Discussion:
Schutzweste
(zu alt für eine Antwort)
Annika Dochhan
2006-10-10 15:01:44 UTC
Permalink
Hallo Gruppe,

inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten. In dem
Verein, in dem ich jetzt Unterricht nehme, ist mir das in letzter Zeit
ziemlich aufgefallen. Gerade die jüngeren Reiterinnen bekommen die Weste
oft von ihren ängstlichen Eltern "verordnet".

Früher war das ja überhaupt nicht Gang und Gäbe, mit Weste zu reiten,
deswegen bin ich auch nie auf die Idee gekommen. Aber da ich nun wieder
mehr reite und auch springe, denke ich schon über so ein Gerät nach.

Abgesehen davon habe ich auch schon einen Sturz mit angebrochen
Lendenwirbeln hinter mir und weiß aus eigener Erfahrung, was passieren
kann.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?

Wenn ja, welche Marke und welches Modell? Warum?

Vielen Dank und viele Grüße
Annika
Ralf Schmode
2006-10-10 18:23:11 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten.
[...]
Post by Annika Dochhan
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste?
Hallo, Annika,

ich reite seit vier Jahren, und davon seit dreien - seit ich u. a. durch
eine Reitbeteiligung die Möglichkeit zu regelmäßigen Ausritte habe -
auch mit Rückenschutz.
Post by Annika Dochhan
Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Ich trage den Rückenschutz (Einzelheiten siehe weiter unten) in der
Regel bei drei Gelegenheiten:

- Im Gelände (immer);
- Beim Springen, vorausgesetzt, ich weiß vorher, daß gesprungen wird (d.
h. einen Cavalettihopser in der Dressurstunde nehme ich schon mal so mit);
- Wenn ich unbekannte Pferde reite (immer, seit ich mal bei einem
Proberitt böse abgschmiert bin).
Post by Annika Dochhan
Wenn ja, welche Marke und welches Modell? Warum?
Zuerst war es eine Schutzweste der Schutzklasse Beta 2 - das ist von 3
Schutzklassen die mittlere und bemißt sich an der Materialstärke der
eingearbeiteten Hartschaumprotektoren. Die Schutzweste der Fa. Racesafe,
mit der ich damals geritten bin, gibt es hier zu sehen:

Loading Image...

Irgendwann habe ich mir dann überlegt, daß ich gerne mehr Rückenschutz
hätte (und dafür ggf. auf den Schutz der Rippen bzw. Schlüsselbeine zu
verzichten bereit bin). Ergebnis war der Kauf eines Rückenprotektors vom
Typ Dainese Wave. Dieses Teil ist eigentlich für Motorradfahrer gedacht,
denn mir ist von mehreren Seiten dazu geraten worden, so etwas lieber
bei einem Motorradausrüster zu kaufen - diese Anbieter stellen so etwas
nämlich seit langem schon her, während die Reitsportanbieter z. T. wohl
erst kürzlich auf diesen Zug aufgesprungen sind und ich deren
halbseidenen (und billigen) Nachbauten nicht traue. Und der Zufall will
es, daß es genau seit heute(!) ein Foto von mir mit diesem Protektor gibt:

Loading Image...,

entstanden übrigens auf einem Ausritt mit einem guten Bekannten und
weiteren Mitschreiber dieser Gruppe. Vorsicht, ich habe das Foto in
Originalgröße (6 Megapixel/2,8 MB) hochgeladen, damit man ggf. auf
Details des Protektors zoomen kann.

Da ich absehbar in Zukunft eher mehr als weniger ausreiten werde - auch
wegen langsam konkret werdender Pläne für ein eigenes Pferd - möchte ich
womöglich noch ein wenig "aufrüsten": Entweder schaffe ich mir eine
Weste der Beta-Schutzklasse 3 ("Militaryweste") an oder sogar eine
Airbagweste, die es für Reiter ebenso gibt wie für Motorradfahrer (z. B.
unter www.airparka.fr). Anschauen solltest Du Dir unbedingt die
informativen Seiten von Manfred Grebler zu diesem Thema
(http://grebler.de/Reiten/sw1.php und folgende), da steht noch viel mehr
Nützliches zu diesem Thema, als ich hier schreiben kann.

Gruß aus dem Norden -

Ralf
--
My animal photo page on the WWW: http://schmode.net
"Best of" portfolio: http://www2.fotocommunity.de/pc/pc.php4?mypics=254
My "adventure" of learning to ride: http://schmode.net/riding.htm
Mein "Abenteuer", Reiten zu lernen: http://schmode.net/reiten.htm
Annika Dochhan
2006-10-11 10:16:35 UTC
Permalink
Hallo Ralf,

ich war zwischenzeitlich auch mal in zwei Reitsportgeschäften. So
Rückenprotektoren haben sie mir gar nicht gezeigt. In dem einen haben sie
mir nur eine Weste gezeigt (von Jack Ellis, 170 EUR) und gemeint, das sei
das einige wahre, in dem anderen hatte ich zwei Modelle zur Auswahl, einmal
wieder das von Jack Ellis und einmal eins von USG, welches nur etwa halb so
viel kostete aber auch viel unbequemer und dicker war.
Post by Ralf Schmode
Zuerst war es eine Schutzweste der Schutzklasse Beta 2 - das ist von 3
Schutzklassen die mittlere und bemißt sich an der Materialstärke der
eingearbeiteten Hartschaumprotektoren. Die Schutzweste der Fa. Racesafe,
http://www.schmode.net/illmitz1.jpg
Diese Beta 2-Westen hat mir schon mal keiner angeboten.
Post by Ralf Schmode
Irgendwann habe ich mir dann überlegt, daß ich gerne mehr Rückenschutz
hätte (und dafür ggf. auf den Schutz der Rippen bzw. Schlüsselbeine zu
verzichten bereit bin). Ergebnis war der Kauf eines Rückenprotektors vom
Typ Dainese Wave. Dieses Teil ist eigentlich für Motorradfahrer gedacht,
denn mir ist von mehreren Seiten dazu geraten worden, so etwas lieber
bei einem Motorradausrüster zu kaufen - diese Anbieter stellen so etwas
nämlich seit langem schon her, während die Reitsportanbieter z. T. wohl
erst kürzlich auf diesen Zug aufgesprungen sind und ich deren
halbseidenen (und billigen) Nachbauten nicht traue. Und der Zufall will
http://www.schmode.net/cimg2071.jpg,
entstanden übrigens auf einem Ausritt mit einem guten Bekannten und
weiteren Mitschreiber dieser Gruppe. Vorsicht, ich habe das Foto in
Originalgröße (6 Megapixel/2,8 MB) hochgeladen, damit man ggf. auf
Details des Protektors zoomen kann.
Sieht ja schon ein bisschen lustig aus :-) Ich glaube, ich nehme da lieber
den Komplettschutz.
Post by Ralf Schmode
Da ich absehbar in Zukunft eher mehr als weniger ausreiten werde - auch
wegen langsam konkret werdender Pläne für ein eigenes Pferd - möchte ich
womöglich noch ein wenig "aufrüsten": Entweder schaffe ich mir eine
Weste der Beta-Schutzklasse 3 ("Militaryweste") an oder sogar eine
Airbagweste, die es für Reiter ebenso gibt wie für Motorradfahrer (z. B.
unter www.airparka.fr). Anschauen solltest Du Dir unbedingt die
informativen Seiten von Manfred Grebler zu diesem Thema
(http://grebler.de/Reiten/sw1.php und folgende), da steht noch viel mehr
Nützliches zu diesem Thema, als ich hier schreiben kann.
Ja, die Seite ist echt ganz gut.


Vielen Dank für Deine ausführlich Antwort!

Annika
Ralf Schmode
2006-10-11 18:47:39 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
ich war zwischenzeitlich auch mal in zwei Reitsportgeschäften. So
Rückenprotektoren haben sie mir gar nicht gezeigt.
Hallo, Annika,

die gibt es mit der Zielgruppe "Reiter" auch noch nicht wirklich lange.
Schon deshalb habe ich mich für einen Protektor für den Motorradfahrer
entschieden - solche Geschichten baut man nämlich nicht mal eben, indem
man dem Geschäftsführer einer taiwanesischen Plastespritzerei ein Foto
davon unter die Nase hält :-), sondern es steckt einiges an
konstruktivem Aufwand drin.
Post by Annika Dochhan
Post by Ralf Schmode
Zuerst war es eine Schutzweste der Schutzklasse Beta 2 - das ist von 3
Schutzklassen die mittlere und bemißt sich an der Materialstärke der
eingearbeiteten Hartschaumprotektoren. Die Schutzweste der Fa. Racesafe,
http://www.schmode.net/illmitz1.jpg
Diese Beta 2-Westen hat mir schon mal keiner angeboten.
Vielleicht haben die Ladenbesitzer es gut gemeint. Beta 2 ist nun mal
nicht die optimale Schutzklasse. Ich würde mir heute wohl keine Beta
2-Weste mehr kaufen.
Post by Annika Dochhan
Post by Ralf Schmode
Irgendwann habe ich mir dann überlegt, daß ich gerne mehr Rückenschutz
hätte (und dafür ggf. auf den Schutz der Rippen bzw. Schlüsselbeine zu
verzichten bereit bin). Ergebnis war der Kauf eines Rückenprotektors vom
Typ Dainese Wave.
Sieht ja schon ein bisschen lustig aus :-) Ich glaube, ich nehme da lieber
den Komplettschutz.
Man kann (und soll eigentlich) den Protektor unter der Oberbekleidung
tragen, jedenfalls dann, wenn man mehr als ein dünnes Shirt anhat.
Normalerweise trage ich ab Sweatshirt "aufwärts" den Protektor auch eher
drunter (und damit unsichtbar), aber hier hatte ich nicht daran gedacht,
den Protektor schon vorher anzulegen, und nach Striptease im Freien war
mir dann doch nicht :-)

Kleine Bemerkung noch: Mir ist aufgefallen, daß auf dem Foto der
Protektor nicht gut sitzt (nämlich zu tief und nicht ganz gerade).
Schuld waren die Schulterriemen, die sich im Laufe der Zeit
(asymmetrisch) verstellt hatten. Das habe ich heute behoben, und jetzt
sieht es nicht mehr ganz so scheußlich aus :-)

Gruß aus Geesthacht, Ralf
--
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Thorsten Günther
2006-10-14 06:50:11 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
die gibt es mit der Zielgruppe "Reiter" auch noch nicht wirklich lange.
Schon deshalb habe ich mich für einen Protektor für den Motorradfahrer
entschieden - solche Geschichten baut man nämlich nicht mal eben, indem
man dem Geschäftsführer einer taiwanesischen Plastespritzerei ein Foto
davon unter die Nase hält :-), sondern es steckt einiges an
konstruktivem Aufwand drin.
Motorrad-Protektoren dienen zwar auch der Dämpfung des Aufpralls,
zusätzlich müssen sie aber auf der Außenseite extrem abriebfest sein, um
die Reibung zwischen Motorradfahrer und Boden nach einem Sturz
aufzunehmen. Da Pferde nur etwa die Geschwindigkeit eines Fahrrades
erreichen, erscheinen mir rein dämpfende - viskoelastische -
Protektoren ohne besondere Abriebfestigkeit die sinnvollere Wahl,
schließlich trägt auf dem Pferd auch kaum jemand einen Integralhelm.


Thorsten
Sandra Schindler
2006-10-11 11:10:14 UTC
Permalink
Hallo Annika!

Du reitest doch auch beim KRRV, oder :-)?

Ich habe vor ca. 1,5 Jahren solch eine Weste von meinem (ängstlichen?)
Freund zum Geburtstag bekommen, ich weiß allerdings jetzt nicht die
Marke (von Steckenpferd aus Kiel, warst Du dort auch?).
ich hab sie dann zu ein oder zwei Springstunden angehabt, habe aber
festgestellt, daß sie hinten an den Sattel stößt, sie ist also
wahrcheinlich etwas zu lang. Falls Du Dir eine anschaffen möchtest,
sollte man darauf auf jedden Fall achten. Beim Anprobieren habe ich
daran nämlich gar nicht gedacht. man fühlt sich am Anfang schon etwas
"eingepackt", aber das legt sich mit der Zeit.
Zum Ausreiten (ich habe woanders ein "halbes eigenes" Pferd stehen)
benutze ich sie nicht, wenn ich mit meinem Pferd ausreite. Im Verein
wäre das etwas anderes, da habe ich sie auch schon zum Ausreiten
angehabt, es soll ja nun auch wieder öfter mit den Schulis ausgeritten
werden! :-)

Viele Grüße,

Sandra
Post by Annika Dochhan
Hallo Gruppe,
inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten. In dem
Verein, in dem ich jetzt Unterricht nehme, ist mir das in letzter Zeit
ziemlich aufgefallen. Gerade die jüngeren Reiterinnen bekommen die Weste
oft von ihren ängstlichen Eltern "verordnet".
Früher war das ja überhaupt nicht Gang und Gäbe, mit Weste zu reiten,
deswegen bin ich auch nie auf die Idee gekommen. Aber da ich nun wieder
mehr reite und auch springe, denke ich schon über so ein Gerät nach.
Abgesehen davon habe ich auch schon einen Sturz mit angebrochen
Lendenwirbeln hinter mir und weiß aus eigener Erfahrung, was passieren
kann.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Wenn ja, welche Marke und welches Modell? Warum?
Vielen Dank und viele Grüße
Annika
Annika Dochhan
2006-10-11 11:41:25 UTC
Permalink
Hi Sandra,
Post by Sandra Schindler
Du reitest doch auch beim KRRV, oder :-)?
Ja. Wir kennen uns bestimmt vom Sehen, ich weiß jetzt aber nicht genau, wer
Du bist.
Post by Sandra Schindler
Ich habe vor ca. 1,5 Jahren solch eine Weste von meinem (ängstlichen?)
Freund zum Geburtstag bekommen, ich weiß allerdings jetzt nicht die
Marke (von Steckenpferd aus Kiel, warst Du dort auch?).
Ja, da war ich auch. Die haben mir zwei gezeigt. Die, die mir besser
gefallen hat (aber auch doppelt so teuer war), hat einen lockeren, bzw.
abnehmbaren Steißbeinschutz, d.h., wenn das irgendwie stören sollte, kann
ich den abmachen.
Post by Sandra Schindler
ich hab sie dann zu ein oder zwei Springstunden angehabt, habe aber
festgestellt, daß sie hinten an den Sattel stößt, sie ist also
wahrcheinlich etwas zu lang. Falls Du Dir eine anschaffen möchtest,
sollte man darauf auf jedden Fall achten. Beim Anprobieren habe ich
daran nämlich gar nicht gedacht. man fühlt sich am Anfang schon etwas
"eingepackt", aber das legt sich mit der Zeit.
In den Springstunden habe ich schon einige Leute mit den Westen gesehen und
ich denke, ich würde sie auch bloß da tragen.
Post by Sandra Schindler
Zum Ausreiten (ich habe woanders ein "halbes eigenes" Pferd stehen)
benutze ich sie nicht, wenn ich mit meinem Pferd ausreite. Im Verein
wäre das etwas anderes, da habe ich sie auch schon zum Ausreiten
angehabt, es soll ja nun auch wieder öfter mit den Schulis ausgeritten
werden! :-)
Ja. Ich wäre auch fast nächste Woche bei so einem Ausritt dabei gewesen,
aber leider habe ich nun zwei gerissene Bänder am Fuß und muss erstmal
pausieren :-( Aber ich denke auch gerade über eine zusätzliche RB
"außerhalb" nach und dann ist das mit dem Ausreiten auch aktuell.

Viele Grüße
Annika
Eike Kroemer
2006-10-12 05:29:07 UTC
Permalink
Moin,

kommt ja nicht viel an Antworten zusammen....
Post by Annika Dochhan
ziemlich aufgefallen. Gerade die jüngeren Reiterinnen bekommen die Weste
oft von ihren ängstlichen Eltern "verordnet".
Früher war das ja überhaupt nicht Gang und Gäbe, mit Weste zu reiten,
deswegen bin ich auch nie auf die Idee gekommen. Aber da ich nun
wieder mehr reite und auch springe, denke ich schon über so ein Gerät
nach.
Meine Frau und ich sind knapp 40 und tragen welche,
Berufsunfähigkeitsversicherungen in akzeptablem Umfang sind nämlich
ziemlich unerschwinglich, wenn man sich noch um Haus&Rente zu kümmern
hat ;-)
Außerdem ist meine Frau Notärztin und fliegt ab und zu Christoph, da
fällt es schwer, vor möglichen Konsequenzen eines Reitunfalles die Augen
zu verschließen und, ehe einer damit kommt: schwere Motorradunfälle gibt
es zwar absolut betrachtet mehr aber bezogen auf die Anzahl derer, die
die Tätigkeit ausführen, weniger.
Post by Annika Dochhan
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Nur bei Dressurstunden auf dem Sandplatz nicht.
Post by Annika Dochhan
Wenn ja, welche Marke und welches Modell? Warum?
USG Schutzweste; im Gegensatz zu den Protektoren ein Rundumschutz, der
einen ggf. auch mal vor einer Rippenfraktur bewahren kann. Insbesondere
finde ich im Gelände die größere Wahrscheinlichkeit unangenehm, auf
Äste, Steine, Bodenwellen etw, also alles, was nicht _flacher_ Boden
ist, zu fallen.

Bequem ist relativ, die Dinger
- umschließen den Oberkörper dicht und sind deshalb _sehr_ warm, aber
was soll's, schwitzen tut man sowieso, man holt sich garantiert
keinen 'Zug' und im Winter hat man einen wohlig warmen Oberkörper :-)
Im Sommer sind sie immerhin garantiert stechfliegendicht....
- Langärmliges TShirt drunter ist angemessen, weil sonst ab km 20 oder
so die Armlöcher etwas scheuern - kurze Ärmel würden sich verknüllen.
- haben die Tendenz, wenn sie hinten weit genug runtergezogen sind, ab
und zu an den Sattel zu stoßen, aber das scheint mir eher eine Frage
des korrekten Sitzes ;-)
- machen wegen des nicht besonders weit heruntergezogenen Ausschnittes
das Bücken unter Ästen hindurch schwierig, weil sie dann auf den
Kehlkopf drücken.
- Andererseits muß man nur noch den dicksten Ästen ausweichen ;-)

Alles in Allem sind die Westen zwar unbequem, aber nicht wegen
eingeschränkter Bewegungsfreiheit sondern wegen der Stauwärme. Ansonsten
nicht schlimmer als eine Krawatte aber nützlicher :-)

Fairerweise sollte ich obiges einschränken: wir neigen beide nicht zu
fehl- (oder auch wohl-) proportionierten Fettpolstern. die Westen sind
steif und könnten Reitern/-innen mit ausgeprägter Wampe/Brust
zusätzliche Schwierigkeiten machen.

Grüße
Eike
Katharina Fuhrmann
2006-10-12 06:27:47 UTC
Permalink
Post by Eike Kroemer
Fairerweise sollte ich obiges einschränken: wir neigen beide nicht zu
fehl- (oder auch wohl-) proportionierten Fettpolstern. die Westen sind
steif und könnten Reitern/-innen mit ausgeprägter Wampe/Brust
zusätzliche Schwierigkeiten machen.
Ich fahre auch Motorrad und auch hier gibts inzwischen Westen, die auch
Schlüsselbein und Rippen schützen. PRIMA! Dachte ich zumindest. Nach dem
Ausprobieren so ziemlich alles, die ich in die Finger bekommen hab,
bleib ich nun bei meinem reinen Rückenprotektor, da eine Brustamputation
die Alternative wäre...

Kathi (die bei weitem kein DD oder sowas hat, aber eben auch nicht der
klassische _männliche_ Motorradfahrer ist)
Jana Wittmann
2006-10-12 11:36:00 UTC
Permalink
Hallo Annika

ich reite schon gut 10 Jahre (vorwiegend im Gelände) und habe auch
schon einige Abflüge weg. Ich reite aber nicht mit Weste. Bei meinen
vier Abflügen hätte mir die jeweils gar nichts gebracht.
Einmal kerzengrad über den Pferdehals auf den Rücken geflogen. Da
hatte ich nen riesen blauen Fleck über den Beckenknochen. Zwei mal auf
freiem Feld/Weg in den Matsch ohne jegliche Gebrechen.
Und einmal richtig bös. Da hat mir das Pferdi erst den Arm rausgerupft
und dann mich noch runtergeschossen, da war aber alles schon passiert.
Da habe ich mir den vorderen Gelenkrand der Schulter gebrochen, so dass
der Arm ausgekugelt ist. Da mußte natürlich mit OP der vordere Rand
wieder angeschraubt werden und der Arm wieder in der Gelenkpfanne
eingehängt. War mindestens 3 Monate krank geschrieben, auf Arbeit
ausgefallen und mein Chef sehr "begeistert". IMHO hätte da eine
Schutzweste auch nicht geholfen.
Post by Annika Dochhan
inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten. In dem
Verein, in dem ich jetzt Unterricht nehme, ist mir das in letzter Zeit
ziemlich aufgefallen. Gerade die jüngeren Reiterinnen bekommen die Weste
oft von ihren ängstlichen Eltern "verordnet".
Bei mir im Stall reiten nur zwei mit Weste und zwar aus dem Grund, weil
der Mann mal einen Abflug gehabt hat, bei dem er sich dann die Rippen
geprellt hat, weil er dann um einen Baum gewickelt da lag. Dann er hat
er die Schutzweste auch seiner Frau verordnet.

Für solche Fälle mag eine Schutzweste sinnig sein.
Post by Annika Dochhan
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Die bei mir im Stall die beiden reiten mit so einer, die Ralf auf
seinem früheren Bild an hat. Ob die im Notfall helfen würde, haben
die noch nicht ausprobiert, weil sie seitdem nicht mehr vom Pferd
gepurzelt sind.

Für mich kommt sowas wahrscheinlich nicht in Frage, weil meine
frauliche Oberweite wirklich nicht mit reinpaßt (habs ausprobiert).
Und weil mir so eine Weste bei meinen bisherigen Stürzen nichts
genützt hätte.
ggf. würde ich ernsthafter darüber nachdenken, wenn ich mehr Springen
würde (bisher mache ich bis max. 1m auf dem Platz mit oder im Gelände
mal ein Baumstammhopserchen).
Oder man vielleicht ein junges Pferd einreiten will oder ein
schwieriges Pferd hat. Also alles, bei dem die Möglichkeit für einen
Abflug signifikant höher ist, als beim "normalen" Reiten.

Viele Grüße
Jana
Oliver Komhard
2006-10-16 16:18:40 UTC
Permalink
Hallo Annika!
Post by Annika Dochhan
Wer von Euch reitet mit Schutzweste?
Ich habe eine Schutzweste (beta3) und trage sie zusmammen mit
Militaryhelm, das Pferd ist ebenfalls mit Hartschalen-Gamaschen und
Glocken unterrwegs. Allerdings ausschließlich beim Springen von festen
Hindernissen im Gelände.

Zum reinen Parcoursspringen trage ich keine Weste, nur Helm und zum
reinen Dressurtraining auf Platz oder Halle bin ich nackt, zumindest
schutztechnisch gesehen :-)
Post by Annika Dochhan
inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten.
Früher war das ja überhaupt nicht Gang und Gäbe, mit Weste zu reiten,
Ich gestehe, ich stehe vor diesem Phänomen etwas ratlos. Nun gut, das
jedermanns Risikobewertung anders ausfällt, will ich noch einsehen und
wer im Gelände grundsätzlich eine Schutzweste anziehen will, bitte.
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht. Dazu
passen die hysterischen Eltern an der Bande, die einen Anfall bekommen,
wenn Töchterlein in der Springstunde mal Bodenkontakt aufnimmt.


Gruß,
Oliver, in den siebzigern groß geworden. Kein Fahrradhelm, keine
Knieprotektoren für die Rollschuhe, auf der Wiese zig mal einfach so
vom Pferd gefallen, immer mit allen aus der Flasche getrunken und lebe
immer noch!
Katharina Fuhrmann
2006-10-16 16:45:37 UTC
Permalink
Post by Oliver Komhard
Ich gestehe, ich stehe vor diesem Phänomen etwas ratlos. Nun gut, das
jedermanns Risikobewertung anders ausfällt, will ich noch einsehen und
wer im Gelände grundsätzlich eine Schutzweste anziehen will, bitte.
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht. Dazu
passen die hysterischen Eltern an der Bande, die einen Anfall bekommen,
wenn Töchterlein in der Springstunde mal Bodenkontakt aufnimmt.
Gruß,
Oliver, in den siebzigern groß geworden. Kein Fahrradhelm, keine
Knieprotektoren für die Rollschuhe, auf der Wiese zig mal einfach so
vom Pferd gefallen, immer mit allen aus der Flasche getrunken und lebe
immer noch!
Also da kann ich dir einerseits natürlich recht geben. Andrerseits muß
ich sagen, daß es mir lieber ist, die Leute ziehen ihren Kindern
Schutzwesten an und lassen sie springen, als daß die armen Kinder gar
nichts mehr dürfen. Leid tun mir inzwischen die Unterrichtenden, denn
wehe das Schätzchen liegt mal runter und tut sich wirklich was. Da ist
die Klage nicht mehr weit...
Wenn ich denke, daß ich im Volkschulalter mal eine ziemliche Strieme im
Gesicht hatte, weil mir die Longenführerin beim Voltigieren aus Versehen
die Longepeitsche ins Gesicht gezogen hat (ich stand hinter ihr, weil
ich als nächstes dran war), dann will ich lieber nicht wissen, was der
heute gebühren würde. Damals hab ich ein Eis von meiner Mutter bekommen
und gut wars. Genauso beim geprellten Handgelenk, als ich ausprobieren
wollte, ob man die Mühle auch im Trab 4 Takte lang sitzen kann (nein, es
geht nicht, man rutsch außen vorher runter :-) ). Und danach gings eben
immer wieder aufs Pferd, es wäre auch schwer gewesen, mich davon abzuhalten.
Einzig als ich nach einem Sturz bei dem ich mir das Gesicht ziemlich
zerschunden hab (meine Kunststoffbrille hatte mm-tiefe Kratzer, meine
Wange auch), bin ich einmal freiwillig runter. Und zwar auch erst,
nachdem ich damals ca. 45 Minuten durchgehend leichttraben mußte, was
schlicht und ergreifend nach dem Schock des Sturzes an meine Substanz
ging. Immerhin war ich damals ca. 9 Jahre alt und es war meine zweite
Bahnstunde...
Und jetzt? Bei uns im Stall gibts eine 14jährige, deren Mutter zur
Trainerin gemeint hat, daß diese nicht immer so "bös" zum Töchterlein
sein darf, bloß weil sie gemeint hat, daß nach 20 Minuten aufhören
wollen vielleicht _nicht_ dir optimale Vorbereitung für ein
Springturnier wäre. Auch wenn Dressur für das Fräulein vielleicht etwas
fad ist.
Inzwischen hat sie einen anderen Trainer.


Kathi (die vor allem das Durchhaltevermögen bei den Kids vermißt, die
dauernd von den Eltern verhätschlt werden)
Oliver Komhard
2006-10-17 15:15:09 UTC
Permalink
Hallo Kathi!
Post by Katharina Fuhrmann
Kathi (die vor allem das Durchhaltevermögen bei den Kids vermißt, die
dauernd von den Eltern verhätschlt werden)
Tja, zu Weihnachten hatten wir letztes Jahr "Reise nach Jerusalem" mit
den Kindern und ihren Ponies gespielt (also alle reiten auf dem
Hufschlag, in der Mitte stehen Stühle und wenn die Musik aufhört,
müssen alle zu den Stühlen und wer keinen bekommt ist raus). Naja,
die Kinder sind zwischen 10 und 16, sollte man also erwarten, daß es
ein Spaß wird. Von wegen, Trab das höchste der Gefühle, kein Pep,
kein Einsatz und bloß nicht vom Pony fallen. In der zweiten Runde
haben wir den Kindern dann die Ponies abgenommen und selbst eine Runde
gespielt. Nun gut, es gab eine dicke Lippe, weil eine Mitspielerin beim
Sprung vom galoppierenden Pony das Timing nicht im Griff hatte, aber
spaßig wars...

Bei der anschließenden Thekendiskussion, ob es daran liegt, daß wir
älteren alles verbiesterte Wettkampftypen sind oder eine unsportliche
Weicheigeneration nachwächst, hatten wir keine abschließende
Antwort...

Gruß,
Oliver
Christoph Kliemt
2006-10-16 17:04:15 UTC
Permalink
Moin!
Post by Oliver Komhard
Post by Annika Dochhan
Wer von Euch reitet mit Schutzweste?
[...]
Post by Oliver Komhard
Post by Annika Dochhan
inzwischen sieht man ja immer mehr Leute mit Schutzwesten reiten.
Früher war das ja überhaupt nicht Gang und Gäbe, mit Weste zu reiten,
Ich gestehe, ich stehe vor diesem Phänomen etwas ratlos.
Warum? Schaden die Dinger irgendwie?
Post by Oliver Komhard
Nun gut, das jedermanns Risikobewertung anders ausfällt, will ich
noch einsehen und wer im Gelände grundsätzlich eine Schutzweste
anziehen will, bitte.
Danke... ;-)
Post by Oliver Komhard
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht.
Gut, ich kenne jetzt den Kontext nicht, aber so falsch finde ich das
nicht. Gerne vergleiche ich das mit dem Anschnallen im Auto: man
braucht (im Sinne von gebrauchen) es "so gut wie nie", aber wenn, dann
richtig. Es ist nicht verkehrt, sich anzugewöhnen nur geschützt aufs
Pferd zu steigen. Schaden tut es niemandem (ausser, dass es uU "uncool"
aussieht).
Post by Oliver Komhard
Dazu passen die hysterischen Eltern an der Bande, die einen Anfall
bekommen, wenn Töchterlein in der Springstunde mal Bodenkontakt
aufnimmt.
Nagut... aber *diesen* Anfällen wird auch eine Schutzweste nicht
strukturell abhelfen könnne... ;-)
Post by Oliver Komhard
Gruß, Oliver, in den siebzigern groß geworden. Kein Fahrradhelm, keine
Knieprotektoren für die Rollschuhe, auf der Wiese zig mal einfach so
vom Pferd gefallen, immer mit allen aus der Flasche getrunken und lebe
immer noch!
Famous last words... ;-) Was mit bei solchen Aussagen immer zu denken
gibt: Ich habe mal bei einer Untersuchung über Arbeitsunfälle
teilgenommen (Kodierung von Unfallberichten); was ich erschreckend
fand war der für mich der hohe Anteil von "alten Könnern", die "mal
eben" noch was machen wollten und glaubten für diese Kleinigkeit keine
Schutzmassnahmen ergreifen zu müssen... und diese Unfälle waren (dem
alten Könner angemessen) auch qualitativ schwerer.

Murphy schläft halt nicht.

bis denne,

Christoph
Oliver Komhard
2006-10-17 15:04:25 UTC
Permalink
Hi Christoph!
Post by Christoph Kliemt
Post by Oliver Komhard
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht.
Gut, ich kenne jetzt den Kontext nicht, aber so falsch finde ich das
nicht. Gerne vergleiche ich das mit dem Anschnallen im Auto: man
braucht (im Sinne von gebrauchen) es "so gut wie nie", aber wenn, dann
richtig. Es ist nicht verkehrt, sich anzugewöhnen nur geschützt aufs
Pferd zu steigen. Schaden tut es niemandem (ausser, dass es uU "uncool"
aussieht).
Doch, es schadet in zweierlei Hinsicht.

Zum einen ganz praktisch: Die Weste reduziert die Beweglichkeit des
Oberkörpers und damit die Möglichkeit, mit losgelassener
Mittelpositur mitzuschwingen. Das ist beim (Gelände-)Springen egal, in
der Dressur nihct ganz unerheblich.

Zum anderen transportiert es das Angstgefühl der Eltern auf das Kind,
wie soll dieses sich zu einem lockeren Wohlfühlen auf dem Pferd
bewegen, wenn es in einem Panzer eingehüllt ist?
Post by Christoph Kliemt
Post by Oliver Komhard
Gruß, Oliver, in den siebzigern groß geworden. Kein Fahrradhelm, keine
Knieprotektoren für die Rollschuhe, auf der Wiese zig mal einfach so
vom Pferd gefallen, immer mit allen aus der Flasche getrunken und lebe
immer noch!
Famous last words... ;-) Was mit bei solchen Aussagen immer zu denken
gibt: Ich habe mal bei einer Untersuchung über Arbeitsunfälle
teilgenommen (Kodierung von Unfallberichten); was ich erschreckend
fand war der für mich der hohe Anteil von "alten Könnern", die "mal
eben" noch was machen wollten und glaubten für diese Kleinigkeit keine
Schutzmassnahmen ergreifen zu müssen... und diese Unfälle waren (dem
alten Könner angemessen) auch qualitativ schwerer.
Murphy schläft halt nicht.
Natürlich birgt gerade Routine und Gewöhnung an das Risiko ganz
eigene Gefahren. Trotzdem ändert es nichst daran, daß frühere
Generationen eine erheblich andere Einstellung zu Risiko hatten und
auch nicht alle wie die Fliegen gestorben sind. Die gegenwärtige
Null-Risiko-Mentalität in allen Bereichen führt zu abstrusesten
Regularien und Situationen.

Gruß,
Oliver
Christoph Kliemt
2006-10-17 16:53:29 UTC
Permalink
Hallo Oliver!
Post by Oliver Komhard
Post by Christoph Kliemt
Post by Oliver Komhard
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas
habe einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht.
Gut, ich kenne jetzt den Kontext nicht, aber so falsch finde ich das
nicht. Gerne vergleiche ich das mit dem Anschnallen im Auto: man
braucht (im Sinne von gebrauchen) es "so gut wie nie", aber wenn,
dann richtig. Es ist nicht verkehrt, sich anzugewöhnen nur geschützt
aufs Pferd zu steigen. Schaden tut es niemandem (ausser, dass es uU
"uncool" aussieht).
Doch, es schadet in zweierlei Hinsicht.
Zum einen ganz praktisch: Die Weste reduziert die Beweglichkeit des
Oberkörpers und damit die Möglichkeit, mit losgelassener Mittelpositur
mitzuschwingen. Das ist beim (Gelände-)Springen egal, in der Dressur
nihct ganz unerheblich.
Zum anderen transportiert es das Angstgefühl der Eltern auf das Kind,
wie soll dieses sich zu einem lockeren Wohlfühlen auf dem Pferd
bewegen, wenn es in einem Panzer eingehüllt ist?
Ok.. hat beides seine Berechtigung. Was schliessen wir daraus? Die
Dinger können noch optimiert werden. imho: wenn man einem Kind erklärt
warum so ein Teil seine Berechtigung hat muss es nicht unbedingt das
Wohlfühlen ausschliessen. Kommt halt drauf an wie man es macht.
Post by Oliver Komhard
Post by Christoph Kliemt
Post by Oliver Komhard
Gruß, Oliver, in den siebzigern groß geworden. Kein Fahrradhelm,
keine Knieprotektoren für die Rollschuhe, auf der Wiese zig mal
einfach so vom Pferd gefallen, immer mit allen aus der Flasche
getrunken und lebe immer noch!
Famous last words... ;-) Was mit bei solchen Aussagen immer zu
denken gibt: Ich habe mal bei einer Untersuchung über Arbeitsunfälle
teilgenommen (Kodierung von Unfallberichten); was ich erschreckend
fand war der für mich der hohe Anteil von "alten Könnern", die "mal
eben" noch was machen wollten und glaubten für diese Kleinigkeit
keine Schutzmassnahmen ergreifen zu müssen... und diese Unfälle
waren (dem alten Könner angemessen) auch qualitativ schwerer.
Murphy schläft halt nicht.
Natürlich birgt gerade Routine und Gewöhnung an das Risiko ganz eigene
Gefahren.
Jepp.
Post by Oliver Komhard
Trotzdem ändert es nichst daran, daß frühere Generationen eine
erheblich andere Einstellung zu Risiko hatten und auch nicht alle
wie die Fliegen gestorben sind.
Jaja... früher war alles besser, sogar die Zukunft... ;-) *duck*
Post by Oliver Komhard
Die gegenwärtige Null-Risiko-Mentalität in allen Bereichen führt zu
abstrusesten Regularien und Situationen.
Mag sein. Allerdings habe ich denn auch kein Problem damit mich als
offizielles Weichei zu outen wenn ich so ein Ding anziehe. Worauf ich
hinauswill: Es ist nicht verwerflich, wenn man *vermeidbare* Risiken
minimieren will. Wie immer... übertreiben kann man *alles*
najasiewissenschon... :-)

bis denne,

Christoph
Edith Loschmidt
2006-10-17 15:19:33 UTC
Permalink
Post by Christoph Kliemt
Post by Oliver Komhard
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht.
Gut, ich kenne jetzt den Kontext nicht, aber so falsch finde ich das
nicht. Gerne vergleiche ich das mit dem Anschnallen im Auto: man
braucht (im Sinne von gebrauchen) es "so gut wie nie", aber wenn, dann
richtig. Es ist nicht verkehrt, sich anzugewöhnen nur geschützt aufs
Pferd zu steigen. Schaden tut es niemandem (ausser, dass es uU "uncool"
aussieht).
In unserem Stall sehe ich auch alle Kinder mit Schutzweste
Reitunterricht (nicht Springen!)nehmen. Mich stört allerdings, dass die
Kleinen wie Marsmännchen aussehen und man überhaupt nicht sieht, ob sie
die Schultern hochziehen oder irgendwo einknicken etc., also ob sie
korrekt sitzen. Und das ist eigentlich der Sinn des Unterrichts, dass
sie den richtigen Sitz erlernen. Daher sollte man früher auch mit
möglichst anliegender Kleidung reiten. In diesem Fall bin ich gegen
Schutzwesten.

Edith
Christoph Kliemt
2006-10-18 16:35:32 UTC
Permalink
[...]
Post by Edith Loschmidt
Es ist nicht verkehrt, sich anzugewöhnen nur geschützt aufs Pferd
zu steigen. Schaden tut es niemandem (ausser, dass es uU "uncool"
aussieht).
In unserem Stall sehe ich auch alle Kinder mit Schutzweste
Reitunterricht (nicht Springen!)nehmen. Mich stört allerdings, dass
die Kleinen wie Marsmännchen aussehen und man überhaupt nicht sieht,
ob sie die Schultern hochziehen oder irgendwo einknicken etc., also
ob sie korrekt sitzen. Und das ist eigentlich der Sinn des
Unterrichts, dass sie den richtigen Sitz erlernen. Daher sollte man
früher auch mit möglichst anliegender Kleidung reiten. In diesem
Fall bin ich gegen Schutzwesten.
Ok.. sehe ich ein. Dann sind *diese* Westen für *diesen*
Anwendungsfall ungeeignet. Müsste eigentlich besser zu machen sein,
solche Westen. Aber ich glaub, das Thema ist jetzt durch...

bis denne,

Christoph
Annika Dochhan
2006-10-17 07:53:23 UTC
Permalink
Hallo Oliver,
Post by Oliver Komhard
Ich gestehe, ich stehe vor diesem Phänomen etwas ratlos. Nun gut, das
jedermanns Risikobewertung anders ausfällt, will ich noch einsehen und
wer im Gelände grundsätzlich eine Schutzweste anziehen will, bitte.
Aber nachdem ich ein Kind küzrzlich in der E-Dressur mit sowas habe
einreiten sehen, halte ich die Schraube für etwas überdreht.
Naja, aber wenn Mami mit Kind die Schutzweste im Reitsportfachgeschaeft
kauft, wird sie wahrscheinlich das gleiche hoeren wie ich, als ich mich
dort habe beraten lassen. Naemlich, dass man die Weste auf jeden Fall
immer tragen sollte, da man ja auch in der Halle gegen die Bande fallen
koenne.
Und wenn Mami etwas aengstlich ist und keine Ahnung vom Reiten hat, wird
sie natuerlich auf die Verkauferin hoeren und Kind muss die Weste immer
tragen.

Viele Gruesse
Annika

... die neulich ihrem Vater ausfuehrlich erklaeren musste, warum es
unwahrscheinlich ist, bei einem Sturz vom Pferd mit dem Fuss
umzuknicken. Ich habe gerade einen Baenderanriss am Fuss und alle Leute
in meiner Umgebung wollen mir weis machen, dass ich mich ja nicht an die
Vorgaben der Orthopaedin und Sportmedizinerin halten soll, sondern
_laenger_ mit Kruecken herumlaufen soll, als sie gesagt hat und ja
_spaeter_ wieder anfangen soll Sport zu machen...
aber ich bin ja zum Glueck schon erwachsen und darf das selber entscheiden.
Jacqueline Wiedler
2006-10-17 14:30:09 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
Naja, aber wenn Mami mit Kind die Schutzweste im Reitsportfachgeschaeft
kauft, wird sie wahrscheinlich das gleiche hoeren wie ich, als ich mich
dort habe beraten lassen. Naemlich, dass man die Weste auf jeden Fall
immer tragen sollte, da man ja auch in der Halle gegen die Bande fallen
koenne.
Das ist auch tatsächlich möglich. Meine ehem. RL hat mir von einem Fall
erzählt, bei dem sich eine Reitschülerin dabei (auf dem Reitplatz vom
Pferd fallen) erhebliche innere Verletzungen zugezogen hat. Letzteres
kann aber auch beim Rad- oder Autofahren der bei Haushaltsunfällen
passieren, und dabei trägt niemand eine Schutzweste. IMO ist es so, dass
erwachsene Leute selber wissen müssen, ob und inwieweit sie sich
schützen wollen. Bei Kindern ists halt etwas schwieriger, den goldenen
Mittelweg zwischen in-Watte-packen und an Fahrlässigkeit grenzende
Sorglosigkeit zu finden...
Post by Annika Dochhan
... die neulich ihrem Vater ausfuehrlich erklaeren musste, warum es
unwahrscheinlich ist, bei einem Sturz vom Pferd mit dem Fuss
umzuknicken.
Aeh, eine Freundin hat sich bei einem Sturz vom Pferd das Fussgelenk
gründlich und dauerhaft zerfleddert. Sie war gerade im Begriff, vom
Pferd zu steigen, als selbiges scheute - Fuss knickte beim Auftreffen
auf dem Boden um; offener Beinbruch, Fussgelenk im A...., Krücken,
Schrauben, Nägel, posttraumatische Arthrose, heute ein versteiftes
Gelenk. Nichts ist unmöglich...

Grüsse
Jacqueline
Oliver Komhard
2006-10-17 14:55:24 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
Post by Annika Dochhan
Naja, aber wenn Mami mit Kind die Schutzweste im Reitsportfachgeschaeft
kauft, wird sie wahrscheinlich das gleiche hoeren wie ich, als ich mich
dort habe beraten lassen. Naemlich, dass man die Weste auf jeden Fall
immer tragen sollte, da man ja auch in der Halle gegen die Bande fallen
koenne.
Das ist auch tatsächlich möglich. Meine ehem. RL hat mir von einem Fall
erzählt, bei dem sich eine Reitschülerin dabei (auf dem Reitplatz vom
Pferd fallen) erhebliche innere Verletzungen zugezogen hat. Letzteres
kann aber auch beim Rad- oder Autofahren der bei Haushaltsunfällen
passieren, und dabei trägt niemand eine Schutzweste.
Ja, denn Risiko ist numal das Produkt aus Schadenhöhe mal
Eintrittswahrscheinlichkeit. Klar kann ich auch beim Dressurtraining so
übel stürzen, daß ich mir alle Knochen breche. Aber wie
wahrscheinlich ist das, insbesondere in Relation zu anderen Gefahren
(Straßenverkehr!)?

Dummerweise wird in der öffentlichen Diskussion meist nur die
Schadenshöhe betrachtet (Rollstuhl oder mehr) und das als "Risiko"
bezeichnet.

Gruß,
Oliver
Jacqueline Wiedler
2006-10-17 21:01:13 UTC
Permalink
...Risiko ist numal das Produkt aus Schadenhöhe mal
Eintrittswahrscheinlichkeit. Klar kann ich auch beim Dressurtraining so
übel stürzen, daß ich mir alle Knochen breche. Aber wie
wahrscheinlich ist das, insbesondere in Relation zu anderen Gefahren
(Straßenverkehr!)?
Dummerweise wird in der öffentlichen Diskussion meist nur die
Schadenshöhe betrachtet (Rollstuhl oder mehr) und das als "Risiko"
bezeichnet.
Genauso ist es.

In Diskussionen über das Tragen von Schutzausrüstung wird immer wieder
ausser Acht gelassen, dass eben diese Ausrüstung allenfalls die *Folgen*
von Unfällen abmildert, nicht aber die Unfall*wahrscheinlichkeit*
vermindert. Deshalb ist es IMO nichts als vernünftig, auf der
Geländestrecke einer Vielseitigkeitsprüfung Rückenschutz und Helm zu
tragen, denn da ist die Unfallwahrscheinlichkeit nun mal höher als beim
beschaulichen Sonntagsausritt mit einem erfahrenen, abgeklärten Pferd
oder beim Dressurreiten auf dem Platz.

Schwieriger wirds halt bei Kindern, die allenfalls noch ein etwas
unbekümmerteres Verhältnis zum Risiko bzw. noch zu wenig Erfahrung
haben, um das Risiko abzuschätzen und ggf. angemessen zu reagieren. Da
kann ichs dann schon verstehen, dass die verantwortlichen Erwachsenen
(Eltern und/oder RL) darauf bestehen, dass das Kind Schutzkleidung trägt.

Ich bin auch in den 70ern aufgewachsen (Jg. 68), ohne Fahrradhelm und
dergleichen. Interessant ist v.a. auch, wie viele Leute (auch
Erwachsene) mittlerweile beim Skifahren einen Helm tragen. In den 70ern
trugen allenfalls ein paar Kinder einen Helm und die wurden dann auch
als Angeber belächelt. Aber damals war (zumindest meiner Wahrnehmung
nach) die Grösse "Schadenshöhe mal Eintrittswahrscheinlichkeit" eine
andere; natürlich gab es Skiunfälle, und das nicht zu knapp, aber dabei
setzte es dann in der Regel Beinbrüche und dergleichen; schwerere
Verletzungen gabs allenfalls bei "Risikoverhalten" abseits der Piste
oder in "dumm gelaufen"-Fällen (z.B. Kollisionen mit Bäumen). Heute sind
dank der sehr viel effizienteren Seilbahnen/Sessellifte die Pisten
voller und es gibt mehr erwachsene Anfänger, die dann auch noch oft ab
Mittag mehr oder weniger alkoholisiert sind und sich entsprechend
überschätzen. Dazu kam der technische "Fortschritt" in Form der
Carvingskis, der IMO wenig erfahrenen Skifahrern vorgaukelt, sie hätten
alles im Griff. Sprich, es gibt mehr Zusammenstösse mit Kopf- und
Rückenverletzungen.

Grüsse
Jacqueline
Annika Dochhan
2006-10-17 14:54:59 UTC
Permalink
Hallo Jacqueline,
Post by Jacqueline Wiedler
Das ist auch tatsächlich möglich. Meine ehem. RL hat mir von einem Fall
erzählt, bei dem sich eine Reitschülerin dabei (auf dem Reitplatz vom
Pferd fallen) erhebliche innere Verletzungen zugezogen hat. Letzteres
kann aber auch beim Rad- oder Autofahren der bei Haushaltsunfällen
passieren, und dabei trägt niemand eine Schutzweste. IMO ist es so, dass
erwachsene Leute selber wissen müssen, ob und inwieweit sie sich
schützen wollen. Bei Kindern ists halt etwas schwieriger, den goldenen
Mittelweg zwischen in-Watte-packen und an Fahrlässigkeit grenzende
Sorglosigkeit zu finden...
Ja, ich sage ja auch nicht, dass es verkehrt ist, eine Weste zu tragen.
Aber ich habe ja nur was dazu geschrieben, wie es sein kann, dass das
Kind die Schutzweste bei der E-Dressur traegt.
Post by Jacqueline Wiedler
Post by Annika Dochhan
... die neulich ihrem Vater ausfuehrlich erklaeren musste, warum es
unwahrscheinlich ist, bei einem Sturz vom Pferd mit dem Fuss umzuknicken.
Aeh, eine Freundin hat sich bei einem Sturz vom Pferd das Fussgelenk
gründlich und dauerhaft zerfleddert. Sie war gerade im Begriff, vom
Pferd zu steigen, als selbiges scheute - Fuss knickte beim Auftreffen
auf dem Boden um; offener Beinbruch, Fussgelenk im A...., Krücken,
Schrauben, Nägel, posttraumatische Arthrose, heute ein versteiftes
Gelenk. Nichts ist unmöglich...
Ok, ans Absteigen hatte nicht gedacht. Da kann man natuerlich ganz gut
umknicken. Ich dachte jetzt eher an so "herkommliche Stuerze" wahrend
des Reitens, so auf den Ruecken, Kopf, die Seite o.ae. und da konnte ich
mir die Fussverletzung nicht so richtig vorstellen.

Viele Gruesse
Annika
Sandra Schindler
2006-10-17 16:10:45 UTC
Permalink
Hallo Annika!

Ich hatte vor einigen Jahren mal einen Bänderriß am Fuß, das Ganze
war bei einem Ausritt im verein passiert (zu den Zeiten als Herr Kins
noch dort war :-), die Pferde waren es also (noch) gewohnt im Gelände,
im Schritt ist Orlando gestolpert und ich in "Zeitlupe" sozusagen
abgestiegen und dabei umgeknickt. War ziemlich übel, ich konnte einige
Tage gar nicht richtig laufen. Krücken habe ich allerdings gar nicht
bekommen und der Orthopäde sagte, ich sollte ruhig wieder normal gehen
usw. sobald es wieder geht (mit Bandage).
Ich saß also ziemlich schnell wieder auf dem Pferd :-)
Wünsche Dir gute Besserung, und daß Du bald wieder reiten kannst!!

Viele Grüße,

Sandra
Annika Dochhan
2006-10-17 17:59:26 UTC
Permalink
Hallo Sandra,
Post by Sandra Schindler
Ich hatte vor einigen Jahren mal einen Bänderriß am Fuß, das Ganze
war bei einem Ausritt im verein passiert (zu den Zeiten als Herr Kins
noch dort war :-), die Pferde waren es also (noch) gewohnt im Gelände,
im Schritt ist Orlando gestolpert und ich in "Zeitlupe" sozusagen
abgestiegen und dabei umgeknickt. War ziemlich übel, ich konnte einige
Tage gar nicht richtig laufen. Krücken habe ich allerdings gar nicht
bekommen und der Orthopäde sagte, ich sollte ruhig wieder normal gehen
usw. sobald es wieder geht (mit Bandage).
Siehe meine Antwort auf Annette :-)
Post by Sandra Schindler
Ich saß also ziemlich schnell wieder auf dem Pferd :-)
Nach Reiten habe ich die Orthopaedin gar nicht gefragt, sondern nach
Laufen, weil ich dachte, wenn ich wieder laufen gehen darf, dann darf
ich auch alles andere. Und das ist naechste Woche wieder angesagt.
Post by Sandra Schindler
Wünsche Dir gute Besserung, und daß Du bald wieder reiten kannst!!
Danke! Werde mich wohl fuer naechste Woche wieder eintragen.

Viele Gruesse
Annika
annette mueller
2006-10-17 16:29:20 UTC
Permalink
Hi Annika,
Post by Annika Dochhan
... die neulich ihrem Vater ausfuehrlich erklaeren musste, warum es
unwahrscheinlich ist, bei einem Sturz vom Pferd mit dem Fuss
umzuknicken.
ich will dir nicht in den Rücken fallen, aber vor Jahren hab ich mir bei
einem Abflug vom Pferd die Außenbänder im Sprunggelenk so gründlich
zerrissen, dass operiert werden musste.
Post by Annika Dochhan
Ich habe gerade einen Baenderanriss am Fuss und alle Leute
in meiner Umgebung wollen mir weis machen, dass ich mich ja nicht an die
Vorgaben der Orthopaedin und Sportmedizinerin halten soll, sondern
_laenger_ mit Kruecken herumlaufen soll, als sie gesagt hat und ja
_spaeter_ wieder anfangen soll Sport zu machen...
aber ich bin ja zum Glueck schon erwachsen und darf das selber entscheiden.
Krücken bei Bänderanriss? Ich habe mir kürzlich durch simples Umknicken
mal wieder ein Band im Sprunggelenk gerissen (anderer Fuß dieses Mal)
und bekam einfach eine Orthese verordnet. Da 4 Tage später unser
Stallumzug anstand, musste ich damit wohl oder übel 20 Kilometer reiten ;-).

Viele Grüße
Annette
--
Die Tragik unserer Zeit liegt darin, dass sich die Klugen ihrer Sache so
unsicher sind und die Dummen sich so sicher.
(Helmut Schmidt)


http://dogblog.aboese.de
Annika Dochhan
2006-10-17 17:55:24 UTC
Permalink
Hallo Annette,
Post by annette mueller
ich will dir nicht in den Rücken fallen, aber vor Jahren hab ich mir bei
einem Abflug vom Pferd die Außenbänder im Sprunggelenk so gründlich
zerrissen, dass operiert werden musste.
Ok,ok, ich geb mich geschlagen, Ihr habt ja alle Recht.

Aber die Frage zu meiner Situation: Ist die Wahrscheinlichkeit groesser,
von einer Treppenstufe abzurutschen (mein Fall) und sich Baender
anzureissen oder beim Sturz vom Pferd?
Ich wuerde mal behaupten, wenn man alle Unfaelle im Zusammenhang mit
Treppen mit allen Unfaellen im Zusammenhang mit Pferden vergleicht, dann
ist der prozentuale Anteil von Baenderrissen bei den Treppen grosser als
bei Pferden ;-)Und das wollte ich sagen.
Post by annette mueller
Ich habe gerade einen Baenderanriss am Fuss und alle Leute in meiner
Umgebung wollen mir weis machen, dass ich mich ja nicht an die
Vorgaben der Orthopaedin und Sportmedizinerin halten soll, sondern
_laenger_ mit Kruecken herumlaufen soll, als sie gesagt hat und ja
_spaeter_ wieder anfangen soll Sport zu machen...
aber ich bin ja zum Glueck schon erwachsen und darf das selber entscheiden.
Krücken bei Bänderanriss? Ich habe mir kürzlich durch simples Umknicken
mal wieder ein Band im Sprunggelenk gerissen (anderer Fuß dieses Mal)
und bekam einfach eine Orthese verordnet. Da 4 Tage später unser
Stallumzug anstand, musste ich damit wohl oder übel 20 Kilometer reiten ;-).
Oh, dann haette ich diese Woche doch mit ausreiten koennen :-) Die
Kruecken hatte ich noch, und deswegen habe ich sie am Anfang, als mein
Fuss sehr schmerzte in Absprache mit der Aerztin verwendet.

Viele Gruesse
Annika
annette mueller
2006-10-17 18:18:57 UTC
Permalink
Hi Annika,
Post by Annika Dochhan
Ok,ok, ich geb mich geschlagen, Ihr habt ja alle Recht.
Aber die Frage zu meiner Situation: Ist die Wahrscheinlichkeit groesser,
von einer Treppenstufe abzurutschen (mein Fall) und sich Baender
anzureissen oder beim Sturz vom Pferd?
schon klar. Beim Sturz vom Pferd sind andere Risiken sicher höher.
Post by Annika Dochhan
Oh, dann haette ich diese Woche doch mit ausreiten koennen :-) Die
Kruecken hatte ich noch, und deswegen habe ich sie am Anfang, als mein
Fuss sehr schmerzte in Absprache mit der Aerztin verwendet.
War sicher vernünftig. Offenbar läuft das individuell sehr
unterschiedlich ab. Ich hatte z. B. am Tag nach dem Umknicken schon kaum
noch Schmerzen beim Laufen. Das birgt aber auch die Gefahr, dass man zu
viel rumläuft (ist bei mir so), das ist vermutlich auch der Grund, warum
ich jetzt (über 2 Monate danach) immer noch nicht wieder die volle
Beweglichkeit habe.

Viele Grüße
Annette
--
Die Tragik unserer Zeit liegt darin, dass sich die Klugen ihrer Sache so
unsicher sind und die Dummen sich so sicher.
(Helmut Schmidt)


http://dogblog.aboese.de
Ralf Schmode
2006-10-17 19:47:20 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
Naja, aber wenn Mami mit Kind die Schutzweste im Reitsportfachgeschaeft
kauft, wird sie wahrscheinlich das gleiche hoeren wie ich, als ich mich
dort habe beraten lassen. Naemlich, dass man die Weste auf jeden Fall
immer tragen sollte, da man ja auch in der Halle gegen die Bande fallen
koenne.
Hallo, Annika,

ich trage zwar zur Dressurstunde in der Bahn zugegebenerweise keine
Weste, aber: Selbstverständlich kann diese Art Unfall passieren. Einer
meiner RL ist womöglich nur deshalb eine schwere Wirbelsäulenverletzung
erspart geblieben, weil sie beim Beritt eines jungen Pferdes in der
Halle eine Weste trug - übrigens die blaue Racesafe-Weste, die auf dem
von mir verlinkten Foto zu sehen ist. Das Pferd ist plötzlich losgerannt
und hat sie auf der Bande abgeladen.

Gruß - Ralf
--
My animal photo page on the WWW: http://schmode.net
"Best of" portfolio: http://www2.fotocommunity.de/pc/pc.php4?mypics=254
My "adventure" of learning to ride: http://schmode.net/riding.htm
Mein "Abenteuer", Reiten zu lernen: http://schmode.net/reiten.htm
Jacqueline Wiedler
2006-10-17 21:08:42 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
ich trage zwar zur Dressurstunde in der Bahn zugegebenerweise keine
Weste, aber: Selbstverständlich kann diese Art Unfall passieren. Einer
meiner RL ist womöglich nur deshalb eine schwere Wirbelsäulenverletzung
erspart geblieben, weil sie beim Beritt eines jungen Pferdes in der
Halle eine Weste trug - übrigens die blaue Racesafe-Weste, die auf dem
von mir verlinkten Foto zu sehen ist. Das Pferd ist plötzlich losgerannt
und hat sie auf der Bande abgeladen.
Beim Beritt junger Pferde ist aber die Eintrittswahrscheinlichkeit des
"GAU" erheblich höher als z.B. bei einer Dressurstunde auf einem gut
gerittenen, erfahrenen Pferd. Deshalb ist dies auch nicht wirklich
vergleichbar mit dem routinemässigen Tragen einer Weste im
Dressurunterricht. Klar kann auch da theoretisch etwas passieren - aber
je nach Pferd ist die Wahrscheinlichkeit halt entsprechend winzig.


Grüsse
Jacqueline
Eva Karstaedt
2006-10-19 21:05:24 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
Ich habe gerade einen Baenderanriss am Fuss und alle Leute
in meiner Umgebung wollen mir weis machen, dass ich mich ja nicht an die
Vorgaben der Orthopaedin und Sportmedizinerin halten soll, sondern
_laenger_ mit Kruecken herumlaufen soll, als sie gesagt hat und ja
_spaeter_ wieder anfangen soll Sport zu machen...
Dank einem etwas unkontrollierten Pony durfte ich schon mit dem Kopf
voraus im Holzzaun "bremsen" - Ergebnis war ein Schlüsselbeinbruch. 6
Wochen sollte ich den Rucksackverband tragen und sportliche Betätigung
meiden, in der 4. Woche saß ich mitsamt Rucksackverband wieder auf dem
Pferd...
Nagut, das Schlüsselbein ist schief zusammengewachsen, was aber eher
weniger mit dem Reiten zu tun hat.

Grüße,
Eva
Stefan Ungemach
2006-10-19 09:58:36 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Kaeme mir nicht in den Sinn. Den grundsaetzlichen Nachteil hat Oliver
bereits erwaehnt; die Dinger behindern das freie Mitschwingen in der
Mittelpositur und damit die Einwirkung aufs Pferd. Dazu waere also
nichts mehr zu sagen.

Was ich aber in der Debatte bisher vermisse, ist die Berücksichtigung
der sogenannten aktiven Sicherheit. Die Begriffe "aktive" vs. "passive"
Sicherheit sind in den 70ern aufgekommen und wurden z.B. im Zusammenhang
mit Motorradfahren vielfach diskutiert.

Helme, Protektoren, Knautschzonen etc. dienen der passiven Sicherheit;
sie mildern Unfallfolgen, tragen aber nichts zur Verhuetung von
Unfaellen bei. Massnahmen zur aktiven Sicherheit dienen hingegen der
Vermeidung von Unfaellen, wobei sich das wahlweise noch enger fassen
laesst; in diesem Fall steht dann tatsaechlich das aktive Handeln der
Beteiligten im Mittelpunkt. Beispiel: ein ABS faellt bereits in die
erstgenannte, weitere Definition, waehrend ein Fahrsicherheitstraining,
aber auch allgemeine Fitness, auch die strengere Form bedient.

Pikant wird es nun immer dann, wenn sich solche Massnahmen gegenseitig
stoeren. Bei Schutzwesten ist das der Fall. Ein durch die Schutzweste in
seiner Bewegung eingeschraenkter Reiter verletzt sich bei einem ganz
bestimmten Sturz im Rueckenbereich eventuell weniger - aber dafuer
faellt er womoeglich *wegen* der Weste eher runter.

Dahin fuehren gleich zwei Wege. Erstens kommt er womoeglich bei einem
Buckler nicht schnell genug in der Bewegung mit, so dass er vom Pferd
faellt. Und zweitens sitzt er vielleicht dank seiner Weste
grundsaetzlich steifer und steigert so sein Pferd erst in ein gewisses
Unbehagen hinein, welches in ebendiesem Buckler gipfelt.

Kurzum: die Schutzmassnahme, die moegliche Folgen von Unfaellen mildern
soll, provoziert hier gerade die hoehere Unfallwahrscheinlichkeit!

Gleichzeitig schuetzt sie gegen weitaus haeufigere Unfallfolgen wie z.B.
Gelenksverletzungen kein bisschen. Wenn ich mir meine persoenliche
Unfallbilanz beim Reiten ansehe, so war dabei ausser vielleicht einer
Nierenquetschung nichts, wogegen eine Schutzweste geholfen haette.
Dafuer aber allerlei anderes, was sich so ueber den ganzen Koerper
verteilt hat: zwei ausgekugelte Schultern samt Riss der
Rotatorenmanschetten, ein freiliegender Schienbeinknochen (im
Reitstiefel, also trotz hinreichenden Schutzes), ein Dutzend Zerrungen
und Ueberdehnungen, Bandkapselrisse und so weiter und so fort - um sich
gegen all das zu schuetzen, haette ich ueber die Jahre um den Preis
totalen Spassverlustes plus einiger Pferde-Senkruecken in einer
Ritterruestung reiten muessen. Das gilt auch fuer andere: letzte Woche
ist bei uns ein durchaus routiniertes Maedel beim Springen ohne jeden
Fremdkontakt in den weichen Sandboden gesegelt - und hat sich das
Kniegelenk total zertruemmert. Da haette eine Schutzweste auch nix
geholfen. Wenn's kommen soll, kommt's auch.

Kommen wir nochmal zur aktiven und passiven Sicherheit. Allgemein kann
man sagen, dass zur Risikobewertung, die wie bereits von Oliver gesagt
letztlich eine hoechst subjektive Privatangelegenheit ist, auch die
Abweaegung kollidierender Schutzstrategien gehoert. Die jeweils eine
Strategie klar bevorzugenden Parteien duerften dabei ihre Gegenueber
hoechst befremdet betrachten - ohne dass deshalb z.B. ein vorschnelles
Urteil ueber Leichtfertigkeit angebracht waere.

Ein Beispiel: in den fruehen Achtzigern bin ich einige Semester lang mit
dem Motorrad zur rund 40km entfernten Uni gependelt. Im Winter war das
natuerlich arschkalt. Zusaetzliche Kleiderschichten unter der Lederjacke
(fuer eine noble - und warme - Kombi, und fuer ein Auto sowieso, fehlte
das Geld) brachten zwar eine gewisse Linderung, die aber mit nahezu
voelliger Unbeweglichkeit bezahlt wurde. Meine persoenliche Loesung
bestand darin, nur noch mit einer Regenkombi ueber Jeans und duennem
Pulli zu fahren (das reflektiert soviel Koerperwaerme, dass man gar
nicht mehr friert; dummerweise wird's dann aber mit etwas mehr Schutz
darueber dermassen warm, dass man klatschnass geschwitzt ankommt), statt
wie der Ritter Kunibert daherzuwanken. Im Falle eines Sturzes waere das
hoechst fatal gewesen; andererseits blieb mir aber die volle
Beweglichkeit erhalten, um so manchen Rutscher blitzschnell
auszukorrigieren.

Das wuerde ich heute zwar nicht mehr ganz so handhaben, aber darum
geht's hier gar nicht. Der springende Punkt ist vielmehr, dass der
Aktion durchaus Sicherheitsueberlegungen zugrunde lagen, auch wenn der
Ansatz ein voellig anderer als die ueblichere "Panzerungsmentalitaet" war.

Das hat sicherlich auch was mit einer grundsaetzlich eher optimistischen
oder pessimistischen Ausrichtung zu tun: ein Pessimist nimmt den Unfall
als unvermeidlich an, waehrend ihn ein Optimist nur fuer eventuell
moeglich haelt. Der extreme Pessimist riskiert am besten gar nichts, der
extreme Optimist in seliger Dummheit alles - aber in dem Fall, dass
beide ein wenig Hirn haben, wird sich der eine eher fuer die passive
*Unfallbewaeltigung* ruesten, waehrend der andere aktive
*Unfallvermeidung* zu betreiben versucht.

Man kann's auch anders ausdruecken: der eine setzt sein Vertrauen in
Technik, Material und andere Personen, investiert in diese und klagt im
Zweifelsfall ueber sie - der andere setzt sein Vertrauen in sich
*selber*, macht *sich* zielfuehrend fit und ist leider, wenn's
schiefgeht, auch ganz alleine schuld (das hat in gewisser Weise auch was
mit persoenlicher Staerke zu tun). Wir hier vor nicht all zu langer Zeit
schon mal was Aehnliches im Zusammenhang mit Motorradfahren; ich war
angenehm beruehrt von dem Umstand, dass die Befuerworter moeglichst
vollstaendiger Risikovermeidung zu Lasten der Entwicklung persoenlicher
Faehigkeiten trotz zunehmender Vollkasko-Mentalitaet doch in der
Minderzahl zu sein schienen.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Jascha Lendeckel
2006-10-19 10:45:42 UTC
Permalink
Hallo Stefan,
Post by Stefan Ungemach
Ein Beispiel: in den fruehen Achtzigern bin ich einige Semester lang
mit dem Motorrad zur rund 40km entfernten Uni gependelt. Im Winter war
das natuerlich arschkalt. Zusaetzliche Kleiderschichten unter der
Lederjacke (fuer eine noble - und warme - Kombi, und fuer ein Auto
sowieso, fehlte das Geld) brachten zwar eine gewisse Linderung, die
aber mit nahezu voelliger Unbeweglichkeit bezahlt wurde. Meine
persoenliche Loesung bestand darin, nur noch mit einer Regenkombi
ueber Jeans und duennem Pulli zu fahren (das reflektiert soviel
Koerperwaerme, dass man gar nicht mehr friert; dummerweise wird's dann
aber mit etwas mehr Schutz darueber dermassen warm, dass man
klatschnass geschwitzt ankommt), statt wie der Ritter Kunibert
daherzuwanken. Im Falle eines Sturzes waere das hoechst fatal gewesen;
andererseits blieb mir aber die volle Beweglichkeit erhalten, um so
manchen Rutscher blitzschnell auszukorrigieren.
Das wuerde ich heute zwar nicht mehr ganz so handhaben, aber darum
geht's hier gar nicht.
Doch, genau darum geht es. Warum würdest du es heute nicht mehr so
machen? Vielleicht weil du etwas älter und klüger geworden bist?
Post by Stefan Ungemach
Man kann's auch anders ausdruecken: der eine setzt sein Vertrauen in
Technik, Material und andere Personen, investiert in diese und klagt
im Zweifelsfall ueber sie - der andere setzt sein Vertrauen in sich
*selber*, macht *sich* zielfuehrend fit und ist leider, wenn's
schiefgeht, auch ganz alleine schuld (das hat in gewisser Weise auch
was mit persoenlicher Staerke zu tun).
Ahh verstehe, du bist der Coole Type, der so was nicht braucht! Davon
kenne ich noch mehr, auch solche die den Gurt im Auto auch nur als
hinderlich ansehen und die Strafen bei nicht anlegen als Schikane
bezeichnen.

Was jetzt nicht heißen soll das ich dir überall widersprechen will.
Natürlich sollte der Schutz dich nicht übermäßig behindern, auf der
anderen Seite wenn du so gut durch trainiert bist wie du behauptest,
sollten dich die meisten neueren Westen auch nicht stören.
Es ist wohl auch sehr vom Alter, der Erfahrung und der Art des Sport
abhängig ob und welcher Schutz sinnvoll ist.
Ich bin auch früher ohne Helm geritten und die Schutzweste hab ich mir
gerade erst zugelegt. Aber nicht weil ich mich für "Schwach" halte
sonder weil ich eingesehen habe das man älter wird aber noch nicht alt
genug für den Rollstuhl ist.
Das Schutzkleidung manchmal störend ist, bestreitet keiner. Aber es
kommt auch kein normaler Mensch auf die Idee ohne Schutzbrille eine
Fräsmaschine zu bedienen oder zu schweißen. Und es wird auch kein
Feuerwehrmann in Jeans und T-Shirt in ein brennendes Haus zum löschen
gehen. Warum also das Risiko einer Querschnittslähmung billigend in Kauf
nehmen? Das du noch keine hast, schützt dich nicht davor das es mal
passieren kann. Mein Vater fährt auch seit 40 Jahren Unfallfrei und
schnallt sich trotzdem immer an.
Aber weder der Gurt noch die Schutzweste sollten jemanden dazu verleiten
lassen zu glauben das sie ein Ersatz für gute Ausbildung und Training
sind. Im Normalfall sollte dich dein Pferd einfach nicht abwerfen und
wenn es mal durchgeht solltest du oben bleiben KÖNNEN aber auch im
richtigen Augenblick dir nicht zu Cool sein ab zu springen. Es kann auch
dir mal passieren das dein Pferd sich erschrickt und steigt und du
schneller unten bist als dir lieb ist. Und wenn du dann im Rollstuhl
sitzt ist es für die Erkenntnis das eine Weste dies hätte verhindern
können zu spät. Und die Ausrede, das die Weste es auch nicht verhindert
hätte, das du dir auch noch das Bein gebrochen hast, zieht auch nicht mehr.

Gruß Jascha
Stefan Ungemach
2006-10-19 13:52:27 UTC
Permalink
Post by Jascha Lendeckel
Post by Stefan Ungemach
Das wuerde ich heute zwar nicht mehr ganz so handhaben, aber darum
geht's hier gar nicht.
Doch, genau darum geht es. Warum würdest du es heute nicht mehr so
machen? Vielleicht weil du etwas älter und klüger geworden bist?
Nein, darum geht es nicht. Worum es ging, stand im folgenden Satz, den
Du weggesnippt hast - naemlich darum, dass der Verzicht auf eine passive
Sicherheitsmassnahme nicht automatisch mit dem Ignorieren der Gefahr
gleichgesetzt werden kann. Der auf eine aktive natuerlich auch nicht,
aber es liegt in der Natur des Menschen, dass er erkannten Bedrohungen
meist lieber ausweicht als auf sie zu geht; infolgedessen ziehen die
meisten Menschen passive Schutzmassnahmen vor.

Nur besagt das erst mal gar nichts ueber das generelle Funktionieren
einer bestimmten Strategie (so dass man aus der Wahl zumindest nicht auf
"klueger" - auf "aelter" komme ich spaeter - schliessen kann). An meiner
Wohnungstuer gibt's zum Beispiel keine Vorlegekette; dafuer hab' ich ein
Kantholz im Flur. Da ist also - wieder mal - ein aktives Konzept vor ein
passives gestellt: ich erspare mir taeglich das Herumhantieren mit dem
ohnehin nur begrenzt nuetzlichen Kettchen, kann (und muss) dafuer aber
im ja eigentlich recht unwahrscheinlichen "Ungluecksfall" selber was
tun. Auch wenn sich das erst bei der Probe aufs Exempel tatsaechlich
(und auch nur bis zum naechsten Fall) *beweisen* laesst, spricht doch
einiges dafuer, dass meine Variante zudem viel wirkungsvoller ist.

Allerdings bin ich tatsaechlich aelter (vielleicht auch klueger <g>)
geworden. Um 25 Jahre, um ganz genau zu sein. Es ist voellig natuerlich,
dass auch individuelle Risikobewertung *und* Strategiewahl dabei
Wandlungen unterworfen ist: so bin ich heute z.B. nicht mehr ganz so
schnell, kann mir dafuer aber im Winter ein Auto leisten...
Post by Jascha Lendeckel
Ahh verstehe, du bist der Coole Type, der so was nicht braucht! Davon
kenne ich noch mehr, auch solche die den Gurt im Auto auch nur als
hinderlich ansehen und die Strafen bei nicht anlegen als Schikane
bezeichnen.
Nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich :-). Es gibt ja keine
aktive Sicherheitsmassnahme, die einen Sicherheitsgurt weniger noetig
machen koennte *und* durch diesen *behindert* wuerde. Man kann nicht
ohne Gurt besser fahren oder schneller reagieren - im Falle der Westen
oder auch des angefuehrten winterlichen Zwiebelbeispiels hingegen
behindert die passive Sicherheit die aktive.

Davon abgesehen schliessen sich die beiden Ansaetze ja nicht kategorisch
aus. Nur hat hier eben jeder seine persoenliche Praeferenz, was im Falle
kollidierender Massnahmen die Entscheidung fuer die eine oder andere
Seite beeinflusst. Stell' ich mich etwa vor einen Protektorentraeger,
der dafuer z.B. das (mein) Warmturnen vorm Reiten fuer eine
ueberfluessige Aktion eines in seinen Augen uebermaessig um sich und das
Ross Besorgten haelt, mit den Worten "Verstehe, Du bist der coole Typ,
der sowas nicht braucht" hin?

Derartige Wertigkeiten sind verzichtbar - obwohl ich mir den Hinweis
darauf nicht verkneifen kann , dass beweglicheres Reiten nicht nur
Unfaelle vermeiden hilft, sondern die Sache auch fuers Pferd angenehmer
macht, wohingegen die Ruestung nur die private Sorge mindern mag...
Post by Jascha Lendeckel
Natürlich sollte der Schutz dich nicht übermäßig behindern, auf der
anderen Seite wenn du so gut durch trainiert bist wie du behauptest,
sollten dich die meisten neueren Westen auch nicht stören.
Natuerlich stoeren die, und nicht zu knapp. Reiten ist in erster Linie
mal ein Gefuehlssport; alles, was dabei als koerperlich unangenehm
wahrgenommen wird, beeintraechtigt den Kontakt zum Pferd. Eine
mechanische Einschraenkung der Beweglichkeit natuerlich erst recht, eine
der freien Atmung ebenfalls.

Das Ausbalancieren der Reiterbewegung geschieht vornehmlich mit Hilfe
der tiefen Muskulatur, die bekanntlich nicht bewusst gesteuert wird;
infolgedessen hat der allgemeine Trainingszustand hierauf nur einen
begrenzten Effekt (von Prof.E.Meyners habe ich sogar unlaengst "Fitness
ist der Tod der Reitkunst" zu hoeren bekommen), und man kann sich nur
schwer aktiv (im Sinne von "Zaehne zusammenbeissen") ueber
Unbequemlichkeiten hinwegsetzen.
Post by Jascha Lendeckel
Das Schutzkleidung manchmal störend ist, bestreitet keiner. Aber es
kommt auch kein normaler Mensch auf die Idee ohne Schutzbrille eine
Fräsmaschine zu bedienen oder zu schweißen. Und es wird auch kein
Feuerwehrmann in Jeans und T-Shirt in ein brennendes Haus zum löschen
gehen.
Da betrachtest Du wieder den Stoereffekt von Schutzkleidung bzw.
-mitteln vor dem - unpassenden - Hintergrund von Taetigkeiten, die
keinen besonders hohen Anspruch an die Koordination stellen. Also die
Bedingung einer Maschine ueber ein paar Stellraeder, das grobmotorische
Betreten eines Hauses oder eben Autofahren.

*Dabei* wuerde aber ausser eventuell etwas Bequemlichkeit kein Vorteil
durch das Weglassen der Schutzes entstehen. Und schon gar kein Effekt,
der zur Unfallverhuetung beitraegt. Beim Reiten sieht die Sache voellig
anders aus, weshalb kein einziges Deiner Beispiele greift.
Post by Jascha Lendeckel
Aber weder der Gurt noch die Schutzweste sollten jemanden dazu verleiten
lassen zu glauben das sie ein Ersatz für gute Ausbildung und Training
sind. Im Normalfall sollte dich dein Pferd einfach nicht abwerfen und
wenn es mal durchgeht solltest du oben bleiben KÖNNEN aber auch im
richtigen Augenblick dir nicht zu Cool sein ab zu springen. Es kann auch
dir mal passieren das dein Pferd sich erschrickt und steigt und du
schneller unten bist als dir lieb ist.
Sehr viel wahrscheinlicher kann es passieren, dass ich auf der Treppe
ausrutsche und mit dem Ruecken auf eine Stufe knalle. Deshalb laufe ich
trotzdem nicht mit einer Weste durchs Treppenhaus. Sonst auch keiner.

Ich muss natuerlich zugestehen, dass die Wahrscheinlichkeit, vom Esel zu
segeln, von einem Reiter zum anderen sehr unterschiedlich ist. Und je
eher einer mit der Moeglichkeit eines Sturzes rechnen muss, um so
sinnvoller werden passive Schutzmassnahmen, die ja _erst dann_ greifen.
Deshalb mache ich mich ja auch nicht ueber Protektorentraeger lustig,
das muss jeder selber wissen - aber ich halte ihren Einsatz beim Reiten
fuer kontraproduktiv.

Denn der u.U. recht geringen *Moeglichkeit* eines Sturzes steht in
diesem Fall eine *sichere* Einbusse an Bewegungsqualitaet entgegen. In
meinem Fall sieht die Bilanz dann so aus, dass ich jeden Tag mindestens
zwei Pferde reite und in den letzten 15 Jahren vielleicht ebenso oft von
diversen Eseln gesegelt bin; damit kaemen auf einen Sturz rund 700(!)
Reitstunden, die technisch schlechter abgelaufen waeren. Hinzu kommt,
dass diese 15 Stuerze ja ausnahmslos ohne Verletzungen des Oberkoerpers
verlaufen sind, obwohl sie umfeldbedingt mehrheitlich eher in die
Kategorie "ordentlicher Stunt" als Anfaengerpurzler gefallen sind - das
verschiebt die Wahrnehmung ebenfalls (zum Vergleich: ungeachtet der
*anderen* Argumente gegen die Eignung des Beispiels vom Autofahrers, der
"auch nach 40 Jahren den Gurt anlegt" - um so eine Wahrnehmung mit der
meinen vergleichen zu koennen, muesste der in dieser Zeit rund 37
ernstgemeinte Unfaelle ohne Gurt gehabt und ueberstanden haben...).

Ganz was anderes waere z.B. ein Helm. Den halte ich immer fuer sinnvoll,
und den Verzicht darauf immer fuer doof. Deshalb habe ich zwar trotzdem
die meiste Zeit keinen auf, aber das ist meine private Dummheit - ich
versuche gar nicht erst, *gegen* den Helmeinsatz zu argumentieren.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eva Karstaedt
2006-10-19 21:25:16 UTC
Permalink
Post by Annika Dochhan
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer von Euch reitet mit Schutzweste? Tragt Ihr sie
immer? Oder nur im Gelände/beim Springen?
Dann oute ich mich doch auch mal. :-)
Ich reite mit Schutzweste. Zumindest immer und ohne Ausnahme im
Gelände, auch bei einem 30-minütigen Schrittausritt. Ganz selten mal
in der Halle oder auf dem Platz, das hängt von der Tagesverfassung und
-laune meines Pferdes ab. Wenn ich schon beim Putzen merke, dass ich
es mit einer hibbeligen, kurz vor der Exlosion stehenden Bombe zu tun
habe, dann ziehe ich die Weste an. Sonst nicht, da sie zumindest in
der Dressur tatsächlich behindert, mich zumindest.
Springen? Hm, Sprünge verweigere in aller Regel _ich_. Keine
Erfahrungswerte.

Ich trage die Weste natürlich auch, um mich vor Verletzungen zu
schützen. Viel mehr aber, weil ich häufig nicht in der Lage bin,
Unsicherheiten des Pferdes mit Souveränität zu begegnen. Weil ich
anfange, mich zu versteifen und festzuklemmen, wenn der unter mir
guckig wird und rumtänzelt. Bringt nix, uns beiden nicht. Mein Dicker
wird durch meine Reaktion noch unsicherer, miteinander werden wir
unberechenbar. Die Weste gibt mir mentale Sicherheit und ist damit ein
reines Hilfsmittel für mich.
Ich gehöre aber auch zu denen, die im Gelände aus Überzeugung
absteigen und führen, wenn es nicht anders geht.
Ich wate dann eben auch vor meinem Pferd durch den Bach und hole mir
nasse Füße, dafür folgt es mir dann gelassen und ruhig durch das
Rinnsal. Vorher versuchte er, mit mir im Rücken rückwärts eine
schlammige Böschung zu erklimmen... Ne danke.
Dann lieber Weichei.
Post by Annika Dochhan
Wenn ja, welche Marke und welches Modell? Warum?
Hm, ich glaube, eine USG. Gekauft bei Loesdau, gibt es aber im
Versandhandel nicht.
Eine ähnliche wie diese hier:
Loading Image...

Warum? Weil sie nicht ganz so starr war wie andere probierte Modelle.
Im Sommer ist sie prima, superweich. Im Winter etwas härter, dafür
wärmt sie schön. Im Sommer wärmt sie allerdings auch, daher überlege
ich mir auch noch die Anschaffung eines reinen Rückenpanzers für die
wärmeren Tage im Jahr.

Neben der psychischen Wirkung würde mir im Sommer auch die geschützte
Wirbelsäule reichen, Rippen braucht es da nicht unbedingt zu schützen.

Zu den Westen kenne ich noch die Meinung, dass Stürze auch schlimmere
Folgen haben können als ohne Weste, da man sich beim Fallen nicht
"einkugeln" kann. Interessante These, aber ich habe auch einen
Purzelbaum in der Stallgasse mit Weste hinbekommen. Wichtig ist IMHO,
dass die Weste nicht nur passt, sondern auch möglichst wenig einengt
und ein entsprechend flexibles Material mitbringt, das trotz Dämpung
und Stabilisierung ausreichend beweglich ist.

Viele Grüße,
Eva
Katharina Fuhrmann
2006-10-20 08:21:17 UTC
Permalink
Post by Eva Karstaedt
Ich wate dann eben auch vor meinem Pferd durch den Bach und hole mir
nasse Füße, dafür folgt es mir dann gelassen und ruhig durch das
Rinnsal. Vorher versuchte er, mit mir im Rücken rückwärts eine
schlammige Böschung zu erklimmen... Ne danke.
Dann lieber Weichei.
Komm mal zu uns! Wetten, das gewöhnst du dir sehr rasch ab, wenn das
Wasser höher als die Knie ist und auch im Hochsommer 8°C hat? :-)

Ich hab meinem alten Pferd da mittels NHT beigebracht, daß er allein
reingeht, also ich ihn schicken kann. Und nachdem ich wußte, daß er
allein schon problemlos reingeht, hab ich mich draufgesetzt und hab mich
reintragen lassen. Ein echter Freund vom Wasser ist er nie geworden
(trinken kann man auch vom Ufer, da braucht man nicht reingehen), aber
wenn er mal drin war, wars meist auch recht lustig. Nachdem ich immer
mit Jodhpur-Hosen anhab und nie Stiefel, hat sich das mit dem Durchwaten
sowieso erübrigt....

Kathi (die zur Not noch viele, viele Strecken ohne Bach hat)
Eva Karstaedt
2006-10-21 19:01:52 UTC
Permalink
Post by Katharina Fuhrmann
Post by Eva Karstaedt
Ich wate dann eben auch vor meinem Pferd durch den Bach und hole mir
nasse Füße,
Komm mal zu uns! Wetten, das gewöhnst du dir sehr rasch ab, wenn das
Wasser höher als die Knie ist und auch im Hochsommer 8°C hat? :-)
Du meinst, ich drehe dann um und durchquere den Bach gar nicht? ;-)
Rinnsal stand da im Übrigen, und wir wateten da im Hochsommer durch.
Bis wir zu Hause waren, waren meine Schuhe und Füße auch wieder
trocken.
Post by Katharina Fuhrmann
Ich hab meinem alten Pferd da mittels NHT beigebracht, daß er allein
reingeht, also ich ihn schicken kann.
NHT? Netter Ansatz, beim kurzen Überfliegen. Zumindest was die
Kommuniaktion anbelangt, wurschteln wir da eh schon vor uns hin. Er
lässt sich inzwischen zumindest alleine in die Box schicken. Und nur
mit Zügeln um den Hals gelegt auf dem Gelände herumführen.
Post by Katharina Fuhrmann
Und nachdem ich wußte, daß er allein schon problemlos reingeht, hab
ich mich draufgesetzt und hab mich reintragen lassen. Ein echter
Freund vom Wasser ist er nie geworden (trinken kann man auch vom
Ufer, da braucht man nicht reingehen), aber wenn er mal drin war,
wars meist auch recht lustig.
Hm. Bounty mag Wasser. Ein paar Wochen nach der Aktion hatten wir nach
einem heftigen Regen riesige Wasserpfützen in der Wiese. Da hat mich
das Pferd am Strick völlig überrraschend reingezogen - könnte man ja
was zu Fressen drin finden... *schnorchel*
Post by Katharina Fuhrmann
Kathi (die zur Not noch viele, viele Strecken ohne Bach hat)
Ich habe fast nur Strecken ohne Bach. Lässt sich also leicht umgehen.
Die anderen Bäche haben alle Brücken. :-)

Viele Grüße,
Eva
Eike Kroemer
2006-10-20 07:20:54 UTC
Permalink
Noch eine Bemerkung, da hier die ablehnenden Stimmen weit stärker
vertreten sind.

Einerseits empfinde ich es auch so, daß bei angelegter Weste die
Feinmotorik des Reitens leidet, ziehe deshalb, wie gesagt, im
Dressurunterricht auch keine an, zumal dort der Boden eher eben ist.

Andererseits:

1) Der Vergleich mit Motorrad und Treppensteigen hinkt: bei beidem ist
der mögliche 'aktive' Eigenanteil zur Unfallvermeidung erheblich
größer. Die meisten Motorradunfälle entstehen durch Feindeinwirkung
oder unangepaßte Fahrweise, fast alle Treppenunfälle durch
Unachtsamkeit.

Auf dem Pferd hat man immer, egal wie gut ausgebildet, zusätzlich
den Faktor des Lebendigen - das Tier erschreckt sich mit höherer
Wahrscheinlichkeit als daß der Reifen beim Motorrad platzt oder
sich in der Treppe plötzlich ein Loch auftut.

2) Und dann soll mancher, der der Weste ablehnend gegenübersteht, nicht
so tun, als sei sein Unfall seine Privatangelegenheit.
Gerade bei den Unfallfolgen, die eine Weste abwenden kann, also
Querschnittslähmungen, zahlt die Allgemeinheit über ihre
Krankenkassenbeiträge die im schlimmsten Falle lebenslang
anfallenden Behandlungskosten. Diese sind erheblich und nicht zu
vergleichen mit denen eines 'normalen' Unfalles, der nach relativ
kurzer Zeit keiner Behandlung mehr bedarf. Dazu kommt der Ausfall
eigener Sozialversicherungsbeiträge, usw, usf.
Heinrich Schramm
2006-10-20 08:22:27 UTC
Permalink
Post by Eike Kroemer
Auf dem Pferd hat man immer, egal wie gut ausgebildet, zusätzlich
den Faktor des Lebendigen - das Tier erschreckt sich mit höherer
Wahrscheinlichkeit als daß der Reifen beim Motorrad platzt oder
sich in der Treppe plötzlich ein Loch auftut.
Klar. Allerdings ist es auch keineswegs so, daß der Reiter jedesmal im
Rollstuhl landet, wenn das Pferd erschrickt und einen Hüpfer macht.

Eine andere Frage, die mich interessiert: Wie wahrscheinlich ist es
denn, daß eine Schutzweste bei einem unglücklichen Sturz überhaupt
schwere Verletzungen verhindert? Meine Vermutung ist, daß auch eine
Schutzweste nur bei ganz bestimmten Unfallverläufen überhaupt von Nutzen
ist und daß diese Unfälle in der Praxis eher selten vorkommen. Das
überzeugendste Argument für eine Weste ist für mich immer noch das
subjektive Befinden des Reiters. Wenn er sich mit Weste sicherer fühlt
und entspannter reiten kann, dann soll er halt eine Weste tragen, egal
ob er sie jemals tatsächlich brauchen wird oder nicht. Und wenn er sich
durch die Weste in seiner Bewegungsfreiheit eingeengt fühlt, dann soll
er halt ohne reiten. Rein statistisch gesehen, dürfte es ziemlich egal
sein.
Post by Eike Kroemer
2) Und dann soll mancher, der der Weste ablehnend gegenübersteht, nicht
so tun, als sei sein Unfall seine Privatangelegenheit.
Aber hallo, selbstverständlich ist das seine Privatangelegenheit! Jede
andere Behauptung würde ich als grobe Unverschämtheit auffassen.
Post by Eike Kroemer
Gerade bei den Unfallfolgen, die eine Weste abwenden kann, also
Querschnittslähmungen, zahlt die Allgemeinheit über ihre
Krankenkassenbeiträge die im schlimmsten Falle lebenslang
Käse. Es zahlt nicht die Allgemeinheit, sondern es zahlt die
Gemeinschaft der Mitversicherten, die im selben Tarif bei derselben
Krankenkasse versichert sind (Hint: es sind nicht alle Leute in der
GKV). Das ist aber genau der einzige Zweck einer Versicherung überhaupt,
daß nämlich das individuelle Risiko auf eine größere Gruppe von
Mitversicherten verteilt und der Schaden im Falle eines Falles aus den
gesammelten Beiträgen bezahlt wird und nicht individuell getragen werden
muß. Eine Versicherung ist sowas ähnliches wie eine Schutzweste:
Normalerweise braucht man sie nicht, aber in seltenen Einzelfällen kann
sie einen großen Schaden verhindern. Deshalb besteht ihr größter Nutzen
darin, daß man sich sicherer fühlt (und ruhiger schlafen kann) und genau
dafür bezahlt man seine Beiträge.

Gruß Heiner
Manfred Grebler
2006-10-20 08:32:49 UTC
Permalink
Post by Heinrich Schramm
Eine andere Frage, die mich interessiert: Wie wahrscheinlich ist es
denn, daß eine Schutzweste bei einem unglücklichen Sturz überhaupt
schwere Verletzungen verhindert?
Hmm, was meinst Du? Eine Wahrscheinlichkeit in % wird man bei der Frage
nicht angeben können.
Eine SW verhindert bzw. verringert mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
Verletzungen der Wirbelsäule, Rippenbrücke (inkl. ihren möglichen
Folgen). Wie hoch die Wahrscheinlichkeit für solche Verletzungen in
bestimmten Situationen ist, darüber kann jeder selbst nachdenken. (Und
entsprechend für sich eine Entscheidung fällen.)
Post by Heinrich Schramm
Schutzweste nur bei ganz bestimmten Unfallverläufen überhaupt von Nutzen
Was verstehst Du unter "Nutzen"? Für mich ist es bereits ein Nutzen,
wenn sie mir eine schmerzhafte Rückenprellung erspart. Und das hast sie
schon mehr als einmal... - Und ich weiß aus einem früheren
(westenlosen) Erlebnis, wie schmerzhaft das sein kann.


Gruß
Manfred
Heinrich Schramm
2006-10-20 09:05:08 UTC
Permalink
Post by Manfred Grebler
Post by Heinrich Schramm
Eine andere Frage, die mich interessiert: Wie wahrscheinlich ist es
denn, daß eine Schutzweste bei einem unglücklichen Sturz überhaupt
schwere Verletzungen verhindert?
Hmm, was meinst Du? Eine Wahrscheinlichkeit in % wird man bei der Frage
nicht angeben können.
Naja, heutzutage wird doch alles mögliche in Statistiken erfaßt. Gibt es
irgendwo eine Statistik über die Verletzungsarten bei Reitunfällen und
hat sich schon jemand Gedanken darüber gemacht, wieviele dieser
Verletzungen durch eine Weste signifikant glimpflicher ausgefallen
wären?
Post by Manfred Grebler
Eine SW verhindert bzw. verringert mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
Verletzungen der Wirbelsäule, Rippenbrücke (inkl. ihren möglichen
Folgen). Wie hoch die Wahrscheinlichkeit für solche Verletzungen in
bestimmten Situationen ist, darüber kann jeder selbst nachdenken. (Und
entsprechend für sich eine Entscheidung fällen.)
Ja, nachdenken schon, aber was dabei herauskommt, muß nicht viel mit der
Realität zu tun haben, wenn man sich dabei nicht auf objektive Tatsachen
stützen kann. Wenn ich auf's Pferd steige, gehe ich grundsätzlich davon
aus, daß genau bei diesem Ritt mit diesem Pferd nichts schlimmes
passieren wird. Da bin ich mir absolut sicher (und dementsprechend habe
ich bisher auch keine Notwendigkeit für eine Schutzweste gesehen). Wenn
ich mir nicht sicher wäre, würde ich wahrscheinlich gar nicht erst
aufsteigen.
Post by Manfred Grebler
Post by Heinrich Schramm
Schutzweste nur bei ganz bestimmten Unfallverläufen überhaupt von Nutzen
Was verstehst Du unter "Nutzen"? Für mich ist es bereits ein Nutzen,
wenn sie mir eine schmerzhafte Rückenprellung erspart. Und das hast sie
schon mehr als einmal... - Und ich weiß aus einem früheren
(westenlosen) Erlebnis, wie schmerzhaft das sein kann.
Ok, dann ist für dich die Frage nach der Weste ja eindeutig beantwortet.
Für mich wäre das noch kein Grund, eine Weste zu tragen, aber vielleicht
waren meine diesbezüglichen Erfahrungen bisher auch noch nicht
schmerzhaft genug. ;-)

Gruß Heiner
Stefan Ungemach
2006-10-20 09:42:57 UTC
Permalink
Post by Heinrich Schramm
Naja, heutzutage wird doch alles mögliche in Statistiken erfaßt. Gibt es
irgendwo eine Statistik über die Verletzungsarten bei Reitunfällen und
hat sich schon jemand Gedanken darüber gemacht, wieviele dieser
Verletzungen durch eine Weste signifikant glimpflicher ausgefallen
wären?
Vielleicht die FN? Zwar muss man da immer vorsichtig sein, denn oft
werden Statistiken weiterverbreitet, ohne dass auf den urspruenglichen
Initiator bzw. Lieferanten (vielleicht ein Schutzwestenhersteller?)
geachtet wird. Aber da die FN bereits in den 80er fein aufgeloeste
Statistiken ueber Unfallursachen und -schweregrad herausgegeben hat
(1993 hab' ich da mal auf einem Lehrgang ganz ausfuerliches Material
bekommen), kann ich mir gut denken, dass man da auch neuere Erkenntnisse
hat...
Post by Heinrich Schramm
stützen kann. Wenn ich auf's Pferd steige, gehe ich grundsätzlich davon
aus, daß genau bei diesem Ritt mit diesem Pferd nichts schlimmes
passieren wird. Da bin ich mir absolut sicher (...). Wenn
ich mir nicht sicher wäre, würde ich wahrscheinlich gar nicht erst
aufsteigen.
Womit wir den Bereich der "self-fulfilling prophecy" betreten. Wer nicht
vom dramatischen Unfall ausgeht, uebertraegt i.d.R. soviel Sicherheit
aufs Pferd, dass dieses eben laengst nicht so oft bzw. heftig
erschrickt. Das ist ja auch das Glueck so vieler Doofer, die dann
irrigerweise fuer mutig oder versiert gehalten werden.

Andererseits hat, wer sich fuer die Vermeidung vom Schmerz und
Verletzung ruestet, bereits eine Idee davon im Hinterkopf dabei und wird
diese seine Unsicherheit aufs Pferd uebertragen.

Ergebnis: je mehr sich einer ruestet, um so wahrscheinlicher wird u.U.
erst ein Unfall (den zu ueberstehen er dann wenigstens eine geringfuegig
bessere Chance haette).

Speziell beim Reiten faellt dieser Effekt - Sicherheit durch Optimismus,
Risiko als Folge von Besorgnis - aufgrund der Sensibilitaet des Pferdes
fuer seinen Piloten in beide Richtungen *noch* staerker als bei anderen
Taetigkeiten aus.

Ich hab' ab und zu mal so ein bloedes Gefuehl im Bauch und setz mir dann
fuers ganz alltaegliche Reiten einen Helm auf. Meistens ist genau dann
was passiert; zwar i.d.R. kein Sturz, aber irgendwas, das einer haette
werden koennen. Mittlerweile bin ich geneigt, auch sowas eher dem og.
Effekt als einer Art Vorahnung zuzuschreiben.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Oliver Komhard
2006-10-23 15:56:17 UTC
Permalink
Hallo Heinrich!
Post by Heinrich Schramm
Eine andere Frage, die mich interessiert: Wie wahrscheinlich ist es
denn, daß eine Schutzweste bei einem unglücklichen Sturz überhaupt
schwere Verletzungen verhindert? Meine Vermutung ist, daß auch eine
Schutzweste nur bei ganz bestimmten Unfallverläufen überhaupt von Nutzen
ist und daß diese Unfälle in der Praxis eher selten vorkommen.
Guter Punkt!

Die Westen kommen aus der Military und sind für den Fall konstruiert,
mit oder ohne Pferd auf ein festes, hervorstehendes Hinderniss zu
prallen (im Gegensatz zu z.B. Motoradwesten, die eher das Rutschen auf
Asphalt abmildern sollen). Eben der klassische VS-Unfall, wenn es einen
mit Schwung in das Hindernis brezelt.

Schaut man sich die sonstige Reiterei an, dann sind diese gearteten
Unfälle sehr selten. Beim Sturz im Gelände normalerweise eben kein
Baumstamm beteiligt, sondern der der Reiter prallt auf den Boden und
verletzt sich a) am Kopf oder b) bricht sich einen Arm oder c)
Kleinkram. Die Weste nützt dabei eigentlich nur bei dem Kleinkram, ja,
den ein oder anderen blauen Fleck kann man damit vermeiden Um bei
diesen Unfällen eine Gefahr für die Wirbelsäule zu erkennen, muß
man schon etwas konstruieren: Zufällig in der Landezone ein
Baumstumpf, stegendes Pferd an der Bordsteinkante oder dergleichen. Um
sich eine solche Gefahr gar beim Dressurreiten in der Halle
vorzustellen, braucht es schon deutlich mehr Phantasie. Von meiner
Vereinsunsfallstatistik des Jahres 2006 wird das jedenfalls nciht
gestützt: Dreimal Krankenwagen bislang, zweimal Arm gebrochen, einmal
KO & HWS-Syndrom nach Sturz auf den Kopf.
Post by Heinrich Schramm
Post by Eike Kroemer
2) Und dann soll mancher, der der Weste ablehnend gegenübersteht, nicht
so tun, als sei sein Unfall seine Privatangelegenheit.
Aber hallo, selbstverständlich ist das seine Privatangelegenheit! Jede
andere Behauptung würde ich als grobe Unverschämtheit auffassen.
Und das ist das Argument, warum ich überhaupt etwas gegen die
Reitwesten anderer Leute habe. Die persönlich sind mir egal, von mir
aus können die auch ihre Unterwäsche mit Polyurethanschaum
auspolstern vorm Aufsitzen. Die Rückwirkung auf meine eigene Reiterei
ist das, was mich ärgert und was ich zu bekämpfen suche.

Natürlich stellt sich noch keiner vor mir hin und sagt: Zieh eine
Weste an und geh auch sonst keinerlei Risiko ein. Aber das passiert
schleichend, erst wird ein Bild transportiert "es kann immer etwas
passieren", irgendwann ist es halt normal, sich auch gegen die
abstrusesten Risiken zu schützen, (Stiftung Warentest empfahl, den
Helm am besten gleich bei Betreten des Stalles aufzusetzen,
schließlich passieren die meisten Unfälle ja am Pferd...) ja, man ist
ein Sozialparasit (Krankenkasse!) das man überhaupt das Rissiko
eingeht, sich auf's Pferd zu setzen.

Natürlich überzeichen ich hier, aber wer es schon erlebt hat, daß in
Vorbereiten auf eine Geländeturnier besorgte Eltern von Teilnehmern
eines Geländereiterwettbewerbes (Hindernishöhe bis 80 cm)
durchsetzen, daß ein überbauter Graben zugeschüttet wird, weil das
Pferd schließlich hineinfallen könnte und das arme Kind unter sich
begraben, der wird mir zustimmen, daß wir auf dem Weg dorthin sind.

Gruß,
Oliver, der die Wirkung einer solchen Weste auch schon bei einem
VS-Sturz testen durfte
Stefan Ungemach
2006-10-20 10:35:17 UTC
Permalink
Post by Eike Kroemer
Auf dem Pferd hat man immer, egal wie gut ausgebildet, zusätzlich
den Faktor des Lebendigen - das Tier erschreckt sich mit höherer
Wahrscheinlichkeit als daß der Reifen beim Motorrad platzt oder
sich in der Treppe plötzlich ein Loch auftut.
Das muss aber noch lange nicht zum Sturz fuehren. Vielleicht kann einer
ja auch reiten. Geplatzte Reifen oder Wasser auf der Treppe hingegen
kommen vielleicht seltener vor, fuehren dafuer aber viel
wahrscheinlicher zu einem Unfall.

Dem ist auch wegen des Ueberraschungseffekts so; der ist aber gerade
fuer den geuebten Reiter beim Pferd wiederum vernachlaessigbar. Wenn er
naemlich mit ausreichender Sensibilitaet und - da haben wir's wieder -
Bewegungsgefuehl und -freiheit sein Pferd spuert, ueberfaellt ihn ein
solches Ereignis laengst nicht so sehr.

So ist denn auch ein *Erschrecken* des Pferdes gar nicht die wirkliche
Unfallursache. Damit kann man vergleichsweise leicht fertig werden. Erst
durch den unsicheren Reiter, der durch etwas schnellere oder fuer ihn
nicht vorhersehbare Bewegungen ueberfordert ist, wird aus dem Hopser,
Buckler oder Ausbrechen ein Unfall. Woraus folgt, dass er moeglichst
schnell ein weniger unsicherer Reiter werden sollte...:-)

Und auf dem Weg dorthin *koennen* uebertriebene Schutzmassnahmen ganz
abgesehen von den bereits beschriebenen mechanischen Effekten auch in
psychologischer Hinsicht eher hinderlich sein. Ohne eine "gute alte
Zeit" schoen reden zu wollen haben viele von uns doch noch
Ausbildungswege beschritten oder miterlebt, in deren Verlauf Stuerze vom
Pferd praktisch eingeplant waren. Oder wie sonst soll man Springen ohne
Zuegel, Ponyrennen (ungesattelt) auf der Wiese und aehnliche Spaesse
einordnen? Ich hab's noch so gelernt: "Wer nicht vom Pferd gefallen ist,
reitet auch nicht"...

Erneut ist es natuerlich eine freie, persoenliche Entscheidung, ob man
sich dem *Risiko* Sturz aussetzen will, um dem *Ereignis* Sturz
mittelfristig seinen Schrecken zu nehmen. Ich find's gut und
zielfuehrend, denn aus der eigenen Erfahrung, dass ein Sturz eben nicht
zwangslaeufig ins Krankenhaus fuehrt, entsteht die Sicherheit, aus der
heraus man einem Pferd je nach Bedarf auch mal mehr Freiheiten laesst
oder deutlichere Grenzen setzt (gut, auch viele, denen nie was passiert
hat, zeigen diese Sicherheit - aber die loest sich um so nachhaltiger in
nichts auf, je laenger es bis zum eben doch irgendwann mal eintretenden
Abflug dauert).

Uebrigens darf man sich in diesem Zusammenhang ruhig auch mal an das
Wort "Falltraining" erinnern, bei dem man sich ja ganz gezielt dem
Angstereignis Sturz aussetzt. Oder noch allgemeiner "Fitness" - wer
einigermassen beweglich und sportlich ist, kommt mit etwas Uebung eh auf
den Fuessen auf oder rollt sich doch zumindest halbwegs kontrolliert ab.
Wenn natuerlich im Gegensatz dazu so ein Couchpotato wie ein Maikaefer
auf den Ruecken plumpst, scheint wenigstens ein Protektor fuer letzteren
einen gewissen Sinn zu machen - aber erneut stellt das sozusagen die
allerletzte Bastion dar. Wenn der Buckler nicht ausgesessen und der
Sturz nicht kompensiert werden kann, soll wenigstens noch die Ruestung
da sein - das klingt sicher vernuenftig, lenkt aber letztlich doch sehr
von den im *Vorfeld* anzugehenden Aufgaben und Einflussmoeglichkeiten ab.

Ich empfinde es als bedauerlich, dass heutzutage speziell beim Reiten
eine durchaus gesunde Zwanglosigkeit dem zeitgeistkonformen
Vollkasko-Rundumpanzerungsdenken gewichen ist. Das haengt natuerlich
direkt mit der stark gewachsenen Zahl erwachsener Reiteinsteiger
zusammen, die verstaendlicherweise mit einem anderen Risikobewusstsein
als z.B. Kinder an die Sache herangehen. Leider werden auf diesem Wege
letztlich auch mehr Aengste auf kindliche Reitanfaenger zurueck
uebertragen; eine unbefangenere Herangehensweise an die Materie Reiten
wuerde meiner Einschaetzung nach die besseren Reiter zeitigen.

BTW: ich selber bin durchaus auch in die Kategorie "erwachsener
Reitanfaenger" gefallen, wenn man die Handvoll Jugend- und
Urlaubserfahrungen mal weglaesst. Nur hatte ich das Glueck, gleichzeitig
allerlei sogenannte Risikosportarten, teils - nach damaligen Masstaeben,
heute stellt's mir angesichts der gezeigten Stunts oft die Haare auf -
extrem, betrieben zu haben und ausgesprochen fit gewesen zu sein. Dem
altersbedingt groesseren *Wissen* um Risiken stand deshalb eine
erfahrungsbedingt ebenso gewachsene *Routine* im Umgang damit
gegenueber, wodurch sich beides ein Stueck weit kompensiert hat - die
resultierende Unbefangenheit war der eines Kindes gar nicht so unaehnlich.

Als Folge davon habe ich mich von, ich sag mal, jugendgerechten
Ausbildungsmethoden (will heissen, oefters mal eine klare Ansage,
vielleicht auch etwas ruppiger im Ton, statt ausfuehrlicher Diskussion
der tagaktuellen Befindlichkeiten) nicht sonderlich abgestossen
gefuehlt. Auch wenn's mich anfangs oefters mal, genau genommen bereits
am zweiten Tag, vom Pferd gebrezelt hat. Speziell der Sturz als solcher
wurde so zu einem zwar nicht gerade schoenen, aber doch irgendwie dazu
gehoerenden Ereignis - statt zu einer vagen, dramatischen Bedrohung, der
es unter allen Umstaenden zu entgehen oder doch zumindest nur aufwendig
gewappnet zu begegnen galt.

Und *das* hat IMO letztlich wiederum zur Entwicklung der (echten)
Sicherheit beigetragen, die mich heute in die Lage versetzt, meinerseits
auch schwierige Pferde auszubilden. Ich fuerchte, dass sich die meisten
der Vollkaskoreiter, die als naechstes vielleicht auch
Ellenbogenprotektoren oder Knieschuetzer begruessen wuerden, gerade
dadurch diesen Weg verbauen. Aber das ist natuerlich ihr Recht, ihre
Privatsache - und ihr Problem.
Post by Eike Kroemer
2) Und dann soll mancher, der der Weste ablehnend gegenübersteht, nicht
so tun, als sei sein Unfall seine Privatangelegenheit <wg.Kosten...>
Das ist ein ganz heikles Thema. Ueber das Kostenargument koennte man
naemlich nicht nur das Tragen von Schutzwesten beim Reiten, sondern
zunaechst mal Nichtrauchen, Kalorienzaehlen oder Kondomgebrauch zur
erwuenschten, wenn nicht gar verbindlichen, Gesellschaftsnorm
hochstilisieren. Lungenkrebs, Arterienverkalkung, Fettleibigkeit und
auch ungewollte Schwangerschaften kosten "die Allgemeinheit" da ganz
andere Betraege. Wobei die Betroffenen zudem von an Sicherheit
grenzenden "Unfallwahrscheinlichkeiten" ausgehen muessen.

Wenn's denn ueberhaupt "die Allgemeinheit waere". Genau genommen
betrifft das nur eine bestimmte Versicherung, naemlich die
Krankenversicherung des Verletzten. Die versucht zudem, sich so viel wie
moeglich von anderen zurueck zu holen: z.B. - wenn's nicht das eigene
Pferd war - vom Pferdebesitzer oder dessen THP. Und es hat auch einen
guten Grund, dass Reitern immer wieder eine Unfallversicherung empfohlen
wird.

Apropos Unfallversicherung: es ist interessant, mal das Kleingedruckte
der Policen fuer eine breitere "Allgemeinheit" gedachten
Unfallversicherungen, also z.B. der vom ADAC angebotenen, zu lesen. Da
steht nämlich in 8-Punkt-Schrift, dass (u.a.) "Stuntmen, Astronauten und
*Bereiter*" nicht versicherbar sind. Andererseits gibt es natuerlich
recht preiswerte Unfallversicherungen fuer *gerade* das Reitrisiko -
alles eine Frage von Riskobewertung und Beitragskalkulation.

Nun sind zwar gerade Krankenkassen nicht so frei in der Wahl ihrer
Kunden bzw. der Definition der versicherten Risiken, was manchen zur
Annahme verleiten koennte, sie wuerden in gewisser Weise eben doch sowas
wie "die Allgemeinheit" sein. Unfallrisiken machen jedoch einen
vergleichbar kleinen Teil der Kosten aus (drum heisst's ja "Unfall", das
bedeutet eine besondere Situation, die nie gewollt, fuer das
unmittelbare Opfer stets am unangenehmsten, und deshalb eben doch
zuallererst mal *seine* Privatangelegenheit ist).

Aus gutem Grund verlaufen daher die meisten Diskussionen des Tenors,
(Unfall-)Risikogruppen speziell im Breitensport hinsichtlich passiver
Schutzmassnahmen zu gaengeln, im Sande. Auch wenn sich kleine, gut
abgegrenzte Gruppen wie Reiter immer fuer populistisches
Leichtfuss-Bashing anbieten, kommt man meistens ganz schnell darauf,
dass eine echte oder angenommene "Allgemeinheit" viel mehr durch breiter
angelegte Sportarten (Skiunfaelle z.B. verursachen ein Vielfaches der
Kosten fuer die Nachsorge von "Reitopfern"), Taetigkeiten (die Kassen
zahlen natuerlich auch fuer die viel haeufigeren Haushaltsunfaelle, ohne
Schutzwesten zum Fensterputzen nahezulegen) und vor allem destruktive
Lebensfuehrung finanziell belastet wird.


Gruss
Stefan







-Unfallversicherung


Ausserdem

Bevor irgendwer ueber "Risikogruppen"

Wir tun das als Gesellschaft deshalb nicht, weil wir der Freiheit des
Individuums einen relativ hohen Stellenwert beimessen. Deshalb
gefaellt's mir hierzulande auch besser als z.B.
Post by Eike Kroemer
Gerade bei den Unfallfolgen, die eine Weste abwenden kann, also
Querschnittslähmungen, zahlt die Allgemeinheit über ihre
Krankenkassenbeiträge die im schlimmsten Falle lebenslang
anfallenden Behandlungskosten. Diese sind erheblich und nicht zu
vergleichen mit denen eines 'normalen' Unfalles, der nach relativ
kurzer Zeit keiner Behandlung mehr bedarf. Dazu kommt der Ausfall
eigener Sozialversicherungsbeiträge, usw, usf.
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Jacqueline Wiedler
2006-10-20 12:08:35 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
So ist denn auch ein *Erschrecken* des Pferdes gar nicht die wirkliche
Unfallursache. Damit kann man vergleichsweise leicht fertig werden. Erst
durch den unsicheren Reiter, der durch etwas schnellere oder fuer ihn
nicht vorhersehbare Bewegungen ueberfordert ist, wird aus dem Hopser,
Buckler oder Ausbrechen ein Unfall. Woraus folgt, dass er moeglichst
schnell ein weniger unsicherer Reiter werden sollte...:-)
Absolut. Normales Erschrecken, sprich zusammenzucken/Hopser inkl. ein
paar Galoppsprünge sollten einen einigermassen geübten Reiter nicht aus
dem Sattel werfen.
Post by Stefan Ungemach
Uebrigens darf man sich in diesem Zusammenhang ruhig auch mal an das
Wort "Falltraining" erinnern, bei dem man sich ja ganz gezielt dem
Angstereignis Sturz aussetzt. Oder noch allgemeiner "Fitness" - wer
einigermassen beweglich und sportlich ist, kommt mit etwas Uebung eh auf
den Fuessen auf oder rollt sich doch zumindest halbwegs kontrolliert ab.
Als ich vor ca. 2 Jahren infolge einiger heftiger Bocksprünge von meiner
Stute flog, fragte mich die anwesende Miteinstellerin, ob ich Kampfsport
mache - ich sei mustergültig abgerollt. Nichtsdestotrotz landete ich
mehr oder weniger auf dem Hinterkopf und war ziemlich froh um meinen
Helm, ohne den ich mindestens einen Kopfschwartenriss davongetragen
hätte. Das Genick brechen hätte ich mir auch können; dabei hätte der
Helm nicht viel genützt...

Bei meinem zweiten Abflug dieses Frühjahr (ebenfalls Bocken) gings
dermassen blitzartig, dass ich keine Chance hatte, meine Gräten vorher
zu sortieren. Zumindest hatte ich diesen Eindruck und landete relativ
unsanft Hüfte voran.

Beide Stürze hätten sich übrigens vermeiden lassen, wenn ich auf mein
Gefühl gehört und rechtzeitig entsprechend reagiert hätte.
Post by Stefan Ungemach
Speziell der Sturz als solcher
wurde so zu einem zwar nicht gerade schoenen, aber doch irgendwie dazu
gehoerenden Ereignis - statt zu einer vagen, dramatischen Bedrohung, der
es unter allen Umstaenden zu entgehen oder doch zumindest nur aufwendig
gewappnet zu begegnen galt.
Wer reitet, muss IMO die Möglichkeit von Stürzen in Kauf nehmen bzw.
sich darüber im Klaren sein, dass es passieren kann. Ich bin allerdings
nicht der Ansicht, dass nur ein richtiger Reiter ist, wer schon
soundsoviele Male vom Pferd geflogen ist. Mein Ziel ist es, nie wieder
vom Pferd zu fallen. :-)

An solchen Schutzausrüstungsdiskussionen nervt mich immer wieder, dass
Leute, die keine Helme und/oder keine Westen tragen, als schlechte
Vorbilder und potentielle Volksschädlinge hingestellt werden, dass aber
der IMO grosse Stellenwert der *Vermeidung* von Unfällen durch
angemessene Ausbildung von Reiter und Pferd mit keinem Wort erwähnt
wird. Es entsteht der Eindruck, als wären regelmässige Stürze ein
unvermeidbarer Bestandteil des Reiten, und das ist halt nun mal einfach
Quatsch.

Ein Helm oder eine Weste können die Unfallfolgen abmildern, aber keine
Unfälle verhüten.

Grüsse
Jacqueline
Stefan Ungemach
2006-10-20 12:52:47 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
Wer reitet, muss IMO die Möglichkeit von Stürzen in Kauf nehmen bzw.
sich darüber im Klaren sein, dass es passieren kann. Ich bin allerdings
nicht der Ansicht, dass nur ein richtiger Reiter ist, wer schon
soundsoviele Male vom Pferd geflogen ist.
Nein, so darf man das natuerlich nicht verstehen - aber Stuerze ohne
dramatische Folgen, also die ganz grosse Mehrheit, fuehren tatsaechlich
zu etwas losgelassenerem Reiten, wenn sich die Angst davor in der Folge
irgendwann relativiert. Es ist also nicht voellig unwahrscheinlich, dass
jemand, den's einige Male abgehoben hat und der das in seine ganz
normalen Erfahrungen eingebaut hat, ein besserer Reiter wird.
Post by Jacqueline Wiedler
An solchen Schutzausrüstungsdiskussionen nervt mich immer wieder, dass
Leute, die keine Helme und/oder keine Westen tragen, als schlechte
Vorbilder und potentielle Volksschädlinge hingestellt werden, dass aber
der IMO grosse Stellenwert der *Vermeidung* von Unfällen durch
angemessene Ausbildung von Reiter und Pferd mit keinem Wort erwähnt
wird. Es entsteht der Eindruck, als wären regelmässige Stürze ein
unvermeidbarer Bestandteil des Reiten, und das ist halt nun mal einfach
Quatsch.
Dem ist in allen Teilen zuzustimmen :-)

Davon abgesehen fragt man sich unwillkuerlich, ob diejenigen, die einen
solchen Eindruck *verbreiten*, ihn wirklich selber *haben* - und falls
ja, weshalb. Da die Unfallhaeufigkeit beim Reiten erwiesenermassen recht
gering ist, liegt es nahe, persoenliche Erfahrungen oder ein bestimmtes
Umfeld zu vermuten - mit anderen Worten: man hat das Gefuehl, dass da
Leute sprechen, in deren unmittelbarer Umgebung recht oft vom Pferd
gefallen wird.

Ebenso denkbar: die potentiellen Gefahren spuken dank verzerrter
Erzaehlungen oder grosser Aengste derart praesent durch bestimmte
Koepfe, dass dort eine entspanntere Vorstellung vom Reiten gar nicht
aufkommen mag.

Das fuehrt zur Vorstellung, dass die befuerwortende
Schutzmitteldiskussion eben doch so oder so von schwachen Reitern
gefuehrt wird. Das wird jetzt zwar wieder einige empoeren und zu
Repliken des Tenors bewegen, Leichtsinn definiere noch lange keinen
guten Reiter - aber Derartiges will ich damit auch gar nicht sagen.
Vielmehr befuerchte ich, dass eine bestimmte Gruppe mittels derartiger
Angstdiskussionen fuer sich selber eine Idee zementiert, die ihnen beim
Reitenlernen nachhaltig im Weg steht.

Sie sollen ja nicht gerade voellig unbedarft wueste Stunts riskieren -
aber sich gegenseitig zu suggerieren, trotz grosser Ferne zu
Leistungssport, Pferdekorrektur oder sonstigen Grenzformen eine wunder
wie gefaehrliche Taetigkeit zu betreiben, erzeugt bloss immer mehr
verkrampfte Bedenkentraeger, denen ein grosser Teil des Spasses am
Reiten entgeht. Was langfristig neue Problem, und zwar fuer andere,
erzeugt: sie geben ihre verzerrte Einstellung weiter, sie veraendern bei
zunehmendem Anteil die Wahrnehmung von Reitern durch die Gesellschaft,
und vor allem letzteres koennte irgendwann zu Einschraenkungen und
Gaengelungen fuehren, die - und zwar ohne den geringsten Nutzen zu
bringen - DIch und mich betreffen.

Solche Ueberlegungen sind nicht voellig aus der Luft gegriffen. Wir
hatten vor einigen Jahren sogar schon mal eine Ministerin(!), die -
persoenlich aus dem Rai-Umfeld beeinflusst - auf ein gesetzlich
verankertes Pauschalverbot von Gerten- und Sporennutzung auf Turnieren
hingearbeitet hat.

Ohne jetzt *dieses* Thema diskutieren zu wollen wird hoffentlich klar,
worin ich die *eigentliche* Brisanz sehe: die Ideen von Menschen mit
wenig Wissen bzw. Koennen, aber viel Emotionen koennen ganz fix negativ
auf Gebiete durchschlagen, von denen sie keine Ahnung haben, die sie
nichts angehen und auf denen dann ganz andere darunter zu leiden haben.
Und Angst ist natuerlich eine ganz starke Emotion.

Wenn also genuegend Menschen - die in der Summe nicht wirklich viel
Reiterfahrung auf die Waage bringen - eine Protektorendebatte betreiben
und, Gott bewahre, vielleicht auch noch zufaellig eine andere Ministerin
vom Haferlinger purzelt, haben wir vielleicht - das ist ein *Beispiel!*
- in 5 Jahren einen Protektorenzwang am Turnier. Was u.a. zur Folge
haette, dass gleich Tausende Reiter - die es zudem (a) besser koennten
und (b) nicht wirklich vom Problem betroffen waren, haeufig vom Pferd zu
fallen - ein wenig schlechter am Pferd sitzen ;-)
Post by Jacqueline Wiedler
Ein Helm oder eine Weste können die Unfallfolgen abmildern, aber keine
Unfälle verhüten.
Gegen die grundsaetzliche, individuelle Entscheidung, den Fall eines
Sturzes durch passive Schutzmassnahmen moeglicherweise abzumildern, ist
ja auch nichts einzuwenden - aber auf den Unfall abzielende (ihn also
voraussetzende) Massnahmen, die eventuell seiner Vermeidung entgegen
wirken, sind grundsaetzlich bedenklich.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Manfred Grebler
2006-10-20 13:12:20 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Umfeld zu vermuten - mit anderen Worten: man hat das Gefuehl, dass da
Du kannst vermuten und Gefühle haben soviel Du willst.
Post by Stefan Ungemach
Schutzmitteldiskussion eben doch so oder so von schwachen Reitern
gefuehrt wird.
Das wird jetzt zwar wieder einige empoeren
Richtig.

Wenn Du als schwache Reiter alles unter M-Niveau definierst mag das
zutreffen. Ansonsten müßtest Du aber schon übersinnliche Fähigkeiten
haben, die tatsächlichen Gründe der Reiter zu erkennen, welche sich um
einen möglichst guten passiven Schutz bemühen.


Gruß
Manfred
Stefan Ungemach
2006-10-20 18:07:09 UTC
Permalink
Post by Manfred Grebler
Du kannst vermuten und Gefühle haben soviel Du willst.
Danke. Und denk mal an, ich lasse mich auch nicht daran hindern, sie zu
artikulieren :-)

Vielleicht kratzt sich ja auch der eine oder andere am Kopf und
ueberdenkt seine Selbsteinschaetzung - und zwar im Sinn einer
Verschiebung von " *Reiten* ist so gefaehrlich, dass *man* besonderen
Schutz braucht" zu "beim Reiten fuehle *ich* mich noch so unsicher, dass
*ich* mich mit Schutz wohler fuehle". Das mag wie Kruemelkackerei
klingen, ist aber wesentlich: die zweite Variante fuehrt weder zur
Angstmultiplikation an Dritte, noch zur Forderung nach Reglementierungen
durch voellig Sachfremde.
Post by Manfred Grebler
Wenn Du als schwache Reiter alles unter M-Niveau definierst mag das
zutreffen.
Da wirst Du unsachlich (aber das war ja fast schon provoziert). Ich habe
diese Vermutung naemlich bei vorsichtigster Formulierung ueber einem
konkreten Indiz (der offenkundig als sehr hoch eingeschaetzten
Wahrscheinlichkeit, vom Pferd zu fallen) errichtet, das auf routinierte
Reiter zweifellos kaum zutrifft.
Post by Manfred Grebler
haben, die tatsächlichen Gründe der Reiter zu erkennen, welche sich um
einen möglichst guten passiven Schutz bemühen.
*Eines* Reiters vielleicht, da muesste man ja Gedanken lesen koennen. In
der Menge zeichnet sich hingegen ein Bild ab; da wird naemlich
tatsaechlich eine zunehmende Besorgnis kommuniziert, vom Pferd zu
fallen. Interessanterweise selten auf die erste Person Plural bezogen,
kaum einer gibt die konkrete Angst zu, selber vom Pferd zu fallen - aber
der unpersoenliche, abstrakte Unfall wird als allgegenwaertige Bedrohung
verstanden und besprochen. Wie das Ozonloch (der Gedankensprung erfolgt
nicht zufaellig, sondern soll an die allgemeinen Lebensaengste erinnern,
die tatsaechlich ein gesellschaftliches Symptom darstellen).

Dabei wird auch auffallend oft von externen Bedrohungen gesprochen (das
Pferd erschrickt sich oder stuerzt), was der Hinwendung zu praeventiven
Schutzmassnahmen einen serioesen, vernuenftigen Touch verleiht. Den
zielfuehrenderen Ansatz "ich kann mich nicht sicher genug halten"
vernimmt man deutlich seltener. Es sind aber, ich sag's noch einmal,
kaum die sicheren, erfahrenen Reiter, die dem Mythos vom der
"Alltagsgefahr Sturz" (speziell dem, fuer den man nichts kann bzw. gegen
den man nichts machen kann) das Wort reden. Weil sie's besser wissen.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Jacqueline Wiedler
2006-10-20 21:47:53 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Dabei wird auch auffallend oft von externen Bedrohungen gesprochen (das
Pferd erschrickt sich oder stuerzt), was der Hinwendung zu praeventiven
Schutzmassnahmen einen serioesen, vernuenftigen Touch verleiht.
Das fällt mir auch auf. Aber IMO sind Stürze auf Grund solcher externen
Bedrohungen sehr viel seltener als Stürze auf Grund falscher
Einschätzungen seitens des Reiters oder mangelnder Ausbildung auf beiden
Seiten.

Mein Freund hat mal einen Abflug gemacht, weil der Weg von Bibern
unterhöhlt war und sein Pferd mit den Vorderbeinen einbrach. Dumm
gelaufen, zum Glück nichts passiert ausser ein verstauchter Fuss beim
Reiter.

Pferde, die regelmässig im Gelände bewegt werden und klar im Kopf sind,
werden angesichts normaler Alltags"gefahren" wie Landmaschinen, Jogger,
freilaufende Hunde, Wild, Nordic Walker und dergleichen allenfalls (wenn
überhaupt) mit der normalen Schreckreaktion reagieren, aber nicht wild
buckelnd und unhaltbar gen Sonnenuntergang entfleuchen.

Meine Stute und ich sind noch ein Stück davon entfernt, im Gelände so zu
funktionieren, wie ich das gerne hätte, aber ich würde mal frech
behaupten, dass ich mittlerweile die Gefahren recht gut einschätzen
kann. Ich weiss, dass sie 100% verkehrssicher ist. Bei sonstigem
Erschrecken (z.B. unvermittelt rumhopsende Rehe oder sich von hinten
anschleichende Jogger) gibts maximal ein paar Hopser. Problemlos
auszusitzen. Wenn sie ihre schwachen fünf Minuten hat und im Maisfeld
oder neben der Scheune des schon hundertmal ohne Ohrwackeln passierten
Bauernhofs Gespenster sieht, so nehme ich das in der Regel nicht
wahnsinnig ernst und reite einfach weiter. Wenn ihr wirklich nicht mehr
wohl ist, dann merke ich das und steige ggf. halt ab, bevor es
eskaliert, führe sie, bis sie wieder auf dem Teppich ist, und steige
dann wieder auf. Ein besserer Reiter als ich das bin würde wohl nicht
absteigen, ich tus halt, weil mir so wohler ist.

Meinen Helm trage ich als potentielle Schadensbegrenzung für den Fall,
dass ich halt doch mal etwas falsch einschätze und ja, auch für die
externen Bedrohungen. Und im Sommer als Sonnenschutz... ;-)

Grüsse
Jacqueline
Thorsten Günther
2006-10-22 07:23:48 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
Pferde, die regelmässig im Gelände bewegt werden und klar im Kopf sind,
werden angesichts normaler Alltags"gefahren" wie Landmaschinen, Jogger,
freilaufende Hunde, Wild, Nordic Walker und dergleichen [...]
^^^^^^^^^^^^^
Gibt es die bei Euch noch? Hier in Hamburg hat die Seuche des "Mit-
Stöckern-Spazierengehens" bzw. "Langlauf-Alzheimers" subjektiv stark
nachgelassen, die Zielgruppe der Fettschwabbel hat diese Tätigkeit
offenbar wieder aufgegeben nach Presseberichten wie "Ein Volk geht am
Stock" (Spiegel 21/05) oder "Nordic Walking schadet den Gelenken mehr,
als es nutzt" (3sat) und betreibt statt Alibi-Sport nun wieder gar keinen.


Thorsten
Jacqueline Wiedler
2006-10-22 08:04:54 UTC
Permalink
Post by Thorsten Günther
Post by Jacqueline Wiedler
Pferde, die regelmässig im Gelände bewegt werden und klar im Kopf
sind, werden angesichts normaler Alltags"gefahren" wie Landmaschinen,
Jogger, freilaufende Hunde, Wild, Nordic Walker und dergleichen [...]
^^^^^^^^^^^^^
Gibt es die bei Euch noch? Hier in Hamburg hat die Seuche des "Mit-
Stöckern-Spazierengehens" bzw. "Langlauf-Alzheimers" subjektiv stark
nachgelassen, die Zielgruppe der Fettschwabbel hat diese Tätigkeit
offenbar wieder aufgegeben nach Presseberichten wie "Ein Volk geht am
Stock" (Spiegel 21/05) oder "Nordic Walking schadet den Gelenken mehr,
als es nutzt" (3sat) und betreibt statt Alibi-Sport nun wieder gar keinen.
Ja, die gibts bei uns (CH-Nord) noch. Zuweilen treten sie sogar in
Rudeln auf :-). Ich muss dazu sagen, dass ich mich auch nicht darüber
lustig machen mag. Es sind noch nicht mal alle Nordic Walker fett und
weiblich - und selbst wenn: Ich kann nichts schlechtes daran finden,
wenn Leute sich bewegen, egal wie sie dabei aussehen oder ob du oder ich
das irgendwie cool, sexy oder bewundernswert empfinden.

Warum "Alibi-Sport"? Ist doch besser als gar nichts. Jemand, der
übergewichtig ist (aus welchen Gründen auch immer), kann ja nicht gleich
mit Triathlon anfangen, sondern muss erstmal das Gewicht soweit ab- und
die Kondition aufbauen, dass "Sport" im engeren Sinne überhaupt möglich
ist. Dazu ist z.B. Nordic Walking sehr gut geeignet.

Warum muss man eigentlich alles, was man selber vielleicht nicht machen
würde oder als "uncool" empfindet, mit Spott und Häme überziehen?

Jacqueline
Eva Karstaedt
2006-10-22 14:03:12 UTC
Permalink
Post by Thorsten Günther
Post by Jacqueline Wiedler
freilaufende Hunde, Wild, Nordic Walker und dergleichen [...]
^^^^^^^^^^^^^
Gibt es die bei Euch noch?
In Süddeutschland sind die auch gut vertreten. An Wochenenden auch
gerne rudelweise im Wald.

So ganz pauschal verurteilen würde ich die Sportart nun nicht -
richtig ausgeführt scheint sie durchaus ihren Nutzen zu haben. Klar,
initiiert von Skistockherstellern, die Umsatz in einer weiteren Saison
gesucht und gefunden haben, wird dem Sport wohl immer eine gewisse
Nutzlosigkeit anhängen, sinnvoll kann die Bewegung mit den Stöcken
aber durchaus sein.

Mich stören die nicht, den Schimmel auch nicht. Nordic Walker
funktionieren im Wald als Coexistenz, im Gegensatz zu vielen Radlern
oder Spaziergängern, die viel eher als Schreckursache oder Hindernis
dienen. Entweder stehen Spaziergänger dumm im Weg rum oder Radler
schleichen sich hinterhältig und lautlos an, um dann auf Höhe des
Pferdes 'gefühlvoll' in einen anderen Gang zu schalten...

Freilaufende Hunde sind prima, die kann man jagen. ;-)

Grüße,
Eva
Jacqueline Wiedler
2006-10-22 15:09:00 UTC
Permalink
Post by Eva Karstaedt
So ganz pauschal verurteilen würde ich die Sportart nun nicht -
richtig ausgeführt scheint sie durchaus ihren Nutzen zu haben. Klar,
initiiert von Skistockherstellern, die Umsatz in einer weiteren Saison
gesucht und gefunden haben, wird dem Sport wohl immer eine gewisse
Nutzlosigkeit anhängen, sinnvoll kann die Bewegung mit den Stöcken
aber durchaus sein.
Meine 77jährige Mutter ist seit Jahr und Tag täglich zu Fuss unterwegs,
neuerdings auch mit Stöcken, weil sie gemerkt hat, dass sie mit Stöcken
schneller geht...

Ich kann echt nicht verstehen, wieso man hämisch darüber herziehen muss,
die tun ja echt niemandem etwas zuleide. Nordic Walking ist zudem
wahrscheinlich gesünder als so manche viel "coolere" Sportart.
Post by Eva Karstaedt
Mich stören die nicht, den Schimmel auch nicht. Nordic Walker
funktionieren im Wald als Coexistenz, im Gegensatz zu vielen Radlern
oder Spaziergängern, die viel eher als Schreckursache oder Hindernis
dienen. Entweder stehen Spaziergänger dumm im Weg rum oder Radler
schleichen sich hinterhältig und lautlos an, um dann auf Höhe des
Pferdes 'gefühlvoll' in einen anderen Gang zu schalten...
Am unangenehmsten finde ich Mountainbiker und Jogger, v.a. solche mit
Kinderwagen. Aber die friedliche Koexistenz klappt bei uns in der Regel
sehr gut.

Grüsse
Jacqueline
Ralf Schmode
2006-10-20 22:55:41 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Das fuehrt zur Vorstellung, dass die befuerwortende
Schutzmitteldiskussion eben doch so oder so von schwachen Reitern
gefuehrt wird.
Hallo, Stefan,

ich habe mich in dieser Diskussion bisher bewußt zurückgehalten, aber
das war jetzt ein Allgemeinplatz zuviel. Es würde Deiner Argumentation
nicht weniger, sondern mehr Gewicht verleihen, wenn Du nicht ständig den
Eindruck erwecktest, bei allen möglichen Diskussionen ganz gezielt auf
die These hinzusteuern, daß jeder, der Deine Sichtweise nicht teilt,
dies nur deshalb nicht tut, weil sie sich ihm aufgrund mangelnder
reiterlicher Fähigkeiten verschließt. Oder, anders ausgedrückt: Du
suggerierst in schöner Regelmäßigkeit, daß man als Mitdiskutant dieses
und jenes schon genau so sehen würde wie Du, wenn man anständig reiten
könnte :->

Gerade in bezug auf die Schutzmitteldiskussion finde ich diese
Sichtweise allerdings geradezu gefährlich einseitig. *Mein* erster Sturz
im Gelände, beispielsweise, war das Resultat einer nicht sichtbaren
Aushöhlung im Boden, die mein Pferd plötzlich vorne schlagartig einen
halben Meter tiefergelegt hat. Das war einer meiner ersten Ausritte mit
Schutzweste, und daß ich sofort danach schmerzfrei und unverletzt habe
weiterreiten konnen, ist vielleicht auch der Weste geschuldet.
Andererseits hätte sich dieser Abflug mutmaßlich auch durch noch so
starkes Reiten nicht vermeiden lassen.
Post by Stefan Ungemach
Sie sollen ja nicht gerade voellig unbedarft wueste Stunts riskieren
- aber sich gegenseitig zu suggerieren, trotz grosser Ferne zu
Leistungssport, Pferdekorrektur oder sonstigen Grenzformen eine
wunder wie gefaehrliche Taetigkeit zu betreiben, erzeugt bloss immer
mehr verkrampfte Bedenkentraeger, denen ein grosser Teil des Spasses
am Reiten entgeht.
Ach, das ist doch Quark. Ich weiß, das Beispiel hinkt, aber wenn ich mir
im Auto den Sicherheitsgurt anlege, dann tue ich das doch auch nicht in
dem Bewußtsein, daß da an der nächsten Ecke ein Unfall auf mich warten
könnte - und weniger Spaß am Autofahren habe ich deshalb auch nicht. Und
ich fahre (hoffentlich) auch nicht schlechter. Aber ich interagiere
dabei ständig mit möglichen Unfallursachen, von denen sich nur ein Teil
in meinem Einflußbereich befindet, und vor dem anderen Teil schützt mich
der Sicherheitsgurt vielleicht auch dann noch, wenn meine Fahrkünste gar
nichts mehr bewirken können.

Und was den Spaß am Reiten angeht: Davon habe ich zumindest im Gelände
entschieden mehr, wenn ich mit dem Gefühl reiten kann, daß ein Sturz -
der immer vorkommen kann! - mit wesentlich geringerer Wahrscheinlichkeit
das Ende meiner reiterlichen Ambitionen bedeutet wird als ohne
entsprechende Ausrüstung. Und weil ich mir diese boshafte Spitze nun gar
nicht verkneifen mag: Du erwähntest mal ein Rudel älterer Herren, die in
Eurer Gegend unter weitgehendem Kontrollverlust zu Pferde durch die
Pampa fräsen. Denk mal darüber nach, ob diese Herrschaften, ob ihres
Tuns von Dir zur Rede gestellt, nicht genauso behaupten würden, daß
allen anderen, diesen Weicheiern und Aktienfrühverkäufern, der wahre
Spaß am Reiten doch völlig entgeht...
Post by Stefan Ungemach
Was langfristig neue Problem, und zwar fuer andere, erzeugt: sie
geben ihre verzerrte Einstellung weiter, sie veraendern bei
zunehmendem Anteil die Wahrnehmung von Reitern durch die
Gesellschaft, und vor allem letzteres koennte irgendwann zu
Einschraenkungen und Gaengelungen fuehren, die - und zwar ohne den
geringsten Nutzen zu bringen - DIch und mich betreffen.
Das ist aber schon ein wenig perfide, oder? Würdest Du einem Menschen,
die beispielsweise über das übliche Maß hinaus medizinische
Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt, auch vorwerfen wollen, daß er
sozusagen das Klima schüfe für die Propagierung entsprechender
Zwangsmaßnahmen? Vielleicht wird Dir die Absurdität dieser
Argumentationskette bewußt, wenn Du rekapitulierst, wie es hierzulande
zur Einführung der Gurt- bzw. Helmpflicht für Auto- bzw. Kradfahrer
gekommen ist. Das haben nicht die damals schon mit Helm bzw. Gurt
fahrenden "Vorbilder" geschafft, sondern diejenigen, die glaubten,
darauf verzichten zu können, und schließlich auf bittere Weise von der
Realität eingeholt wurden.
Post by Stefan Ungemach
Solche Ueberlegungen sind nicht voellig aus der Luft gegriffen. Wir
hatten vor einigen Jahren sogar schon mal eine Ministerin(!), die -
persoenlich aus dem Rai-Umfeld beeinflusst - auf ein gesetzlich
verankertes Pauschalverbot von Gerten- und Sporennutzung auf
Turnieren hingearbeitet hat.
Hast Du *das* nötig? Meine Güte, wir streiten uns hier über den Sinn
passiver Schutzmaßnahmen beim Reiten, und Dir fällt nichts Besseres ein,
als eine durchgeknallte Rai-Anhängerin, die sich in einem völlig anderen
Zusammenhang geäußert hat, zur Zeugin zu nehmen für die Gefahr, die
angeblich von den Befürwortern von Helm und Körperschutz beim Reiten
ausgeht...
Post by Stefan Ungemach
Die Ideen von Menschen mit wenig Wissen bzw. Koennen, aber viel
Emotionen koennen ganz fix negativ auf Gebiete durchschlagen, von
denen sie keine Ahnung haben, die sie nichts angehen und auf denen
dann ganz andere darunter zu leiden haben. Und Angst ist natuerlich
eine ganz starke Emotion.
Das ist ja alles richtig. Aber mir ist völlig schleierhaft, wie Du auf
das schmale Brett kommst, so eine Entwicklung könnte durch ein paar
Protektorenträger im Gelände eher ausgelöst werden als z. B. durch
entsprechend aufgemachte Berichte über verunfallte Nichtträger passiver
Schutzausrüstung. Und Dir müßte eigentlich klar sein, daß ein schwer
verunglückter Reiter ohne entsprechenden Schutz das Bild der Reiterei in
der Öffentlichkeit ebenso nachhaltig versaut wie die allfälligen
Berichte über schwere Autounfälle mit nicht angeschnallten Fahrern das
Bild einer bestimmten Gruppe von (meist jugendlichen)
Verkehrsteilnehmern - die Tatsache des Nichtanschnallens wird ja, mit
dem Unterton "selbst schuld", nicht umsonst regelmäßig in entsprechenden
Unfallberichten erwähnt. Wobei ich Dir in einem Punkt natürlich Recht
gebe: Wenn eine Reiter ohne Schutzausrüstung verunfallt oder ein nicht
angeschnallter Fahrer gegen den Baum brezelt, fragt in der Regel kaum
jemand, ob die Schutzausrüstung die Schwere der Verletzungen hätte
mindern können - man geht ohne weitere Prüfung davon aus, weil's sonst
nicht so schön plakativ wäre.
Post by Stefan Ungemach
Wenn also genuegend Menschen - die in der Summe nicht wirklich viel
Reiterfahrung auf die Waage bringen - eine Protektorendebatte
betreiben und, Gott bewahre, vielleicht auch noch zufaellig eine
andere Ministerin vom Haferlinger purzelt, haben wir vielleicht - das
ist ein *Beispiel!* - in 5 Jahren einen Protektorenzwang am Turnier.
Der Absatz zeigt noch einmal ganz deutlich, wie konstruiert Du in dieser
Sache argumentierst: *Wenn* es in 5 Jahren einen Protektorenzwang bei
Turnieren geben *sollte*, dann wird die Ursache bestimmt nicht in einer
"Protektorendebatte" liegen, sondern daran, daß es ein paar Reiter, die
glaubten, auf Schutzausrüstung verzichten zu können, beim Turnier
ordentlich zerlegt hat.
Post by Stefan Ungemach
Was u.a. zur Folge haette, dass gleich Tausende Reiter - die es zudem
(a) besser koennten und (b) nicht wirklich vom Problem betroffen
waren, haeufig vom Pferd zu fallen - ein wenig schlechter am Pferd
sitzen ;-)
Diesem Argument kann ich insofern folgen, als ich die Schutzweste mit
Hartschaumprotektoren auch als meine Beweglichkeit beim Reiten
einschränkend empfunden habe. Wenn man diesen Gedanken allerdings
konsequent zuende denkt, landet man irgendwann bei der Frage, ob sich
nicht vergleichbare Einschränkungen zumindest beim Turnier auch aus dem
vorgeschriebenen Pinguinkostüm[tm] ergeben ;-)
Post by Stefan Ungemach
Gegen die grundsaetzliche, individuelle Entscheidung, den Fall eines
Sturzes durch passive Schutzmassnahmen moeglicherweise abzumildern,
ist ja auch nichts einzuwenden - aber auf den Unfall abzielende (ihn
also voraussetzende) Massnahmen, die eventuell seiner Vermeidung
entgegen wirken, sind grundsaetzlich bedenklich.
Jede Schutzmaßnahme geht davon aus, daß das Ereignis, vor dem sie
schützen soll, irgendwann eintreten kann - das ist nun wirklich kein
überzeugender Ansatz für eine Argumentation "dagegen". Etwas anderes ist
natürlich, wenn jemand glaubt, sich durch die Schutzausrüstung das
Ticket zu höherer Risikobereitschaft erworben zu haben. Andererseits
hast Du selbst argumentiert, daß es nicht auszuschließen sei, daß
jemand, der aus Angst mit Schutzausrüstung reitet, seine gestiegene
"Unfallerwartung" möglicherweise auf das Pferd überträgt und somit die
Wahrscheinlichkeit des Unfalleintritts erhöht - insofern könnte man
sogar auf den verwegenen Gedanken kommen, daß jemand, der mit
Schutzausrüstung riskanter reitet, dies vielleicht auch selbstbewußter
tut und damit das höhere Risiko sogar überkompensiert :-) Ich
kann mir vorstellen, daß jemand in sperriger Schutzausrüstung in
gewissem Maße *unbeweglicher* reitet, aber ich kann mir keinen
Mechanismus vorstellen, unter dem dieser Reiter ohne Schutzausrüstung
auf der psychischen Ebene *sicherer* reitet. Meine (überschaubare)
persönliche Erfahrung geht eher in die entgegengesetzte Richtung.

Gruß, Ralf
Luise Sanders
2006-10-21 19:18:24 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
Post by Stefan Ungemach
Das fuehrt zur Vorstellung, dass die befuerwortende
Schutzmitteldiskussion eben doch so oder so von schwachen Reitern
gefuehrt wird.
Oder, anders ausgedrückt: Du
suggerierst in schöner Regelmäßigkeit, daß man als Mitdiskutant dieses
und jenes schon genau so sehen würde wie Du, wenn man anständig reiten
könnte :->
Hallo Ralf,

Es wird nicht nur suggeriert - Ralf es ist so. Mit zunehmender
Erfahrung und Geübtheit ändern sich nämlich auch die Meinungen und
hoffentlich gewonnenen Einsichten.
Post by Ralf Schmode
Mein* erster Sturz
im Gelände, beispielsweise, war das Resultat einer nicht sichtbaren
Aushöhlung im Boden, die mein Pferd plötzlich vorne schlagartig einen
halben Meter tiefergelegt hat. Das war einer meiner ersten Ausritte mit
Schutzweste, und daß ich sofort danach schmerzfrei und unverletzt habe
weiterreiten konnen, ist vielleicht auch der Weste geschuldet.
Natürlich ist das ein sehr triftiges Argument für die Verwendung von
Schutzwesten
und in gewisser Weise spricht es für Vernunft und auch für eine
realistische
Einschätzung eigener Fähigkeiten oder Unfähigkeiten , wenn man sich
entschließt passive Schutzmassnahmen zu verwenden zwecks Erhöhung der
Sicherheit, aber auch zwecks Kompensation von reiterlichen
Fähigkeiten. Trotzdem ist das oben genannte Argument in Bezug auf
schwache Reiter sachlich völlig richtig - natürlich ruft es
Widerstand hervor, weil heutzutage kaum ein erwachsener Mensch es auf
sich sitzen lassen mag als schwach oder als Anfänger bezeichnet zu
werden.
Post by Ralf Schmode
Andererseits hätte sich dieser Abflug mutmaßlich auch durch noch so
starkes Reiten nicht vermeiden lassen.
Bist Du Dir da sicher? Psychologisch gesehen ist dies nämlich ein
durchsichtiges Argument. Die These: es war einfach nicht vermeidbar
trägt dazu bei, sich selber von Verantwortung oder Schuld - egal wie
man es nennen mag frei zu sprechen. Vermeidung von solchen Unfällen
aus relativ nichtigem Anlass hat mit starkem Reiten gar nichts zu tun,
aber sehr viel mit Routine - körperlicher Flexibilität -
Beweglichkeit und Reaktionsschnelligkeit. Alles Fähigkeiten, die man
nur durch üben- üben - üben - also systematisches körperliches
Training erlangen kann. Ich halte es da für besser anstatt zu früh
mit einem Schildkrötenpanzer ins Gelände zu gehen, lieber etwas
länger auf sicherem Terrain zu üben, um die Sicherheit und Motorik zu
verbessern. Ich weiss, ich weiss dies ist ein sehr unbeliebter
Vorschlag ;-)

Dazu noch eine Frage: Was stellst Du Dir denn unter starkem reiten
vor?

Tatsache ist, das ein relativ nichtiger Anlass wie das Straucheln oder
Stolpern eines Pferdes in einem gemächlichen Tempo einen noch
ungeübten Reiter mit wenig körperlicher Flexibilität in
Schwierigkeiten bringen kann und aufgrund dieser Tatsache, dass es
sich um einen wie oben bereits gesagt schwachen Reiter handelt die
Anwendung einer Schutzweste angebracht sein mag. Trotzdem wird der
gleiche Anlass, nämlich das Stolpern oder Straucheln eines Pferdes,
einen trainierten und geübten Reiter mit Sicherheit nicht in die
gleichen Schwierigkeiten bringen - einfach weil der geübte und
trainierte Reiter über genügend Beweglichkeit,
Reaktionsgeschwindigkeit und körperliche Flexibilität verfügt, um
die plötzliche und unerwartete Bewegungsänderung adaequat aushalten
zu können, oder über genügend Gleichgewicht verfügt, um sich auch
unerwarteten Bewegungsabläufen schnell anpassen zu können. Darüber
hinaus gelingt es einem geübten Reiter oft sogar aufgrund von
höherer Konzentration auf das Pferd und Feeling für die Bewegung
seines Pferdes, eine solche Situation zu vermeiden - sicher nicht
immer aber doch sehr oft. Insofern stellt sich wirklich die Frage, ob
nicht anstelle von nur passiven Schutzmassnahmen andere aktive
Massnahmen zur Unfallverhütung sinnvoller und gar zielführender sind
, wenn man reiten lernen will - soll heissen das nötige
Bewegungsgefühl, das Gleichgewicht und die Sicherheit auf dem Pferd zu
trainieren.
Post by Ralf Schmode
Aber ich interagiere
dabei ständig mit möglichen Unfallursachen, von denen sich nur ein Teil
in meinem Einflußbereich befindet,
tja wäre es da nicht sinnvoller so zu trainieren und zu üben, um den
Einflussbereich, den ein Reiter hat und haben kann, zu erweitern? Ich
habe auch in den Siebzigern reiten gelernt und anstatt in teures
Zubehör zu investieren wurde nach meiner Erinnerung und Erfahrung sehr
viel mehr Zeit ins *reiten lernen* investiert als es heute üblich ist.
Auch wenn Du noch zu den Leuten gehörst, die das Abenteuer reiten
lernen sehr besonnen und systematisch angehen, mag es vielleicht doch
immer noch ein bischen länger dauern, um die erforderliche Sicherheit
zu gewinnen.
Post by Ralf Schmode
Post by Stefan Ungemach
Was u.a. zur Folge haette, dass gleich Tausende Reiter - die es zudem
(a) besser koennten und (b) nicht wirklich vom Problem betroffen
waren, haeufig vom Pferd zu fallen - ein wenig schlechter am Pferd
sitzen ;-)
Diesem Argument kann ich insofern folgen, als ich die Schutzweste mit
Hartschaumprotektoren auch als meine Beweglichkeit beim Reiten
einschränkend empfunden habe. Wenn man diesen Gedanken allerdings
konsequent zuende denkt, landet man irgendwann bei der Frage, ob sich
nicht vergleichbare Einschränkungen zumindest beim Turnier auch aus dem
vorgeschriebenen Pinguinkostüm[tm] ergeben ;-)
Ralf jetzt frage ich Dich: Hast *Du* das nötig? ...in die nun
ziemlich abgegriffene Vorurteilskiste zu greifen. ;-) Ein gut
sitzendes mit genügend Bewegungsfreiraum angepasstes Jackett ist nun
mal nicht mit der mehr einengenden Wirkung eines Protektors zu
vergleichen. Na ja und was den Pinguin angeht - schau Dich doch mal
genauer um, inzwischen gibt es auf Turnieren eine recht modische
Farbvielfalt :-) is also nix mehr mit Pinguin. :-)

Viele Grüsse

Luise
Ralf Schmode
2006-10-21 22:04:21 UTC
Permalink
Post by Luise Sanders
Post by Ralf Schmode
Oder, anders ausgedrückt: Du
suggerierst in schöner Regelmäßigkeit, daß man als Mitdiskutant dieses
und jenes schon genau so sehen würde wie Du, wenn man anständig reiten
könnte :->
Es wird nicht nur suggeriert - Ralf es ist so. Mit zunehmender
Erfahrung und Geübtheit ändern sich nämlich auch die Meinungen und
hoffentlich gewonnenen Einsichten.
Moin, Luise,

was *diese* Frage angeht, hoffe ich doch, daß sich meine Ansichten nicht
ändern. Stefan und Du, Ihr habt natürlich insofern Recht, als bei einem
unerfahrenen Reiter (wie mir) die Wahrscheinlichkeit, vom Pferd zu
fliegen - und damit die Möglichkeit, daß getragene Schutzausrüstung
Verletzungen verhindert - größer ist als bei einem erfahrenen Reiter.
Unrecht habt Ihr - zumindest soweit ich das derzeit einschätzen kann -
wenn Ihr aus der möglichen Korrelation zwischen Schutzwestentragen und
reiterlicher Unerfahrenheit eine Kausalität zu machen versucht. Ich
ziehe mir den Schuh ja gerne an, daß ich vermutlich in Situationen
runterfliege, in denen bessere Reiter oben bleiben. Aber ich habe nicht
vor, mit zunehmender Reiterfahrung auf den Protektor (oder gar den Helm)
zu verzichten. Deshalb nervt mich dieser Zungenschlag, daß die Träger
von Protektoren oder Schutzwesten diese Dinge nicht nutzen würden, wenn
sie besser reiten könnten - es stimmt schlicht und einfach in vielen
Fällen nicht, die Reaktionen in der Newsgroup zeigen das ja auch.
Post by Luise Sanders
Post by Ralf Schmode
Mein* erster Sturz
im Gelände, beispielsweise, war das Resultat einer nicht sichtbaren
Aushöhlung im Boden, die mein Pferd plötzlich vorne schlagartig einen
halben Meter tiefergelegt hat. Das war einer meiner ersten Ausritte mit
Schutzweste, und daß ich sofort danach schmerzfrei und unverletzt habe
weiterreiten konnen, ist vielleicht auch der Weste geschuldet.
Natürlich ist das ein sehr triftiges Argument für die Verwendung von
Schutzwesten
und in gewisser Weise spricht es für Vernunft und auch für eine
realistische
Einschätzung eigener Fähigkeiten oder Unfähigkeiten , wenn man sich
entschließt passive Schutzmassnahmen zu verwenden zwecks Erhöhung der
Sicherheit, aber auch zwecks Kompensation von reiterlichen
Fähigkeiten. Trotzdem ist das oben genannte Argument in Bezug auf
schwache Reiter sachlich völlig richtig
Das bestreitet doch niemand, ich am allerwenigsten. Was mich stört, ist
die subtile *Umdeutung* der vermutlich richtigen Aussage "Schwache
Reiter tragen häufiger Schutzwesten als starke Reiter" zu der (nicht
ausgesprochenen, aber mitschwingenden) Aussage: "Wer eine Schutzweste
trägt (oder darüber zu diskutieren sich erdreistet ;-)), ist wohl ein
schwacher Reiter und hat's nötig".
Post by Luise Sanders
- natürlich ruft es
Widerstand hervor, weil heutzutage kaum ein erwachsener Mensch es auf
sich sitzen lassen mag als schwach oder als Anfänger bezeichnet zu
werden.
So gut solltest Du mich eigentlich kennen, daß ich damit keine Probleme
habe. Aber ich *hätte* welche damit, wenn ich in 20 Jahren immer noch
mit Protektor ausreite und mir dann so etwas wie oben zitiert sagen
lassen müßte. Mich stört es auch deshalb, weil mit diesem Argument vom
"schwachen Reiter Schutzwestenträger" immer auch ein wenig versucht
wird, die Befürworter in die Ecke der Ahnungslosen zu stellen und damit
deren Argumente von vornherein kleinzureden, ohne sich wirklich damit
auseinanderzusetzen.

Und weil ich mir zwar den Schuh "unerfahrener/schwacher Reiter" gern
anziehe, aber eben nicht *allein deswegen* einen Körperschutz neben dem
Kopfschutz im Gelände für sinnvoll halte, hier mal ein wenig
"Statistik": Seit ich begonnen habe zu reiten, habe ich vermutlich etwa
zweihundert Ausritte absolviert, eher ein paar mehr. Den größten Teil
davon habe ich auf Pferden gemacht, bei denen das Risiko eines
"pferdeverhaltensbedingten" (Buckeln, Steigen, Erschrecken, Durchgehen)
Abflugs meinerseits ungefähr so hoch ist wie bei einem Fahrrad :-> Und
trotzdem lege ich bei *jedem* Ausritt den Protektor (und natürlich den
Helm) an, auch wenn es nur einmal um den Pudding geht. Wer die Pferde
kennt, die ich meine, dem muß allein der Gedanke, ich trüge bei denen
eine Weste, um reiterliche Defizite auszugleichen, ziemlich albern
vorkommen :-)
Post by Luise Sanders
Post by Ralf Schmode
Andererseits hätte sich dieser Abflug mutmaßlich auch durch noch so
starkes Reiten nicht vermeiden lassen.
Bist Du Dir da sicher?
Ich *bin* mir sicher, ich war schließlich dabei :-) Es bringt wenig,
wenn ich jetzt die genauen Umstände schildere und wir dann diskutieren,
ob ich den Sturz hätte vermeiden können. Fest steht: Es gibt Situationen
beim Reiten, in denen man runterfliegen kann, ohne selbst auch nur das
Geringste dafür zu können. Und wenn jemand (auch) für diese Situationen
einen Schutz trägt, der über den Helm hinausgeht und sich dann noch
unterstellen lassen muß, daß er anderen, besseren Reitern damit
womöglich schade(!), dann stimmt etwas nicht. BTW, warum wird eigentlich
keine vergleichbare Diskussion zum Tragen von Reithelmen geführt? Die
müßten doch eigentlich nicht weniger kontraproduktiv sein, wenn es darum
geht, richtig reiten zu lernen, wenn das für die Schutzweste oder den
Protektor zutrifft?
Post by Luise Sanders
Ich halte es da für besser anstatt zu früh
mit einem Schildkrötenpanzer ins Gelände zu gehen, lieber etwas
länger auf sicherem Terrain zu üben, um die Sicherheit und Motorik zu
verbessern. Ich weiss, ich weiss dies ist ein sehr unbeliebter
Vorschlag ;-)
Bei mir kommt dieser Vorschlag höchstens deshalb nicht so gut an, weil
ich auf "sicherem Terrain" bisher deutlich öfter runtergeflogen bin als
im Gelände ;-) Aber ernsthaft: Natürlich soll man nicht "zu früh" ins
Gelände gehen, aber das gilt für mit Schildkröte genauso wie für mit ohne.
Post by Luise Sanders
Dazu noch eine Frage: Was stellst Du Dir denn unter starkem reiten
vor?
Kleine Falle? In dem von mir beschriebenen Fall natürlich nichts, denn
ich habe ja geschrieben, daß ich diesen Sturz durch wie auch immer
geartetes starkes Reiten gerade *nicht* hätte vermeiden können ;-) Ich
habe diese Bemerkung eher auf andere Situationen bezogen, in denen
Stefan völlig zu Recht schreibt, daß ein starker Reiter eher in der Lage
ist, einen Sturz zu vermeiden - z. B. wenn ein Pferd im Gelände scheut
oder pullt.
Post by Luise Sanders
Insofern stellt sich wirklich die Frage, ob
nicht anstelle von nur passiven Schutzmassnahmen andere aktive
Massnahmen zur Unfallverhütung sinnvoller und gar zielführender sind
, wenn man reiten lernen will - soll heissen das nötige
Bewegungsgefühl, das Gleichgewicht und die Sicherheit auf dem Pferd zu
trainieren.
Bah, dieses "anstelle" kann ich bald nicht mehr hören :-P Ich wundere
mich ein wenig, daß in nahezu allen Bereichen des menschlichen Lebens -
ganz besonders übrigens auch in meinem beruflichen Umfeld :-) -
überhaupt kein Zweifel daran besteht, daß es sinnvoll sein kann, aktive
Schutzmaßnahmen durch passive zu ergänzen. Nur beim Reiten wird da ein
Glaubenskrieg draus gemacht. Ich versteh's nicht, aber ich muß ja nicht
alles kapieren...
Post by Luise Sanders
Post by Ralf Schmode
Aber ich interagiere
dabei ständig mit möglichen Unfallursachen, von denen sich nur ein Teil
in meinem Einflußbereich befindet,
tja wäre es da nicht sinnvoller so zu trainieren und zu üben, um den
Einflussbereich, den ein Reiter hat und haben kann, zu erweitern? Ich
habe auch in den Siebzigern reiten gelernt und anstatt in teures
Zubehör zu investieren wurde nach meiner Erinnerung und Erfahrung sehr
viel mehr Zeit ins *reiten lernen* investiert als es heute üblich ist.
Es juckt mich, jetzt nachzufragen, nach wieviel Monaten/Reitstunden Du
das erste Mal ausgeritten bist bzw. was in den Siebzigern in dieser
Hinsicht "üblich" war. Es geht nicht darum, daß eine sorgfältige
Reitausbildung nicht sinnvoll wäre. Aber es geht mir darum - und das
nimmst Du jetzt bitte nicht persönlich - daß ich diese Unterstellung,
die Reitschüler "von heute" wollten zu schnell zu viel, immer wieder mal
höre/lese, in persönlichen Gesprächen aber oft genug den Eindruck
bekomme, daß es mit den angeblich "besseren" Zuständen früher nicht so
richtig weit her gewesen sein kann...
Post by Luise Sanders
Auch wenn Du noch zu den Leuten gehörst, die das Abenteuer reiten
lernen sehr besonnen und systematisch angehen, mag es vielleicht doch
immer noch ein bischen länger dauern, um die erforderliche Sicherheit
zu gewinnen.
Es dauert ganz sicher noch ein wenig länger. Aber ich finde zwei relativ
folgenlose Abflüge auf nun bald drei Jahre Ausreiten nun auch nicht zum
Fürchten. Und gerade *weil* ich diese "Quote" nicht dramatisch finde,
ist es eben *nicht* so, daß ich hinter jedem Ausritt gleich den Abflug
wittere. Und gerade deswegen möchte ich *trotzdem* einen Protektor
tragen dürfen, ohne mich gleich ehrenrührigen Unterstellungen ausgesetzt
zu sehen ;-)
Post by Luise Sanders
Ralf jetzt frage ich Dich: Hast *Du* das nötig? ...in die nun
ziemlich abgegriffene Vorurteilskiste zu greifen. ;-) Ein gut
sitzendes mit genügend Bewegungsfreiraum angepasstes Jackett ist nun
mal nicht mit der mehr einengenden Wirkung eines Protektors zu
vergleichen.
Mal abgesehen davon, daß ich diesen Absatz nicht so wahnsinnig ernst
genommen haben wollte: (M)Ein gut passender Rückenprotektor ist beim
Reiten fast nicht zu spüren. Das war übrigens bei der Schutzweste
anders, deswegen würde ich dieses Modell auch nicht unbedingt empfehlen
wollen.

Gruß aus Geesthacht - Ralf
--
My animal photo page on the WWW: http://schmode.net
"Best of" portfolio: http://www2.fotocommunity.de/pc/pc.php4?mypics=254
My "adventure" of learning to ride: http://schmode.net/riding.htm
Mein "Abenteuer", Reiten zu lernen: http://schmode.net/reiten.htm
Manfred Grebler
2006-10-22 07:36:07 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
überhaupt kein Zweifel daran besteht, daß es sinnvoll sein kann, aktive
Schutzmaßnahmen durch passive zu ergänzen. Nur beim Reiten wird da ein
Glaubenskrieg draus gemacht.
Nicht NUR! Schau mal nebenan bei de.rec.fahrrad vorbei und erwähne dort
so beiläufig das Wort "Helm"! ;-)) *duck*


Gruß
Manfred
Jacqueline Wiedler
2006-10-22 08:43:24 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
Post by Luise Sanders
tja wäre es da nicht sinnvoller so zu trainieren und zu üben, um den
Einflussbereich, den ein Reiter hat und haben kann, zu erweitern? Ich
habe auch in den Siebzigern reiten gelernt und anstatt in teures
Zubehör zu investieren wurde nach meiner Erinnerung und Erfahrung sehr
viel mehr Zeit ins *reiten lernen* investiert als es heute üblich ist.
Es juckt mich, jetzt nachzufragen, nach wieviel Monaten/Reitstunden Du
das erste Mal ausgeritten bist bzw. was in den Siebzigern in dieser
Hinsicht "üblich" war.
Ich durfte zwar in den Siebzigern nicht reiten lernen, habe aber durch
diverse reitende Freundinnen mitbekommen, was da in den normalen
Reitställen (CH-Nord) üblich war: Jahrelanger Hallenunterricht auf
Schulpferden, die in der Regel im Ständer standen und kaum jemals eine
Weide sahen. Entsprechend öfter mal ein bisschen Rodeo. Satteln, Zäumen
und Umgang mit dem Pferd gehörten nicht zum Reitunterricht, d.h. man
seztte sich aufs gesattelte Pferd und los gings. Ausreiten galt in der
Regel als etwas für sehr weit Fortgeschrittene. Eine Freundin ist hin
und wieder auf von Stallmädchen begleitete Ausritte gegangen, die aber
öfter mal im Desaster endeten (Pferde machten sich in übersetzter
Geschwindigkeit selbständig auf den Heimweg, Reitschüler flogen
irgendwann runter).
Post by Ralf Schmode
Es geht nicht darum, daß eine sorgfältige
Reitausbildung nicht sinnvoll wäre. Aber es geht mir darum - und das
nimmst Du jetzt bitte nicht persönlich - daß ich diese Unterstellung,
die Reitschüler "von heute" wollten zu schnell zu viel, immer wieder mal
höre/lese, in persönlichen Gesprächen aber oft genug den Eindruck
bekomme, daß es mit den angeblich "besseren" Zuständen früher nicht so
richtig weit her gewesen sein kann...
Das geht mir auch so... Der Unterschied ist, dass es früher halt nur das
eine gab: Konventioneller Unterricht auf Warmblutpferden, meist im
Kasernenhofton. In meiner Umgebung gabs in den 70ern *keine* andere
Möglichkeit, reiten zu lernen. Take it or leave it. Heute gibts einen
Wust verschiedener Verbände mit verschiedenen "Labels", konventionell,
western, barock, Gangpferde, dazu der ganze Parelli-Dunstkreis und
Auswüchse à la Rai, dazu eine Menge selbst ernannter ReitlehrerInnen und
TrainerInnen. Die Qualität des Angebotenen reicht von erstklassig bis
unaussprechlich.

Früher gabs halt diese Auswahl nicht. Das heisst allerdings nicht, dass
die Qualität des damals Angebotenen immer nur gut war.

Es ist aber sicher so, dass auf Grund der grossen Auswahl an
verschiedenen Reitweisen und Ausbildern heute auch diejenigen Leute beim
Reiten bleiben, die es früher wohl irgendwann frustriert aufgegeben
hätten. Das ist einerseits in Ordnung, weil Abteilungsreiten im
Kavalleriestil IMO nicht die einzige Art ist, wie man Reiten lernen
kann. Andererseits gibts dadurch halt unter dem reitenden und
pferdehaltenden Volk Leute, dies wohl besser lassen würden.

Grüsse
Jacqueline
Luise Sanders
2006-10-25 07:33:43 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
Post by Ralf Schmode
Es juckt mich, jetzt nachzufragen, nach wieviel Monaten/Reitstunden Du
das erste Mal ausgeritten bist bzw. was in den Siebzigern in dieser
Hinsicht "üblich" war.
Ich durfte zwar in den Siebzigern nicht reiten lernen, habe aber durch
diverse reitende Freundinnen mitbekommen, was da in den normalen
Hallo Jacqueline,

Dein Bericht hat ein gewaltiges Manko - Du berichtest über
Zustände, die Du selber gar nicht miterlebt hast, sondern beziehst
Dich ausschließlich auf Hörensagen aus zweiter und dritter Hand. Dies
als objektiven Zeitbericht zu sehen, "was damals üblich war", ist wohl
nicht so ganz korrekt oder einfach etwas unüberlegt.
Post by Jacqueline Wiedler
Jahrelanger Hallenunterricht auf
Schulpferden, die in der Regel im Ständer standen und kaum jemals eine
Weide sahen.
Das halte ich aufgrund eigener Erlebnisse sowie Erinnerungen (die durch
Bilder bewiesen werden können) - für ein gerne und immer wieder
aufgebauschtes Vorurteil.

Es stimmt, daß in den Siebzigern die Ständerhaltung besonders in
Ställen mit Schulbetrieb noch verbreitet war. Allerdings traf dies
Pferde, die täglich mindestens ihre 4 Stunden bewegt und gearbeitet
wurden. Was ist nu besser: viel Bewegung oder Dumpfes Dauerstehen auf
dem Paddock nach dem Motto "Hauptsache draußen" und alles ist gut.
Die Ständerhaltung ist also für Pferde, die wirklich arbeiteten unter
dem Bewegungsaspekt gar nicht so furchtbar gewesen. Zumal viele
Ställe, in denen ich reiten gelernt habe, bereits Anfang der Siebziger
schon die Ständer durch Boxen ersetzt hatten. Die Art der
Pferdehaltung hat also auch etwas mit der Qualität der ausgesuchten
Ställe zu tun. Wenn oft aus Ersparnisgründen die schlechten Ställe
trotzdem frequentiert werden, so sind es die Kunden selber, die dies
auch noch unterstützen.

Gerade in den in den Siebzigern verbreitet sich die so genannte
Robusthaltung für die dafür geeigneten Robustpferde. Dies nicht etwa,
weil die Leute endlich ihr gutes Herz für die Pferde entdeckten,
sondern weil zu dieser Zeit immer mehr Leute ein Pferd haben wollten,
ohne die hohen Unterstellkosten in einem ordentlichen Stall bezahlen zu
wollen und ohne die Zeit zu haben, ihrem Pferd täglich ein
vernünftiges Bewegungspensum zukommen zu lassen. So viel anders als
heute waren diese Beweggründe also nicht.
ich habe noch genügend Fotos, wo wir Kids mit unseren
Lieblingsschulpferden am Weidegatter schmusten. Wir lungerten in den
Ferien täglich im Stall herum und waren ganz heiß drauf, mit zu
helfen, die Pferde auf die Weide zu bringen und auch wieder rein zu
holen. Wenn die armen Tiere niemals eine Weide gesehen hätten, wäre
das wohl nicht möglich gewesen.
Post by Jacqueline Wiedler
jahrelanger Hallenunterricht
Die Reitställe, die ich damals kennen gelernt habe - hatten neben
Reithallen auch Außenplätze - gute angrenzende Geländestrecken -
insgesamt bestimmt mehr Gelände als heute - der Unterricht für
Reitschüler fand je nach Können und Fortschritt überall statt -
also auch im Gelände, allerdings war es wirklich so, daß der RL
entschied, ob die Leute soweit waren, daß sie ins Gelände durften
bzw. konnten oder nicht. Nach 2-3 Reitstunden war es halt noch nicht so
weit, auch wenn viele Schüler da gerne einen Flunsch zogen.
So in etwa 40 bis 60 Reitstunden könnte eine Richtschnur sein, die
jedoch immer abhängig war/ist vom jeweiligen Reiter. - bei einer
Stunde pro Woche abzüglich Urlaub konnte das schon ein Jahr dauern.
Dabei möchte ich drauf hinweisen, daß es eigentlich unvernünftig
ist, eine feste Anzahl von Stunden als Maßstab für "Reiten können"
anzunehmen. "Wie viele Stunden brauche ich denn, bis ich reiten kann"
ist eine typische Anfängerfrage, über die die Betreffenden erst nach
längerer Erfahrung später selber schmunzeln.
Post by Jacqueline Wiedler
Entsprechend öfter mal ein bisschen Rodeo.
grins auch solchen Erzählungen schenke ich kaum Glauben. Berichte von
wilden Rodeos in Reitschulen entspringen eher der subjektiven
Interpretation von Reitanfängern, die eine verlängerte Galopprunde
oder ein zwei Hupfer der Pferde mangels Einwirkung nicht verhindern
konnten , dabei eine ziemliche Angst empfanden und ihre als unrühmlich
erlebten Defizite später im Stübchen umschusterten und aus harmlosen
Geschehnissen "wilde Rodeos" wurden. Reiterlatein nennt man das, und
ist nicht besonders ernst zu nehmen. Schon aus Versicherungsgründen
konnten und können sich Reitschulen keine wilden Rodeoeskapaden
leisten und stellten entsprechend brave Pferde zur Verfügung.
Außerdem gab es für die Zuteilung der Pferde immer die
Kontrollinstanz eines RL, der die Fähigkeiten seiner Reitschüler sehr
wohl einzuschätzen wusste und dies bei der Zuteilung der Pferde
berücksichtigte, d. h. ein ängstlicher, noch unerfahrener Anfänger
bekam sicher nicht das jüngste und temperamentvollste Pferd.
Post by Jacqueline Wiedler
Satteln, Zäumen und Umgang mit dem Pferd gehörten nicht zum Reitunterricht, d.h. man
seztte sich aufs gesattelte Pferd und los gings.
Auch hier stimmen deine Quellen nicht mit der Erfahrung überein. Ich
frage mich jetzt ernsthaft, wo und wie ich und andere Kinder und
Erwachsene in diesen Reitschulen denn Satteln und Trensen, sowie das
Putzen der Pferde gelernt haben. ;-) Zumindest konnten wir dies nach
einiger Zeit. Klar, gab es aus organisatorischen Gründen auch die
Situation, daß bei zwei hintereinander ablaufenden Reitstunden, die
Reiter der zweiten Gruppe auch mal auf ein bereits gesatteltes Pferd
aufstiegen. OK, die mussten das Pferd dann aber hinterher absatteln und
versorgen. Die meisten taten es auch und lernten es somit. Des
Weiteren hängt es nach meiner Meinung von der jeweiligen persönlichen
Initiative ab - wenn Reitschüler den Umgang mit dem Pferd lernen
wollten, dann wurde es Ihnen auch beigebracht. Dafür war es aber
erforderlich, nicht erst Punkt sieben zu Beginn der Reitstunde im Stall
aufzulaufen, sondern deutlich früher - eben um das Satteln bzw.
absatteln selber zu machen. Persönliches Engagement nennt man das!!
Post by Jacqueline Wiedler
Ausreiten galt in der
Regel als etwas für sehr weit Fortgeschrittene. Eine Freundin ist hin
und wieder auf von Stallmädchen begleitete Ausritte gegangen, die aber
öfter mal im Desaster endeten (Pferde machten sich in übersetzter
Geschwindigkeit selbständig auf den Heimweg, Reitschüler flogen
irgendwann runter).
Dann gehörte Deine Freundin offensichtlich damals noch *nicht* zu den
weit fortgeschrittenen Reitern, und gehörte zum damaligen Zeitpunkt
noch gar nicht ins Gelände. Dir ist klar, daß Du Dir im obigen Satz
selber widersprichst?
Post by Jacqueline Wiedler
Der Unterschied ist, dass es früher halt nur das
eine gab: Konventioneller Unterricht auf Warmblutpferden, meist im
Kasernenhofton.
Grins, es ist schon lustig, daß immer wieder ausgerechnet die Leute
von Kavalleriestil und Kasernenhofton reden, die - wie es wirklich war
- überhaupt nicht erlebt haben, wie "Kavalleriestil" denn nu
ausgesehen hat und völlig falschen Vorstellungen aufsitzen. Fakt ist,
dass gerade die Reitausbildung im "Kavalleriestil" wie Du es nennst,
darauf ausgerichtet war Reiter und Pferd auf das Reiten im Gelände
ordentlich vorzubereiten, diese Art der Ausbildung zum reiten lernen
war also eine sehr gute Sache.
Wenn Du konventionellen Unterricht so verstehst, daß er in Anlehnung
an die Reitlehre stattfand, dann ist das ein doch ein Zeichen von guter
Ausbildung - manch heutiger *unkonventionelle* Unterricht
bauchpinselt zwar die Leute - trägt aber nicht unbedingt dazu bei,
vernünftig reiten zu lernen. Ich durfte genug Leute beobachten, die
auch nach fünf oder sechs Jahren Branderup, Linda Monty, Andrea etc.
noch immer nicht geländetauglich reiten können.

Vielfalt dagegen gab es damals auch schon. Allein schon im Angebot der
Pferde - ich erinnere mich an die dicke liebenswerte Molly, die einen
Kaltbluteinschlag nicht verleugnen konnte oder Cid der schwarze Traber
von der Rennbahn; oder Stella das kleine temperamentvolle Füchschen,
die heute als Arabermix bezeichnet würde. Es gibt Fotos, wo ich und
andere Kids mit und ohne Sattel unseren Spass auf diversen Ponies
hatten. Der dicke Norwegerwallach wurde für Longierstunden und
Einsteigervoltigieren für die Kleinen eingesetzt. etc. etc. Es gab
spassige Reiterspiele für Erwachsne und Kids bei Vereinsfeiern.

Das was heutzutage als Vielfalt verstanden und angepriesen wird,
resultiert aus einer höchst oberflächlichen Sichtweise, da wird
Vielfalt der Reitweisen lediglich von bunten Pferden, aufwendigen
Kostümierungen und exotischer Ausrüstung abgeleitet. Besonders
Reitanfänger müssen auf jedem Pferd - egal welches Label draufsteht,
alle erst mal das Gleiche lernen. Es ist anfangs also völlig
irrelevant, ob ein Anfänger barock, indianisch, ganzheitlich ;-) ,
western oder Isireiten lernt. Die wirklichen Unterschiede kommen erst
in höheren Kategorien zum Tragen, wo die meisten Reitschüler und
Einsteiger noch gar nicht angekommen sind.
Post by Jacqueline Wiedler
Es ist aber sicher so, dass auf Grund der grossen Auswahl an
verschiedenen Reitweisen und Ausbildern heute auch diejenigen Leute beim
Reiten bleiben, die es früher wohl irgendwann frustriert aufgegeben
hätten.
was in einigen Fällen vielleicht auch besser ist ;-)
Post by Jacqueline Wiedler
weil Abteilungsreiten im Kavalleriestil IMO nicht die einzige Art
ist, wie man Reiten lernen
Post by Jacqueline Wiedler
kann.
Ich verstehe wirklich nicht, warum Abteilungsreiten so verpönt ist -
meistens gerade bei denjenigen, die es nie richtig gelernt haben. Ich
halte es für den überzogenen Drang, daß alles ganz individuell auf
den Einzelnen zugeschnitten werden muss. Abteilungsreiten pfui da muss
man sich ja zurücknehmen, anpassen und steht nicht im Mittelpunkt.
Für einen Anfänger ist das Reiten in der Abteilung eher eine
Erleichterung und zwar deshalb, weil es gerade Anfänger entlastet
alles gleichzeitig lernen zu müssen
- sich auf dem Pferd zu halten
- sich der Bewegung des Pferdes anzupassen und einzufühlen
- die Gangarten zu regeln
- auf die anderen Reitern zu achten
- den anderen Reitern auszuweichen etc

Später kann Reiten in der Abteilung durchaus auch eine Herausforderung
sein und ist nicht ganz so leicht. Warum sonst gibt es heute bei
Quadrillen immer wieder die gleichen Probleme: die Reiter können die
Abstände nicht einhalten - sie- können das Tempo nicht mehr
regulieren, weil die Pferde sich gegenseitig mit ziehen - sie können
ihr Pferd aus der Abteilung nicht heraus reiten etc. Auch in der
Abteilung muss man "reiten" können. Ein ordentlicher Reiter kann sein
Pferd nämlich in der Abteilung "an jeder Position" in jeder Gangart
reiten. Dagegen bricht heute beim Galopp in der Abteilung das Chaos
aus. Auch das haben wir Kinder damals (in den Siebzigern ;-) ) geübt
und nach einigen Stunden war der geordnete Abteilungsgalopp mit 10
Pferden kein Problem mehr. Auch das war und ist eine notwendige
Vorbereitung für das geordnete und sichere Reiten im Gelände oder
für das geordnete Reiten von Ehrenrunden ;-) Je nach Geschmack und
Vorliebe.
Viele Grüsse

Luise eine Zeitzeugin ;-)
Jacqueline Wiedler
2006-10-25 09:59:41 UTC
Permalink
Post by Luise Sanders
Dein Bericht hat ein gewaltiges Manko - Du berichtest über
Zustände, die Du selber gar nicht miterlebt hast, sondern beziehst
Dich ausschließlich auf Hörensagen aus zweiter und dritter Hand. Dies
als objektiven Zeitbericht zu sehen, "was damals üblich war", ist wohl
nicht so ganz korrekt oder einfach etwas unüberlegt.
Nicht ganz korrekt: In zwei der besagten Reitschulen war ich des öfteren
zugucken.

Ich spreche auch nur für meine Gegend, d.h. CH-Nordost, kann sein, dass
es in Deiner Gegend anders war; schön für dich bzw. für die Pferde.
Post by Luise Sanders
Post by Jacqueline Wiedler
Jahrelanger Hallenunterricht auf
Schulpferden, die in der Regel im Ständer standen und kaum jemals eine
Weide sahen.
Das halte ich aufgrund eigener Erlebnisse sowie Erinnerungen (die durch
Bilder bewiesen werden können) - für ein gerne und immer wieder
aufgebauschtes Vorurteil.
Entschuldige - es WAR in meiner Gegend so, und ich spreche nur für meine
Gegend. Eine der Reitschulen hat erst vor wenigen Jahren dichtgemacht;
der Reitstall steht mitten in der Stadt, die Schulpferde standen
zumindest in den 70ern im Ständer, es gab eine einzige kleine Weide, die
aber nur für die Einstellpferde war. Ich habs selber gesehen. Mehrere
Bekannte sond dort geritten und ich habe sogar eine Zeitlang direkt um
die Ecke gewohnt. Kann sein, dass die Schulpferde dann irgendwann Boxen
bekamen, aber eine Pferdehaltung *ohne* Weide ist nun mal nicht
pferdegerecht, punkt.

Wie schon öfter erwähnt gibt es in der unmittelbaren Umgebung "meines"
Stalles noch heute mindestens 2 konventionelle Ställe, in denen die
Pferde im Winter nie eine Weide sehen.
Post by Luise Sanders
Es stimmt, daß in den Siebzigern die Ständerhaltung besonders in
Ställen mit Schulbetrieb noch verbreitet war. Allerdings traf dies
Pferde, die täglich mindestens ihre 4 Stunden bewegt und gearbeitet
wurden. Was ist nu besser: viel Bewegung oder Dumpfes Dauerstehen auf
dem Paddock nach dem Motto "Hauptsache draußen" und alles ist gut.
Ständerhaltung mit Bewegung ist sicher besser als Ständerhaltung ohne,
aber auch diesen Pferden wäre wohler, wenn sie sich in ihrer Freizeit
(24h - 4h = immerhin auch noch 20h) frei bewegen könnten.

Bitte nicht Missstände mit anderen Missständen schönreden.
Schlammlochhaltung ohne regelmässige Beschäftigung ist keine
Entschuldigung für Ständer- oder Boxenhaltung ohne *tägliche* freie
Bewegung - auch für Schulpferde.
Post by Luise Sanders
Die Art der
Pferdehaltung hat also auch etwas mit der Qualität der ausgesuchten
Ställe zu tun. Wenn oft aus Ersparnisgründen die schlechten Ställe
trotzdem frequentiert werden, so sind es die Kunden selber, die dies
auch noch unterstützen.
Stimmt. Deshalb hatte man in den Siebzigerjahren in meiner Umgebung die
Wahl, entweder in solchen Ställen reiten zu lernen oder es zu lassen.
Post by Luise Sanders
Gerade in den in den Siebzigern verbreitet sich die so genannte
Robusthaltung für die dafür geeigneten Robustpferde. Dies nicht etwa,
weil die Leute endlich ihr gutes Herz für die Pferde entdeckten,
sondern weil zu dieser Zeit immer mehr Leute ein Pferd haben wollten,
ohne die hohen Unterstellkosten in einem ordentlichen Stall bezahlen zu
wollen und ohne die Zeit zu haben, ihrem Pferd täglich ein
vernünftiges Bewegungspensum zukommen zu lassen. So viel anders als
heute waren diese Beweggründe also nicht.
Das ist nun aber auch ein bisschen gar einfach, oder nicht? Sicher gab
und gibt es das, aber damit tust Du den Leuten unrecht, die sich schon
damals Gedanken über eine artgemässe Pferdehaltung machten. Und die gab
es. Ich habe in den 70ern ein Buch über Offenstallhaltung gelesen.
Post by Luise Sanders
ich habe noch genügend Fotos, wo wir Kids mit unseren
Lieblingsschulpferden am Weidegatter schmusten.
Schön für Dich - in meiner Umgebung war es eben NICHT so und ich habe
nur die Zustände in meiner Gegend beschrieben. Wenns bei Euch besser war
- schön. Hier wars nicht so.


- Rest der unterschiedlichen Erfahrungen geschnippt -

Schön, wenn bei Dir alles so toll war in den goldenen 70ern - hier wars
offensichtlich ein bisschen anders, denn ich nehme nicht an, dass ich
damals Tomaten auf den Augen hatte bzw. dass all meine Bekannten das
Blaue vom Himmel herunter logen.
Post by Luise Sanders
Ich verstehe wirklich nicht, warum Abteilungsreiten so verpönt ist -
meistens gerade bei denjenigen, die es nie richtig gelernt haben. Ich
halte es für den überzogenen Drang, daß alles ganz individuell auf
den Einzelnen zugeschnitten werden muss. Abteilungsreiten pfui da muss
man sich ja zurücknehmen, anpassen und steht nicht im Mittelpunkt.
Darum gings mir nicht - Abteilungsreiten hat durchaus seine Berechtigung
und macht auch Spass.

Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es damals (in meiner Umgebung)
halt wirklich nur das eine gab: Konventionelle Reitställe mit der
beschriebenen Pferdehaltung und Unterricht unterschiedlicher Qualität
von zweifelhaft bis sehr gut. Heute ists wie gesagt anders, es gibt zig
Verbände, verschiedene Reitweisen, die Pferdehaltung hat sich vielerorts
massiv verbessert, es gibt viele selbst ernannte RL/Trainer, die
Qualität ist ebenfalls zweifelhaft bis sehr gut. Man hat heute einfach
eine grössere Auswahl. Macht die Sache nicht unbedingt einfacher und hat
den Effekt, dass wohl auch Leute reiten bzw. Pferde halten, die es
besser lassen würden, aber es bedeutet halt auch, dass man (in meiner
Gegend) z.B. verschiedene Ställe zur Auswahl hat, in denen man
vernünftigen Westernunterricht bekommen kann - war z.B. vor 15 Jahren
noch sehr viel schwieriger, v.a. ohne eigenes Pferd.

Grüsse
Jacqueline

Stefan Ungemach
2006-10-22 09:29:55 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
runterfliege, in denen bessere Reiter oben bleiben. Aber ich habe nicht
vor, mit zunehmender Reiterfahrung auf den Protektor (oder gar den Helm)
zu verzichten. Deshalb nervt mich dieser Zungenschlag, daß die Träger
von Protektoren oder Schutzwesten diese Dinge nicht nutzen würden, wenn
sie besser reiten könnten - es stimmt schlicht und einfach in vielen
Fällen nicht, die Reaktionen in der Newsgroup zeigen das ja auch.
*So* ist das nicht gesagt worden, sondern nur Deine persoenliche Folgerung.

Fakt 1: wer Stuerze als Folge voruebergehenden Kontrollverlusts fuer
alltagsueblich haelt (und *deshalb* zum Protektor greift), *wird* diese
Vorstellung aufgeben, wenn er mal besser reiten kann (und dann
*vielleicht* nicht mehr zum Protektor greifen).

Die Schutzmittelnutzung kann also ein Indiz fuer eine kontraproduktive
Einstellung sein, mit der ich mich jedoch _direkt_ auseinandergesetzt habe.

Fakt 2: speziell der Protektor beeintraechtigt eventuell psychologisch,
und sicher mechanisch, die Effizienz des Reitens.

Besonders der zweite Aspekt wird mit zunehmendem Koennen als stoerender
wahrgenommen. Auch das *kann* dazu fuehren, dass sich Reiter von dem
Ding abnabeln.

BTW: es bleibt ohnehin erst mal abzuwarten, was von dem, das ein Reiter
mit 1-2 Jahren Erfahrung heute so alles fuer seine Zukunft vorauszusehen
glaubt, erhalten bleibt - aus der Perspektive einer zeitlich vielleicht
um das Zehn-, reitmengenmaessig eher das Dreissigfache hoeheren
Erfahrung erscheinen da noch erhebliche Standpunktkorrekturen
wahrscheinlich :-)

Ich habe mehrfach betont, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen
schwachem Reiten und der Verwendung von Protektoren gibt. Sondern einen
zwischen schwachem Reiten und (a) einer unrealistischen und sich mit
ziemlicher Sicherheit noch wandelnden Gefahrenvorstellung, sowie (b)
einen zwischen schwachem Reiten und der Wahrnehmung/Wertung des vom
Protektor ausgehenden Stoereffekts. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Uebrigens: aus den "vielen Reaktionen in der Newsgroup" (die Du meinst,
mindestens genausoviele bestaetigen die erkannte Stoerwirkung sowie eine
undramatischere Wahrnehmung der ueber dem Reiter schwebenden
Damoklesschwerter) lese *ich* ganz was anderes heraus. Naemlich nur,
dass mehr als nur einer mit moeglicherweise uebertriebener Besorgnis in
den Sattel steigt und dabei den Effekt ordentlicher Ausbildung
gegenueber einer modischen Ruestung stark unterschaetzt. Was ausreichend
Grund darstellt, die Dinge zu relativieren...


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Stefan Ungemach
2006-10-21 21:28:36 UTC
Permalink
Hallo Ralf,

wenn Du's schon so ausdruecken willst - also gut ;-)

Ich verkuerze das Eingangszitat der Einfachheit halber mal auf zwei
Saetze (zum dazwischenliegenden Teil faellt mir zwar viel ein, aber das
hab' ich alles schon gesagt).
Post by Ralf Schmode
Oder, anders ausgedrückt: Du
suggerierst in schöner Regelmäßigkeit, daß man als Mitdiskutant dieses
und jenes schon genau so sehen würde wie Du, wenn man anständig reiten
könnte :->
(...)
Davon habe ich zumindest im Gelände
entschieden mehr, wenn ich mit dem Gefühl reiten kann, daß ein Sturz -
der immer vorkommen kann!
*Ja*, ich behaupte (und suggeriere nicht bloss), dass ein Mitdiskutatnt
bestimmte Dinge schon genau so sehen wird wie ich, wenn er "anstaendig
reiten koennte" (Deine Worte, nicht meine). Und zwar speziell, dass ein
Sturz eben *nicht* "immer vorkommen kann".

Wichtig ist dabei, wie man den letztgenannten Satz interpretiert.
Natuerlich _kann_ man sich darauf hinausreden, dass ja niemand einen
Sturz immer und absolut ausschliessen kann. Das ist so unwiderlegbar wie
unsinnig; genauso gut kann es "immer vorkommen", dass man von einem
Herzschlag getroffen wird. Trotzdem gehoert die Mehrheit der
Bevoelkerung nicht zur Hochrisikogruppe, und das Tragen eines
GPS-gestuetzten, telemetrischen Notfallwarners ist nicht fuer jeden
sinnvoll...

Die lebensnahere Auslegung des Satzes bedeutet, dass man
realistischerweise bei jedem Ausritt mit einem Sturz zu rechnen hat.
Wohlgemerkt nicht mit einem Zusammenfahren, Buckeln oder Stolpern des
Pferdes, sondern damit, dabei von selbigem zu fallen.

Und *das*, Ralf, mag fuer schwaechere Reiter zutreffen, aber fuer
routinierte eben nicht. Oder doch zumindest in *erheblich* geringerem
Masse. Meine Guete - von ganz normalen Bucklern oder Erschrecken
abgesehen, ueber die man schon gar nicht mehr redet, ist mir alleine in
der letzten Woche einmal ein Pferd im Gelaende aus dem Trab schlagartig
auf der Hinterhand umgedreht, waehrend ich gerade das Hutband gerichtet
habe (da kam in der Daemmerung ein Mountainbiker aus einem Seitenweg
direkt vors Pferd), eins brutal ueber seine Vorderbeine gestolpert
(weil's in einer Wendung an einem Pfosten der Springplatzumrandung
haengengeblieben ist) und eines so moerdermaessig losgeschossen, dass es
in der ersten Wendung mit beiden Hinterbeinen weggerutscht ist.

Natuerlich hat auch Glueck was damit zu tun, dass dies alles - wie
praktisch immer - gut ausgegangen ist. Aber eben auch in hohem Masse
Routine. Ein sicherer Reiter sitzt im Fall (a) immer so in der Mitte,
dass die Drehung _unter_ statt _gegen_ ihm stattfindet, er regiert
schnell und angstfrei genug, um im Fall (b) schlagartig die Zuegel
voellig freizugeben, damit sich das Pferd frei balancieren kann, und er
ihn ist im Fall (c) nicht zu panikgeschuettelt, um das geduldige Setzen
von einer Parade nach der anderen zugunsten verzweifelten
Zuegelklammerns zu vergessen.

Erfahrung und Routine *sind* geeignet, gewisse Risiken vom Rang einer
Alltagsgefahr auf den eines eher theoretischen Ereignisses (wie ein
Lottogewinn) zu verschieben. Und selbstverstaendlich bedingt dieser
Erfahrungsgewinn eine Perspektivverschiebung. Die Grenzen zwischen ganz
schwachen und ganz tollen Reitern sind natuerlich fliessend, aber man
muss wirklich nicht erst S geritten sein, um sich endgueltig von der
Idee zu verabschieden, dass man ("man selber" vielleicht, aber "man" im
Sinne von "die Mehrheit der Reiter, wenigstens der denkfaehigen"
gerantiert nicht) *jederzeit* auf einen Sturz gefasst sein muesste.

Es ist ja keine Schande, beide noch nicht in einem dafuer ausreichenden
Masse entwickelt zu haben. Deshalb braucht auch keiner so duennhaeutig
auf das Praedikat "schwacher Reiter" zu reagieren (meine Guete, wenn
mich einer als "schwachen Schwimmer" bezeichnet, gebe ich ihm doch auch
voellig unverkrampft recht).

Aber man muss nicht immer wieder krampfhaft versuchen, ein persoenliches
Schutzbeduerfnis zur allgemeingueltigen Vernunfthaltung aufzupeppen.
Schon gar nicht unter Zuhilfenahme unsachlicher Gefahrenpropaganda.
Reiten *ist* zwar in gewissem Sinne gefaehrlich, aber die Gefahr - vor
allem auch fuer andere - geht zuallererst mal von unausgebildeten
Reitern und Pferden aus. Stuerze sind meistens die unmittelbare *Folge*
davon, und deshalb sehr wohl ein besonderes Problem ebendieser noch
nicht ganz so routinierter Reiter.

Die sind deshalb gut damit beraten, *ihre* (noch) bestehende Sorge nicht
vorschnell zum Krisenthema der gesamten Reiterwelt hochzustilisieren -
irgendwann koennen sie es selber naemlich doch mal besser, und dann ist
ihnen *das* vielleicht peinlich :-)
Post by Ralf Schmode
Das ist aber schon ein wenig perfide, oder? Würdest Du einem Menschen,
die beispielsweise über das übliche Maß hinaus medizinische
Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt, auch vorwerfen wollen, daß er
sozusagen das Klima schüfe für die Propagierung entsprechender
Zwangsmaßnahmen?
Aber hallo - wenn er sein Tun in oeffentlichen Diskussionen als Masstab
fuer Vernunft, sowie das der anderen als Indiz fuer Leichtsinn
apostrophiert! Es ist doch eine bekannte Tatsache, dass sich grosse
Mehrheiten gerne auf eloquent vorgetragene Thesen einlassen, wenn sie
mit positiv besetzten Praedikaten verknuepft werden - das funktioniert
(leider) voellig losgeloest vom Sinn der Sache oder den wirklichen
Motiven der Akteure.
Post by Ralf Schmode
gekommen ist. Das haben nicht die damals schon mit Helm bzw. Gurt
fahrenden "Vorbilder" geschafft, sondern diejenigen, die glaubten,
darauf verzichten zu können, und schließlich auf bittere Weise von der
Realität eingeholt wurden.
Vergleiche der Protektoren beim Reiten mit den passiven Schutzmassnahmen
im Strassenverkehr hinken total, das hatten wir doch schon. Lass es mich
Dir noch einmal erklaeren.

Wer am Strassenverkehr teilnimmt, interagiert taeglich mit Tausenden
anderer, und oft mit vielen gleichzeitig. Dabei werden viele Tonnen
Metall ziemlich fix und in komplexen Konstellationen bewegt. Wer vom
Pferd faellt, hat fuer einen Moment mit einem einzigen Partner, dem er
zudem vom Beginn des Aufsteigens an denkbar nahe war, nicht ausreichend
gut interagiert. Denn wie gesagt ist ja nicht der Schreck, das Stolpern
oder der Buckler, sondern alleine das Verlassen des Sattels dabei, das
eigentliche Problem.

Das rueckt den Vergleich mit allen Formen des Strassenverkehrs in weite
Ferne und legt dafuer einen ganz anderen nahe: naemlich den mit einem
Menschen, der ganz alleine oefters mal ueber seine eigenen Fuesse
stolpert oder ausrutscht. Meistens faengt er sich noch, vor allem wenn
er fit ist - manchmal auch nicht. Und auch dabei kann er sich schwer
verletzen, was ja tatsaechlich auch oft genug, sogar oefters als
Reitunfaelle, passiert.

Und nun denken wir mal ernsthaft darueber nach, wie eine von haeufiger
stolpernden Zeitgenossen gefuehrte Diskussion darueber, wie vernuenftig
doch das Tragen von Rueckenprotektoren fuer alle waere (und wie
unverantwortlich diejenigen, die sich das schenken, letztlich auf der
Tasche der Allgemeinheit liegen), von Dir und mir aufgenommen wuerde.
Vorausgesetzt natuerlich, Du faellst nicht selber alle paar Schlag ueber
Deine Fuesse :-)

So, und auch wenn diese Analogie einige Schwaechen hat, ist Dir nun
hoffentlich eines klar geworden: genau *so* kommt die an die
Protektorendebatte gekoppelte Maer vom allfaellig drohenden Sturz bei
*mir* an!

Um im Bilde zu bleiben: ich bemuehe mich zwar um Verstaendnis fuer die
Mitmenschen, die ihre Fuesse nicht sortiert kriegen - aber ich kann sie
nicht wirklich ernst nehmen, wenn sie mir mit der Idee kommen, auch ich
wuerde doch vergleichbar rumstolpern und haette das bisher bloss noch
nicht begreifen wollen. Oder erst ein professioneller Seiltaenzer, der
ich ja vielleicht sei, duerfe fuer sich in Anspruch nehmen, kontrolliert
von A nach B zu laufen. Und selbstverstaendlich nehme ich auch an, dass
jeder, der gerade zu gehen (oder sagen wir mal joggen) gelernt und
geuebt hat, spaetestens dann die Dinge voellig anders, naemlich so wie
ich, sieht...
Post by Ralf Schmode
passiver Schutzmaßnahmen beim Reiten, und Dir fällt nichts Besseres ein,
als eine durchgeknallte Rai-Anhängerin, die sich in einem völlig anderen
Zusammenhang geäußert hat, zur Zeugin zu nehmen für die Gefahr, die
angeblich von den Befürwortern von Helm und Körperschutz beim Reiten
ausgeht...
Nein. Die habe ich als Indiz dafuer hergenommen, wie auch voellig
inkompetente Individuen ihre Ideen dank gesellschaftlicher Mechanismen
bis in die Naehe von Gesetzesrang transportieren koennen.
Post by Ralf Schmode
Das ist ja alles richtig. Aber mir ist völlig schleierhaft, wie Du auf
das schmale Brett kommst, so eine Entwicklung könnte durch ein paar
Protektorenträger im Gelände eher ausgelöst werden als z. B. durch
entsprechend aufgemachte Berichte über verunfallte Nichtträger passiver
Schutzausrüstung.
*Beides* interessiert mich eigentlich eher wenig. Mich treibt, das
sollte mittlerweile klar geworden sein, das Grueppchen Leute um, die -
aktuell halt in Zusammenhang mit ihrer persoenlichen
Protektorenentscheidung - die die Idee suggerieren, beim Reiten _als
solchem_ (statt bei ihrer persoenlichen Reiterei) sei der Sturz ein
wesentliches Alltagsrisiko.

Solche Ideen werden irgendwann auch von *voellig* Meteriefremden
aufgegriffen, wozu heutzutage u.U. bereits ein Einzelereignis genuegt,
wenn's nur medienwirksam genug ist. Du brauchst nur in die
Tagesnachrichten zu schauen; wenn heutzutage *irgendwas* passiert, steht
sofort ein halbes Dutzend Politiker der zweiten Garnitur auf der Matte,
um in blindem Aktionismus *irgendwas* zu reglementieren. Verkaufen
koennen die aber nur Ideen, die es bereits irgendwie zum Allgemeinplatz
gebracht haben - und deshalb ist es wichtig, allzu unsinnige Theorien
zurechtzustutzen, *bevor* sie irgendwer fuer die Volksmeinung haelt.
Post by Ralf Schmode
verunglückter Reiter ohne entsprechenden Schutz das Bild der Reiterei in
der Öffentlichkeit ebenso nachhaltig versaut wie die allfälligen
Berichte über schwere Autounfälle mit nicht angeschnallten Fahrern...
Der Unterschied besteht darin, dass die Schutzwirkung von Gurten
statistisch relevant und nachgewiesen ist, wohingegen die Protektoren in
erster Linie ein Marketinggag sind. Zusammenstoesse von Autos sind
verglichen mit Stuerzen vom Pferd sehr haeufig, und dabei verhindert
*immer* bei mindestens einem der Fahrzeuge der Gurt andernfalls
unvermeidliche, schwere Verletzungen.

Die spezielle Verletzung des Rueckens beim ohnehin in diesem Vergleich
statistisch voellig irrelevanten Sturz vom Pferd dagegen ist
ausgesprochen selten, und ein eventueller Schutz durch den Protektor
davor kaum nachweisbar. Wenn nicht zufaellig ein Top-Promi vom Pferd in
den Rollstuhl befoerdert worden waere, waere das Thema vermutlich nie in
dieser Breite von Oeffentlichkeit und Zubehoerindustrie aufgegriffen
worden (obwohl mit Norbert Koof natuerlich auch schon ein prominenter
Topreiter das gleiche Schicksal erlitten hat - aber im Spitzensport und
nicht beim Isi-Ausritt. Nun stellt aber niemand z.B. den Sinn von
Asbestanzuegen fuer die Formel-1-Fahrer in Frage...).
Post by Ralf Schmode
einschränkend empfunden habe. Wenn man diesen Gedanken allerdings
konsequent zuende denkt, landet man irgendwann bei der Frage, ob sich
nicht vergleichbare Einschränkungen zumindest beim Turnier auch aus dem
vorgeschriebenen Pinguinkostüm[tm] ergeben ;-)
Und Du wirfst *mir* allen Ernstes konstruierte Argumentation vor? LOL
Post by Ralf Schmode
Wahrscheinlichkeit des Unfalleintritts erhöht - insofern könnte man
sogar auf den verwegenen Gedanken kommen, daß jemand, der mit
Schutzausrüstung riskanter reitet, dies vielleicht auch selbstbewußter
tut und damit das höhere Risiko sogar überkompensiert :-)
Das ist durchaus moeglich. Zwar nicht die Ueberkompensation; ich kann
mir kaum vorstellen, dass sich jemand kraft Protektor so sicher fuehlt,
dass ihn sein Ross dank der Uebertragung dieses Gefuehls ploetzlich als
verlaessliches Alphatier akzeptiert. Denn diesem Sicherheitsgefuehl
steht ja immerhin noch im Weg, dass er auch Arme und Beine zum
Kaputtgehen hat...

Aber klar: wenn sich jemand mit Weste sicherer fuehlt, ist das ein
positiver Effekt. Fuer den Moment jedenfalls; mittelfristig wird eine
psychologische Materialabhaengigkeit daraus.

Andererseits: wenn jemand aus dem Vorhandensein eines Protektors derart
viel Sicherheit ableitet, dass dies an seiner Losgelassenheit fuer das
Pferd erkenntlich wird, liegt bereits ein viel tiefer gehendes Problem
vor. Naemlich die bereits angesprochene Vorstellung, jederzeit vom Pferd
fliegen zu koennen. Und die wirkungsvoll zu bekaempfen gibt es einen
effektiveren Weg, der den Protektor - hoffentlich - irgendwann wieder
ueberfluessig macht: Reiten lernen...


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Ralf Schmode
2006-10-22 10:58:14 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
*Ja*, ich behaupte (und suggeriere nicht bloss), dass ein Mitdiskutatnt
bestimmte Dinge schon genau so sehen wird wie ich, wenn er "anstaendig
reiten koennte" (Deine Worte, nicht meine). Und zwar speziell, dass ein
Sturz eben *nicht* "immer vorkommen kann".
Wichtig ist dabei, wie man den letztgenannten Satz interpretiert.
Hallo, Stefan,

da hast Du natürlich Recht. Das ist ja auch nichts, worüber man jetzt
einen Glaubenskrieg ausrufen müßte: Du gehst - korrigiere mich, wenn ich
Dich mistinterpretiere - davon aus, daß, entsprechende reiterliche
Fähigkeiten vorausgesetzt, das Risiko eines Sturzes durch
Fremdverschulden oder höhere Gewalt so gering ist, daß sich ein
Protektor nicht "rechnet". Meine Abwägung fällt erstens schon bezüglich
dieses "Restrisikos" anders aus, zweitens ist bei mir natürlich die
Gefahr von Abgängen gegeben, die ein besserer Reiter vermeiden könnte.
Post by Stefan Ungemach
Natuerlich _kann_ man sich darauf hinausreden, dass ja niemand einen
Sturz immer und absolut ausschliessen kann. Das ist so unwiderlegbar wie
unsinnig; genauso gut kann es "immer vorkommen", dass man von einem
Herzschlag getroffen wird.
Vielleicht bringt es mein Beruf mit sich, daß ich bezüglich der diversen
"Restrisiken" der menschlichen Existenz vorsichtiger (wahlweise:
schissiger, paranoider) bin :-) Aber im konkreten Beispiel "Reiten" ist
das für mich durchaus eine greifbare Größe: Einmal bin ich abgeschmiert,
ohne irgendwas tun zu können (was nicht an mir lag, sondern an der
Situation), ein anderes Mal wäre ich fast von einer quer zu mir
reitenden Truppe "abgeschossen" worden.
Post by Stefan Ungemach
Die lebensnahere Auslegung des Satzes bedeutet, dass man
realistischerweise bei jedem Ausritt mit einem Sturz zu rechnen hat.
Das ist die Auslegung, die Du mir unterstellst, die ich aber für mich
nicht gelten lasse. Ich habe es in der Antwort auf Luise schon
geschrieben: Mittlerweile summieren sich meine Ausritte schon zu einem
recht brauchbaren statistischen Kollektiv, und der größte Teil davon hat
sich auf Pferden abgespielt, auf denen eher ich einen Herzkasper bekomme
als daß die "ausrasten". BTW, wenn ich tatsächlich bei jedem Ausritt mit
einem Sturz durch Pferdeverhalten und/oder reiterliche Unzulänglichkeit
meinerseits rechnen würde, würde ich nicht nur diese Pferde nicht
reiten, sondern gar nicht. Dafür wäre ich nämlich auch *mit* Protektor
viel zu ängstlich.
Post by Stefan Ungemach
Erfahrung und Routine *sind* geeignet, gewisse Risiken vom Rang einer
Alltagsgefahr auf den eines eher theoretischen Ereignisses (wie ein
Lottogewinn) zu verschieben.
Ich zweifele ja nicht, daß man mit Erfahrung und Routine (und ich würde
aus meiner Sicht hinzufügen: Mit einer halbwegs realistischen
Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und einer daraus resultierenden
Auswahl der Reitgelegenheiten) einen Großteil der möglichen
Sturzszenarien vermeiden kann. Aber den "Rest" habe ich zweimal selbst
erlebt und mehrere weitere Fälle berichtet bekommen. Das reicht mir, um
die überschaubaren Kosten und den geringen Bequemlichkeitsverlust eines
Protektors in Kauf zu nehmen. Im übrigen würde Deine Argumentation
sinngemäß doch wohl auch für den Reithelm gelten; wärest Du da auch der
Auffassung, daß man bei Vorhandensein entsprechender Erfahrung darauf
verzichten kann und soll?
Post by Stefan Ungemach
Es ist ja keine Schande, beide noch nicht in einem dafuer ausreichenden
Masse entwickelt zu haben. Deshalb braucht auch keiner so duennhaeutig
auf das Praedikat "schwacher Reiter" zu reagieren (meine Guete, wenn
mich einer als "schwachen Schwimmer" bezeichnet, gebe ich ihm doch auch
voellig unverkrampft recht).
Nein, ich gebe es ja auch zu - *bei mir* verhindert das Tragen eines
Protektors möglicherweise auch Verletzungsfolgen durch Stürze, die einem
besseren Reiter gar nicht passieren würden. Aber ich trage den Protektor
eben auch auf Pferden, bei denen das Risiko eines solchen Sturzes
dermaßen gering ist, daß sich nur wegen *dieser* Sturzszenarien der
Protektor eher nicht lohnen würde.
Post by Stefan Ungemach
Aber man muss nicht immer wieder krampfhaft versuchen, ein persoenliches
Schutzbeduerfnis zur allgemeingueltigen Vernunfthaltung aufzupeppen.
Wer hat das denn gemacht? Es gab eine völlig sachliche Frage, wer mit
Schutzweste reitet. Es gab überwiegend sachliche Antworten. Derjenige,
der als erster das Tragen von Schutzausrüstung prononciert auf die
allgemeine Ebene gezogen hat, indem er es als Eingeständnis persönlicher
Schwäche bewertet haben wollte, warst Du:

"Man kann's auch anders ausdruecken: der eine setzt sein Vertrauen in
Technik, Material und andere Personen, investiert in diese und klagt im
Zweifelsfall ueber sie - der andere setzt sein Vertrauen in sich
*selber*, macht *sich* zielfuehrend fit und ist leider, wenn's
schiefgeht, auch ganz alleine schuld (das hat in gewisser Weise auch was
mit persoenlicher Staerke zu tun)."

Nein, *diesen* Verlauf der Diskussion hast Du Dir schon selbst
zuzuschreiben. Ich halte absolut nichts davon, das Tragen eines
Protektors für allgemein verbindlich erklären zu wollen, aber *Deine*
Verallgemeinerungen waren vorher da :-)
Post by Stefan Ungemach
Schon gar nicht unter Zuhilfenahme unsachlicher Gefahrenpropaganda.
Die wo in der bisherigen Diskussion zu finden wäre?
Post by Stefan Ungemach
Die sind deshalb gut damit beraten, *ihre* (noch) bestehende Sorge nicht
vorschnell zum Krisenthema der gesamten Reiterwelt hochzustilisieren -
Herrje, wegen einer Anfrage in einem überschaubaren Usenetforum. Kann es
sein, daß Du bezüglich der Durchschlagskraft dieser Gruppe vielleicht
selbst ein bißchen überängstlich bist?
Post by Stefan Ungemach
irgendwann koennen sie es selber naemlich doch mal besser, und dann ist
ihnen *das* vielleicht peinlich :-)
*Mir* ist es jedenfalls nicht peinlich, auf dem ruhigsten Pferd aller
Zeiten[tm], das nie im Leben wegrennen, buckeln, steigen oder
mehr als 20 cm weghopsen würde, *trotzdem* mit Protektor zu reiten. YMMV.
Post by Stefan Ungemach
Post by Ralf Schmode
Das ist aber schon ein wenig perfide, oder? Würdest Du einem Menschen,
die beispielsweise über das übliche Maß hinaus medizinische
Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt, auch vorwerfen wollen, daß er
sozusagen das Klima schüfe für die Propagierung entsprechender
Zwangsmaßnahmen?
Aber hallo - wenn er sein Tun in oeffentlichen Diskussionen als Masstab
fuer Vernunft, sowie das der anderen als Indiz fuer Leichtsinn
apostrophiert!
Der, der hier am meisten apostrophiert, bist Du, und zwar Deine Ansicht
als die einem routinierten Reiter geziemende vs. die Ansicht der
Protektorbefürworter als die der (überwiegend) schwachen Reiter.
Immerhin ging es ursprünglich ausschließlich um die Frage: Wer benutzt
so ein Ding. Mit dem *Bewerten* hast im wesentlichen Du angefangen. Und
selbst wenn man in einige Reaktionen darauf mit einem gewissen Aufwand
das hineininterpretieren kann, was Du vermutlich meinst - daraus nun
gleich das Schreckgespenst einer politschen Bewegung auszumalen, die mit
der Forderung nach Zwangsprotektorisierung für alle in den Wahlkampf
zieht, finde ich ein wenig... seltsam :-)
Post by Stefan Ungemach
Es ist doch eine bekannte Tatsache, dass sich grosse
Mehrheiten gerne auf eloquent vorgetragene Thesen einlassen, wenn sie
mit positiv besetzten Praedikaten verknuepft werden
Hat wer in dieser Diskussion wo gemacht? Ich sehe hier in erster Linie
jemanden, der sich sehr viel Mühe gibt, das Tragen eines Protektors mit
"Schwäche" (und den Verzicht darauf mit "Stärke") zu assoziieren :->
Post by Stefan Ungemach
- das funktioniert
(leider) voellig losgeloest vom Sinn der Sache oder den wirklichen
Motiven der Akteure.
Sorry, wenn ich Dich falsch verstanden habe, aber nun auch noch
anzudeuten, daß diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, bezüglich
ihrer Motive unaufrichtig seien, finde ich komplett daneben.
Post by Stefan Ungemach
Vergleiche der Protektoren beim Reiten mit den passiven Schutzmassnahmen
im Strassenverkehr hinken total, das hatten wir doch schon. Lass es mich
Dir noch einmal erklaeren.
Wer am Strassenverkehr teilnimmt, interagiert taeglich mit Tausenden
anderer, und oft mit vielen gleichzeitig. Dabei werden viele Tonnen
Metall ziemlich fix und in komplexen Konstellationen bewegt. Wer vom
Pferd faellt, hat fuer einen Moment mit einem einzigen Partner, dem er
zudem vom Beginn des Aufsteigens an denkbar nahe war, nicht ausreichend
gut interagiert. Denn wie gesagt ist ja nicht der Schreck, das Stolpern
oder der Buckler, sondern alleine das Verlassen des Sattels dabei, das
eigentliche Problem.
Du diskutierst am Problem vorbei. Es geht nicht um die Vergleichbarkeit
der Unfallszenarien, sondern um die Frage, wie groß die
Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen sein muß, um den Einsatz
passiver Schutzmaßnahmen nicht als völlig überzogen erscheinen zu
lassen. Und da frage ich mich: Wie oft hat ein Autofahrer pro Stunde
Autofahrt einen Unfall mit schweren Verletzungsfolgen, und wie oft ein
Reiter einen solchen pro Stunde Reiten? Ich kann die Frage nicht
beantworten, aber ich vermute, daß der Reiter statistisch pro Stunde das
höhere Risiko hat. Und trotzdem ist es sozial akzeptiert, sich im Auto
anzuschnallen - nicht erst seit Einführung der Gurtpflicht - und
sozialschädlich, sich als Träger einer Schutzweste beim Geländereiten zu
outen?
Post by Stefan Ungemach
Das rueckt den Vergleich mit allen Formen des Strassenverkehrs in weite
Ferne und legt dafuer einen ganz anderen nahe: naemlich den mit einem
Menschen, der ganz alleine oefters mal ueber seine eigenen Fuesse
stolpert oder ausrutscht. Meistens faengt er sich noch, vor allem wenn
er fit ist - manchmal auch nicht. Und auch dabei kann er sich schwer
verletzen, was ja tatsaechlich auch oft genug, sogar oefters als
Reitunfaelle, passiert.
Auch Haushaltsunfälle passieren "öfter". Allerdings deshalb, weil - wie
das Zufußgehen - diese Tätigkeit um Größenordnungen mehr Personenstunden
pro Zeiteinheit ausgeübt wird als das Reiten. Für den einzelnen Reiter -
der nun wieder seinerseits einen viel größeren Anteil des Tages auf dem
Pferd verbringt als der Durchschnittsmensch - wird diese Rechnung
völlig in ihr Gegenteil verkehrt. Natürlich gibt es relativ wenig
Reitunfälle mit Verletzungsfolgen, aber es gibt eben auch relativ
wenig "gerittene Stunden" in Relation zu "gefahrenen", "gehaushalteten"
oder "gegangenen".
Post by Stefan Ungemach
Und nun denken wir mal ernsthaft darueber nach, wie eine von haeufiger
stolpernden Zeitgenossen gefuehrte Diskussion darueber, wie vernuenftig
doch das Tragen von Rueckenprotektoren fuer alle waere (und wie
unverantwortlich diejenigen, die sich das schenken, letztlich auf der
Tasche der Allgemeinheit liegen), von Dir und mir aufgenommen wuerde.
Nochmal: Kein Mensch fordert hier "Protektoren für alle" - das ist dein
ganz persönlicher, liebevoll gepflegter Boxsack :-) JFTR: Ich kann auch
nichts damit anfangen, wenn mit den sozialen Folgekosten eines im
Rollstuhl sitzenden Reiters argumentiert wird. So zynisch das klingt:
Auf einen Reiter im Rollstuhl kommen tausende, die gesünder leben als
der Durchschnitt der Bevölkerung, weil sie sich regelmäßig an der
frischen Luft bewegen und weil das Reiten sie psychisch ausgeglichener
macht (hoffentlich). Die Diskussion, vor der Du zu Recht warnst, endet
womöglich noch darin, daß Reiten irgendwann als "Risikosport" aus der
gesetzlichen Krankenversicherung fliegt und man erst wieder reindarf,
wenn man den Sattel an den Nagel hängt und sich mit Bierpulle und Chips
vor die Glotze packt :-> Aber eine moderat geführte Debatte über
Schutzausrüstung trägt dazu doch wohl eher nicht bei...
Post by Stefan Ungemach
Vorausgesetzt natuerlich, Du faellst nicht selber alle paar Schlag ueber
Deine Fuesse :-)
No comment :->
Post by Stefan Ungemach
Post by Ralf Schmode
passiver Schutzmaßnahmen beim Reiten, und Dir fällt nichts Besseres ein,
als eine durchgeknallte Rai-Anhängerin, die sich in einem völlig anderen
Zusammenhang geäußert hat, zur Zeugin zu nehmen für die Gefahr, die
angeblich von den Befürwortern von Helm und Körperschutz beim Reiten
ausgeht...
Nein. Die habe ich als Indiz dafuer hergenommen, wie auch voellig
inkompetente Individuen ihre Ideen dank gesellschaftlicher Mechanismen
bis in die Naehe von Gesetzesrang transportieren koennen.
Na schön - das ist aber nichts Neues und kann wohl kaum dafür
hergenommen werden, uns in einem Usenet-Forum eine Selbstzenzur
aufzuerlegen. So heiß können wir uns die Köpfe gar nicht reden, daß da
irgendwie ein "gesellschaftlicher Mechanismus" draus werden könnte -
obwohl's vielleicht gar nicht schlecht wäre, manchmal...
Post by Stefan Ungemach
Mich treibt, das
sollte mittlerweile klar geworden sein, das Grueppchen Leute um, die -
aktuell halt in Zusammenhang mit ihrer persoenlichen
Protektorenentscheidung - die die Idee suggerieren, beim Reiten _als
solchem_ (statt bei ihrer persoenlichen Reiterei) sei der Sturz ein
wesentliches Alltagsrisiko.
Solche Ideen werden irgendwann auch von *voellig* Meteriefremden
aufgegriffen, wozu heutzutage u.U. bereits ein Einzelereignis genuegt,
wenn's nur medienwirksam genug ist.
Naja. Was das Reiten angeht, haben da weder der Unfall von Christopher
Reeve noch der von Madonna irgendetwas außer kurzzeitiger Betroffenheit
(if any) bewirkt. Ich denke wirklich, daß Du die Wirksamkeit dieser
Mechanismen drastisch überbewertest.
Post by Stefan Ungemach
Du brauchst nur in die
Tagesnachrichten zu schauen; wenn heutzutage *irgendwas* passiert, steht
sofort ein halbes Dutzend Politiker der zweiten Garnitur auf der Matte,
um in blindem Aktionismus *irgendwas* zu reglementieren. Verkaufen
koennen die aber nur Ideen, die es bereits irgendwie zum Allgemeinplatz
gebracht haben - und deshalb ist es wichtig, allzu unsinnige Theorien
zurechtzustutzen, *bevor* sie irgendwer fuer die Volksmeinung haelt.
Du stutzt hier aber nicht das zurecht, was diskutiert wurde, sondern
das, von dem Du befürchtest, daß es aus der Diskussion gemacht werden
könnte. Und wenn Du *so* an eine Diskussion herangehst, tötest Du
*jede*, völlig gleich, um welches Thema es sich dreht.
Post by Stefan Ungemach
Post by Ralf Schmode
verunglückter Reiter ohne entsprechenden Schutz das Bild der Reiterei in
der Öffentlichkeit ebenso nachhaltig versaut wie die allfälligen
Berichte über schwere Autounfälle mit nicht angeschnallten Fahrern...
Der Unterschied besteht darin, dass die Schutzwirkung von Gurten
statistisch relevant und nachgewiesen ist, wohingegen die Protektoren in
erster Linie ein Marketinggag sind.
Selbst wenn es so wäre (was ich bezogen auf den von mir verwendeten
Protektor bestreite): Es ging mir ja nicht darum, ob im Zweifelsfall der
nichtangeschnallte Autofahrer oder der ohne Rückenschutz reitende Reiter
die "schlechtere Presse" kriegt, sondern darum, ob eher der verunfallte
Reiter ohne Protektor das Bild des Reiters in der Öffentlichkeit prägt
oder der (meinetwegen auch missionierende) Protektorenträger. Und ich
bin mir ziemlich sicher, daß ersterer die größere Publicity hat...
obwohl ich nicht ausschließen will, daß anschließend letzterer als
Trittbrettfahrer auf der Matte steht :->
Post by Stefan Ungemach
Die spezielle Verletzung des Rueckens beim ohnehin in diesem Vergleich
statistisch voellig irrelevanten Sturz vom Pferd dagegen ist
ausgesprochen selten, und ein eventueller Schutz durch den Protektor
davor kaum nachweisbar.
Das liegt aber in der Natur der Sache, weil das statistische Kollektiv
für derartige Untersuchungen - auf den Rücken gefallene Reiter -
zahlenmäßig relativ dünn ist und außerdem die Nachanalyse des
Unfallgeschehens schwieriger ist als bei einem Autounfall. Bei einem
Autounfall (oder z. B. einem Arbeitsunfall, bei dem jemand der Hammer
auf den Fuß fällt) kann man innerhalb gewisser Grenzen voraussagen, was
ohne und was mit Schutzausrüstung passiert. Beim Sturz vom Pferd kann es
eine Frage von Zentimetern in der "Wahl" des Aufschlagpunktes sein, ob
es einen Wirbel zerbröselt oder einen blauen Fleck gibt.
Post by Stefan Ungemach
Post by Ralf Schmode
einschränkend empfunden habe. Wenn man diesen Gedanken allerdings
konsequent zuende denkt, landet man irgendwann bei der Frage, ob sich
nicht vergleichbare Einschränkungen zumindest beim Turnier auch aus dem
vorgeschriebenen Pinguinkostüm[tm] ergeben ;-)
Und Du wirfst *mir* allen Ernstes konstruierte Argumentation vor? LOL
Ja, wenn Du auch alles so ernst nimmst :-> Im übrigen ist der Protektor,
den ich im Gelände trage, wirklich kaum zu spüren, wenn man die
Beriemung korrekt einstellt. Ich gebe allerdings zu, daß eine
Schutzweste da möglicherweise anders hinlangt.
Post by Stefan Ungemach
ich kann
mir kaum vorstellen, dass sich jemand kraft Protektor so sicher fuehlt,
dass ihn sein Ross dank der Uebertragung dieses Gefuehls ploetzlich als
verlaessliches Alphatier akzeptiert. Denn diesem Sicherheitsgefuehl
steht ja immerhin noch im Weg, dass er auch Arme und Beine zum
Kaputtgehen hat...
Aber klar: wenn sich jemand mit Weste sicherer fuehlt, ist das ein
positiver Effekt. Fuer den Moment jedenfalls; mittelfristig wird eine
psychologische Materialabhaengigkeit daraus.
Andererseits: wenn jemand aus dem Vorhandensein eines Protektors derart
viel Sicherheit ableitet, dass dies an seiner Losgelassenheit fuer das
Pferd erkenntlich wird, liegt bereits ein viel tiefer gehendes Problem
vor.
Da gebe ich Dir ja Recht. Ich wollte diesen Aspekt des Tragens eines
Protektors ja auch nicht irgendwie "promoten", sondern nur meine Zweifel
an Deiner (von mir so verstandenen) Behauptung zum Ausdruck bringen, daß
Reiten mit Protektor *statt ohne* die Unfallwahrscheinlichkeit *erhöhe*.
Daß du richtig liegst, wenn es um die Frage "Reiten mit Protektor *statt
Reitausbildung*" geht, steht außer Frage, und das wird wohl auch kein
Protektorbefürworter in Zweifel ziehen wollen.

Gruß aus dem Norden - Ralf
--
My animal photo page on the WWW: http://schmode.net
"Best of" portfolio: http://www2.fotocommunity.de/pc/pc.php4?mypics=254
My "adventure" of learning to ride: http://schmode.net/riding.htm
Mein "Abenteuer", Reiten zu lernen: http://schmode.net/reiten.htm
Eva Karstaedt
2006-10-21 18:45:17 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Davon abgesehen fragt man sich unwillkuerlich, ob diejenigen, die einen
solchen Eindruck *verbreiten*, ihn wirklich selber *haben* - und falls
ja, weshalb. Da die Unfallhaeufigkeit beim Reiten erwiesenermassen recht
gering ist, liegt es nahe, persoenliche Erfahrungen oder ein bestimmtes
Umfeld zu vermuten - mit anderen Worten: man hat das Gefuehl, dass da
Leute sprechen, in deren unmittelbarer Umgebung recht oft vom Pferd
gefallen wird.
Nö, viele Stürze gibt es bei uns nicht - eigentlich habe ich in dem
Stall bislang nur von einem gehört, in den 1,5 Jahren, die wir nun
dort sind. Dieser eine endete mit einem Schädelbasisbruch im
Krankenhaus, hat allerdings auch einiger Leichtsinn und ein nicht
vorhandener Helm im Gelände auf Beton eine Rolle gespielt.

Ich trage die Weste im Gelände nur als geistige Unterstützung
(abgesehen davon, dass sie bei einem nie ausgeschlossenen Sturz sicher
auch eine gewisse Schutzwirkung haben könnte). Im Gelände hatte ich
mit meinem Pferd auch noch keine kritische Situation, in der ich kurz
vor einem unfreiwilligen Abstieg gewesen wäre.
In der Halle hingegen schon häufig. Dummes Rumgebocke, unangekündigte
Blitzstarts mit Richtungswechsel - er hat da nette Dinge in Petto. Und
da hin ich einige Male schon ordentlich schief, losgeworden ist mich
der Mistschimmel in dem Moment trotzdem nicht.

Ich würde mich durchaus sattelfest einstufen - Stil und reitlerliches
Können stehen wieder auf einem anderen Blatt, aber dazu nehme ich ja
Unterricht. Jedenfalls lasse ich mich wegen ein paar Buckeln nicht in
den Sand werfen. Dennoch fühle ich mich draußen mit Weste einfach
sicherer.
Post by Stefan Ungemach
Ebenso denkbar: die potentiellen Gefahren spuken dank verzerrter
Erzaehlungen oder grosser Aengste derart praesent durch bestimmte
Koepfe, dass dort eine entspanntere Vorstellung vom Reiten gar nicht
aufkommen mag.
Och, mit Weste können wir sehr entspannt durchs Gelände bummeln. :-)

Ich gewinne an Sicherheit und Vertrauen, wenn ich _nicht_ runterfalle.
Vertrauen in mich und in das Pferd. Jeder ausgesessene Buckler lässt
mich sicherer sitzen und nimmt ein wenig der Angst, runterzufallen.
Bisher hatte ich einen einzigen Sturz, bei dem mir nicht anschließend
irgendwas weh tat (angefangen bei fiesen blauen Flecken mit Prellungen
bis zum besagten Schlüsselbeinbruch). Da falle ich doch lieber
nicht...

Grüße,
Eva
Stefan Ungemach
2006-10-21 19:58:06 UTC
Permalink
Post by Eva Karstaedt
Ich gewinne an Sicherheit und Vertrauen, wenn ich _nicht_ runterfalle.
Vertrauen in mich und in das Pferd. Jeder ausgesessene Buckler lässt
mich sicherer sitzen und nimmt ein wenig der Angst, runterzufallen.
Aber *das* meine ich doch! Nichts dagegen, wenn sich wer mit Weste
wohler fuehlt (auch wenn die damit verbundene Einschraenkung von
Beweglichkeit und Einwirkung nicht jedermanns Sache ist) - aber die
Sicht auf Reitrisiken ist einfach unvollstaendig, wenn deren effektive
Reduzierung durch Routine verleugnet wird.

Zum Routinegewinn gehoert aber auch die Bewaeltigung von
"Grenzerfahrungen" wie eben dem - auszusitzenden - Buckler, gerade auch
weil sich da die persoenlichen (vermeintlichen) "Grenzen"
erfreulicherweise recht schnell ausweiten. Und darum ist es voellig
losgeloest von der Frage "Schutzmittel oder nicht" auf jeden Fall
zielfuehrend, solche Ereignisse quasi einzuplanen und ihnen positiv zu
begegnen, als ein uebertriebenes Angstklima zu kultivieren. Die
vordergruendig "vernuenftigen" Mutmassungen, die Gefahr der
Querschnittslaehmung saesse sozusagen jedesmal und bei jedem mit im
Sattel, gehoeren eindeutig zu Letzterem und wirken sich kontraproduktiv aus.

Ich will darum noch einmal auf die ersten Saetze in meinem ersten
Beitrag zum Thema erinnern, bevor die in der mittlerweile in Richtung
"was ist ein schwacher Reiter" abgleitenden Debatte voellig vergessen
werden: die Verwendung von Westen, Helmen etc. zieht weder mein
Interesse, noch meine Kritik auf sich. Das tut lediglich die nur allzu
oft daran gekoppelte Idee, den Faktor "aktive Sicherheit" gewaltig zu
unterschetzen, gering zu reden oder sogar voellig in Abrede zu stellen.

Ersteres ist zweifellos jedermanns Privatsache, Letzteres hingegen -
egal ob absichtlich oder aus Unwissenheit - die Multiplikation von
privaten Aengsten in groessere Gruppen. Und sowas sieht billig aus.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eva Karstaedt
2006-10-22 13:55:06 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Aber *das* meine ich doch! Nichts dagegen, wenn sich wer mit Weste
wohler fuehlt (auch wenn die damit verbundene Einschraenkung von
Beweglichkeit und Einwirkung nicht jedermanns Sache ist) - aber die
Sicht auf Reitrisiken ist einfach unvollstaendig, wenn deren effektive
Reduzierung durch Routine verleugnet wird.
Ich hatte Dich so verstanden, dass jeder erlebte *Sturz*, bei dem
nichts passiert, die Sicherheit im Hirn fördert. Und eben _das_
funktioniert bei mir nicht, weil ich i.d.R. nicht ohne Folgen stürze.
Und wenn nur irgendetwas aufgeschrammt ist oder eine andere Stelle
schmerzt, auch das ist vermeidbar. Ich meide also nicht nur
potentielle Gefahren, ich klammere mich in Grenzsituationen dann doch
auch lieber auf dem Pferd fest, wenn ich nicht schon längst vorher
abgestiegen bin und führe. Mag manchmal der falsche Weg sein, aber
*ich* falle da nicht runter, wenn es sich irgendwie umgehen lässt.

Heute waren wir im Gelände. Auf dem Weg über die Straße zum Wald waren
Monster. Erst der Hund, der urplötzlich die Treppe runterklapperte und
zur Tür rausschoß, dann ein rüpelhafter Autofahrer, der mit
aufheulendem Motor an uns vorbeizog, viele monsterbeherbergende
Garagentore etc.
Inzwischen ist es mir egal, dass er da herumtänzelt und hüpft. Soll er
eben. Gibt ein wenig Geschimpfe aus dem Sattel ("Dummbatz, elender,
das'n Hund/Auto/Pferd/Walker/etc.!") Letztes Jahr habe ich den Weg bis
zum Wald noch geführt. Zugegebenermaßen habe ich inzwischen auch
aufgerüstet, mit dem Kimblewick bin ich mir sicher, dass auch eine
Bremswirkung eintritt, wenn ich eine brauche.

Und das ist es, was IMHO ein Reiter zu allem reiterlichen Können
benötigt: das persönliche Sicherheitsgefühl und die damit
einhergehende Gelassenheit, wenn der Zosse selbige verliert.
Ein guter Sitz und viel Routine helfen mir nichts, wenn ich in
Gefahrensituationen magels Vertrauen in mich und mein Pferd versteife.

Grüße,
Eva
Stefan Ungemach
2006-10-23 06:01:20 UTC
Permalink
Post by Eva Karstaedt
Ich hatte Dich so verstanden, dass jeder erlebte *Sturz*, bei dem
nichts passiert, die Sicherheit im Hirn fördert.
Das kommt natuerlich auch noch dazu. Nicht dass man unbedingt vom Pferd
fallen muss, um reiten zu lernen - aber wenn's folgenlos passiert,
traegt das langfristig genauso wie beherrschte Gefahrensituationen zur
eigenen Sicherheit bei.

Wobei "folgenlos" ja subjektiv empfunden wird. Es gibt welche, die
begeben sich unmittelbar nach einem Abstieg mit ein paar blauen Flecken
zur Schonung ins Stueberl und erzaehlen noch wochenlang davon, als
waer's *der* Stallstunt des Jahres gewesen - andere steigen erst mal
wieder auf und reiten auch mit einem angebrochenen Handgelenk ihre
Pferde zu Ende...
Post by Eva Karstaedt
Und das ist es, was IMHO ein Reiter zu allem reiterlichen Können
benötigt: das persönliche Sicherheitsgefühl und die damit
einhergehende Gelassenheit, wenn der Zosse selbige verliert.
Ein guter Sitz und viel Routine helfen mir nichts, wenn ich in
Gefahrensituationen magels Vertrauen in mich und mein Pferd versteife.
Aber ein guter Sitz und viel Routine *verhindern* doch, dass Du den
Vertrauensverlust verspuerst und dich infolgedessen versteifst! Mit der
Zeit verschiebt sich das Selbstverstaendnis; man versteht und fuehlt
sich - zu Recht - immer weniger als Passagier, und immer mehr als Pilot.

Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Jacqueline Wiedler
2006-10-23 07:11:11 UTC
Permalink
Post by Stefan Ungemach
Post by Eva Karstaedt
Ich hatte Dich so verstanden, dass jeder erlebte *Sturz*, bei dem
nichts passiert, die Sicherheit im Hirn fördert.
Das kommt natuerlich auch noch dazu. Nicht dass man unbedingt vom Pferd
fallen muss, um reiten zu lernen - aber wenn's folgenlos passiert,
traegt das langfristig genauso wie beherrschte Gefahrensituationen zur
eigenen Sicherheit bei.
(...)
Post by Stefan Ungemach
Aber ein guter Sitz und viel Routine *verhindern* doch, dass Du den
Vertrauensverlust verspuerst und dich infolgedessen versteifst! Mit der
Zeit verschiebt sich das Selbstverstaendnis; man versteht und fuehlt
sich - zu Recht - immer weniger als Passagier, und immer mehr als Pilot.
Widersprichst Du Dir hier nicht ein bisschen? *Irgendwie* muss man ja
einen guten Sitz und Routine erlangen, und wie Du oben ja schreibst,
tragen folgenlos überstandene "Krisensituationen" zum Erlangen von
Sicherheit und Routine bei. Dazu gehören IMO auch folgenlos
überstandene "Vertrauensverluste". Mir gehts auf jeden Fall so.

Sicherheit im Gelände kann man nun mal nicht auf dem Reitplatz
erlangen. Klar, man kann da die nötigen Grundsteine in Form von Sitz
und Rittigkeit des Pferdes legen, aber das Reiten im Gelände lernt man
halt letztlich nur durch Reiten im Gelände.

Gruss
Jacqueline
annette mueller
2006-10-24 12:37:09 UTC
Permalink
Hallo Eva,
Post by Eva Karstaedt
Ich hatte Dich so verstanden, dass jeder erlebte *Sturz*, bei dem
nichts passiert, die Sicherheit im Hirn fördert. Und eben _das_
funktioniert bei mir nicht, weil ich i.d.R. nicht ohne Folgen stürze.
es ist natürlich eine Definitionsfrage bzw. sehr individuell, was man
unter "ohne Folgen" versteht. Ich bin anfangs von meiner Gina recht
häufig gesegelt und leider war einer der ersten Stürze gleich "mit
Folge" (Schlüsselbeinbruch). Danach war mein ohnehin noch nicht sehr
belastbares Vertrauen zu ihr sehr erschüttert und ich habe lange
gebraucht (halbes Jahr etwa), um wieder einigermaßen locker im Gelände
reiten zu können.

Aber nach meiner Erfahrung stimmt das, was Stephan schrieb: Mit jedem
Sturz, bei dem außer Prellungen oder blauen Flecken (meine persönliche
Definition von "ohne Folgen") nichts passiert ist, wuchs meine
Sicherheit. Noch mehr wächst sie natürlich mit jedem Stunt, den ich *im*
Sattel bewältige. Und meine Dicke ist da nicht ohne, ich muss auch im
flotten Galopp jederzeit damit rechnen, dass sie plötzlich woanders
weitergaloppiert oder wir mal anstatt auf dem Weg in den Bäumen stehen.
Ich bin darauf aber mittlerweile gefasst und rechne vor allem im Galopp
mit allem, ohne mich dabei aber zu verspannen.

Natürlich finde ich das nicht toll, aber um solche Situationen komplett
zu vermeiden, dürfte ich überhaupt nicht mehr galoppieren. Und das ist
nicht wirklich eine Option. Ich wünsche mir oft so ein
"Schienenfahrzeug" wie das Pferd meines Freundes, aber das hab ich
nunmal nicht, also muss ich damit klarkommen. Die positive Konsequenz
ist, dass ich mittlerweile deutlich sattelfester und auch mental
sicherer geworden bin. Früher musste ich nach jedem Hopser erstmal
verschnaufen und mich sammeln, jetzt kriegt sie einen Anschiss und wir
galoppieren weiter, bis es auch ohne Gehopse geht.

Mein letzter Freiflug war vor einem Jahr, da wechselte Gina vom Galopp
in den Stand, als sie überraschend eines Wildschweins angesichtig wurde.
Natürlich erschrecke ich dann, ich bin wirklich eine vorsichtige
Reiterin. Aber als ich merkte, dass nichts Ernsthaftes passiert war,
stieg ich wieder auf, ritt ein paar Minuten Schritt und Trab und dann
gleich wieder einen leichten Galopp, damit ich erst gar keine Barriere
aufbauen konnte. Und solche Erlebnisse fördern meine Sicherheit, auch
wenn es paradox klingen mag. Trotzdem denke ich auch über einen
Protektor nach, denn ich scheine gern mal platt auf dem Rücken zu
landen, und wenn dann da eine Baumwurzel ist - na, das muss ich nicht haben.
Post by Eva Karstaedt
Und wenn nur irgendetwas aufgeschrammt ist oder eine andere Stelle
schmerzt, auch das ist vermeidbar. Ich meide also nicht nur
potentielle Gefahren, ich klammere mich in Grenzsituationen dann doch
auch lieber auf dem Pferd fest, wenn ich nicht schon längst vorher
abgestiegen bin und führe. Mag manchmal der falsche Weg sein, aber
*ich* falle da nicht runter, wenn es sich irgendwie umgehen lässt.
Das finde ich ohnehin den richtigen Weg. Obenbleiben ist doch in der
Mehrzahl der Fälle die richtige Entscheidung, von ein paar Ausnahmen mal
abgesehen: Pferd stürzt auch, armdicker Ast kommt einem in Brusthöhe
entgegen, Pferd rast kopflos auf vielbefahrene Straße zu, solche
Dinger. Da steigt man wohl besser ab. Aber generell ist es doch
obendrauf zumindest für den Körper am sichersten. Für die Seele
vielleicht nicht unbedingt. Ich hatte anfangs in kritischen Situationen
einen Fluchtimpuls: Bloß weg hier von diesem Vieh. Aber das ist i. d. R.
gefährlicher als das Obenbleiben, zumindest wenn man nicht gut fallen kann.
Post by Eva Karstaedt
Inzwischen ist es mir egal, dass er da herumtänzelt und hüpft. Soll er
eben. Gibt ein wenig Geschimpfe aus dem Sattel ("Dummbatz, elender,
das'n Hund/Auto/Pferd/Walker/etc.!") Letztes Jahr habe ich den Weg bis
zum Wald noch geführt.
Na also. Bestätigt doch das oben Gesagte.
Post by Eva Karstaedt
Ein guter Sitz und viel Routine helfen mir nichts, wenn ich in
Gefahrensituationen magels Vertrauen in mich und mein Pferd versteife.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Guter Sitz und Routine lassen erst gar
nicht zu, dass du dich versteifst.

Viele Grüße
Annette
Manfred Grebler
2006-10-24 12:55:16 UTC
Permalink
Post by annette mueller
Aber nach meiner Erfahrung stimmt das, was Stephan schrieb: Mit jedem
Sturz, bei dem außer Prellungen oder blauen Flecken (meine persönliche
Definition von "ohne Folgen") nichts passiert ist, wuchs meine
Sicherheit.
Das ist dann wohl sehr von der Mentalität abhängig:
Wenn ich öfters im Gelände stürzen würde (4 Stürze in über 10 Jahren
sind nicht wirklich viel), dann würde ich dort sicherlich mit viel mehr
Vorsicht und Angst reiten als jetzt. Denn auch wenn bisher nichts
Ernstes passiert ist, die statistische Wahrscheinlichkeit bleibt und je
mehr Stürze umso höher die Gefahr daß es mal gründlich schief geht.

Beim Springen sieht meine Bilanz im Moment leider etwas anders aus
(heuer 4 Stürze, der letzte mit zweimonatigen Folgen). Mit der Folge daß
ich da zur Zeit wieder wesentlich mehr mulmiges Gefühl habe als letztes
Jahr.

Diese Dinge zu verallgemeinern bringt eher nicht weiter, dafür sind die
einzelnen Menschen und ihr Empfinden zu unterschiedlich.

Gruß
Manfred
annette mueller
2006-10-25 07:26:45 UTC
Permalink
absolut. Deswegen schrieb ich ja "nach meiner Erfahrung" :-).
Ich hoffe, dass hier jetzt nicht der Eindruck entsteht, ich sei
vornehmlich durch Stürze mutiger geworden - das wäre eine unzulässige
Interpretation.
Post by Manfred Grebler
Wenn ich öfters im Gelände stürzen würde (4 Stürze in über 10 Jahren
sind nicht wirklich viel), dann würde ich dort sicherlich mit viel mehr
Vorsicht und Angst reiten als jetzt. Denn auch wenn bisher nichts
Ernstes passiert ist, die statistische Wahrscheinlichkeit bleibt und je
mehr Stürze umso höher die Gefahr daß es mal gründlich schief geht.
Auch klar. Ich spreche ja auch nicht von häufigen Stürzen. Und
vielleicht kommt dieser seltsame Effekt bei mir daher, dass ich halt
gleich zu Beginn mit meiner Stute einen Sturz mit Knochenbruch hatte
(und davor einen vom Schulpferd mit Bänderriss), sodass ich
unwillkürlich "leichtere Stürze" damit vergleiche und dann
denke "naja, war ja halb so wild".

Mein Referenzpunkt ist zwangsläufig mein Pferd mit seinen Macken. Hätte
ich die 5 Jahre, die ich sie jetzt habe, ein total unproblematisches
Pferd gehabt, wäre mir viel erspart geblieben. Gleichzeitig hat Gina
dafür gesorgt, dass ich sattelfester und (mental) sicherer geworden bin.

Ich erinnere mich daran, dass ich früher immer mit ängstlichem Schaudern
Leute bewundert habe, die auf schreckhaften Pferden ritten und immer
sagte "nicht für viel Geld würde ich mich da draufsetzen". Mittlerweile
würde ich mir das zutrauen (wenngleich ich es nach wie vor nicht
erstrebenswert finde, sondern mir ein unproblematisch geradeauslaufendes
Pferd *immer* lieber ist als alles andere). Das wollte ich mit meinen
Beispiel verdeutlichen: ich bin daran gewachsen - wenn auch
unfreiwillig.

Ich bin alles andere als mutig, aber wenn das eigene Pferd
so ist, muss man halt durch. Die Alternativen (sie zu verkaufen oder
nicht mehr ins Gelände zu gehen usw.) waren halt aus meiner Sicht nicht
akzeptabel. Das klingt jetzt so, als wäre sie wahnsinnig kompliziert -
ein deutlich besserer Reiter als ich würde vermutlich drüber lachen.
Aber für mich war es (und ist es manchmal noch) eine Herausforderung.
Post by Manfred Grebler
Beim Springen sieht meine Bilanz im Moment leider etwas anders aus
(heuer 4 Stürze, der letzte mit zweimonatigen Folgen). Mit der Folge daß
ich da zur Zeit wieder wesentlich mehr mulmiges Gefühl habe als letztes
Jahr.
Siehste, deswegen springe ich erst gar nicht :-))))).
Post by Manfred Grebler
Diese Dinge zu verallgemeinern bringt eher nicht weiter, dafür sind die
einzelnen Menschen und ihr Empfinden zu unterschiedlich.
Sehe ich auch so. Ich finde es aber dennoch interessant, individuelle
Erfahrungen zu vergleichen.

Viele Grüße
Annette
Katharina Fuhrmann
2006-10-24 17:00:47 UTC
Permalink
Post by annette mueller
Aber nach meiner Erfahrung stimmt das, was Stephan schrieb: Mit jedem
Sturz, bei dem außer Prellungen oder blauen Flecken (meine persönliche
Definition von "ohne Folgen") nichts passiert ist, wuchs meine
Sicherheit. Noch mehr wächst sie natürlich mit jedem Stunt, den ich *im*
Sattel bewältige.
Also ich bin jahrelang nur und ausschließlich beim Springen vom Pferd
gesegelt. Die Folge ist bei mir, daß ich ehrlich sage, daß Springen
nicht so meins ist. Das Problem dabei ist nämlich nicht, daß die Pferde
bösartig oder unfähig waren, sondern, daß ich da der absolute
Bewegungslegastheniker bin. Da kann ein Pferd auch brav und gut springen
und ich purzel trotzdem nach der Landung runter. Inzwischen ist es schon
besser, aber das Megatalent werd ich da nie werden.
Post by annette mueller
Natürlich finde ich das nicht toll, aber um solche Situationen komplett
zu vermeiden, dürfte ich überhaupt nicht mehr galoppieren. Und das ist
nicht wirklich eine Option. Ich wünsche mir oft so ein
"Schienenfahrzeug" wie das Pferd meines Freundes, aber das hab ich
nunmal nicht, also muss ich damit klarkommen. Die positive Konsequenz
ist, dass ich mittlerweile deutlich sattelfester und auch mental
sicherer geworden bin. Früher musste ich nach jedem Hopser erstmal
verschnaufen und mich sammeln, jetzt kriegt sie einen Anschiss und wir
galoppieren weiter, bis es auch ohne Gehopse geht.
Das mit dem Sicherheitsgewinn durch im Sattel "überlebte Stunts" kann
ich nur bestätigen. Ein massiver Vorwärtssprung in meiner Reitlaufbahn
in Sachen Können wurde durch eine Stute ausgelöst, die erst frisch im
Schulbetrieb war und auf einmal ansatzlos beim Antraben in die Luft
sprang, dabei ausgefetzt hat (sah angeblich wie die perfekte Kapriole
aus) und dann buckelnd über eine komplette 60er-Diagonale abgezogen ist.
Und ich blieb oben! Das hat mir erstens ein Lob von "dem Reitlehrer"
(der nur die beste Gruppe unterrichtet hat und da war ich damals noch
nicht) eingebracht und mir zweitens das Vertrauen geegeben, daß ich auch
kleinere Hupfer lässig überlebe. Bis dahin hab ich mich bei jedem
kleinem Sidestep eines winterlustigen Schulpferdes angesch..... und bin
dementsprechend oben gesessen. Ab dann hab ich mir gedacht: "Wenn DIE
mich nicht runterbekommen hat, kriegst du mich auch nicht runter!" und
das haben die Pferde gemerkt. Bald danach sind sie oft gar nicht mehr
mitgehupft, wenn die anderen los sind und ich bin rasch in die bessere
Gruppe "aufgestiegen".

Inzwischen reite ich ja "dank" eigenem Pferd eigentlich keine
verschiedenen Pferde mehr (IMHO einer der größten Nachteile eines
eigenen Pferdes und ein Grund, warum man sich nicht zu rasch ein eigenes
kaufen sollte!) und dementsprechend unsicher war ich jetzt, als ich das
erste Mal meinen Jungen geritten bin. Bei Grand Amour wußte ich schon,
was er so "im Repertoire" hat und wußte auch, daß ich dabei nicht "in
Wohnungsnot" gerate. Und nun auf einmal ein "fremdes" Pferd und noch
dazu wieder ein ganz junges! Noch dazu bin ich jetzt über ein halbes
Jahr nicht bzw. kaum am Pferd gesessen und dementsprechend untrainiert
und außer Übung. Tja, was soll ich sagen! Beim ersten Mal gabs gleich
zwei Situationen, wo ich absegeln hätte können und beide Male waren
eigentlich kein Problem. Erstens ist Fortissimo erstaunlich nervenstark
(eine aus Lenkproblemen überrannte Plastikabgrenzung des Vierecks, die
unter im laut polternd umfiel hat ihm nicht mal einen Zucker gekostet,
nur die Hinterhand sprang halt drüber!) und zweitens ist er keine "Sau",
die dich runter bekommen _will_. Er ist einfach ein lustiges, manchmal
etwas unkontrollierbares Jungpferd mit viel Energie und genug Schub von
hinten, daß ein 60er-Viereck manchmal ein wenig eng wird. Damit kann ich
leben! :-) Mir gehts inzwischen deutlich _besser_ als vor diesen beiden
Situationen, weil ich jetzt weiß, daß es halb so wild ist. Die
Anschaffung einer Schutzweste hab ich mir zwar auch schon überlegt (ist
ja doch ein Jungpferd), aber ich fürchte, daß die genausowenig passend
zu bekommen sein wird, wie ein vernünftiger Rundherum-Protektor beim
Motorradfahren. Denn ich hab schon fast alle probiert und mir war noch
bei jeder mein Busen im Weg! :-)

Kathi (die nicht mal so extrem bestückt ist, aber
Motorradkleidungshersteller scheinen noch immer nur von männlichen
Fahrern auszugehen)
annette mueller
2006-10-25 07:25:59 UTC
Permalink
Hi Kathi,
Post by Katharina Fuhrmann
Also ich bin jahrelang nur und ausschließlich beim Springen vom Pferd
gesegelt. Die Folge ist bei mir, daß ich ehrlich sage, daß Springen
nicht so meins ist.
ich bin beim Springen noch nie runtergefallen und mache es trotzdem
nicht :-). Habe ich zu viel Schiss vor. Ich hab mal ein paar
Springstunden genommen, um im Gelände manierlich über Baumstämme zu
kommen, das reicht mir.
Post by Katharina Fuhrmann
Inzwischen reite ich ja "dank" eigenem Pferd eigentlich keine
verschiedenen Pferde mehr (IMHO einer der größten Nachteile eines
eigenen Pferdes
Absolut!
Post by Katharina Fuhrmann
Die
Anschaffung einer Schutzweste hab ich mir zwar auch schon überlegt (ist
ja doch ein Jungpferd), aber ich fürchte, daß die genausowenig passend
zu bekommen sein wird, wie ein vernünftiger Rundherum-Protektor beim
Motorradfahren. Denn ich hab schon fast alle probiert und mir war noch
bei jeder mein Busen im Weg! :-)
Ich würde - wenn überhaupt - auch eher zu diesem echsenartigen Protektor
tendieren. Die sollten doch vornerum eigentlich keine Einschränkung
bedeuten ...

Viele Grüße
Annette
Manfred Grebler
2006-10-20 13:05:19 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
An solchen Schutzausrüstungsdiskussionen nervt mich immer wieder,
Und mich nervt daran, daß die "Gegner" offenbar stets bemüht sind,
irgendwelche "Argumente" zu finden, die gegen diese Schutzausrüstung
sprechen anstatt sich einfach hinzustellen und zu sagen: "Ich habe für
mich entschieden, das nicht zu wollen / zu brauchen."
Denn Fakt ist doch auch: Die Mehrheit der Reiter reitet meistens ohne
Helm und von Schutzwesten braucht man da ja gar nicht zu rerden bei
einer statistischen Betrachtung.
Post by Jacqueline Wiedler
Ein Helm oder eine Weste können die Unfallfolgen abmildern, aber keine
Unfälle verhüten.
DAS wird doch wohl niemand ernsthaft bestreiten? ;-)


Gruß
Manfred
Jacqueline Wiedler
2006-10-20 13:38:28 UTC
Permalink
Post by Manfred Grebler
Post by Jacqueline Wiedler
An solchen Schutzausrüstungsdiskussionen nervt mich immer wieder,
Und mich nervt daran, daß die "Gegner" offenbar stets bemüht sind,
irgendwelche "Argumente" zu finden, die gegen diese Schutzausrüstung
sprechen anstatt sich einfach hinzustellen und zu sagen: "Ich habe für
mich entschieden, das nicht zu wollen / zu brauchen."
Tun ja die meisten auch.

Ich selber bin übrigens kein Gegner von Schutzbekleidung; würde mich als
eher schissig bezeichnen, trage immer einen Helm und überlege mir
gerade, ob ich mir für den Winter (da meine Stute bei gewissen
Wetterlagen im Gelände etwas gar lustig zu werden pflegt) doch noch eine
Weste zulegen oder aber bei entsprechendem Wetter aus Sicherheitsgründen
lieber "nur" auf dem Platz reiten soll.

Es gibt IMO keine vernünftigen Gründe, die gegen das Helmtragen
sprechen. Die heutigen Helme sind leicht und bequem und es gibt
mittlerweile so viele Modelle, dass bestimmt jedeR was passendes findet.
Bei Westen siehts aus von verschiedenen Leuten bereits genannten Gründen
anders aus.

IMO muss das wirklich jeder selber wissen. Wenn sich jemand allerdings
dazu entscheidet, keine Schutzausrüstung zu tragen, dann ist das dessen
Privatsache und ich mag darob nicht in
"schlechtes-Vorbild-Volksschädling"-Geschrei ausbrechen.

Natürlich gibt es von der Helmverächter-Seite auch schwachsinnige
Argumente. Das dümmste ist, dass man bei einem allfälligen Unfall lieber
gleich tot sein will, als irgendwie als gelähmtes/hirngeschädigtes
Gemüse weiter zu existieren. Aufs Gegenargument, dass der Helm evtl. den
Unterschied zwischen ein bisschen Kopfschmerzen und Existenz als
hirngeschädigtes Gemüse machen kann, wird dann meist nicht eingegangen. :-)
Post by Manfred Grebler
Denn Fakt ist doch auch: Die Mehrheit der Reiter reitet meistens ohne
Helm und von Schutzwesten braucht man da ja gar nicht zu rerden bei
einer statistischen Betrachtung.
Es macht aber einen gewaltigen Unterschied, ob ein helmloser Reiter mit
einem alten Pferd im Gelände rumschaukelt oder eine Geländeprüfung geht.
Ed macht auch einen Unterschied, ob er seit 2 oder seit 20 Jahren reitet.

Persönlich habe ich den Eindruck, dass eher mehr Helm getragen wird als
auch schon.
Post by Manfred Grebler
Post by Jacqueline Wiedler
Ein Helm oder eine Weste können die Unfallfolgen abmildern, aber keine
Unfälle verhüten.
DAS wird doch wohl niemand ernsthaft bestreiten? ;-)
Nun, es entsteht in solchen Diskussionen immer wieder der Eindruck, es
gebe nur diese beiden Möglichkeiten (Helm und Weste), um dem Rollstuhl
zu entrinnen. IMO ist es aber genauso wichtig, wenn nicht viel
wichtiger, mit entsprechender Ausbildung von Reiter und Pferd die
Unfallwahrscheinlichkeit zu verringern.

Du wirst ja wohl nicht abstreiten, dass die Sturzwahrscheinlichkeit bei
einem sicheren, sattelfesten Reiter und einem gut ausgebildeten Pferd
erheblich geringer sind als bei einem Anfänger bzw. einem kaum
angerittenen Pferd, oder? ;-)

Grüsse
Jacqueline
Manfred Grebler
2006-10-20 13:59:13 UTC
Permalink
Post by Jacqueline Wiedler
trage immer einen Helm
Na also! ;-)
Und ich käme nie auf die Idee zu "verlangen", daß jeder Reiter zum
Ausreiten eine Schutzweste anzieht. Wer das tut, weiß (hoffentlich)
warum er es tut, die Gründe sind sicher unterschiedlich. Und der Rest
weiß (ebenfalls hoffentlich) warum er darauf verzichtet.
Post by Jacqueline Wiedler
"schlechtes-Vorbild-Volksschädling"-Geschrei ausbrechen.
Volksschädling ist natürlich Quatsch.
Vorbild beim Thema Helm schon eher ein Punkt im Hinblick auf Kinder.
(Erwachsene sollten genug Hirn haben...)
Post by Jacqueline Wiedler
Es macht aber einen gewaltigen Unterschied, ob ein helmloser Reiter mit
einem alten Pferd im Gelände rumschaukelt oder eine Geländeprüfung geht.
Klar, ersteres ist normal, letzteres zum Glück unmöglich. ;-)
Nee im Ernst: Klar können die Risiken eines Sturzes unterschiedlich hoch
sein und wer meint da irgendwo seine persönliche Risiko-Grenze ziehen zu
wollen soll das tun. Ich hab beim Thema Helm halt eine Null-Grenze. ;-)
(Bei der Weste habe ich hingegen auch meine persönliche Risikogrenze. *g*)



Gruß
Manfred
Jacqueline Wiedler
2006-10-20 14:17:46 UTC
Permalink
Post by Manfred Grebler
Vorbild beim Thema Helm schon eher ein Punkt im Hinblick auf Kinder.
(Erwachsene sollten genug Hirn haben...)
Erwachsene sollten genug Hirn haben, selber einschätzen zu können, ob
Helmtragen unbedingt nötig ist oder nicht.

Ich habe keine Kinder und fühle mich nicht verantwortlich für diejenigen
anderer Leute. D.h. ich habe nicht das Gefühl, mein Verhalten
dahingehend ändern zu müssen, dass ich für anderer Leute Kinder ein
Vorbild bin. Wenn die Eltern besagter Kinder es nicht fertig bringen,
ihren Kindern das Helmtragen mit einleuchtenden Argumenten (oder ggf.
eigenem Vorbild oder schnödem Gebot) schmackhaft zu machen, dann ist das
nun wirklich nicht mein Problem.

Deshalb werde ich weiterhin weder beim Rad- noch beim Skifahren einen
Helm tragen. ;-)
Post by Manfred Grebler
Ich hab beim Thema Helm halt eine Null-Grenze. ;-)
(Bei der Weste habe ich hingegen auch meine persönliche Risikogrenze. *g*)
Dies hat halt wohl auch damit zu tun, dass Helmtragen einen in der
Bewegungsfreiheit etc. wirklich nicht einschränkt, Westentragen aber schon.

Grüsse
Jacqueline
Manfred Grebler
2006-10-20 13:23:20 UTC
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Post by Stefan Ungemach
Und auf dem Weg dorthin *koennen* uebertriebene Schutzmassnahmen
[..] psychologischer Hinsicht eher hinderlich sein.
Abgesehen von der Defintion "übertrieben":
Schutzmassnahmen können in psychologischer Hinsicht auch sinnvoll sein:
Nämlich wenn der Reiter deshalb mit weniger Angst, damit entspannter und
mit mehr Sicherheit an die Aufgabe (was immer diese auch gerade sein
mag) herangeht.
Post by Stefan Ungemach
zeitgeistkonformen Vollkasko-Rundumpanzerungsdenken
Diese kann ich in der Realität eh nicht erkennen.
Zumindest in meinem Umkreis reiten vielleicht 20% aller Reiter
regelmässig mit Helm, Schutzwesten-Benutzer rangieren (abgesehen vom
Geländespringen) wohl im untersten Promille-Bereich. Von Zeitgeist ist
da also eher nichts zu erkennen. (Internet-Diskussionen zeigen meist ein
statistisch sehr verzerrtes Bild der Wirklichkeit.)



Gruß
Manfred
Eike Kroemer
2006-10-23 07:29:25 UTC
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Kurze Kommentare zu langer Rede.

Am 10/20/2006 12:35 PM Stefan Ungemach wrote:<br>
Post by Stefan Ungemach
Das muss aber noch lange nicht zum Sturz fuehren. Vielleicht kann einer
ja auch reiten. Geplatzte Reifen oder Wasser auf der Treppe hingegen
kommen vielleicht seltener vor, fuehren dafuer aber viel
wahrscheinlicher zu einem Unfall.
Wie sprichst Du so schön: vielleicht kann einer ja auch Treppe-laufen...

Das nicht jedes Gehüpfe zu einem Sturz führt ist selbstverständlich und
keine Antwort darauf, daß ich einen Unterschied zwischen Stolpersteinen
mit und ohne eigenen Willen gemacht habe.

Bedingte Wahrscheinlichkeiten sind was kompliziertes, aus "seltener
vorkommen" * "wahrscheinlicher schädigend" kannst Du alles und keine
Aussage drehen, insofern solltest Du Deine Aussage präzisieren, wenn Du
sie als Argument verstehst.
Post by Stefan Ungemach
naemlich mit ausreichender Sensibilitaet und - da haben wir's wieder -
Bewegungsgefuehl und -freiheit sein Pferd spuert, ueberfaellt ihn ein
solches Ereignis laengst nicht so sehr.
[...]
Post by Stefan Ungemach
schnell ein weniger unsicherer Reiter werden sollte...:-)
Eine von vielen Stellen, an denen Du Deine beiden Vorurteile wiederholst:
1) Eine Weste schränkt Bewegungsgefühl und -freiheit ein:
Das mag für den Extremfall Dressurübung gelten, ansonsten gewöhnt man
sich schlicht an das Ding und so biegsam wie meine Wirbelsäule ist es
allemal. Polemisierend könnte ich hinzufügen, daß mittlere Mengen falsch
verteilten Körperspeckes zu mehr Beeinträchtigung führen.

2) Ein geübter Reiter kann Stürze vermeiden:
Sicherlich richtig und deckt vielleicht sogar das ganze Spektrum Deiner
'Anwendungen' ab. Unschön kann es werden, wenn man sich typischerweise
in einem Gelände bewegt, daß von Mäusen bis Wildschweinen alles zu
bieten hat und es zu manchen Jahreszeiten, nur um ein Beispiel zu
nennen, daß man sich auf einem 1m breiten ebenen Grasweg zwischen einem
überkopfhohen Maisfeld und einem Abzugsgraben bewegt, zu dem eine
45°-Böschung runterführt, inkl. Maulwurfshügel und Bisamrattenlöcher.
Klar ist's mir wurscht, wenn das Pferd sich erschreckt und mal 3m
seitwärts hüpft, hilf nur nichts, wenn es dabei auf die Schräge kommt,
gleichzeitig auf unebenem Boden einsackt usw....
Selbst ein perfekter Reiter verlagert daen Schwerpunkt des
Pferd-Reiter-Gesamtsystems nach oben und macht es dem Tier damit
schwieriger, sein Gleichgewicht zu halten.

Was man an Schlußfolgerungen aus Unfallwahrscheinlichkeiten, typischen
Unfallfolgen und persönlich gefühlten Nachteilen des passiven Schutzes
zieht, ist eine persönliche Entscheidung. Ja, Du _schreibst_ mehrfach
genau das, das Beiwerk drumrum schmeckt aber eher nach Abwertung und
nach 'hat ein richtiger Reiter nicht nötig'. Jenes zu propagieren halte
ich dann wieder für fragwürdig.
Post by Stefan Ungemach
Und auf dem Weg dorthin *koennen* uebertriebene Schutzmassnahmen ganz
abgesehen von den bereits beschriebenen mechanischen Effekten auch in
psychologischer Hinsicht eher hinderlich sein. Ohne eine "gute alte
Ja, können. Warum implizierst Du, daß Leute, die prinzipiell eine Weste
anziehen, dieses aus einem Angstgefühl heraus tun? Ich trage auch aus
Prinzip einen Auto-Ersatzschlüssel bei mir, fühle mich aber nicht
unsicher, wenn ich ihn nicht dabei habe.
Es geht hier schlicht um einen nahezu nebenwirkungsfreien Beitrag, den
man zur Milderung eventueller Unfallfolgen leisten kann.
Post by Stefan Ungemach
einordnen? Ich hab's noch so gelernt: "Wer nicht vom Pferd gefallen ist,
reitet auch nicht"...
Ja, ein gelungenes Beispiel einer trivialen Aussage (natürlich wird man
irgendwann runterfallen), die dann häufig im Sinne eines 'Taufrituals'
verwendet wird. Der Kern an Wahrheit macht den Gebrauch nicht weniger
unsinnig.
Post by Stefan Ungemach
sich dem *Risiko* Sturz aussetzen will, um dem *Ereignis* Sturz
mittelfristig seinen Schrecken zu nehmen. Ich find's gut und
Halte ich auch für sinnvoll, aber weniger im Sinne von "den Schrecken
nehmen" (daß ich 10 mal ohne nach rechts und links zu gucken heile über
die Straße gekommen bin, heißt nicht, daß ich es zur Gewohnheit machen
sollte) als eher im Sinne des Einprägens automatischer Bewegungsabläufe
und im Aufbau eines Erfahrungsschatzes, der mir erlaubt, einzuschätzen,
ob ich besser versuchen soll, wieder auf dem Pferd ins Gleichgewicht zu
kommen oder eher zu geeigneter Zeit kontrolliert herabzufallen.
Wobei auch das wieder ortsabhängig ist: Die Anwesenheit von Kantsteinen
oder Bahndämmen/Gleisen machen die Dynamik recht schwer prädizierbar :-)
Post by Stefan Ungemach
allerletzte Bastion dar. Wenn der Buckler nicht ausgesessen und der
Sturz nicht kompensiert werden kann, soll wenigstens noch die Ruestung
da sein - das klingt sicher vernuenftig, lenkt aber letztlich doch sehr
von den im *Vorfeld* anzugehenden Aufgaben und Einflussmoeglichkeiten ab.
Wen?, warum implizierst Du, daß angemessene Vorbereitung leiden muß,
wenn man vorhandene Möglichkeiten einer 'letzten Bastion' nutzt?
Klar lerne ich erstmal autofahren, aber den Gurt lege ich trotzdem an,
auch obwohl er meine Bewegungsfreiheit ggf. einschränkt.
Post by Stefan Ungemach
Ich empfinde es als bedauerlich, dass heutzutage speziell beim Reiten
eine durchaus gesunde Zwanglosigkeit dem zeitgeistkonformen
Vollkasko-Rundumpanzerungsdenken gewichen ist. Das haengt natuerlich
Was zeitgeistkonform ist, mag ich nicht zu sagen. Zwanglosigkeit ist ein
Ausdruck, man könnte auch Gedankenlosigkeit einsetzen.
Post by Stefan Ungemach
direkt mit der stark gewachsenen Zahl erwachsener Reiteinsteiger
zusammen, die verstaendlicherweise mit einem anderen Risikobewusstsein
als z.B. Kinder an die Sache herangehen. Leider werden auf diesem Wege
Und mit letztlich deutlich größeren potentiellen Folgeschäden:
- verlorenes kindliches Körpergefühl (naja, wenn man manche Bälger von
heute sieht, ist das Argument auch nicht mehr richtig)
- weniger elastische Knochen/Sehnen/Bänder (sind halt unweigerlich
mehr Kalkeinlagerungen drin und jahrzehntelange Fehlhaltungen oder
auch nur ein Nicht-Ausnutzen der _potentiellen_ Bewegungsspielräume
führen dazu, daß eine gewisse Beweglichkeit erst erarbeitet werden
muß: wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, erfordert die zum
'Hacken-runter-Mitwippen' nötige Verlängerung einer Achillessehne,
die nie in der Art beansprucht wurde, fast ein Jahr kontinuierlichen
Trainings').
- Längere Heilungszeiten, sowohl des Bewegungsapparates als auch
innerer Verletzungen.
Post by Stefan Ungemach
letztlich auch mehr Aengste auf kindliche Reitanfaenger zurueck
Das sehe ich nicht so: wenn es einfach dazugehört, eine Weste
anzuziehen, wenn es also eine so automatische Handlung wird, wie das
Anlegen eines Sicherheitsgurtes, dann wird kein Angstfaktor übertragen.

Mag sein, daß das Vorurteil der ängstlichen Mutterhenne zutrifft. Ich
bewege mich nur im Umfeld eines sehr robusten ländlichen 'Reiterhofes',
auf dem die Reitkinder für 2h abgeladen und nach der Stunde wieder
eingesammelt werden.
Post by Stefan Ungemach
der Vollkaskoreiter, die als naechstes vielleicht auch
Ellenbogenprotektoren oder Knieschuetzer begruessen wuerden, gerade
dadurch diesen Weg verbauen. Aber das ist natuerlich ihr Recht, ihre
Privatsache - und ihr Problem.
Du kannst es nicht lassen :-) Warum qualifizierst Du
Schutzwestenbefürworter als Vollkaskoreiter ab, unterstellst ihnen also
eine negativ besetzte 'Vollkaskomentalität'? Wenn Du die Sache ablehnst,
brauchst Du den Befürwortern keine Motive zu unterstellen, schließlich
bezeichne ich Dich auch nicht als 'naiv'.
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
2) Und dann soll mancher, der der Weste ablehnend gegenübersteht, nicht
so tun, als sei sein Unfall seine Privatangelegenheit <wg.Kosten...>
Das ist ein ganz heikles Thema. Ueber das Kostenargument koennte man
naemlich nicht nur das Tragen von Schutzwesten beim Reiten, sondern
zunaechst mal Nichtrauchen, Kalorienzaehlen oder Kondomgebrauch zur
erwuenschten, wenn nicht gar verbindlichen, Gesellschaftsnorm
hochstilisieren. Lungenkrebs, Arterienverkalkung, Fettleibigkeit und
auch ungewollte Schwangerschaften kosten "die Allgemeinheit" da ganz
andere Betraege. Wobei die Betroffenen zudem von an Sicherheit
grenzenden "Unfallwahrscheinlichkeiten" ausgehen muessen.
Ja, das ist ein heikles Thema und ruft natürlich beliebig Lobbyisten
oder Vertreter des eigenen Lebensstiles auf den Plan.
Wir wollen mal etwas sortieren:
- Rauchen:
Für unser Gesundheitswesen ist der Zigarettengenuß ein Segen.
Lungenkrebspatienten sterben statistisch gesehen Regel kurz vor
oder kurz nach Eintritt der Rente, beziehen also bei maximaler
Beitragszeit minimal lange Rente.
Der Krankheitsverlauf ist relativ zügig und nicht behandelbar,
sprich die Behandlungskosten halten sich in Grenzen.
- Ungewollte Schwangerschaften sind Kleinkram im Vergleich mit
all den von der Krankenkasse aufgrund ärztlich bestätigter
seelischer Störungen bezahlten Brustvergrößerungen :-)
(nein, kein Scherz)
- Fettleibigkeit, etc. nun ja, auch die werden i.a. nicht alt sondern
sterben sozialverträglich an Herz-Kreislauf-Versagen.
Hier kann man beliebig diskutieren, was 'Gerechtigkeit' ist. Eine
Umlageversicherung ist auf ein mittleres Risiko gerechnet und soll
'Schicksalsschläge' abfedern. Ungerecht wird es in dem Fall, wo die
Einzelperson durch bewußte eigene Entscheidungen mehr als
durchschnittlich viel aus dem Topf nimmt.
Daß die Krankenversicherung, ganz im Rahmen Deiner
'Vollkaskomentalität', heutzutage mehr zahlt als nach einer gesunden
Versicherungskalkulation angemessen wäre, ist eine andere Diskussion

Und falls es jemand nicht weiß: Querschnittsgelähmte haben ein hohes
Risiko für Dinge wie Inkontinenz, gerne mit Dauer-Blasenkatheter, der zu
100% nach endlich vielen Wochen zu Blasenentzündungen etc. führt.
Unappetitliche, teure Folgebehandlungen sind also vorprogrammiert, die
Annahme 'Zusammenflicken. Rollstuhl und gut ist', ist fehl am Platze.
Post by Stefan Ungemach
Wenn's denn ueberhaupt "die Allgemeinheit waere". Genau genommen
betrifft das nur eine bestimmte Versicherung, naemlich die
Krankenversicherung des Verletzten. Die versucht zudem, sich so viel wie
Das mag für privat Versicherte gelten. Alle gesetzlichen Krankenkassen
sind über den Risikostrukturausgleich (oder wie er in der neuen Form
auch immer heißt) so miteinander verbunden, daß es genau alle gesetzlich
Versicherten betrifft, weil es genau keinen Wettbewerb gibt.
Post by Stefan Ungemach
guten Grund, dass Reitern immer wieder eine Unfallversicherung empfohlen
wird.
Mag sein, ist aber m.E. eine andere Kanne Bier: die Unfallversicherung
sichert den verunfallten durch eine Geldzahlung ab, die den
Einkommensausfall abfedern soll. Der Allgemeinheit bleiben die Kosten
für ärztliche Behandlung, Reha, Sozialhilfe ...
Post by Stefan Ungemach
dass eine echte oder angenommene "Allgemeinheit" viel mehr durch breiter
angelegte Sportarten (Skiunfaelle z.B. verursachen ein Vielfaches der
Kosten fuer die Nachsorge von "Reitopfern"), Taetigkeiten (die Kassen
zahlen natuerlich auch fuer die viel haeufigeren Haushaltsunfaelle, ohne
Schutzwesten zum Fensterputzen nahezulegen) und vor allem destruktive
Lebensfuehrung finanziell belastet wird.
Bedauerlicherweise ist es viel schlimmer: eine wenig in der
Öffentlichkeit besprochene Tatsache ist, daß irgendetwas zwischen 30 und
50% *aller* Kosten im Gesundheitswesen innerhalb der letzten, sagen wir
mal 4 Wochen Lebenszeit von Patentienten auf der Intensivstation
anfallen. Bei denen ist es wiederum zu 75% klar, daß diese letzte
Behandlungszeit nicht zu einer statistisch signifikanten
Lebensverlängerung führen wird.
Was man daraus für Schlußfolgerungen für den Einzelfall zieht, ist eine
heikle ethische Frage, dergegenüber eine am individuellen Verhalten
angepaßte Krankenversicherungprämie nahezu einfach zu definieren und
durchzusetzen wäre.

Wie dem auch sei, ungeachtet aller anderen Mißstände ist es Fakt, daß
die Folgen eines individuell eingegangenen Risikos Reitunfall finanziell
zu großen Teilen der Allgemeinheit auferlegt werden -- die 200000 Euro,
die man maximal im Laufe seines Lebens an Krankenversicherung zahlt,
reichen für die Behandlung der Folgekosten einer Querschnittslähmung
nicht aus.

Vor dem Hintergrund möchte ich nur darum bitten, nicht selbstgerecht und
übereilt von 'meinem privaten Risiko' zu reden.
Stefan Ungemach
2006-10-23 10:26:40 UTC
Permalink
Post by Eike Kroemer
Kurze Kommentare zu langer Rede.
...na ja :-)


Hallo Eike,

ich trenne mal den Teil ab, der eigentlich nichts mit Protektoren oder
Reitausbildung zu tun hat - in der Hoffnung, dass erneute Einlassungen
des Tenors "ich finde meinen Protektor vernuenftig, lass' mich ihn doch
tragen" wenigstens in einem evemntuell hier folgenden Zweig ausbleiben.
Denn, Himmelherrgottnochmal: es ist mir scheissegal, tragt ihn doch und
fuehlt Euch gut dabei :-) - dass dies jedermanns Privatrecht sei, habe
ich oft genug geschrieben und im Gegensatz zu Deiner Vermutung auch so
gemeint.
Post by Eike Kroemer
Vor dem Hintergrund möchte ich nur darum bitten, nicht selbstgerecht und
übereilt von 'meinem privaten Risiko' zu reden.
Diese Bitte werde ich Dir nicht erfuellen koennen. Wer einen Unfall
erleidet, hat dies stets als Allerletzter gewollt (und schon gar nicht
mit der Intention, sich Deinen Worten zufolge "mehr aus dem Topf zu
nehmen, als ihm zusteht"). Er hat die Schmerzen, den Erwerbsausfall,
vielleicht die Behinderung zu ertragen - es ist nachgerade perfide, dem
Opfer da leichtsinnigen Umgang mit dem Portemonnaie der Allgemeinheit zu
unterstellen.

Davon abgesehen bedarf der Begriff der Allgemeinheit offenbar einer
naeheren Ausleuchtung. Auch wenn ich natuerlich niemanden daran hindern
kann, das Folgende wieder auf die Protektorendebatte runterzubrechen
(wofuer es nun wirklich nicht geeignet ist) oder mich ueber die fehlende
Eignung der drtp fuer *allgemeine* gesellschaftliche Themen zu belehren,
will ich eine solche mal riskieren.

Wir leben in einer Gesellschaft, deren Selbstorganisation bestimmte
Werte widerspiegelt. Einer davon ist individuelle Freiheit, was auch das
Eingehen persoenlicher Risiken einschliesst. Es ist zwar richtig und
vernuenftig, diese Freiheit genau da enden zu lassen, wo sie die eines
anderen beschneidet, sonst haetten wir das Faustrecht - aber es ist
gefaehrlich, auch dessen finanzielle Interessen einen gleichwertigen
Rang zuzusprechen.

Das gilt erst recht, wenn es sich bei dem Dritten gar nicht um eine
natuerliche Person und der "Freiheitsbeschneidung" um ein konkretes
Wegnehmen handelt, sondern bloss etwas so Diffuses wie "die Taschen der
Allgemeinheit" angefuehrt wird. Zumal man sich, umd auch das mal am
Rande zu erwaehnen, ernsthaft fragen muss, ob die theoretisch
eingesparten Behandlungskosten eines vermeidbaren Sportunfalls
tatsaechlich zu mehr Lebensqualitaet "der Allgemeinheit" oder bloss
einem komfortableren Gehalt eines AOK-Vorstandsmitglieds fuehren.

Im Strassenverkehr ist es gerade noch einzusehen, dass bestimmte
Schutzmassnahmen gefordert werden (wobei ich persoenlich eine
Helmpflicht fuer Radfahrer definitiv fuer uebertrieben halte). Das
haengt mit der unkalkulierbaren Interaktion mit vielen anderen zusammen,
die dem Einzelnen viel von seiner persoenlichen Kontrolle nimmt.
Vereinfacht ausgedrueckt heisst das, dass bestimmte Vorschriften den
Einzelnen nicht vor seiner eigenen Dummheit (denn auf die hat er ein
verfassungsmaessiges Recht), sondern vor der der anderen schuetzen sollen.

Im Freizeitbereich hingegen darf er Risiken eingehen, wie er lustig ist,
und die Gesellschaft als solche federt einen Teil dieses Risikos ab. Sie
bzw. ihre Mitglieder bekommen auch etwas fuer diese gemeinsame
"Leistung": naemlich ebendiese Freiheit fuer jeden Einzelnen. Mit
anderen Worten: das gemeinsame Schultern der Folgekosten durch
missglueckten Freiheitsgebrauch ist der Preis fuer das Leben in einer
"freien Gesellschaft".

BTW: manch einer wird sich erinnern, dass ich hier schon vehement fuer
*Beschraenkungen* persoenlicher (Narren-)Freiheit eingetreten bin.
Allerdings immer dann, wenn diese die Freiheit anderer direkt zu
beeintraechtigen drohte (z.B: wenn unbedarfte und ungepruefte
Hobbycowboys wahlweise Fussgaenger, Radler oder andere Reiter
gefaehrden, oder so lieb gemeinte wie inkompetent praktizierte
Pferdeanschaffung schwer zu Lasten der Vierbeiner geht). Waehrend die
Schonung gemeinsamer Toepfe (in die ich ja auch nicht zu knapp einzahle)
IMO eher ein Thema fuer Kraemerseelen ist, ruehrt *das* naemlich direkt
an die *eigentliche* Definition von Freiheit in der freien Gesellschaft.

Von dieser Gesellschaftsform kann man sich in verschiedene Richtungen
entfernen. So waere es z.B. denkbar, die Gemeinschaftsleistung
abzuschaffen und im Gegenzug die totale private Narrenfreiheit (z.B.
voll legalisierte Drogen) auszurufen. Das Ergebnis koennte man als
"gleichgueltige Gesellschaft" bezeichnen. Die wuerde zwar Kosten sparen,
aber fuer den Einzelnen auch voellig uninteressant sein; was wiederum
zum Verfall gemeinsamer Wertgefuege fuehren muss.

Andererseits koennte man auch immer mehr Freiheiten beschneiden und
dafuer die Gemeinschaftsleistung erhoehen. Am extremen Ende dieser
Entwicklung stehen allerdings Planwirtschaft und Totalitarismus, und
bereits an ihrem Anfang steht die Frage herumdruecken, wo hier welche
Grenzen von wem fuer wen gezogen werden sollen. Nun: "von den meisten
fuer wenige, und zwar da, wo nur die es spueren" sieht zumindest auf
breiter Basis nach Konsens aus, bedeutet aber letztlich die Diktatur der
Durchschnittlichkeit. Die koennte dann aber auch beschliessen, dass die
Allgemeinheit doch viel Geld mit der Schliessung von Bibliotheken und
Museen sparen koennte - wo doch breite Mehrheiten mit Bildzeitung und
der Lindenstrasse voellig zufrieden sind ;-)

Es gibt natuerlich immer viele Menschen, deren persoenliches
Freiheitsbeduerfnis nicht sonderlich ausgepraegt ist oder doch
wenigstens weit hinter der Erfuellung von Primaerbeduerfnissen rangiert.
Fuer sie hat die Idee, der Allgemeinheit durch die Beschneidung der
Freiheiten *anderer* - und zwar *ohne* dass diese das Prinzip, nicht die
Freiheit des Naechsten zu stoeren, verletzt haetten - vermeintliche
Vorteile oder Entlastungen zu verschaffen, einen gewissen,
vordergruendigen Reiz, weil das Gefuehl persoenlicher Betroffenheit
entfaellt. Das nennt man auch Konformismus (oder Herdentrieb <g>)

Und der ist sowohl unklug als auch gefaehrlich. Unklug, weil bereits die
kaufmaennische Rechnung nur dann aufgeht, wenn das Verhaeltnis von
Aufwand und Wirkung noch stimmt. Sicherheitsgurte in Millionen von Autos
und fuer Millionen von Fahrern - das klappt gerade noch aufgrund der
grossen Zahlen und des simplen Prinzips. Vor allem jedoch, weil der
Gesetzgeber den Spielplatz, naemlich die Strassen, besitzt und kontrolliert.

Protektoren fuer Reiter, Helme fuer Skifahrer, Knieschuetzer fuer
Rollerblader - da wuerde es schwierig. Da brauchen wir naemlich
Herstellernormen fuer jedes Anwendungsgebiet, Kontrollen, Verwaltung,
ein Sanktionsreglement - und bitte nicht einfach alles den
Versicherungen ueber den Hebel "Leistungsverweigerung im Schadensfall"
ueberlassen. Den missbrauchen die naemlich sowieso schon immer
bereitwillig, so dass jedes Zugestaendnis in diese Richtung die gegebene
Schieflage zwischen Versicherungen und Versicherten irreversibel
foerdert. Also entstehen Kosten. Wenn grosse, auf einen simplen Nenner
gebrachte Mehrheiten viele kleine Gruppen mit jeweils passenden
Zusatzregeln bedenken, entstehen grosse Kosten. Und zwar immer fuer die
"ganze" Allgemeinheit; da bleibt es mehr als fraglich, ob sich die
theoretische Leistungsverweigerung gegenueber einer Handvoll
Sportunfallopfer wirklich rechnet.

Soviel zum Aspekt "Milchmaedchenrechnung". Mehr noch schmerzt jedoch die
Gefahr, die von der bereitwilligen Uebertragung eigener
Anspruchslosigkeit in Sachen persoenlicher Freiheit auf andere ausgeht.

Ich erinnere mich noch mit einigem Grausen an die Debatten, die ich auf
der Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen mit damaligen "Greisen"
(so in dem Alter, das ich heute habe) zum in den spaeten Siebzigern
aktuellen Thema Verschaerfung des Demonstrationsrechts gefuehrt habe.
Darunter zwangslaeufig auch die eigenen Eltern. Das war denen einfach
egal, die wollten sowieso nicht gegen irgendwas demonstieren, waren
vollstaendig auf Einfamilienhaus, Italienurlaub und Beruf fixiert - und
ihr allergroesstes Beduerfnis war, nicht aus "der Allgemeinheit"
herauszustechen. Einem Verbot dessen, was mir am Allerwichtigsten
erschien, naemlich eine eigene Meinung entwickeln und artikulieren zu
duerfen, haetten die bedenkenlos zugestimmt.

Die Argumentationsschienen der, ich sag mal, "Freiheitsveraechter"
finden sich durchaus auch heute wieder. Auf Demonstrationen kaeme es
bekanntlich zu Sachbeschaedigungen, und auch die vielen Polizisten
kosten (die Allgemeinheit) unnoetig Geld; das koenne die Allgemeinheit
besser fuer anderes gebrauchen. Aha. Wer sich als junger Mensch
politisch exponiere, sozusagen den Kopf frech erhoebe, liefe ja auch ein
erhebliches privates Risiko, zum Beispiel hinsichtlich seiner spaeteren
Berufsaussichten - ihn davor, ruhig auch mittels Verboten, zu bewahren
diene nicht zuletzt seinem eigenen Nutzen. Aha. Und, last but not least:
es gaebe viel wichtigere Dinge im Leben, so dass das Festhalten an so
merkwuerdigen "Freiheiten" wie der der Versammlung durchaus als Zeichen
von Unreife gewertet werden duerfe.

Aha.

Der Kernpunkt, fuer den ich bis heute stark sensibilisiert geblieben bin
(und vermutlich auch mein Leben lang bleiben werde), ist der: eine in
gewisser Hinsicht gedankenlose Gesellschaft aus ueberwiegend nicht
sonderlich starken Individuen wird alleine schon aus
(Denk-)Bequemlichkeit stets dazu tendieren, Freiheiten des Einzelnen
aufzugeben, die sich der breiten Masse nicht unmittelbar erschliessen.
Diese Dynamik findet sich in nahezu beliebig kleinen Gruppen wieder.

Gleichzeitig ist die Strategie, fuer Ideen zu argumentieren, die der
Mehrheit passen, fuer das eigene Fortkommen innerhalb einer Gruppe
erfolgreich. Anders ausgedrueckt: das Ansammeln von Zustimmung festigt
den eigenen Status innerhalb der Gruppe.

Beides fuehrt dazu, dass praktisch immer wieder und in jeder
gesellschaftlichen Gruppe Vorschlaege aufkommen werden, eine Minderheit
in angeblich allgemeinem Interesse zu reglementieren, ohne dass es
tatsaechlich einen konkreten Bedarf hierfuer gaebe. Ohne das sofortige
Gegensteuern moeglicherweise Betroffener ist der "Erfolg" dabei
praktisch schon vorprogrammiert. Perfiderweise sind solche Dinge
meistens irreversibel; die private Freiheit bedarf also permanent der
Fuersprache einiger weniger, um auch nur erhalten zu werden. Diese
Wenigen muessen ihre geringe Zahl nicht selten durch Intensivitaet
kompensieren, und sie sind zudem - das bringen so manche Analogien mit
sich - stets dem Vorwurf ausgesetzt, Dinge zu uebertreiben oder
Unsinniges zu wollen.

Eigentlich geht es aber primaer darum, ein wesentliches Prinzip nicht zu
*verlieren*. Das ein wenig ernster zu nehmen, statt sich - wie schon des
oefteren erlebt - aus Unverstaendnis fuer die grundsaetzliche Brisanz
darueber lustig zu machen, wuerde nicht schaden.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eike Kroemer
2006-10-23 12:12:05 UTC
Permalink
Moin Stefan,

Am 10/23/2006 12:26 PM Stefan Ungemach wrote:<br>
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
Kurze Kommentare zu langer Rede.
...na ja :-)
naja, Planübererfüllung ;-)
Post by Stefan Ungemach
Denn, Himmelherrgottnochmal: es ist mir scheissegal, tragt ihn doch und
fuehlt Euch gut dabei :-) - dass dies jedermanns Privatrecht sei, habe
Ok, mache ich :-) Meiner Wahrnehmung hattest Du in Deinen Beiträgen an
der einen oder anderen Stelle impliziert, daß 'wer die Krücke brauche,
sie nehmen soll, dies aber nur tut, weil er nicht gut genug reiten
lernen will' und daß ihr Tragen Ausdruck eine Vollkaskomentalität ist.
Aber lassen wir das.
Post by Stefan Ungemach
Diese Bitte werde ich Dir nicht erfuellen koennen. Wer einen Unfall
erleidet, hat dies stets als Allerletzter gewollt (und schon gar nicht
mit der Intention, sich Deinen Worten zufolge "mehr aus dem Topf zu
nehmen, als ihm zusteht"). Er hat die Schmerzen, den Erwerbsausfall,
vielleicht die Behinderung zu ertragen - es ist nachgerade perfide, dem
Opfer da leichtsinnigen Umgang mit dem Portemonnaie der Allgemeinheit zu
unterstellen.
Du vergallopierst Dich. Engagement in allen Ehren aber daß niemand einen
Unfall will ist unbestritten, daß für die persönliche Erfahrung die am
eigenen Leibe erlebten Nachteile alle anderen Effekte überstrahlen auch.
Dennoch fängt die Allgemeinheit auch die Folgen extremer
Verhaltensweisen ab (zu denen ich Reiten ohne Protektor nicht zählen
möchte) und es ist vielleicht gerade diese Einstellung - ein paar Wochen
Krankenhaus, dann geht's wieder - Ausdruck einer Vollkaskomentalität.
Ohne Krankenversicherung ist ein Unfall ein Existenzrisiko, wie man in
den USA sehen kann. Hier ist jene Pflicht und es sinkt der Anreiz, sich
individuell Gedanken über das eigene Verhalten zu machen.

Klar kannst Du das Verhältnis 'finanzieller Schaden der Allgemeinheit'
zu 'persönlicher Schaden' durch geeignete Beispiele minimieren, aber ist
die Einstellung 'ist doch meine Privatangelegenheit' nicht auch ein
Symptom für ein aktuelles Problem, nämlich daß sich jeder berechtigt
fühlt, aus allgemeinen Kassen zu nehmen ohne darüber nachzudenken, daß
jemand auch Geld hineintun muß?
Insofern finde ich es schlicht ärgerlich, um eines Deiner Beispiele zu
nehmen, wenn mein Kollege sich im Skiurlaub abseits der Pisten gegen
einen Baum setzt und hinterher 6 Wochen mit einem gebrochenen Bein
zuhause sitzt, während ich seine Arbeit mitmache und anteilig für seine
Lohnfortzahlung sorge. Klar ist die zahlenmäßige Belastung durch
Reitunfälle gering, mich nervt aber die im Hintergrund steckende
Einstellung, daß jeder für sein eigenes Vergnügen, aber alle für den
eigenen Schaden zuständig sind.
Post by Stefan Ungemach
[Text bezüglich Beschränkungen persönlicher Freiheit]
Ok, Du äußerst viele zustimmungsfähige Gedanken, manchmal so überspitzt
dargestellt oder mit übertreibenden Beispielen dargestellt, daß Du zum
Festbeißen am Einzelpunkt provozierst, aber alles in allem ok.

Wenn ich das so lese, dann beginne ich zu vermuten, daß Deine
Contra-Protektor Argumentation beeinflußt ist von einem 'wehret den
Anfängen'-Prinzip, denn wenn jemand 'nachweisen' würde, daß der Verzicht
darauf 'unverantwortlich' ist, müßte man sie ja 'logischerweise'
obligatorisch machen.

Wenn das der Hintergrund ist, dann kann ich Deine Tonlage nachvollziehen
und möchte einige ganz persönliche, also nicht zur Verallgemeinerung
gedachten, Bemerkungen machen, womit wir auch wieder on-topic sind ;-)

Ich persönlich

- empfinde die Weste als ein mit minimalen Nebenwirkungen behaftetes
Instrument zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit von Höchststrafen.
- bin mir bewußt, daß besseres Reiten zu geringeren
Sturzhäufigkeiten führt
- halte es aber für vermessen mit egal wie hoher Reitkunst die
Wahrscheinlichkeit eines schweren Sturzes auf exakt Null drücken zu
wollen
- denke, daß mensch oft dazu neigt, sich um Risiken lieber keine
Gedanken zu machen
- will meine Sichtweise niemandem aufzwängen, befürworte auch keine
Protektorpflicht
- versuche zu vermeiden, jene, die für sich zu anderen Schlüssen kommen,
provozierend als unverantwortlich, blind, ... hinzustellen.

Ich empfinde es aber als unangemessen, wenn die Ablehner der Protektoren
(folgendes nicht nur aus Deinen Beiträgen)

- einen Verfall der Reitkunst/Kernigkeit/... propagieren, nur weil man
'früher' keinen passiven Schutz hatte
- undifferenziert Protektorbefürwortung mit Vollkaskomentalität
gleichsetzen
- undifferenziert Protektorbefürwortung mit fehlender Reiterfahrung
gleichsetzen und implizieren, daß ein 'richtiger Reiter' so etwas
nicht benutzt, oder man bitte erst mitdiskutieren solle, wenn man
richtig reiten könne

Das Vertrackte ist doch auch: die Dinger sind unbequem und uncool genug
als daß sie eh kaum jemand benutzt. Wenn jetzt erfahrene Reiter sie auch
noch als Babykram abqualifizieren, so nimmt der Anfänger das für Gottes
Wort - erst recht diejenigen Pflänzchen, für die es schon ein Argument
ist, daß etwas nicht 'modisch' ist.

Und wer argumentiert 'früher gab's das auch nicht und ich habe es auch
überlebt', der hat genauso offensichtlich recht (sonst könnte er hier
nicht schreiben) wie auch keinerlei Gedanken an Gründe für die Jahr für
Jahr steigende Lebenserwartung verschwendet.


Ciao....
Eike
Stefan Ungemach
2006-10-23 15:30:08 UTC
Permalink
Eike Kroemer schrieb:

Hallo Eike,
Post by Eike Kroemer
Dennoch fängt die Allgemeinheit auch die Folgen extremer
Verhaltensweisen ab (zu denen ich Reiten ohne Protektor nicht zählen
möchte) und es ist vielleicht gerade diese Einstellung - ein paar Wochen
Krankenhaus, dann geht's wieder - Ausdruck einer Vollkaskomentalität.
Ohne Krankenversicherung ist ein Unfall ein Existenzrisiko, wie man in
den USA sehen kann. Hier ist jene Pflicht und es sinkt der Anreiz, sich
individuell Gedanken über das eigene Verhalten zu machen.
ich glaube nicht, dass jemand ein paar Wochen Krankenhausaufenthalt (und
erst recht nicht die ja schon vielfach verargumentierte
Dauerinvaliditaet) *wegen* der Abfederung der reinen Behandlungskosten
auf die leichte Schulter nimmt. So weit weg vom Existenzrisiko sind wir
bei einem Unfall hier auch nicht (Selbstaendige zum Beispiel), und der
Unfall an sich entfaltet IMO bereits genuegend Abschreckungspotential.

Der Anreiz zur Risikovermeidung mag durch die Krankenversicherung ein
wenig sinken (allerdings steht es auch den Amerikanern frei eine
abzuschliessen). Aber das duerfte vor dem Hintergrund ganz anderer
Befuerchtungen kaum zur Entscheidungsfindung beitragen, waehrend man zum
Beispiel gerade einen Oxer anvisiert...
Post by Eike Kroemer
die Einstellung 'ist doch meine Privatangelegenheit' nicht auch ein
Symptom für ein aktuelles Problem, nämlich daß sich jeder berechtigt
fühlt, aus allgemeinen Kassen zu nehmen ohne darüber nachzudenken, daß
jemand auch Geld hineintun muß?
Wieso, es tut doch jemand Geld hinein. Gerade in einem Forum rund um
einen nicht gerade billigen Sport darf man mit einiger
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sich die Aktiven mehrheitlich nicht
aus Hartz-IV-Empfaengern, sondern aus fleissigen Beitragszahlern
rekrutieren.

Solange die persoenliche Entscheidung fuer Sportverzicht,
Fehlernaehrung, Tabakkonsum etc. frei gestellt bleibt - und das halte
ich fuer einen unverzichtbaren Bestandteil einer freien Gesellschaft -
muss das auch fuer die Risiken persoenlicher Verletzung in der Freizeit
gelten. Zumal deren Wahrscheinlichkeit in der Summe wie bereits gesagt
niedriger als die von Folgen der anderen "Lebensfuehrungsschwaechen" ist.

Deine Aussagen zu den diversen Krankheitsbeispielen habe ich uebrigens
nicht deshalb unkommentiert gelassen, weil ich ihnen auch nur
ansatzweise zustimmen wuerde; dazu habe ich viel zu komplexe,
langwierige und vielfaeltige Krankheitsbilder zu allen drei Beispielen
im direkten Bekanntenkreis.
Post by Eike Kroemer
Insofern finde ich es schlicht ärgerlich, um eines Deiner Beispiele zu
nehmen, wenn mein Kollege sich im Skiurlaub abseits der Pisten gegen
einen Baum setzt und hinterher 6 Wochen mit einem gebrochenen Bein
zuhause sitzt, während ich seine Arbeit mitmache und anteilig für seine
Lohnfortzahlung sorge.
Darauf habe ich - von irgendwem, nicht speziell von Dir - gewartet. Klar
ist sowas individuell aergerlich, aber das gilt auch dann, wenn besagter
Kollege alle paar Schlag wegen selbstverschuldeter Kreislaufprobleme auf
Kur ist.

Und waehrend ein ordentlicher Unfall - der Beinbruch ist mit u.a.
Schmerzen, juckendem Gips und Sportverzicht ja nicht wirklich ein
grosser Spass - vielleicht fuer eine Weile fuer eine gewisse
Zurueckhaltung sorgt, kannst Du besagtem Kur-Kollegen vermutlich
unmittelbar nach seiner Rueckkehr wieder beim Einschieben der zweiten
Nudelportion zugucken.

Nur wird *sowas* halt allgemein als sozialvertraeglicher verstanden.
Nicht aus rationalen Gruenden, sondern schlicht und einfach weil das die
Verhaltensnorm einer sich "unverantwortlich" verhaltenden *Mehrheit* ist.
Post by Eike Kroemer
Wenn ich das so lese, dann beginne ich zu vermuten, daß Deine
Contra-Protektor Argumentation beeinflußt ist von einem 'wehret den
Anfängen'-Prinzip, denn wenn jemand 'nachweisen' würde, daß der Verzicht
darauf 'unverantwortlich' ist, müßte man sie ja 'logischerweise'
obligatorisch machen.
Das hast Du in allen Teilen richtig herausgelesen :-)
Post by Eike Kroemer
Ich empfinde es aber als unangemessen, wenn die Ablehner der Protektoren
- einen Verfall der Reitkunst/Kernigkeit/... propagieren, nur weil man
'früher' keinen passiven Schutz hatte
So platt hat das aber, glaube ich, hier keiner in Zusammenhang gebracht.
Post by Eike Kroemer
- undifferenziert Protektorbefürwortung mit Vollkaskomentalität
gleichsetzen
Deshalb habe ich ja zu differenzieren versucht. Nimm das Protektorthema
halt unter anderem als geeigneten Aufhaenger, den Faktor "aktive
Sicherheit" ins Spiel zu bringen und hinreichend zu wuerdigen - so habe
ich es gehalten.
Post by Eike Kroemer
- undifferenziert Protektorbefürwortung mit fehlender Reiterfahrung
gleichsetzen
Nun, dazu sind mir die Aeusserungen - nicht nur meine - ebenfalls
differenziert genug erschienen. Allenfalls die Darstellung meiner
persoenlichen Beobachtungsstatistik wird garantiert einigen missfallen,
aber ich habe keine Schluesse daraus gezogen. Sie war vielmehr Antwort
auf die Frage, wie einer (in dem Falle ich) ueberhaupt auf die *Idee*
verfallen koenne, es seien nicht gerade die Reit-Routiniers, die die
Szene abseits von Q-Strecken um bunte Protektoren zunehmend bereichern.
Post by Eike Kroemer
Und wer argumentiert 'früher gab's das auch nicht und ich habe es auch
überlebt', der hat genauso offensichtlich recht (sonst könnte er hier
nicht schreiben) wie auch keinerlei Gedanken an Gründe für die Jahr für
Jahr steigende Lebenserwartung verschwendet.
Tja, den Schuh muss ich mir leider anziehen ;-)


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eike Kroemer
2006-10-24 05:06:39 UTC
Permalink
Hallo Stefen,
Post by Stefan Ungemach
ich glaube nicht, dass jemand ein paar Wochen Krankenhausaufenthalt (und
erst recht nicht die ja schon vielfach verargumentierte
Dauerinvaliditaet) *wegen* der Abfederung der reinen Behandlungskosten
auf die leichte Schulter nimmt. So weit weg vom Existenzrisiko sind r
[...]
Tja, ich weiß nicht, wie 'man' das sieht; fragt man eine beliebige
Person, ob sie sich der Risiken, die sie bei jener und welcher Tätigkeit
eingeht, bewußt ist, dann wird man natürlich ein 'Ja' zu hören bekommen.
Ich selbst weiß von mir, daß dieses 'Bewußtsein' eher ein passives ist
und höchstens (hoffentlich) bei der erstmaligen Entscheidung für ein
Risiko (sprich, mit dem Reiten anzufangen) aktiv wurde.
Nun hofft man, daß es reicht, eine Sache einmal zu bedenken, sich
verschiedene Verhaltensmaßregeln aufzuerlegen (Helm und Weste sind da
nur die passiven) und dann einfach entspannt weiterzumachen :-)
Andererseits gibt es Dinge, die einem theoretisch klar sind, die man
trotzdem erst dann zuverlässig tut, wenn man entsprechenden Schaden
erlitten hat.
Notwendigerweise werden alle Risiken abstrakt wahrgenommen und man muß
Eintrittswahrscheinlichkeit und potentielle Schadenshöhe abwägen. Diesen
mechanistischen Ansatz konsequent durchzuziehen hilft eine nicht mehr zu
ignorierende Schadenshöhe (also fehlende Krankenversicherung) sehr
Post by Stefan Ungemach
Wieso, es tut doch jemand Geld hinein. Gerade in einem Forum rund um
einen nicht gerade billigen Sport darf man mit einiger
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sich die Aktiven mehrheitlich nicht
aus Hartz-IV-Empfaengern, sondern aus fleissigen Beitragszahlern
rekrutieren.
:-) Nun ja, im Umfeld unseres Stalles hört es bei solider Mittelklasse
auf und auf dem Lande gibt es nicht nur gerüchteweise auch
Hartz-IV-Empfänger, die 2 Pferde halten, die sie sich nicht leisten
können. Dennoch könnte ich es besser wissen - die ersten 5 Jahre seines
Lebens hat mein Pferd auch in einer lackschadensfreien 'chic'en Umgebung
gestanden; allerdings vermeide ich den Umgang mit [Zitat] Tussies [Zitat
Ende] ;-)
Post by Stefan Ungemach
Solange die persoenliche Entscheidung fuer Sportverzicht,
Fehlernaehrung, Tabakkonsum etc. frei gestellt bleibt - und das halte
ich fuer einen unverzichtbaren Bestandteil einer freien Gesellschaft -
muss das auch fuer die Risiken persoenlicher Verletzung in der Freizeit
gelten. Zumal deren Wahrscheinlichkeit in der Summe wie bereits gesagt
niedriger als die von Folgen der anderen "Lebensfuehrungsschwaechen" ist.
Hmmpf. Ich sehe ja den Zusammenhang, allein mag ich nicht gerne den
einen Fehler erlauben, weil der andere erlaubt ist. Nichts gegen das
Recht zur eigenen Entscheidung, aber was heutzutage nicht
selbstverständlich ist, ist daß man für eigene Entscheidungen auch
_einzustehen_ hat. Man genießt gern die positiven Effekte allein und
beteiligt die Allgemeinheit an den negativen.
Mit Entscheidung kommt auch Verantwortung und wer nicht bevormundet
werden will, muß Mündigkeit beweisen.
Nur weil dieser altmodische Grundsatz heute in der Regel verletzt wird
(ja, spätestens hieraus kann man eine ganze Sozialstaatsdiskussion
drehen...), sollte man aus der Verletzung im allgemeinen nicht eine
Verletzung im speziellen rechtfertigen.
Post by Stefan Ungemach
Deine Aussagen zu den diversen Krankheitsbeispielen habe ich uebrigens
nicht deshalb unkommentiert gelassen, weil ich ihnen auch nur
ansatzweise zustimmen wuerde; dazu habe ich viel zu komplexe,
Ja, wir sollten auch mangels wirklich fundierten Wissens vom Aufrechnen
von Kosten absehen.
Post by Stefan Ungemach
Darauf habe ich - von irgendwem, nicht speziell von Dir - gewartet. Klar
ist sowas individuell aergerlich, aber das gilt auch dann, wenn besagter
Kollege alle paar Schlag wegen selbstverschuldeter Kreislaufprobleme auf
Kur ist.
Schuldig, das populistischste Beispiel gewählt zu haben :-) Du hast
völlig Recht: ungesunde Ernährung, Nikotinmißbrauch und Alkoholsucht (im
medizinischen Sinne ist schon die tägliche rituelle Flasche Bier
Suchtmerkmal und Leberschäden gibt's auch schon :-) sind
gesellschaftlich akzeptiert und Empörung darüber stößt nicht auf
Verständnis.
Post by Stefan Ungemach
Das hast Du in allen Teilen richtig herausgelesen :-)
Puh :-)
Post by Stefan Ungemach
So platt hat das aber, glaube ich, hier keiner in Zusammenhang gebracht.
[...]
Deshalb habe ich ja zu differenzieren versucht.
[...]
Ok, andere haben es platter getan, ich denke aber, Du 'leidest', genau
wie ich (und meine Frau ;-) darunter, im einen Atemzug eine gut
differenzierte Äußerung zu bringen und diese Anstrengung im nächsten
Satz durch eine flapsige Zusammenfassung zunichte zu machen.
Prompt macht der Ton die Musik und alles Kreide-fressen war umsonst ;-)

EOD ok?
Jascha Lendeckel
2006-10-24 14:01:14 UTC
Permalink
Hallo ihr Zwei,
Post by Eike Kroemer
Post by Stefan Ungemach
Wieso, es tut doch jemand Geld hinein. Gerade in einem Forum rund um
einen nicht gerade billigen Sport darf man mit einiger
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sich die Aktiven mehrheitlich nicht
aus Hartz-IV-Empfaengern, sondern aus fleissigen Beitragszahlern
rekrutieren.
:-) Nun ja, im Umfeld unseres Stalles hört es bei solider Mittelklasse
auf und auf dem Lande gibt es nicht nur gerüchteweise auch
Hartz-IV-Empfänger, die 2 Pferde halten, die sie sich nicht leisten
können.
Zu der Schutzwestendebatte hab ich schon an anderer Stelle meine Meinung
gesagt und möchte darauf nicht weiter eingehen. Was Harz-IV-Empfängern
und Pferden angeht so sehe ich darin direkt erst mal keinen Widerspruch.
Um Harz-IV zu bekommen muss ich nur 1 Jahr arbeitslos sein. Ein Pferd
kann, wenn es keinen Leistungssport macht, >30 Jahre alt werden. Wenn
jemand also 20 Jahre lang ein Pferd hatte und dann zum Harz-IV Empfänger
wird, kann ich durchaus Verständnis dafür aufbringen das er sein Pferd
behält auch wenn er es sich eigentlich nicht leisten kann, vorausgesetzt
das Pferd leidet nicht darunter. Es käme ja auch keiner auf die Idee ihm
vorzuschlagen seinen 9 Jahre alten Labrador ins Tierheim zu geben.
Ich weiß, jetzt kommt wieder das Argument das ein Pferd ja auch ein
bischen teurer ist aber die Beziehung zwischen Mensch und Tier kann
durchaus die gleiche sein und die Fragt nicht nach Geld!

Gruß
Jascha
Post by Eike Kroemer
Der selber *klopf, klopf* kein Harz-IV Empfänger ist aber durchaus
solche kennt, die auch Pferde besitzen. Die wiederum Freunde haben die
es verstehen und es auch unterstützen.<
Stefan Ungemach
2006-10-23 13:02:22 UTC
Permalink
Eike Kroemer schrieb:

So, jetzt folg der ontopic-Teil :-)
Post by Eike Kroemer
Post by Stefan Ungemach
Das muss aber noch lange nicht zum Sturz fuehren. Vielleicht kann einer
ja auch reiten. Geplatzte Reifen oder Wasser auf der Treppe hingegen
kommen vielleicht seltener vor, fuehren dafuer aber viel
wahrscheinlicher zu einem Unfall.
Wie sprichst Du so schön: vielleicht kann einer ja auch Treppe-laufen...
Natuerlich. Worauf ich eigentlich hinauswollte, war:
Motorradreifenplatzer und Treppenstuerze sind als Analogie fuer die
Wahrscheinlichkeit von Reitstuerzen nur bedingt geeignet. In den
genannten Faellen ueberfaellt einen ein externes Ereignis direkt und
ueberraschend - vom Pferd zu fallen hingegen erfolgt sozusagen zeitversetzt.

Egal was bzw. wie ueberraschend etwas auf das Pferd einwirkt: abgesehen
vom zwar immer wieder gern angefuehrten, aber statistisch irrelevanten
Extremstolperer des Vierbeiners bewegt sich *der*. Und zwar im Rahmen
seiner Moeglichkeiten. Nur *damit* muss der Reiter fertigwerden, was
sehr viel einfacher als die Kompensation physikalischer Grenzfaelle wie
z.B. der totale Reibungsverlust von Vorderreifen oder Schuhsohle ist.
Post by Eike Kroemer
Aussage drehen, insofern solltest Du Deine Aussage präzisieren, wenn Du
sie als Argument verstehst.
Ich hoffe, sie ist durch die Erlaeuterung des *prinzipiellen*
Unterschieds nun hinreichend praezisiert :-)
Post by Eike Kroemer
Das mag für den Extremfall Dressurübung gelten...
Und *das* deutet in meinen Augen auf ein grundfalsches Verstaendnis vom
Reiten hin. Dressur ist kein "Extremfall", sondern Basis fuer alles und
jedes. Reiten funktioniert nun mal ueber Einwirkung und
Bewegungsgefuehl, man steht nicht bloss in den Buegeln und galoppiert
uebers Feld - und praktisch jede Grundlagenarbeit in diese Richtung,
jede gezielte Gymnastizierung eines Pferdes faellt irgendwie in die
Kategorie "Dressur", die in diesem Sinne keineswegs erst beim
Rumpiaffieren in irgendwelchen Vierecken beginnt.
Post by Eike Kroemer
allemal. Polemisierend könnte ich hinzufügen, daß mittlere Mengen falsch
verteilten Körperspeckes zu mehr Beeinträchtigung führen.
Naja, ich teile diese Meinung, ohne sie fuer Polemik zu halten. Aber
eigentlich sind fuer die effiziente Einwirkung sogar eher Teile der
Muskulatur zustaendig, die durchaus auch bei molligeren Zeitgenossen gut
entwickelt sein koennen.

Das will ich jedoch nicht als Ausrede fuer Unsportlichkeit verstanden
wissen, denn mindestens genauso wichtig sind Kondition und Schnelligkeit
fuer zielfuehrende Arbeit, Korrektur von Fehlern und nicht zuletzt
sichere Reaktion auf die bewussten Huepfer. Ganz abgesehen davon, dass
sich jedes Pferd wohl freut, weniger Gewicht tragen zu muessen.

Konsequenterweise unterstuetzen ich und meine Freundin unser Reiten
nahezu taeglich durch zusaetzlichen Sport, wobei ich das Soll sogar am
leistungssportlichen Athleten definiere.
Post by Eike Kroemer
Sicherlich richtig und deckt vielleicht sogar das ganze Spektrum Deiner
'Anwendungen' ab. Unschön kann es werden, wenn man sich typischerweise
in einem Gelände bewegt, daß von Mäusen bis Wildschweinen alles zu
bieten hat...
Bist Du wirklich der Meinung, das schwierige Bodenverhaeltnisse bzw. auf
diesen in den Bereich des Kontrollverlusts huepfende Pferde ein
unabwendbares Schicksal darstellen? Ganz so bloed sind die Eseln doch
nun wirklich nicht, von vereinzelten Spinnern mal abgesehen - dass es
sie oefters selber dergestalt die Boeschung runter reisst, dass sich
kein Mensch mehr im Sattel halten kann, halte ich fuer uebertrieben.

Auch wir haben Biberloecher, Wildschweine, schmale Stege, steile Huegel
und was weiss ich noch alles, auf denen ich meine Spring- und
Dressurpferde regelmaessig - so 10-40km/Woche neben der normalen Arbeit
- auch bei Schneetreiben und Glatteis sicher reite (soviel zum Thema
"Deine 'Anwendungen'"). Bisher haben sie sich ganz gut auf allen Vieren
halten koennen :-)

Natuerlich verlagert der Reiter den Schwerpunkt des Tieres nach oben.
Und genauso, wie *er* lernt, sich mit waqchsender Routine immer sicherer
in dieser gehobenen Position mitsamt deren groesseren Auslenkungen zu
behaupten, lernt auch das gerittene Pferd, dieses zusaetzliche GEwicht
sicher auszubalancieren. Der von Dir mit leichter Hand abgetane
"Extremfall Dressuruebung" trainiert just diese seine Faehigkeiten,
indem es seinen Schwerpunkt auch auf gebogenen Linien zu unterstuetzen
lernt und vom Reiter zur Selbsthaltung in allerlei Aufrichtungsgraden
und Gangunterschieden erzogen wird.

Gut gerittene Pferde sind - jedenfalls was ihre Koordination und Balance
angeht, und mal abgesehen von der Notwendigkeit, sie auch psychisch
dafuer auszubilden - auch bei einer im Vergleich zum Wanderreitpferd
unguenstigeren Anatomie automatisch auch gut geeignet, sich im Gelaende
sicher zu bewegen.
Post by Eike Kroemer
Was man an Schlußfolgerungen aus Unfallwahrscheinlichkeiten, typischen
Unfallfolgen und persönlich gefühlten Nachteilen des passiven Schutzes
zieht, ist eine persönliche Entscheidung. Ja, Du _schreibst_ mehrfach
genau das, das Beiwerk drumrum schmeckt aber eher nach Abwertung und
nach 'hat ein richtiger Reiter nicht nötig'. Jenes zu propagieren halte
ich dann wieder für fragwürdig.
"Hat's nicht noetig" waere in der Tat fragwuerdig. Ich habe aber
deutlich abgegrenzt, wo sich aus technischer Sicht Problemfelder auftun
und welche Aspekte zur Bewertung einer Schutzmittelentscheidung gehoeren
- wenn Du Dich bewusst von dem abwendest, was ich geschrieben habe, und
mir statt dessen vorhaeltst, was Du da heraus zu "schmecken" (per se
eine hoechst subjektive Wahrnehmung) glaubst, ist das ehrlich gesagt
Dein Problem.
Post by Eike Kroemer
Post by Stefan Ungemach
Und auf dem Weg dorthin *koennen* uebertriebene Schutzmassnahmen ganz
abgesehen von den bereits beschriebenen mechanischen Effekten auch in
psychologischer Hinsicht eher hinderlich sein. Ohne eine "gute alte
Ja, können. Warum implizierst Du, daß Leute, die prinzipiell eine Weste
anziehen, dieses aus einem Angstgefühl heraus tun?
Aus der alltaeglichen Beobachtung vielleicht? Nehmen wir mal unseren
Stall. Da tragen 5% der Reiter eine Weste, und das sind IRL nun mal
zufaellig die groessten Angsthasen. Helme werden hingegen sehr viel
oefters getragen, und wenn man sich mit den Betroffenen unterhaelt, ist
der Tenor der Antworten eindeutig: ein Helm ist vernuenftig und stoert
nicht, eine Weste wird als so einengend empfunden, dass sie das Reiten
mehr stoert als im hoechst selten erlebten Sturzfall vielleicht nutzt.

Natuerlich ist unser Stall mit seinen rund 50 Pferden (was etwa 60
Reiter ergibt) nicht repraesentativ. Noch vor einigen Jahren war's ein
schwerpunktmaessiger Sportstall, der Regional- und Landesmeister stellt.
Heute wandelt er sich stark zum Freizeitreiterstall, die verbliebenen
Turnierreiter machen gerade noch 10% aus - und erst seitdem beobachten
wir jedes Jahr 1,2 Westen mehr...

Ich habe auch eine Weile in vorwiegend freizeitorientierten Staellen
unterrichtet, wo (a) viel mehr Westen getragen wurden, (b) noch viel
mehr Leute im Gelaende vom Pferd gefallen sind (nein, nicht meine - ich
habe dort die zahlenmaessig weit unterlegenen Dressurreiter bedient),
und (c) das Thema "was macht meiner bei diesem oder jenem Gespenst"
ungleich begeisterter als in meinem Umfeld, wo man halt das Bein dran
laesst und den Vierbeiner ohne viel Aufhebens wieder in die Spur
richtet, bekakelt wird. (a) bis (c) bringt der Beobachter unausweichlich
in einen Zusammenhang...

Ich kann diese Wahrnehmungen, die ich auch in den Nachbarstaellen habe,
doch nicht verleugnen, nur weil sie in einem vorwiegend von
Freizeitreitern frequentierten Forum offenbar politisch nicht korrekt
sind. Was soll ich denn machen - etwa unehrlicherweise behaupten, bei
uns fielen auch nur annaehernd so viele selbstsichere, routinierte
Reiter vom Pferd, dass man daraus den sinnvollen Einsatz von Protektoren
ableiten koenne?

Sorry, dem ist nun mal nicht so. Ich gestehe jedem zwanglos die
Entscheidung fuer seine persoenlichen Schutzmassnahmen zu und diskutiere
auch gerne die vorgebrachten Argumente, aber fuer meine persoenliche
Einschaetzung der tatsaechlichen Notwendigkeiten und die daraus folgende
Vorstellung bestimmter Reiter anhand ihrer Schilderungen muss ich nun
mal vernuenftigerweise zuerst meine eigene Erfahrung heranziehen. Die,
das gestatte ich mir zu behaupten, betraechtlich ist.
Post by Eike Kroemer
Es geht hier schlicht um einen nahezu nebenwirkungsfreien Beitrag, den
man zur Milderung eventueller Unfallfolgen leisten kann.
Ein Helm ist nahezu nebenwirkungsfrei, und den habe ich - wie Du wohl
bemerkt haben wirst - auch nie in Zweifel gezogen. Eine Weste ist dies
nicht; aus solchen Behauptungen darf man getrost auf noch ausbaufaehige
Erfahrung bezueglich Sitz- und Einwirkung schliessen.
Post by Eike Kroemer
Post by Stefan Ungemach
einordnen? Ich hab's noch so gelernt: "Wer nicht vom Pferd gefallen ist,
reitet auch nicht"...
Ja, ein gelungenes Beispiel einer trivialen Aussage (natürlich wird man
irgendwann runterfallen), die dann häufig im Sinne eines 'Taufrituals'
verwendet wird. Der Kern an Wahrheit macht den Gebrauch nicht weniger
unsinnig.
Da hast Du schon recht, wirklich intelligent ist so eine Aussage nicht.
Aber sie beinhaltet die Botschaft, dass ein Sturz kein Weltuntergang
ist. Genausowenig wie ein Stolperer im Haushalt - das *kann* in den
Rollstuhl fuehren, *wird* es aber in aller Regel nicht. Und diese
Botschaft ist heute nicht mehr so praesent, wie dies vielleicht
hilfreich gewesen waere.
Post by Eike Kroemer
Halte ich auch für sinnvoll, aber weniger im Sinne von "den Schrecken
nehmen" (...) als im Sinne des Einprägens automatischer Bewegungsabläufe
und im Aufbau eines Erfahrungsschatzes, der mir erlaubt, einzuschätzen,
ob ich besser versuchen soll, wieder auf dem Pferd ins Gleichgewicht zu
kommen oder eher zu geeigneter Zeit kontrolliert herabzufallen.
Wobei auch das wieder ortsabhängig ist: Die Anwesenheit von Kantsteinen
oder Bahndämmen/Gleisen machen die Dynamik recht schwer prädizierbar :-)
Allerdings. "Den Schrecken zu nehmen" ist und bleibt ein *Nebeneffekt* -
wenn man ihn statt dessen gezielt nutzen will, geht der Schuss meist
nach hinten los.

Dieser Nebeneffekt bleibt aber, statistisch gesehen, nicht aus. Dazu
braucht man sie gar nicht herbeifuehren oder leichtsinnig riskieren. Und
damit liegt es auch nahe, dass ein erfahrener Reiter meist oefters vom
Pferd gefallen ist als ein Neuling (obwohl die Kurve doch stark
abflacht, wenn ersterer nicht gerade in Grenzbereichen arbeitet) - und
bei entsprechender CHarakterstaerke irgendwann kein Drama mehr draus macht.

Es gibt da uebrigens so eine Statistik (ich muesste sie aber erst wieder
suchen) aus den 90er Jahren, der zufolge die gefaehrlichste Zeit fuer
einen Reiter - bei etwa 3x Reiten/Woche - so in etwa in seinem dritten
Reiterjahr liegt. Dann ist er nicht mehr so aengstlich, dass er noch
dauernd an einen Unfall denkt, und in aller Regel abgesehen von
Anfaengerpurzlern in den Reitbahnsand mit soviel ueberwiegend angenehmen
Erfahrungen versehen, dass er "es" zu koennen glaubt. Interessanterweise
fangen viele Reiter so um den Dreh herum dann auch an, ihrerseits
anderen "Reitunterricht" zu geben oder doch zumindest die hippologische
Welt zu erklaeren.

Mit anderen Worten: nach drei Jahren haelt sich kaum einer noch fuer
einen "schwachen Reiter". Habe ich auch nicht, schon gegen Ende des
zweiten Jahres nicht mehr - aber nochmal 1-2 Jahre spaeter erschien mir
das dann doch wieder recht wahrscheinlich :-). Heute, mit einer
Reitstundenzahl, die nach dem og. Kriterium eher
fuenfunddreissigjaehrigem Reiten entspricht, definiere ich den *nicht*
mehr "schwaecheren Reiter" in puncto Sattelfestigkeit und
Einwirkungsroutine daher so irgendwo in der Gegend von 6-8 Jahren
taeglichen Reitens; vielleicht 4-5 Jahre bei regelmaessigem,
qualifizierten Unterricht in hoher Frequenz. Womit ich sicher naeher als
die Selbsteinordnung der allermeisten Reiter an der Metrik der
klassischen Reitlehren liege.

Dieser unterschiedliche Vokabelgebrauch traegt sicher zur einen oder
anderen eher duennhaeutigen Reaktion auf meine Beitraege bei. Kann man
aber auch anders aufnehmen: wenn jemand Vorbilder im privaten
reiterlichen Umfeld hat, die sagen wir mal schon 5 Jahre reiten, sich
von mir als "schwaecherer Reiter" gemeint fuehlt und darob empoert ist,
so darf er doch zumindest davon ausgehen, damit nicht hinter diese
zurueckgesetzt zu sein ;-)
Post by Eike Kroemer
Wen?, warum implizierst Du, daß angemessene Vorbereitung leiden muß,
wenn man vorhandene Möglichkeiten einer 'letzten Bastion' nutzt?
Nicht "muss". *Kann*, was anderes habe ich nie gesagt.
Post by Eike Kroemer
Was zeitgeistkonform ist, mag ich nicht zu sagen. Zwanglosigkeit ist ein
Ausdruck, man könnte auch Gedankenlosigkeit einsetzen.
Ach, Du ahnst gar nicht, wie lange ich einen geeigneten Ausdruck gesucht
habe. "Sorglosigkeit" war z.B. mein erster Kandidat und nicht so weit
von Deiner "Gedankenlosigkeit" weg, drueckt aber eben *nicht* das aus,
was ich meinte.

Einer meiner Reitlehrer wirft mir noch heute vor, im Sattel stets zuviel
nachzudenken. Und das, obwohl ich in Deinen Augen offenbar schon wie
Bruder Leichtfuss daher komme :-). Da steckt ein wahrer Kern drin; eine
Taetigkeit, die sich in erster Linie uebers Fuehlen definiert, kann man
auch durch zuviel Planung oder Besorgnis "kaputtdenken". Natuerlich ist
das kein Freibrief fuer hirnlose Volldeppen, aber es muss erlaubt sein,
diesen Aspekt anzusprechen.
Klar, das hatte ich aber auch per "verstaendlicherweise" zugestanden.
Andererseits kenne ich sowohl das Gefuehl wie auch die beteiligten
Ueberlegungen aus eigener Erfahrung - Du wirst mir hoffentlich
zugestehen, nicht zu bloede zum Reflektieren ueber potentielle
Unfallfolgen gewesen zu sein. Das haette ich mir als Selbstaendiger auch
damals schon nicht leisten koennen. Trotzdem kann man sich durchaus
bewusst dafuer entscheiden (und das auch in die Tat umsetzen), sie nicht
das Diktat uebernehmen zu lassen.


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eike Kroemer
2006-10-24 06:48:58 UTC
Permalink
Am 10/23/2006 03:02 PM Stefan Ungemach wrote:<br>
Post by Stefan Ungemach
Motorradreifenplatzer und Treppenstuerze sind als Analogie fuer die
Wahrscheinlichkeit von Reitstuerzen nur bedingt geeignet. In den
genannten Faellen ueberfaellt einen ein externes Ereignis direkt und
ueberraschend - vom Pferd zu fallen hingegen erfolgt sozusagen zeitversetzt.
Ok, aber mir scheint, in meinem vorletzten Beitrag habe ich mich nicht
klar genug ausgedrückt und deshalb geht die Treppenlöcherdiskussion ins
Abseits.

Was ich hatte sagen wollen ist folgendes: es gibt Risiken, die man
glaubt, im Griff zu haben, in dem Sinne, daß man alle Randbedingungen
wahrnehmen und einbeziehen kann. Beispiele hierfür sind das Überqueren
einer Straße (zu Fuß) und das Besteigen einer Treppe. Wenn man der Sache
die angemessene Aufmerksamkeit widmet ist sie zu (100%-epsilon) sicher.

Auf dem Pferd sehe ich das nicht so, weil das Pferd eine bessere
Wahrnehmung (und andere Gefahrenseinschätzungen ;-) hat als der Mensch -
es kann auf etwas reagieren, bevor ich diese Sache (direkt, nicht nur
durch Interpretation des Pferdes) wahrnehme.

Dieser Effekt macht es zu einer anderen Klasse von Risiko:
- Treppen besteigen kann ich durch _Voraus_planung sicher machen
- Reiten hat eine Komponente, die ich nur durch die richtige _Reaktion_
sicher machen kann.

Ich hoffe, obiges ist zustimmungsfähig :-)
Ich ziehe aus dem zusätzlichen Risikoanteil die Schlußfolgerung,
zusätzliche passive Schutzmaßnahmen zu treffen, mehr nicht.
Post by Stefan Ungemach
vom zwar immer wieder gern angefuehrten, aber statistisch irrelevanten
Extremstolperer des Vierbeiners bewegt sich *der*. Und zwar im Rahmen
Auch hier möchte ich mehrere Dinge präzisieren:
- der 'Extremstolperer': zugegeben ändern sich die Dinge, die ich als
'extrem' empfinde noch ständig. Bevor ich für mich _weiß_, was
'normal' ist, muß ich selbst Erfahrungen sammeln. _Was_ das Pferd
(wenn es denn _das_ Pferd gibt und man die Sache nicht eher
individuell beurteilen muß) an bspw. Einknicken in den Vorderbeinen
weil man die einzige tiefe Pflugfurche auf weiter Flur nicht gesehen
hat typischerweise einfach wegsteckt und was knapp an einem Bruch
vorbeigegangen ist, _weiß_ ich noch nicht.
- _Wissen_ ist so eine Sache: eine Reitlehrerin auf dem Hof hat ihr
letztes Pferd verloren als dieses im Gallop in ein Wühlmausloch
getreten ist. Weder solches Beispiele noch die Tatsache, daß
einem etwas in der Art nach Jahrzehnten des Reitens _nicht_ passiert
ist lassen wirklich Rückschlüsse auf die _Wahrscheinlichkeit_ eines
solchen Ereignisses oder gar auf die Korrelation zwischen 'schlechtem
Ende' und 'eigener Reitkunst' zu.
- 'statistisch irrelevant': die Relevanz von etwas kann man nicht
abgekoppelt sehen von den möglichen Folgen eines Ereignisses und
da man letzlich weder die Sturzwahrscheinlichkeit noch die
Schadenshöhe noch die eigene Risikobereitschaft _beziffern_ kann,
bleiben solche Aussagen immer im Vagen bzw. sind schlecht verbal
zwischen zwei Personen austauschbar.
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
Das mag für den Extremfall Dressurübung gelten...
Und *das* deutet in meinen Augen auf ein grundfalsches Verstaendnis vom
Reiten hin. Dressur ist kein "Extremfall", sondern Basis fuer alles und
Ok, laß mich wieder einmal präzisieren:

1) Wie geht man auf den 'Dressurplatz', der bei schlechter Witterung
gerne auch überdacht und beheizt ist? Antwort: mit angepaßter Kleidung,
also so, daß maximale Bewegungsfreiheit und minimale Beeinträchtigung
des eigenen Körpergefühls erreicht wird.

2) Wie geht man ins Gelände? Antwort: mit angepaßter Kleidung, nur daß
man hier die Witterung mit in Betracht zieht, sprich evtl. mit
Regenjacke, manche mit Poncho, wobei beides oft noch vorn und hinten
über den Sattel rüberragt, auf daß dieser und der eigene Arsch nicht naß
werde :-) Oder bei kalter Witterung mit dicker Winterjacke, manche im
Skianzug, eingepackt wie Calvin ;-) Alles also Bekleidung, die in
gewisser Weise die eigene Bewegungsfreiheit beeinflußt.

Nun, ich persönlich empfinde das Risiko einer Lungenentzündung beim
Kaltregenritt in Minimalbekleidung nach 1) geringer als das Risiko wegen
der Beeinträchtigung meines Körpergefühls durch Kleidung nach 2)
herrunterzufallen, werde also im Gelände auf die Winterjacke nicht
verzichten :-)

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir aber versichern, daß die Weste,
nachdem ich mich 1 Jahr lang daran _gewöhnt_ habe, mich _deutlich_
weniger beeinflußt als Regen- oder Winterkleidung, sprich ich nehme sie
im allgemeinen nicht wahr. Daß die Dinger die ersten Wochen eklig sind,
ist schon klar, aber auf lange Sicht irrelevant.

So, da fehlt noch ein Anwendungsfall: das Springen. Hier weiß ich
mangels noch fehlender persönlicher Erfahrung
(ehe ich zum ersten Mal Springunterricht nehme, möchte ich auf dem
Pferd eine nach meinen Maßstäben hohe Sitzsicherheit haben - und ich
neige nicht dazu, meine Fähigkeiten zu _über_schätzen.)
noch nicht, ob mit oder ohne sinnvoller ist. Derzeit denke ich, in
diesem Falle tatsächlich einmal 'ängstlich', daß ich lieber mit Weste
etwas mehr Lernschwierigkeiten haben möchte als ohne auf einem Hindernis
zu landen.
Post by Stefan Ungemach
Bist Du wirklich der Meinung, das schwierige Bodenverhaeltnisse bzw. auf
diesen in den Bereich des Kontrollverlusts huepfende Pferde ein
unabwendbares Schicksal darstellen? Ganz so bloed sind die Eseln doch
nun wirklich nicht, von vereinzelten Spinnern mal abgesehen - dass es
sie oefters selber dergestalt die Boeschung runter reisst, dass sich
kein Mensch mehr im Sattel halten kann, halte ich fuer uebertrieben.
Das _mag_ sein. Ich kenne leider auch Leute, die mit einer 'das kann der
Bock schon ab'-Mentalität gesegnet sind, die erzählen einem dann, man
solle sich nicht so anstellen.
Da ich es nicht _weiß_ und unter bezug auf obige Ausführungen über
'Wahrscheinlichkeiten', möchte ich mich meinen Grenzen lieber von der
'resourcenschonenderen' Seite nähern. Jeder muß seine persönliche
Antwort auf die, denke ich objektiv vorhandene _prinzipielle_
Unwägbarkeit finden.
Post by Stefan Ungemach
"Deine 'Anwendungen'"). Bisher haben sie sich ganz gut auf allen Vieren
halten koennen :-)
Ich glaub's Dir ja :-) Allein mag ich nicht daraus, daß ich 10 Mal ohne
zu gucken heile die Straße überquert habe, auf's 11te Mal schließen.
Zugegebenermaßen werde ich mit der Einstellung nie zu der Einsicht
gelangen, daß die Starße für den Autoverkehr gesperrt ist ;-)
Post by Stefan Ungemach
Und genauso, wie *er* lernt, sich mit waqchsender Routine immer sicherer
in dieser gehobenen Position mitsamt deren groesseren Auslenkungen zu
behaupten, lernt auch das gerittene Pferd, dieses zusaetzliche GEwicht
sicher auszubalancieren.
Jau, nur ist mei Pferd bis vor einem 3/4 Jahr so gut wie nie im Gelände
gewesen sondern 4Mal die Woche über einen Hof geführt worden, um dann in
einer ebenen Reithalle im Kreis zu laufen...
Nun ja, seine Stolperkönig-Zeiten sind vorbei, und das nicht nur, weil
_ich_ etwas gelernt habe, sondern sicherlich auch, weil _er_ endlich
seine Füße hochnimmt, gelernt hat, mit verschiedenen Untergründen
umzugehen, gelassener geworden ist, ...
Post by Stefan Ungemach
Der von Dir mit leichter Hand abgetane
"Extremfall Dressuruebung" trainiert just diese seine Faehigkeiten,
Mit 'leichter Hand abgetan' war nicht so beabsichtigt; obige
Präzisierung bzgl. der Kleidungs'extremfälle' sollten das gezeigt haben.
Post by Stefan Ungemach
mir statt dessen vorhaeltst, was Du da heraus zu "schmecken" (per se
eine hoechst subjektive Wahrnehmung) glaubst, ist das ehrlich gesagt
Dein Problem.
Jopp, eine gern gesehene eheliche Diskussion ;-) Es ist in den
allerseltensten Fällen das Problem nur eines der beiden Beteiligten,
siehe dazu auch kurz im OT-Zweig
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
Ja, können. Warum implizierst Du, daß Leute, die prinzipiell eine Weste
anziehen, dieses aus einem Angstgefühl heraus tun?
Aus der alltaeglichen Beobachtung vielleicht? Nehmen wir mal unseren
Stall. Da tragen 5% der Reiter eine Weste, und das sind IRL nun mal
zufaellig die groessten Angsthasen. Helme werden hingegen sehr viel
Ok. Meine alltägliche Beobachtung ist eine andere, weder kann ich bei
mir 'Angst' messen (man unterscheide 'Angst' von 'Respekt'), noch werden
den Kiddies auf dem Hof (bspw. den Töchtern der Betreiber) Westen aus
'Angst' 'ausgezwungen' - sie tragen sie 'aus Prinzip', genau so, wie sie
'aus Prinzip' und nicht aus Angst im Auto auf einem Kindersitz fahren.

Ich akzeptiere, daß Du Leute kennst, die Westen aus Angst tragen und
stimme mit Dir überein, daß man lieber diese _Angst_ bekämpfen sollte
als Sekundärmaßnahmen zu betreiben.

Die Verallgemeinerung jedoch, 'Westen werden aus Angst getragen',
akzeptiere ich nicht.
Post by Stefan Ungemach
mal vernuenftigerweise zuerst meine eigene Erfahrung heranziehen. Die,
das gestatte ich mir zu behaupten, betraechtlich ist.
Zweifellos. Ich möchte nur von unhinterfragten Übertragungen eigener
Beobachtungen abraten; selbst wenn dieses in 98% der Fälle zu korrekten
Schlußfolgerungen führt, muß hinter diesem Mechanismus kein Naturgesetz
stecken sondern vileicht nur ein, physikalisch ausgedrückt,
systematischer Meßfehler, sprich die einem selbst nicht bewußte
Vorauswahl von Meßdaten - wenn ich 100 Mal die Temperatur in Bremen
messe, kenne ich die in München davon nicht besser.
Post by Stefan Ungemach
bemerkt haben wirst - auch nie in Zweifel gezogen. Eine Weste ist dies
nicht; aus solchen Behauptungen darf man getrost auf noch ausbaufaehige
Erfahrung bezueglich Sitz- und Einwirkung schliessen.
Sicherlich ausbaufähig; man kann aber - siehe oben - sicherlich
annehmen, daß jemand, der Westen ablehnt, sie nicht so lange getragen
hat, daß *Gewöhnung* eingetreten ist. Ich könnte von 'ausbaufähiger
Erfahrung bezüglich Westen-Bereinträchtigungsgrad' sprechen. ;-)
Post by Stefan Ungemach
Botschaft ist heute nicht mehr so praesent, wie dies vielleicht
hilfreich gewesen waere.
Mag sein, wie gesagt, getüddelt wird in unserem Umfeld recht wenig,
weder bzgl. Mode noch bzgl. Gefahren.
Post by Stefan Ungemach
Dieser Nebeneffekt bleibt aber, statistisch gesehen, nicht aus. Dazu
Ich will wieder nur von mir ausgehen; ich hatte vor dem ersten Sturz
keine 'Angst' und nach dem ersten Sturz auch nicht....was nur eine
Beobachtung ist und ggf. nur von mangelnder Phantasie kündet :-)
Insofern ist die 'Angst'-Debatte für mich schlecht nachvollziehbar.
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
Was zeitgeistkonform ist, mag ich nicht zu sagen. Zwanglosigkeit ist ein
Ausdruck, man könnte auch Gedankenlosigkeit einsetzen.
Ach, Du ahnst gar nicht, wie lange ich einen geeigneten Ausdruck gesucht
habe. "Sorglosigkeit" war z.B. mein erster Kandidat und nicht so weit
von Deiner "Gedankenlosigkeit" weg, drueckt aber eben *nicht* das aus,
was ich meinte.
:-) ok, weißt Du, ich bin _eigentlich_ nicht dünnhäutig und Reiten kann
ich nur besser als Klavierspielen; _dennoch_ provoziert es mich, wenn
als 'Antwort' auf meine eigenen Beiträge Beobachtungen vorgetragen und
verallgemeinert werden, in denen ich mich nicht individuell wiederfinden
kann. Das ist eigentlich nur die Folge dessen, daß es in den groups
natürlich keinen echten 'Dialog' gibt, sondern wechselseitige Monologe :-)
Post by Stefan Ungemach
nachzudenken. Und das, obwohl ich in Deinen Augen offenbar schon wie
Bruder Leichtfuss daher komme :-). Da steckt ein wahrer Kern drin; eine
Nein, nicht wirklich; deine Ausführungen sind meist recht abgewogen
formuliert, allein stören die gelegentlichen griffigen Überspitzungen
den Eindruck ;-)
Stefan Ungemach
2006-10-24 14:24:33 UTC
Permalink
Post by Eike Kroemer
- Treppen besteigen kann ich durch _Voraus_planung sicher machen
- Reiten hat eine Komponente, die ich nur durch die richtige _Reaktion_
sicher machen kann.
Interessanter Ansatz. Der Vollstaendigkeit halber gehoert aber dazu,
dass die sich der Vorausplanung entziehende Komponente auch beim Reiten
gezielt reduziert werden kann, und die 100%ige
Vorausplanung/Aufmerksamkeit z.B. beim Treppensteigen nicht immer
realistische Lebenssituation ist.

Will heissen: wenn ich z.B. mit unserer 25-jaehrigen Stute, die die Welt
bestens kennt, bei normaler Aufmerksamkeit einen Feldweg entlang reite,
liegt das unkalkulierbare Risiko bei Null (+epsilon). Trage ich hingegen
einen Bierkasten die Treppe runter, so waere das sichere Ausschalten
potentieller Gefahrenquellen, beispielsweise in Form vorherigen Abgehens
der Strecke bei freier Sicht, ausgesprochen lebensfremd, so dass ein
Restrisiko trotz Aufmerksamkeit u.U. deutlich groesser als epsilon
verbleibt...

Im wirklichen Leben ueberschneiden sich daher trotz unterschiedlich
definierbarer Gefahrenklasse die tatsaechlichen Risikopotentiale.
Dessenungeachtet ist die Ableitung zusaetzlicher Schutzmassnahmen aus
der Existenz unkalkulierbarer Komponenten per se nicht angreifbar.
Post by Eike Kroemer
- _Wissen_ ist so eine Sache: eine Reitlehrerin auf dem Hof hat ihr
letztes Pferd verloren als dieses im Gallop in ein Wühlmausloch
getreten ist. Weder solches Beispiele noch die Tatsache, daß
einem etwas in der Art nach Jahrzehnten des Reitens _nicht_ passiert
ist lassen wirklich Rückschlüsse auf die _Wahrscheinlichkeit_ eines
solchen Ereignisses oder gar auf die Korrelation zwischen 'schlechtem
Ende' und 'eigener Reitkunst' zu.
Na ja, in gewisser Weise kann man schon aus der Haeufigkeit von
Ereignissen Eintrittswahrscheinlichkeiten ableiten, indem man sich z.B.
umhoert, wie oft Pferde im eigenen Umfeld denn so *stuerzen*.

Sie zu *berechnen* duerfte zwar unmoeglich sein - aber selbst Dein
Beispiel liefert Ahhaltspunkte. So sind z.B: Wuehlmausloecher auf
halbwegs befestigten Wegen eher unwahrscheinlich, Biberrutschen entlang
eines Wasserlaufs dafuer einzukalkulieren...

Man *koennte* sogar so weit gehen, das Eingehen bestimmter Risiken wie
z.B. einen Gruppengalopp ohne Sichtmoeglichkeit auf den Boden auf einem
unbekannten und dicht mit Gras bewachsenen Feldweg ebenfalls in die
Kategorie "weniger gutes Reiten" einzusortieren. Letzteres definiert
sich ja nicht *nur* ueber den korrekten Sitz oder die saubere Lektion;
routinierte Wanderreiter z.B. koennten vermutlich einiges von Interesse
zum Thema, was man auf welchen Boeden riskiert oder nicht, beitragen.

In diesem Zusammenhang muss man auch ueber Schilderungen wie die von
Oliver bzgl. kernigen Gelaendegaloppierens auch bei fragwuerdiger Sicht
(da war doch was mit schlecht sichtbaren Graeben oder so) kritisch
nachdenken. Eine Q-Strecke z.B. gehe ich vorher zu Fuss ab, so dass ich
schon ziemlich genau weiss, wo ich wie galoppieren kann. Und die Wege
rund um unseren Stall habe ich mir auch alle erst mal im Schritt
angesehen, bevor ich - Heidewitzka! - darauf ein Fass aufgemacht habe...

Unbestreitbar gibt es ein unkalkulierbares Risiko, welches mit den
Bodenverhaeltnissen in Zusammenhang steht. Aber nicht einseitig; dazu
gehoert immer auch eine Entscheidung des Reiters ueber die gewaehlte
Gangart und Linie. Wenn ich also den lustigen Stoppelfeldgalopp probe,
drehe ich den Hahn fuer selbst durch gehobene Sattelfestigkeit nicht
kompensierbare Rumpel-Risiken selber ein Stueck (zu) weit auf - was uns
zu einer interessanten Ueberlegung fuehrt.

Naemlich der, ob denn der (wg. Unberechenbarkeit) sinnvolle
Protektorengebrauch wirklich noch als Vernunftindiz brauchbar ist, wenn
dessen Traeger zuvor selber in eher unvernuenftiger Weise fuer die
Ausweitung der "unkalkulierbaren Komponente" beim Reiten gesorgt hat...;-)
Post by Eike Kroemer
Nun, ich persönlich empfinde das Risiko einer Lungenentzündung beim
Kaltregenritt in Minimalbekleidung nach 1) geringer als das Risiko wegen
der Beeinträchtigung meines Körpergefühls durch Kleidung nach 2)
herrunterzufallen, werde also im Gelände auf die Winterjacke nicht
verzichten :-)
Und *ich* habe eine (BTW fuer 4,99 vom Aldi), die zwar graeusslich
raschelt, aber dafuer gleichzeitig unter voelliger Wahrung der
Bewegungsfreiheit ordentlich warm haelt. Wasserabweisend ist sie auch
noch. Bereits im Zusammenhang mit dem an sich unstrittig fragwuerdigen
Motorradbeispiel hatte ich schon mal darauf hingewiesen, dass sich
Waermeerhalt und Bewegungsfreiheit viel leichter als *Schutz* und
Bewegungsfreiheit vereinbaren lassen. Aber das nur am Rande...
Post by Eike Kroemer
Ich glaub's Dir ja :-) Allein mag ich nicht daraus, daß ich 10 Mal ohne
zu gucken heile die Straße überquert habe, auf's 11te Mal schließen.
Zugegebenermaßen werde ich mit der Einstellung nie zu der Einsicht
gelangen, daß die Starße für den Autoverkehr gesperrt ist ;-)
Das Beispiel kommt nun schon zum zweiten Mal, greift aber immer noch
nicht so richtig. Denn damit die Analogie der blind ueberquerten Strasse
greift, muesste man - was ich so nicht praktiziere - schon voellig
gedankenlos auf irgendeinem Esel irgendwie irgendwohin brettern. So war
das mit der Freiheit zu Pferde aber nicht gemeint :-)

Hingegen kann ich durchaus mit einiger Sicherheit darauf schliessen,
*mit* Blick nach rechts und links auch das 11. und 111. Mal die gleiche
Strasse unbeschadet zu ueberqueren. Erst wenn unerwarteter Weise ein
bereits haltender Wagen wieder auf mich zu beschleunigt, ich im Dunklen
hinfalle und liegenbleibe oder von mir aus ein Formel-1-Wagen mit
300km/h des Weges kommt, steigt mein Risiko - womit wir wieder bei
geringeren Wahrscheinlichkeiten angekommen waeren.
Post by Eike Kroemer
Ich akzeptiere, daß Du Leute kennst, die Westen aus Angst tragen und
stimme mit Dir überein, daß man lieber diese _Angst_ bekämpfen sollte
als Sekundärmaßnahmen zu betreiben.
Die Verallgemeinerung jedoch, 'Westen werden aus Angst getragen',
akzeptiere ich nicht.
Brauchst Du auch nicht. Nur wird eben auch anders herum ("Westen werden
*nicht* aus Angst, sondern stets als Zeichen von Vernunft und Reife,
getragen") kein Schuh daraus, weshalb es muessig ist, eine der beiden
Ideen durchsetzen zu wollen.

Mir persoenlich genuegt hier der Hinweis darauf, dass es kontraproduktiv
ist, *wenn* Westen aus Angst getragen werden oder gar bei gegebener
Angst von zielfuehrender Arbeit an dieser eigentlichen Ursache ablenken
sollen.
Post by Eike Kroemer
Zweifellos. Ich möchte nur von unhinterfragten Übertragungen eigener
Beobachtungen abraten; selbst wenn dieses in 98% der Fälle zu korrekten
Schlußfolgerungen führt, muß hinter diesem Mechanismus kein Naturgesetz
stecken sondern vileicht nur ein, physikalisch ausgedrückt,
systematischer Meßfehler, sprich die einem selbst nicht bewußte
Vorauswahl von Meßdaten - wenn ich 100 Mal die Temperatur in Bremen
messe, kenne ich die in München davon nicht besser.
Die in Bremerhaven aber auch nicht. Und andersherum kann ich aus dem
Jahresmittel der Temperatur in Bremen zwar nicht auf das in Muenchen
schliessen, aber doch zuverlaessig erkennen, dass ich nicht in Timbuktu
bin :-)

Natuerlich kann man weder Kausalitaeten, noch sichere
Einzelinterpretationen bzw. -vorhersagen aus der Empirik ableiten. Aber
die Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten wie auch alles, was sich darauf
stuetzt (z.B. Riskobewertung oder Trendanalysen) basiert sogar *direkt*
darauf.

Damit laesst sich zumindest eine ungefaehre Metrik dafuer errichten,
welche Gewichtung den verschiedenen Aspekten einer Angelegenheit zukommt
bzw. welche Hinweise mehr Sinn als andere machen.

Mit anderen Worten: unter der Voraussetzung einer als ausreichend (na
gut: was zum Teufel ist nun wieder "ausreichend"?) anerkannten
Beobachtungsbasis darf man ruhig Erklaerungen oder Ratschlaege in eine
Reihenfolge bringen und entsprechend gewichtet anbieten, auch wenn sie
im Einzelfall unzutreffend sein moegen.
Post by Eike Kroemer
ich nur besser als Klavierspielen; _dennoch_ provoziert es mich, wenn
als 'Antwort' auf meine eigenen Beiträge Beobachtungen vorgetragen und
verallgemeinert werden, in denen ich mich nicht individuell wiederfinden
kann. Das ist eigentlich nur die Folge dessen, daß es in den groups
natürlich keinen echten 'Dialog' gibt, sondern wechselseitige Monologe :-)
Richtig. Die Folge davon erfreut mich auch nicht immer, wenn mir z.B.
jemand die in seinem Stall beobachteten Allueren einer Handvoll
E/A-Queens als Aufhaenger fuer die Motivlage "der Turnierreiter"
anbieten will :-)

Ich persoenlich gehe damit um, indem ich zum einen den Stil des
Vortragenden beachte und zum anderen die Beobachtungsbasis des Urhebers
einzuschaetzen versuche. Falls ersterer einen interessanten Austausch
verspricht und letztere z.B. aufgrund einer laengerfristigen
Beitragshistorie oder durch Zusatzinformationen aus anderer Quelle
serioes erscheint, fuehle ich mich durch die eventuell fehlende
individuelle Uebertragbarkeit nicht sonderlich provoziert.
Post by Eike Kroemer
formuliert, allein stören die gelegentlichen griffigen Überspitzungen
den Eindruck ;-)
Ach, solange man sie doch als solche erkennen kann... ;-)


Gruss
Stefan
--
"Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Nur die Bevölkerung
wächst..."

Stefan Ungemach
www.ungemachdata.de
Eike Kroemer
2006-10-25 05:51:21 UTC
Permalink
Am 10/24/2006 04:24 PM Stefan Ungemach wrote:<br>
Post by Stefan Ungemach
Interessanter Ansatz. Der Vollstaendigkeit halber gehoert aber dazu,
dass die sich der Vorausplanung entziehende Komponente auch beim Reiten
gezielt reduziert werden kann, und die 100%ige
Vorausplanung/Aufmerksamkeit z.B. beim Treppensteigen nicht immer
realistische Lebenssituation ist.
Will heissen: wenn ich z.B. mit unserer 25-jaehrigen Stute, die die Welt
bestens kennt, bei normaler Aufmerksamkeit einen Feldweg entlang reite,
liegt das unkalkulierbare Risiko bei Null (+epsilon). Trage ich hingegen
einen Bierkasten die Treppe runter, so waere das sichere Ausschalten
[...]
Ja, natürlich; in der jeweiligen Durchführung hapert es typischerweise
und das Beispiel setzte eine jeweils maximale Aufmerksamkeit des
Reiters/Treppengängers voraus.
Ich gebe zu, daß im Grenzwert Aufmerksamkeit gegen Null Treppensteigen
nicht ungefährlicher ist als Reiten :-)
Post by Stefan Ungemach
Dessenungeachtet ist die Ableitung zusaetzlicher Schutzmassnahmen aus
der Existenz unkalkulierbarer Komponenten per se nicht angreifbar.
Schön zusammengefaßt; vielleicht hätte ich mich gleich präzise
ausdrücken sollen :-)
Post by Stefan Ungemach
Na ja, in gewisser Weise kann man schon aus der Haeufigkeit von
Ereignissen Eintrittswahrscheinlichkeiten ableiten, indem man sich z.B.
umhoert, wie oft Pferde im eigenen Umfeld denn so *stuerzen*.
Jein, denn das setzt voraus, daß
- die untersuchte Gruppe groß genug ist, um statistisch signifikante
Ergebnisse zu liefern
- die Auswahl der Studienmitglieder zufällig erfolgt ist, was schwierig
sein dürfte, wenn meine Beobachtung statistisch signifikant ist,
nämlich daß sich in einem Betrieb eher einander ähnliche Leute
kumulieren
- daß man zu jedem Sturz noch die Begleitumstände aufdröselt:
* Sicherheit des Reiters (wie auch immer meßbar)
* Sicherheit des Pferdes
* Sturzumstände (auf dem Platz, beim Springen, im Gelände, ...)
damit man in der Lage ist, aus der Statistik relevante Information
für die individuelle Situation zu ziehen.
und vermutlich vieles mehr.
Allein die Definition des Fragebogens für eine saubere aussagekräftige
Studie ist ein Alptraum, die Auswertung, Suche nach Kreuzkorrelationen,
Bereinigung vom 'menschlichen' Faktor in den Auskünften, ... ist auch
nicht netter.

Beim Sammeln der Stückzahlen fällt mir noch ein Problem ein: wenn man
über Jahrzehnte Fallzahlen (;-)) sammelt, hat man vermutlich auch auf
dieser Zeitskala zusätzliche Störeffekte. Ohne viel Detailahnung zu
haben, nehme ich an, daß sich auf Dekadenskala die Zusammensetzung
- des Pferdematerials (neue Moderassen mit ggf. deutlich
voneinander abweichenden Interieurs),
- des Reitermaterials (vermutlich gibt es das Äquivalent zu
Erstsemestern, die mir erklären wollen, warum Quantenmechanik
unsinnig ist ;-)
- die der bevorzugten Richtung (Dressur/Springen/Freizeit),
- die von Lehrmethoden
(Liste sicher nicht vollständig) meßbar ändert und sich auf Sturzzahlen
auswirkt.
Man braucht also eiune sehr feine Aufschlüsselung und daraus
resultierend genügend Stichproben _je_ Kategorie.

[Es ist leichter, eine statistische Erhebung überzeugend zu fälschen als
sie wasserfest durchzuführen; das Fälschen hat zudem den Vorteil, daß
man beim gewünschten Ergebnis angelangt :-)]

Daher (nicht wegen des Witzes über Fälschung sondern wegen der anderen
Ausführungen) mein Mißtrauen gegenüber allen Aussagen über 'geringe'
Wahrscheinlichkeiten bzw. ihrer Relevanz für das Individuum.
Post by Stefan Ungemach
Man *koennte* sogar so weit gehen, das Eingehen bestimmter Risiken wie
z.B. einen Gruppengalopp ohne Sichtmoeglichkeit auf den Boden auf einem
unbekannten und dicht mit Gras bewachsenen Feldweg ebenfalls in die
Kategorie "weniger gutes Reiten" einzusortieren. Letzteres definiert
Ich denke, man *sollte* so weit gehen. Unangenehm finde ich die
Situationen, wo Umsicht und Verantwortungsgefühl offensichtlich nicht
parallel zur reiterlichen Erfahrung wachsen...
Post by Stefan Ungemach
kompensierbare Rumpel-Risiken selber ein Stueck (zu) weit auf - was uns
zu einer interessanten Ueberlegung fuehrt.
Naemlich der, ob denn der (wg. Unberechenbarkeit) sinnvolle
Protektorengebrauch wirklich noch als Vernunftindiz brauchbar ist, wenn
dessen Traeger zuvor selber in eher unvernuenftiger Weise fuer die
Ausweitung der "unkalkulierbaren Komponente" beim Reiten gesorgt hat...;-)
Aber ja, genau wie es vernünftiger ist, besoffen in einem Auto mit
Airbags zu schnell zu fahren als in einem ohne :-)
Post by Stefan Ungemach
Waermeerhalt und Bewegungsfreiheit viel leichter als *Schutz* und
Bewegungsfreiheit vereinbaren lassen. Aber das nur am Rande...
Ok, bei Wärmeerhalt sehe ich das ein, mir sind auch zu Fuß Jacken, die
mir bis unter die Taille reichen, zuwider.
Bei Regen habe ich allerdings nicht unbedingt das Bedürfnis, all das
Wasser, das an der regendichten Jacke herunterläuft, im Sattel
wiederzufinden, ein trockener Hintern trägt doch zum Wohlbefinden bei.
Sobald ich aber eine längere Regenjacke trage, kann sie durch Festhaken
am Sattel die Bewegungsfreiheit einschränken.
Wenn's hier eine Alternative (nein, bitte keinen Regenschirm ;-) gibt,
dann hör' ich sie gerne!
Post by Stefan Ungemach
Brauchst Du auch nicht. Nur wird eben auch anders herum ("Westen werden
*nicht* aus Angst, sondern stets als Zeichen von Vernunft und Reife,
getragen") kein Schuh daraus, weshalb es muessig ist, eine der beiden
Ideen durchsetzen zu wollen.
In allen Belangen korrekt; ich habe nicht einmal implizieren wollen, daß
ich sie für ein Reifezeugnis halte.
Post by Stefan Ungemach
[...]
Mit anderen Worten: unter der Voraussetzung einer als ausreichend (na
gut: was zum Teufel ist nun wieder "ausreichend"?) anerkannten
Beobachtungsbasis darf man ruhig Erklaerungen oder Ratschlaege in eine
Reihenfolge bringen und entsprechend gewichtet anbieten, auch wenn sie
im Einzelfall unzutreffend sein moegen.
Jau, das leidige 'ausreichend' :-),siehe Statistik-Absatz weiter oben
Post by Stefan Ungemach
Post by Eike Kroemer
natürlich keinen echten 'Dialog' gibt, sondern wechselseitige Monologe :-)
[...]
E/A-Queens als Aufhaenger fuer die Motivlage "der Turnierreiter"
anbieten will :-)
Ack :-)
Post by Stefan Ungemach
serioes erscheint, fuehle ich mich durch die eventuell fehlende
individuelle Uebertragbarkeit nicht sonderlich provoziert.
Post by Eike Kroemer
formuliert, allein stören die gelegentlichen griffigen Überspitzungen
den Eindruck ;-)
Ach, solange man sie doch als solche erkennen kann... ;-)
...und sie nicht so dichten Wutnebel erzeugen, daß man die
differenzierteren Ausführungen wieder aus dem Gedächtnis verliert...;-)
Naja, in den news kann man wenigstens nochmal nachlesen...

Grüße,
Eike
Oliver Komhard
2006-10-23 16:34:47 UTC
Permalink
Hallo Eike!
Post by Eike Kroemer
Sicherlich richtig und deckt vielleicht sogar das ganze Spektrum Deiner
'Anwendungen' ab. Unschön kann es werden, wenn man sich typischerweise
in einem Gelände bewegt, daß von Mäusen bis Wildschweinen alles zu
bieten hat und es zu manchen Jahreszeiten, nur um ein Beispiel zu
nennen, daß man sich auf einem 1m breiten ebenen Grasweg zwischen einem
überkopfhohen Maisfeld und einem Abzugsgraben bewegt, zu dem eine
45°-Böschung runterführt, inkl. Maulwurfshügel und Bisamrattenlöcher.
Klar ist's mir wurscht, wenn das Pferd sich erschreckt und mal 3m
seitwärts hüpft, hilf nur nichts, wenn es dabei auf die Schräge kommt,
gleichzeitig auf unebenem Boden einsackt usw....
Selbst ein perfekter Reiter verlagert daen Schwerpunkt des
Pferd-Reiter-Gesamtsystems nach oben und macht es dem Tier damit
schwieriger, sein Gleichgewicht zu halten.
Ziemlich sicher gibt es Konstellationen, bei denen Stürze auch für
das beste Paar unvermeidlich sind, Ingrid Klimke ist in Athen auf der
Geländetrecke auf einer Vaseline/Schlammmischung in einer Kurve
gestürzt. Trotzdem darf an dieser Stelle die Frage nach der
Wahrscheinlichkeit gestellet werden, zumal die Reiter mit Weste
zumindest in meinem Umfeld eh nicht die sind, die im wilden Galopp in
unbekanntes Gebiet preschen.

Schwierige Geländesituationen oder plötzliche auftauchende
Hindernisse forderen natürlich Reiter und Pferd, aber Training, auch
Reaktionstrainig, bewirkt auch dort eine Menge.
Ich reite mit einem Pferd im Gelände auf eine Art und Weise, das
manche Vereinkameraden lieber nicht mit mir ausreiten wollen. Bergauf
und bergab im Galopp, über schlecht zu sehende Gräben, rutschige
Wiesenwege hinunter, über Windwurf, bei Eis und Schnee. Dieses bewußt
eingegange Risiko führt aber dazu, daß ich meine Ausritte in Summe
dann wieder für risikoloser halte weil ich mich für viele solcher
Gefahren aus dem Training gewappnet fühle. Deshalb kann mich das
Wildschein mit dem Graben nur bedingt schocken.
Post by Eike Kroemer
Post by Stefan Ungemach
Ich empfinde es als bedauerlich, dass heutzutage speziell beim Reiten
eine durchaus gesunde Zwanglosigkeit dem zeitgeistkonformen
Vollkasko-Rundumpanzerungsdenken gewichen ist. Das haengt natuerlich
Was zeitgeistkonform ist, mag ich nicht zu sagen. Zwanglosigkeit ist ein
Ausdruck, man könnte auch Gedankenlosigkeit einsetzen.
Stefan hat insofern Unrecht, als daß die Reiterei nicht besonders von
dem Verlust der Zwanglosigkeit betroffen ist. Allgemein ist es ein
Zeichen der Zeit, nicht etwa hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen und
etwas anzufangen, sondern sich zu erst einmal "Gedanken" zu machen,
Bedenken zu äußern und Angst zu haben. Die Rente, die Globalisierung,
der Feinstaub, Terrorismus, sichern, anzern und abwehren ist die
Devise.

Gruß,
Oliver, immer noch optimistisch
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