Hallo Ramona,
bin grad neu hier, aber möchte trotzdem mal meine Meinung zu deiner
Frage vom Stapel lassen :P
Post by Ramona SeveringMich interessierte lediglich, ob es unter Euch jemanden gibt, der z.B. das
Follow-up praktiziert und mich eines Besseren belehren kann.
Also ein Guru ist er ganz sicher nicht, aber ein sehr guter Beobachter
und ein Mensch mit sehr viel Pferdeerfahrung und Verstand. Wenn ich
mein Leben lang in der Art mit Pferden zutun hätte, wie er, dann
könnte ich das genausogut, und jeder andere auch.
Seine "Methode" ist nicht schlecht, aber auch nicht das non plus
ultra. Pferde sind Individuen und wollen auch als solche behandelt
werden, genau wie wir, keine Methode der Welt lässt sich auf jedes
Pferd anwenden, genauso wenig das Joinen.
Das Joinen mag ja pferdegerecht und harmlos aussehen, ist es aber
nicht. Auch wenn wir hier nicht unbedingt mit körperlichen Druck oder
Gewalt arbeiten, so wird hier mit meines Erachtens in 90 % der Fälle
zuviel psychischen Druck gearbeitet. Habt ihr euch mal Gedanken
gemacht, was das Pferd denkt, wenn es im Roundpen von einem
vermeintlichen Raubtier, das anstalten macht, sich auf es zu stürzen,
ohne Fluchtmöglichkeit gejagt wird ? Da kommt mit sicherheit ne Menge
Angst, wenn nich sogar todesangst auf. In der Natur würde ein Pferd
nicht in dem Masse fliehen, wie es es beim Joinen tut, weil es ganz
einfach nicht nötig ist. Der Ranghohe würde einen Satz auf das Pferd
zu machen, das PFerd geht vielleicht 2, 3 Schritte rückwärts, dreht
sich um und ist weg. Selten läuft der Ranghóhe hinterher.
Ich habe schon soviele Leute ihre Pferde joinen sehen, ich war schon
das ein oder andere Mal Vip bei Monty, und ich kenne durchaus auch
viele Leute, die damit ihr Geld verdienen und ich verteufle diese
Methode nicht, wende sie ja
bedingt auch an, aber für DAS Ding halte ich es nicht.
Die meisten Leute, sorry, das ich das sagen muss, mögen ja den
Grundsatz verstehen und auch die Regeln etc pp, aber unterschätzen
einfach den Druck, der dabei ausgeübt wird. Die meisten machen viel
zuviel Druck. Verlangen beim ersten Join Up, dem Pferd alles ab. Von
positiver Verstärkung haben die meisten noch nie etwas gehört. Oft
geben die Pferde nicht nach, sondern für einen Moment sich auf, doch
der Übergang zwischen nachgeben und aufgeben ist ein fliessender,
obgleich dazwischen Welten liegen. Aufgeben hat, wie sich
jedern denken kann, einen ungleich negativerern nachgeschmack als
nachgeben. Ich für meinen Teil möchte eigentlich weder das eine, noch
das anderen in den meisten Fällen, ich möchte eigentlich viel eher,
das es versteht. Aber
in einer Session von Verständnis zu sprechen, ist überflüssig. Wir
sprechen für das Pferd Akzent und immer, wenn wir ihm körpersprache
entgegenbringen, muss es erst lernen, diesen zu verstehen.
Wenn ich joine, dann zieht sich das auf mehrere Sessions hinaus, ich
verlange nicht vom Pferd, das es sich bei der ersten Session völlig
mir hingibt. Ich bin kein Pferd und das weiß auch Pferd und wird es
auch niemals anders sehen. Ein Pferdeersatz werde ich nie werden, da
kann ich horsemen
sein soviel ich will. In der ersten Session arbeite ich erst mit
relativ wenig Druck, das Pferd muss nicht unbedingt galoppieren,
joinen kann ich auch im Trab. Und dann heisst es beobachten, warum
soll ich warten, bis das Pferd alle "Symptome" zeigt ? Kopfsenken und
kauen und und und ... Sobald ein richtiger Schritt in die Richtung
folgt, die ich wünsche, nähmlich in diesem ersten Fall das
"nachgeben", höre ich auf, bitte das Pferd zu mir herein bzw, gehe
hin, lobe und damit hat sich das Join up für heute. Am nächsten Tag
das gleiche nocheinmal. Pferde verstehen schnell über positive
Bestärkung, was ich von ihm will. Das nächste Mal erwarte ich dann
schon mehr, da kann ich dann auch schon mal etwas mehr druck machen.
Aber ich muss genau aufpassen, wann es genug ist. Ja und so arbeite
ich mich schritt für schritt zu einem Join up und schliesslich habe
ich ein gelungenes Follow Up.
Was das anwenden auf jedes Pferd angeht nochmal. Ich kenne genügend
Pferde, die einfach ungeeignet sind, nicht das man sie nicht joinen
kann, aber es ist leichtsinnig oder verantwortunglos. Sensibelchen
beispielsweise. Die
kommen mit soviel Druck einfach nicht klar, die verwirrt und verstört
man einfach ungemeint damit, wenngleich er "Erfolg" am ende gleich
aussieht, aber die Pferdepsyche ungemein gelitten hat. Das muss
einfach nicht sein, es geht ja auch noch anders. Dann sind da die
überaus dominanten Pferde. Die sollten, wenn überhaupt, nur von einem
könner gejoint werden, denn sie sind es nicht gewohnt, sich
unterzuordnen und bevor sie sich unterordnen, wird erstmal gekämpft.
Zuviele Unfälle passieren, wenn ungeübte Joiner, ihre
dominanten Pferde versuchen zu joínen. Tja und dann sind dan noch die
PFerde, die man regelrecht kaputtjoinen kann. Kaltblüter sind da z.b.
oft betroffen von. Mein Pferd gehörte beispielsweise auch dazu. Hat
man den Druckpunkt (den Punkt, an dem man zuviel Druck ausgelöst hat)
überschritten,
machen sie psychisch einfach dicht, bleiben stehen oder rennen wahllos
im Kreis. Dann ist einfach Ende. Meistens bleiben sie stehen und man
kann "draufkloppen" ohne Ende oder Druck machen, sie bleiben stehn und
lassen ses
über sich ergehen. Da kann man unmengen kaputt machen, wenn man das
nicht erkennt. Viele Leute geben dann nicht auf, wie sie sagen, denn
man wird ja gelehrt, einfach mehr Druck zu machen, bis das PFerd
"nachgibt".
Tja und einige Pferde joinen ihr pferd "tot". Join Up muss man nicht
andauernd wiederholen, das ist ausschlieslich was für dominanzprobleme
und -schwächen. Kein Training, sondern nur ein "ausnahmezustand".
Wozubrauch ich Join Up, wenn mein Pferd mir vertraut ? Warum soll ich
das Vertrauen meines Pferdes jedesmal erstmal wieder zerstören
(wegschicken, raubtier, jagen ...), um es dann wieder zu gewinnen ?
Aber nicht jedoch das Vertrauen, das ich bereits hatte, das muss
dannach erst wieder neu aufgebaut werden. Mann sollte sich bewusst
machen, das Joinen etwas für Pferde mit mangelndem Respekt ohne
Vertrauen in den Menschen ist. Wenn kein VErtrauen da ist, brauch ich
auch keines verwerfen, denn es gilt ja, vertrauen aufzubauen.
Vielleicht hilft dir das ein bisschen weiter. Wundere dich nicht, ich
habe das schon vor ein paar monaten geschrieben und jetzt einfach
nochmal zitiert ;)
LG Sady