Discussion:
Keimfutter für Pferde?
(zu alt für eine Antwort)
Alexander Quinte
2004-10-20 12:41:24 UTC
Permalink
Hallo,

nachdem ich den Thread über Distelöl gelesen hatte, beschäftigt mich die
Frage ob Keimfutter für die Pferdefütterung geeignet wäre. Ich weiß von
einigen Pferdehalter die Keimfutter einsetzen.
Hierbei wird eine Getreidemischung (Hafer, Mais und Gerste) einen Tag in
Wasser stehengelassen und dann nach ausspülen direkt an die Pferde
verfüttert.
Welche Vor- und Nachteile hat dieses Futter und wer kennt es noch?

Gruss Alex
Olaf Ulrich
2004-10-20 14:27:09 UTC
Permalink
Nachdem ich den Thread über Distelöl
gelesen hatte, beschäftigt mich die Frage,
ob Keimfutter für die Pferdefütterung
geeignet wäre.
Geeignet schon. Ob es aber auch sinnvoll ist, weiß ich
nicht -- aber ich bezweifle es. Ausnahme: alte Pferde,
deren Zähne uneingeweichtes Körnerfutter nicht mehr
richtig kauen können.

Ansonsten würde ich das eher für ungünstig halten.
Denn es ist erwünscht, daß Pferde ihr Körnerfutter
nicht herunterschlingen, sondern gründlich durch-
kauen und dabei gut einspeicheln -- das gehört
bereits zum Verdauungsprozeß und sollte nicht ohne
Not abgekürzt werden.
Ich weiß von einigen Pferdehalter, die
Keimfutter einsetzen. Hierbei wird eine
Getreidemischung (Hafer, Mais und
Gerste) einen Tag in Wasser stehenge-
lassen und dann nach Ausspülen direkt
an die Pferde verfüttert.
Wenn der Mais und die Gerste pferdegerecht aufbereitet
ist, dann keimt da nix mehr. Überhaupt -- ich würde das
eher als "Einweichen" denn als "Keimen lassen" auffassen.
Es ist eher eine Art Mash, kein "Keimfutter". Bis die
Körner keimen (jedenfalls die, die noch keimfähig sind --
also wohl hauptsächlich der Hafer), dauert es doch länger
als einen Tag, oder?

Für (rohe) Gerste ist das Einweichen quasi eine Ersatz-
maßnahme, die notdürftig das Schroten bzw. den hydro-
thermischen Aufschluß ersetzt. Für rohen Mais ist es
eine Maßnahme, die ihn kaubar, aber noch lange nicht
gut verdaulich macht; für aufbereiteten Mais und Gerste
ist es Blödsinn -- ebenso wie für (rohen) Hafer.

Wir hatten in der Distelöl-Diskussion ja festgestellt, daß
rohe Gerste und vor allem roher Mais für Pferde ziem-
lich ungünstig sind. Ich kann mir vorstellen, daß mögli-
cherweise die Keime dieser Körner besser verdaulich
sein könnten als die Körner selber. Aber dazu müßte
man die Körner wirklich richtige Keime ausbilden lassen,
was meiner Einschätzung länger dauern dürfte als einen
Tag. Und ob die Keime *wirklich* besser sind, müßte
auch erst noch geklärt werden. Außerdem müßte man
selbstverständlich von rohen, also keimfähigen Körnern
ausgehen.

Bei recht staubigem Korn wäscht das Einweichen den
Staub fort -- das wäre noch ein möglicher Vorteil ...

Olaf
Oliver Komhard
2004-10-20 22:06:12 UTC
Permalink
Hallo Alexander!

Wir haben gequollene Gerste seit Jahren im Einsatz.

Setzt man Gerste mit Wasser an und ist die Temperatur hoch genug (m.W.
ca 7 Grad), so setzt die Vermalzung der Gerste ein, was ein dem Keimen
vorgelagerter Prozeß ist. Bei diesem Prozeß wird langkettige Stärke zu
Zuckern umgebaut, so daß die Gerste im Ergebnis zum einen leichter
verdaulich ist und zum anderen von den Pferden gerne gefressen wird.

Ein Vorteil derart gequollenes Futter zu verwenden ist die höhere
Ergiebigkeit des Futters sowie eine Staubreduktion. Eine gewisse
Kolikprophylaxe kommt hinzu. Außerdem ist das eine Methode mit
Bordmitteln Gerste aufzubereiten und so den teils beachtlichen
Preisvorteil nutzen zu können.

Nachteil ist der erhöhte Aufwand in der Bereitstellung des Futters
(Frost im Winter, Fliegen im Sommer) sowie in der Fütterung selber, wenn
die Tröge nicht für nasses Futter ausgelegt sind und die Pferd sie nicht
sauber lecken (können). Desweiteren kann die Vermalzung bei der
entsprechenden Temperatur nahtlos in eine Gärung übergehen. Das ist bei
Gerste zwar noch kein Drama (angegorene Gerste richt/schmeckt sehr
appetitlich), muß aber kontrolliert werden, damit sich nicht wer weiß
was bildet.

Ein interessanter Nebenaspekt ist, daß sich bei dem Prozeß des Ankeimens
von Gerste das Alkaloid Hordenin bildet. Diesem Stoff wird eine
anregende Wirkung nachgesagt (erhöhte Wachsamkeit, Erregung,
Bronchospasmolyse), ohne das eine leistungssteigende Wirkung durch orale
Aufnahme direkt bewiesen wäre. Trotzdem es steht auf der Dopingliste und
es wird davor gewarnt, vor einer Prüfung große Mengen von angekeimter
Gerste zu verfüttern, da damit möglicherweise nachweisbare Spuren ins
Pferd kämen.

Gruß,
Oliver
--
Immer auf dem aktuellen Stand mit den Newsgroups von freenet.de:
http://newsgroups.freenet.de
Loading...