaedigt ist
und infolgedessen wehtut, wird eine Bewegung an limitierende
Einschraenkungen angepasst bzw. optimiert (denn selbstverstaendlich ist
das prinzipiell dasselbe: praeventive Optimierung entspringt ja bloss
dem Wissen darum, dass solche Einschraenkungen andernfalls halt schon
frueher eintreten).
Fakt ist also: erstens strapaziert ploetzliches Abbremsen sehr wohl die
beteiligten Strukturen *mehr* als gleichmaessiges Weiterlaufen, und
zweitens werden Sehnen und Baender der Vorderbeine *dabei* alleine
schon deshalb mehr in die Pflicht genommen, weil sie wegen an *anderer*
Stelle arbeitenden Muskeln eben nicht fuehlbar ermueden (dafuer jedoch
irgendwann halt frueher kaputtgehen).
Post by s***@isf.rwth-aachen.deEs ist immer ein Auffußen mit gestreckem Bein und damit
einhergehnder Lastaufnahme, der Unterschied liegt *lediglich* im
Abrollen und Wiederabfußen beim Weiterlaufen.
Das ist aber ein *wesentlicher* Unterschied. Vergleichbar in etwa dem
Einnicken eines Motorrades bei (ab)rollendem und blockierten
Vorderrad - was da in der Gabel passiert, sieht man auf den ersten
Blick. Sofern die das ueberhaupt aufnehmen kann - wenn naemlich
vollstaendiges Einfedern nicht genuegen sollte, ueberschlaegt sich die
Fuhre, oder der Pilot geht ueber den Lenker...
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDie von dir
angesprochenen zusätzlichen dynamischen Kräfte werden normalerweise
weitestgehend über die Hinterhand aufgenommen.
D'accord. Hilft aber nix: deshalb werden trotzdem auch die Vorderbeine
beim Abbremsen staerker als bei was anderem belastet. Und ersteres,
zumindest aus Fullspeed heraus, zu unterbinden hat zwar ein *Reiter*,
nicht jedoch ein Beobachter am Koppelrand, in der Hand.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deIch hoffe du meinst nicht die abrupte Stotterbremse auf der Vorhand,
die eigentlich nur bei steifen und verrittenen Pferden zu beobachten
ist.
Nach dem morgendlichen Rausfuehren aus den Boxen sind erst mal *alle*
Pferde steif. Dazu brauchen sie gar nicht verritten zu sein. Hinzu
kommt, dass speziell Steifigkeiten des Rueckens keineswegs durch
stundenlanges Grasfuttern, sondern ausschliesslich durch zielfuehrendes
Gymnastizieren verschwinden. Wenn man die Pferde also nicht gerade
*nach* dem (richtigen) Reiten aufgewaermt und ausgeglichen auf die
Koppel stellt, ist diese Deine "Stotterbremse" der *Normalfall*.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deAlles andere ist im natürlichen Ablauf verankert. Muß es auch, da
reine Schnelligkeit vor dem im Rudel angreifenden Feind kaum die
richtige Überlebensstrategie ist. Es ist zusätzlich, kaum anders als
im Parcours, Wendigkeit gefragt, was z.B. zum Hakenschlagen auch das
plötzliche Abbremsen erfordert.
So war's nicht gemeint. Im Angesicht des Fressfeindes ist aber
grundsaetzlich *jede* Strategie erfolgreich, die den das Nachsehen
haben laesst - auch wenn die aus der wilden Hatz resultierenden
Zipperlein im Alter die Lebensqualitaet mindern - oder eben dieses
Entkommen dann eben verhindern. Das betrifft Abbremsen, Hakenschlagen,
Kaltstarts zur wilden Flucht - all das halt, was ein Reiter verhindert.
Der wesentliche Unterschied zum Parcours (jedenfalls bei mir und meinen
Pferden <g>) besteht darin, dass das Primaerziel eben nicht der
aktuelle Erfolg (Ueberleben vorm Puma bzw. Schleife im Derby), sondern
die lange Nutzbarkeit ist.
Aus diesem Grunde gymnastiziert man erstens Pferde (die Natur gestattet
sich da durchaus Nachlaessigkeiten), und zweitens schuetzt man sie im
Bedarfsfall vor Spaetschaeden durch eigene Dusseligkeit. Letzteres
beinhaltet dann eben auch mal Gamaschen auf der Weise - nicht zuletzt
auch deshalb, weil die Sehnen eines trainierten und etwas groesseren
Sportpferdes beim "pferdetypischen" Kaltstart auf die Fruehlingswiese
(wg. Muskelmasse) mit ziemlich viel Gewicht und der durch einen recht
starken "Motor" fertig werden muessen, wobei letzterer leider trotzdem
immer noch von einem Lenker mit kindlichem Gemuet und beschraenkter
Weitsicht bedient wird...:-)
Post by s***@isf.rwth-aachen.dePost by Stefan UngemachPost by s***@isf.rwth-aachen.deselbst wenn dem so wäre, so wird die Belastung der Beugesehne duch
den Winkel zwischen Fessel und Röhrbein, bzw. durch den
Umlenkwinkel an der Hufrolle bestimmt. Beides ist auch beim
gestrecketen Bein gegeben.
Nicht wirklich, oder? Du brauchst doch bloss mal ein Vorderbein am
Fesselgelenk in die Hand zu nehmen, mit der anderen die Beugesehne zu
ertasten, und dann den Huf von einem Helfer rotieren zu lassen. Dann
merkst Du sehr schnell, dass die Anspannung der Beugesehne vom
Rotationsgrad abhaengt - immerhin ist der Umlenkpunkt der Hufrolle
nicht mit dem Drehpunkt des Fesselgelenks identisch (andernfalls
braeuchte man ueberhaupt keine Beugesehne - allerdings waere dann
tatsaechlich die Belastung in allen Durchfederungsgraden gleich <g>).
Und selbstverstaendlich ist eine Sehne auch ein Stueck weit flexibel
(nur die einzelnen Fasern sind dies nicht!), so dass ab einem
bestimmten Punkt ueberhaupt, und darueberhinaus bis zu einem gewissen
Grad auch zunehmend, Last aufgenommen werden kann. Beim durchfedernden
Bein ist also (a) der og. Winkel sehr wohl von der aufzunehmenden Kraft
abhaengig, und (b) mit dieser korrellierend - was ihn einem Zeiger
(aehnlich z.B. einer Drehfederwaage) vergleichbar macht.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDie Unterscheidung "angewinkelt bzw. durchgedrückt" spielt keine Rolle
da ein angewinkeltes Vorderbein zwischen Auf- und Abfußen im
natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes nicht vorkommt.
Richtig. In was fuer einer Bewegung es sich allerdings waehrend dieser
"Momentaufnahme" befindet (und da gibt es verschiedene mit - davor und
danach - unterschiedlichen Beugungsgraden in den Gelenken. Habe ich
vielleicht missverstaendlich ausgedrueckt: Letztere will ich als gut zu
beobachtende Anzeichen fuer unterschiedliche *komplette*
Bewegungsablaeufe verstanden wissen.), macht sehr wohl einen
Unterschied, denn es hat Einfluss auf die Abrollgeschwindigkeit und den
*Betrag* der zu diesem Zeitpunkt einwirkenden Kraft.
So kannst Du beispielsweise in unterschiedlichen Verstaerkungs- und
Gangqualitaetsgraden im Trabe nicht nur in der Schulter, sondern auch
im Vorderfusswurzelgelenk verschiedene Winkelungen beobachten, wobei
deren Ausmass direkt mit der Lastaufnahme durch die Hinterhand
korelliert. Sogar im Fesselgelenk <g>: waehrend die Blender, die mit
"hochschnickendem" Vorderbein daherstrampeln, die Beugesehnen
entspannen (der Huf sieht dann von der Seite her ein wenig
"aufgestellt" aus, und von vorne kann man unter die Eisen sehen),
greifen reell verstaerkte Pferde bei permanenter Vorspannung der
Beugesehne ein wenig "von oben herab" aus. Als Ergebnis ist die
Hufsohle auch am hoechsten Punkt annaehernd parallel zum Boden *und*
das Vorderfusswurzelgelenk leicht gebeugt.
Mit ein wenig Kenntnis der Bewegungsablaeufe kann man also aus den
beobachteten Winkeln ziemlich zutreffende Schluesse darueber ziehen,
was mit welcher Intensitaet beim Auffussen im Vorderbein passiert -
auch wenn eben dieses Auffussen als Quasi-Standbild aus dem
Zusammenhang herausgerissen in allen Faellen ziemlich gleich aussehen
mag.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deUm dann festzustellen, das die Landung nach dem Sprung über ein
Hindernis die größte Belastung darstellt....
Warum fuehren dann Galopper und Westernpferde *vor* den Springern die
"Sehnenschadens-Hitliste" an (ja, ich weiss, Harald hat schon nach der
exakten Quelle gefragt - ich hab' sie noch nicht wieder gefunden. War
schon 1999, als ich aus gegebenem Anlass - naemlich einem Sehnenschaden
;-) - danach geforscht und sie, soviel weiss ich noch, in der
Tierklinik Stechele/Bobingen erhalten habe. Aber die drei
Spitzenpositionen waren so leicht zu merken, dass mir auch sechs Jahre
spaeter die Erinnerung keinen Streich spielt)? Weil eben doch immer der
*gesamte* Bewegungsablauf (der auf der Koppel unkontrollierter und
weniger gut vorbereitet stattfindet) relevant fuer das Auftreten
physischer Folgeschaeden ist. Nur die sind aber von Interesse - die
Belastung selber wird immer erst bei ungenuegender Vorbereitung bzw.
Eignung des Athleten zum Problem.
Post by s***@isf.rwth-aachen.dePost by Stefan UngemachKeineswegs kann die
Belastung des Sehnenapparates auf die simple Formel "Gesamtgewicht
zieht am Sehnenstrang" reduziert werden; es gibt viel zu viele
unterschiedliche Belastungsweisen, die sich ja auch in der
empirischen Beobachtung ihrer AUswirkungen niederschlagen.
Die simple Formel heißt ja auch "Dynamische Gesamtbelastung zieht am
Sehnenstrang".
Die empirische Beobachtung ist durch die Annahme "unkontroliert (durch
den Menschen) = Schlecht" gefärbt.
Mag sein. Da aber die Veraenderung der Art durch Zuchtwahl, die des
Individuums durch Training, die des landschaftlichen Umfeldes durch
Zivilisationseffekte und die des Verhaltens durch die Haltungsform
jeweils deutliche Abweichungen von der natuerlichen "Planung"
markieren, erscheint die Annahme, eine gewisse Bewegungs- bzw.
Belastungskontrolle durch den Menschen sei ratsam (wenn nicht gar
erforderlich) vernuenftiger als die Praemisse, unsere heutigen Pferde
seien auch vor den og. Hintergruenden von Natur aus optimiert.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDas hieße, schon Fohlen würden auf der Vorhand durch die Gegend
latschen. Das tun sie aber nicht. Dieses Bewegungsmuster setzt erst
ein, wenn der Mensch Einfluss nimmt.
Stimmt nicht. Ersetze "auf der Vorhand" durch "nicht auf der Nachhand",
und schon stimmt's: Pferde gehen von alleine zeitlebens nicht in einer
Haltung, die den unterschiedlichen Trag- und Schubfaehigkeiten von Vor-
und Nachhand entspricht. Und sie neigen - wie ein unsportlicher
Mensch - auch dazu, Trag- und Halteaufgaben von was anderem als Muskeln
uebernehmen zu lassen, wenn sich das anbietet. Vor allem wenn sie z.B.
wegen hoher Temperaturen mal etwas mueder sind, kannst Du das
hervorragend beobachten.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deZweitens, kann ich nicht nachvollziehen wie du aus " ..und bei der
Arbeit darauf achtet, das es das durch das Reitergewicht
aufgezwungene
Post by s***@isf.rwth-aachen.deBewegungsmuster auf der Vorhand nicht beibehält" ableitest, das dieses
mit passiver Reiterei möglich wäre. Genau das Gegenteil ist der Fall,
da die dafür erforderliche Muskulatur zwar da, aber für die Aufnahme
des zusätzlichen Reitergewichts nicht trainiert ist. Der Weg über die
Vorhand ist zunächst für das Pferd bequemer.
Sag' ich doch die ganze Zeit. Ich verstehe nicht, weshalb Du diese
Einlassung fuer noetig haeltst.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDrittens, führt der von dir beschriebene passive Weg zum Trainieren
der Vorhandmuskulatur, da dieser die meisten Belastungsreize
abkriegt.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDas Ergebnis ist das verrittene Pferd.
Ach nee. *Ich* stelle mich der Suggestion, man kaeme damit zu irgenwas
Brauchbarem, doch von jeher entschieden entgegen - aber *Du* hattest
damit angefangen, dass ein Pferd irgendwie von selber seine
natuerlichen Bewegungsmuster an den Menschen anpassen und die fuers
Reitergewicht erforderlichen Muskeln entwickeln wuerde, wenn ebendieser
Mensch dabei bloss nicht stoeren wuerde. Hab' ich da was falsch
verstanden?
Post by s***@isf.rwth-aachen.deAber für so elementare Dinge wie der Fortbewegung in den
Grundgangarten, dem Beschleunigen und Anhalten ohne Schäden an den
eigenen Gräten gibt es in der Natur keine natürlichen Grundmuster. Um
das zu Lernen muß das Jungpferd erst bei dir in die Schule? Aber für
Piaffe, Passage und ähnliches sind Grundmuster bereits angelegt?
Da stimmt doch irgend etwas ganz elementar in deiner Argumentation
nicht!!!
Ersetze "Schaeden an den eigenen Graeten" durch "*Spaetschaeden* an den
eigenen Graeten" (wobei "spaet" eine Lebens- bzw. Nutzbarkeitsspanne
bedeutet, die im natuerlichen Bauplan und Fressfeindeumfeld niemals
vorgesehen war und bei der man auch gegen ihr Ende hin noch eine
Belastbarkeit ueber das Mitmuemmeln in der Herde hinaus erhofft) -
schon ist der Widerspruch weg.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDurch dieses Training verlernt der Zehnkämpfer dann seine
Bewegungsmuster, die er für den gemütlichen Stadtbummel mit seiner
Frau braucht?? Oder zum Fußballspielen mit seinen Kindern? Stolpert
der dann nur unkontrolliert vor sich hin? Wohl kaum, oder??
Vielleicht nicht. Dafuer wandert aber z.B. sein Schwerpunkt nach oben,
und er kriegt womoeglich auch innen dickere Oberschenkel - was
beispielsweise seine Eignung zum Reiten einschraenkt (beides ist mir,
wenn auch durch Bodybuilding statt durch Zehnkampftraining, mal
passiert. Nicht dass Reiten ein natuerlicher Bewegungsablauf waere,
auch wenn's fuer mich schon irgendwie lebenswichtig ist - es geht
alleine um den Effekt, dass die Umformung durch Training auch
nachteilige Auswirkungen auf Bewegungsmuster haben kann).
Ausserdem waere da auch noch die Kontrollfrage. Der Zehnkaempfer hat
naemlich ein Gehirn und wird i.d.R. nicht durch einen spontanen Impuls
dazu veranlasst, beispielsweise mit *voller* Kraft am Griff einer Tuer
zu reissen und sich diese dadurch vors Haupt zu hauen. Auch rennt er
nicht alleine deshalb schneller ueber eine Flaeche mit rutschigen
Stellen, weil er's koennte, oder haut seinem Kumpel mit der Kraft
vieler gestossener Kugeln auf die Schulter.
Ein Pferd ist sich dagegen seiner Kraefte nicht bewusst und setzt viel
haeufiger zuviel davon ein. Das merkt manchmal der Hufschmied, wenn er
einen eigentlich zum Insektenverjagen gedachten Zuckerer abkriegt (da
haette auch eine kontrolliertere Bewegung gereicht) - manchmal auch der
Vierbeiner selbst, wenn er mit 40km/h aus einer Kurve fliegt, in der es
ihn mit 30km/h noch gehalten haette...
Post by s***@isf.rwth-aachen.deWarum soll das eim Pferd anders sein?? Warum soll das Tier mit dir
über M und S Sprünge gehen können, aber ohne dein Einwirken auf der
Wiese höheren Belastungen als bei dieser Extremform ausgesetzt sein.
Weil es, Herrgott noch mal, ueber M- und S-Spruenge *geritten* wird.
*Ich* bestimme, wann, wofuer und in welchen Bewegungsablaeufen es seine
nicht unerheblichen Kraefte einsetzt - immerhin habe ich das
Vorhandensein des eingebauten Hochleistungsmotors ja auch zu
verantworten. Ich stelll's aber nicht "kalt" auf die Wiese und denk'
mir dabei: "Pilz' Du man nur volle Kanne los und freu' Dich Deines
Lebens, der Herrgott hat Dir schon ausreichende Bremsen eingebaut". Das
hab' ich frueher mal gemacht und mein Lehrgeld bezahlt: in Form von
Sehnenanrissen, die ich in jahrelangem Hochleistungssport niemals
hinbekommen haette; in bei einer Serien von Bucklern und Auskeilen, wie
man sie im Sattel niemals erlebt (und vermutlich auch nicht aussitzt)
weggefeuerten Eisen, die dann z.B. in einer Scheunenwand steckten, und
einigen weiteren derartigen Episoden.
Wobei diese Pferde beileibe kein Einzelfall sind. Sicher gibt's auch
totenbrave Eseln, die trotzdem was leisten koennen, das ist eine Sache
des Temperaments. Oder Jungpferde, die - wie Kinder - ihre eigenen
Bewegungen auch im Grenzbereich locker vertragen - das ist u.a. eine
Frage von Gewicht und Verhaeltnis Knochen/Sehnen/Koerpermasse. Wenn die
sich dann nur in Bewegungsmustern zeigen, die per se ungefaehrlich sind
(wie z.B. grasen oder gelegentlich mal ein 20m-Kurzsprint), vertraue
ich gerne auf ihre naturgegebene Haltbarkeit.
Aber ich hab' eben auch schon ausnahmslos alle S-Springer in unserem
Stall mal so richtig losgehen (und stoppen <g>) sehen - da fliegen
dermassen Gras und sonstige Fetzen, dass man sie ganz erschrocken
wieder reinholt und drei Kreuze schlaegt, wenn am naechsten Tag noch
alle Fuesse duenn sind. Wir haben auch schon ein Springpferd verloren,
welches voellig ohne Fremdbeteiligung so bloede ueber die Koppel
geschlittert ist, dass es sich einen Splitterbruch zugezogen hat (gut,
da haette eine Gamasche wohl auch nicht viel genutzt ;-) ).
Drum hab' ich ja frueher im Thread schon mal gefragt, was Du da so fuer
Pferde, insbesondere in Bezug auf Groesse und Trainingszustand,
kennst - ich *hab* schon viel zu viele Dinger erlebt, die mich in
Sachen unbeaufsichtigtes bzw. ungesichertes Rumtollen auf der Koppel
sehr vorsichtig gemacht haben. Ich habe mich notgedrungen fuer die
Ursachen interessiert und kann diese Vorsicht auch ueber den Hinweis
auf irgendein spezielles Pferd hinaus gut begruenden.
Post by s***@isf.rwth-aachen.deZusätzliche Gruppen werden nicht gebildet, das Bewegungsgrundmuster
wird nicht grundsätzlich verändert. Warum soll der Esel dann nur noch
mit erhöhter Gefahr für die Beugesehnen auf der Weide rumtoben
können, was er als Jungpferd noch problemlos konnte?
Weil er mehr wiegt. Weil er, wenn z.B. im Vergleich zum untrainierten
Zustand mehr Hinterhandmuskeln als solche an der Schulter da sind (denn
da gibt's von Natur aus mehr, so dass auch der Zuwachs groesser ist und
man durchaus von Umformen sprechen kann), staerker beschleunigt und
schneller wird. Weil sich Sehnen nur in ganz jungen Jahren, und nur
ueber ganz viel Schrittarbeit ueber etwa 2 Jahre hinweg, ueberhaupt
trainieren lassen, worauf man sich bei nicht selbst gezogenen Pferden
keineswegs verlassen kann. Sollte eigentlich schon reichen, oder?
Post by s***@isf.rwth-aachen.deKaum, die Momentaufnahme eines Scherenschnitts wird wohl kaum die
hochdynamische Kraftverteilung im Moment des Beschleunigens oder
Abbremsens abbilden, bei die Massenverteilung weitere Kräfte
einleitet.
Wenn's wie eine Ente aussieht, wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente
quakt, ist es wahrscheinlich eine Ente. Will heissen: wenn das
geometrische Mittel eines Scherenschnittes im Stand naeher an der
Vorhand liegt, und wenn das auch in den allermeisten Bewegungsphasen
zutrifft, dann muss schon eine ausgesprochen konstruierte Erklaerung
dafuer, dass die Massen waehrend der Bewegung in Wirklichkeit ganz
woanders sind, her. Vor allem fragt man sich dann auch gleich mal,
weshalb jenes geometrische Mittel beim Scherenschnitt vom "besser"
gerittenen Pferd (in der Bewegung) nach hinten wandert...
Post by s***@isf.rwth-aachen.deDas liegt daran das die Materialien Schädigungsmechanismen
durchlaufen, die irreversibel sind und
weeterführende Schädigung irgendwann zum Bruch führen. Der
biologische Mechanismus hat dagegen
die Fähigkeit der Heilung entwickelt....
Der hat dafuer aber auch den des Alterns. Will heissen, die Heilung
funktioniert nicht unbegrenzt lange gleich gut - muss sie auch nicht,
denn das Primaerziel der Natur (sofern man ueberhaupt ein solches,
Absicht implizierendes, Wort verwenden kann) ist die Erhaltung der Art.
Nicht die des Individuums. Daher waere die vorrangige
Existenzberechtigung *nach* einer ausreichenden Zahl von
Fortpflanzungszyklen sowie geleisteter "Aufzuchtarbeit" wohl eher die
als Loewenfutter...
Gruss
Stefan
--
Stefan Ungemach (www.ungemachdata.de)
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."